Italien: Radfahren, Wandern und Genießen am Lago Maggiore

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Lago Maggiore Varese Titelbild . copyright Edeltraud Brugger für reisefreak.de
 

 

Infobox
Autor:Edeltraud Brugger
Reisezeit:Ende September 2023
Art der Reise:Pressereise
Lesezeit: 8 Minuten

 

 

Das Ostufer – Varese und die lombardische Küste

Wer dem Alltagsstress entkommen will, naturbelassene Landschaften am Ufer eines wunderschönen Sees sucht, kein Grandhotel braucht, beschauliche ursprüngliche Städtchen und Dörfer liebt, sich aber auch sportlich betätigen will, der ist hier richtig: am Ostufer des Lago Maggiore, manchmal „sponda magra“ genannt, mageres Ufer verglichen mit dem piemontesischen Westufer. Unser Guide nennt es lieber das blühende Ufer.

65 km erstreckt es sich von Sesto Calende bis Zenna an der Schweizer Grenze und ist keineswegs „mager“. Im Süden bieten Schilfdickichte am Ufer Rückzugsgebiete für Wasservögel, dazwischen liegen kleinere und größere Strände und beschauliche Städtchen. Weiter im Norden wird das Ufer steiler, die bewaldeten Berge bis zu 1000 m hoch mit traumhaften Ausblicken auf die gegenüberliegende Seite.

Angera – Blick über den See auf das Westufer

Das Varese Convention&Visitors Bureau:

„The magnificent countryside offers an abundance of glorious landscapes, art, traditions and fine food just waiting to be discovered.“

Wir sind eingeladen, uns in drei Tagen von diesem Reichtum an Landschaft, Kunst, Tradition und feinem Essen zu überzeugen. Das ist kurz, aber es soll auch nur ein „Appetithappen“ sein und Lust auf mehr machen.

Rocco Borromeo in Angera

Am ersten Tag werden wir gleich mit einem einzigartigen Highlight überrascht: Die mittelalterliche Burg Rocco Borromeo thront auf einem Felsvorsprung aus Kalkstein über dem See. Sie ist das Wahrzeichen der kleinen Stadt Angera und hat eine lange Geschichte. Die ältesten Teile der Burg gehen zurück bis ins 12. und 13.  Jahrhundert. Sie waren mit dem Adelsgeschlecht der Visconti verbunden. Zwei Jahrhunderte später erwarb die Familie Borromeo die strategisch wichtige gelegene Burg. Da die wohlhabende adlige Familie auch die gegenüber liegende Burg Rocca di Arona besaß, sicherte sie sich so die Kontrolle über die Schifffahrt und den Verkehr auf dem Lago Maggiore. Die Familie ist bis heute im Besitz der Burg.

Wir gehen durch den Gerichtssaal mit dem wunderschönen Freskenzyklus, der den Sieg des Erzbischofs von Mailand Otto Visconte in der Schlacht von Desio feiert.

Von hier aus steigen wir auf den Torre di Giovanni Visconti und genießen einen herrlichen Rundblick auf beide Seeufer. Die Treppenstufen werden zwar immer schmaler, aber man muss auch nicht ganz nach oben, um traumhafte Aussichten zu genießen.

Ich gehe nur ungern wieder hinunter, aber es gibt in der Burg noch viel mehr zu sehen. Mehrere historische Räume zeigen eine reiche Sammlung von Kunstwerken und Fresken. Seit 1988 findet man in den Räumen eines der bedeutendsten Puppenmuseen Europas. Neben 1000 Puppen mit zum Teil sehr kostbaren Ausstattungen gibt es in 13 Sälen auch  Spielzeug, Kinderkleidung und Spielautomaten zu bewundern.

Im Burghof kann man sich auf den Terassen der Cafeteria stärken oder den mittelalterlichen Garten bewundern, der nach alten Vorlagen 2008 neu gestaltet wurde. Exotische Obstbäume, ein Brunnen, Kräuter- und Gemüsebeete wurden angelegt. Es blüht und summt und brummt in jeder Ecke.

Varese Do You Bike

Ca. eine halbe Stunde mit dem Bus ist es von Angera zu unserer Unterkunft im Hotel Tenuta Aquasole. Das Landhotel mit Restaurant inmitten der Natur liegt zwischen dem Comabbio-See und dem Lago di Monate und gehört zur Gemeinde Mercallo. Viel Grün (5ha) und ein kleiner privater See, der zum Schwimmen und Angeln einlädt.

Tenuta Aquasole

Dort stehen am nächsten Morgen auch unsere nagelneuen E-Mountainbikes bereit samt Fahrradhelmen und zwei erfahrenen Guides. Organisiert wird alles, was mit Radeln in der Region zusammenhängt, von „Varese Do You Bike“. Die Organisation nennt sich „integriertes Dienstleistungs- und Bereitstellungssystem für den Fahrradtourismus“. 50 zertifizierte Guides bieten 45 Routen zum Radfahren an. Auf 2500 Kilometern kann man die Gegend im Bezirk Varese auf zwei Rädern entdecken. Von alpinen Touren für Radsportler bis Familientouren um die fünf Seen der Umgebung ist alles geboten.

Radfahren: Tour „Seen- und Naturreservate“

Wir sind auf der „Seen- und Naturreservate“ Tour unterwegs. Respektvoll drehe ich erst mal ein paar Runden um unsere Unterkunft, teste die Schaltung und die stufenlose Sattelhöheneinstellung per Druckknopf. Hightech im Gegensatz zu meinem E-Bike zu Hause. Damit lässt sich die ca. 60 km Strecke gut meistern.

Nach einer kurzen Einführung zum Radeln in der Gruppe mit den verschiedenen Handzeichen geht es los. Die Hausziege begleitet uns begeistert ein Stückchen bis zur Kirche in Mercallo. Am Abend wird sie uns wieder vor dem Haus empfangen.

Der erste Halt unserer Radtour ist am Regionaldenkmal Preja Buia, einem großen Findling aus der letzten Eiszeit, der anscheinend schon in Urzeiten die Fantasie der Einwohner angeregt hat. Einritzungen deuten darauf hin, dass es sich um einen Opferaltar aus prähistorischer Zeit handeln könnte. Legenden erzählen vom Gott Jupiter und dessen Eifersucht auf einen Fischer, der sich in Aphrodite verliebt hatte. Wo der Gesteinsbrocken wohl einst herkam, bevor ihn Gletschermassen vor sich her schoben und hier zurückließen?

In kleinen Dorf Taino machen wir Rast auf der Terasse der Pfarrkirche „Santo Stefano“. Den Beinamen „Dumin“, kleiner Dom, bekam sie, weil die Fassade von weitem an den Mailänder Dom erinnert. Das Dorf befindet sich auf den Ausläufern der Hügel am lombardischen Ufer und die Aussicht auf den See ist phantastisch: von Sesto Calende bis zur Bucht von Verbania mit den Borromäischen Inseln bis auf die gegenüber liegenden Alpengipfel und das schneebedeckte majestätische Massiv des Monte Rosa.

Über eine Treppe gelangt man in den Gemeindepark mit der gleichen Panoramaaussicht und der ungewöhnlichen modernen Steinskulptur „Luogo dei quattro punti cardinali“ von Gio Pomodoro. Erbaut wurde dieses Monument aus verschiedenfarbigen Graniten, Gneis, Pophyr und Sandstein.

Monte Rosa Massiv

Der geplante Besuch der Oase Bruschera im Süden der Gemeinde Angera war zum damaligen Zeitpunkt leider nicht möglich. Tagelange massive Regenfälle verhinderten den Zugang zum Sumpfgebiet mit Aussichtsturm.  Es gehört zu einem von der EU anerkannten Spezialschutzgebiet, den Schilfzonen des Lago Maggiore.  Die unbefestigten Wege sind normalerweise mit dem Rad befahrbar.

Mein Bike, das ich am liebsten nicht mehr hergegeben hätte.

Im Hotel Belvedere in Ranco werden wir nicht nur mit einem wunderbaren Blick auf den See verwöhnt, sondern auch mit hervorragenden regionalen Speisen. Natürlich ist der Fisch aus dem Lago und die Pfirsiche vom See Monate. Da lacht das hungrige Bikerherz!

Hier kann man nicht nur vorzüglich regional speisen, sondern auch übernachten. Aber wir müssen ja weiter radeln. In der Bucht zwischen Ranco und Ispra liegt der „Parco del Golfo della Quassa“, der Quassa Park, ein Stückchen Natur ideal für Radtouren oder Spaziergänge am See. Das Hinterland ist wenig besiedelt und Straßen laufen weit entfernt vom Ufer. Und hier stoßen wir wieder auf einen majestätischen Findling aus der Eiszeit, den Sasso Cavallazzo. Er liegt im Wasser an einem kleinen Kiesstrand. Vor 60.000 Jahren wurde der Serpentinbrocken von den Alpengletschern hergeschleift.

Ein beschaulicher Uferweg führt zum Findling.

Der Rückweg unserer Radtour führt uns über kleine verträumte Gemeinden und Dörfer, Wiesen und Wäldchen über Caproma und Osmate zurück nach Mercallo, wo unsere Ziege schon auf einem Steinbrocken auf uns wartet. Unterwegs gibt es viel zu entdecken. Immer wieder müsste man vom Rad steigen und durch die malerischen Straßen gehen.

Am Lago di Comabbio führt ein neuer Steg für Radfahrer und Spaziergänger direkt am Ufer entlang.

Wandern am See

Erlebnis-Trekking ist am nächsten Tag angesagt. Und wieder macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Durch die heftigen Regenfälle ist auch der Zugang zum Froda-Wasserfall bei Pira unpassierbar geworden. Der 100 Meter hohe Wasserfall ist normalerweise über einen 1,5 km langen Wanderweg mit festem Schuhwerk erreichbar. Eine Bachüberquerung auf Felsbrocken, Treppen mit Kette zum Festhalten, ein bisschen klettern… je nach Witterung und Jahreszeit fordert der Weg mehr oder weniger heraus. Zur Zeit aber geht gar nichts.

Unser örtlicher Guide hat einen Plan B parat und aus dem Erlebnis-Trekking wird eine gemütliche Wanderung. Auch schön!

Castelveccana Ortsteil San Pietro

Castelveccana Ortsteil San Pietro

Am Seeufer entlang fährt uns der Bus in den Norden nach Castelveccana. Ein Spaziergang durch das Dorf, dann bringt uns der Anstieg auf den Hausberg ein wenig zum Schnaufen. Wieder eine herrliche Aussicht auf den See und das Ufer! Unterwegs kann man im Gebüsch der Abhänge Reste der alten Kalkbrennereien erspähen.

Unser Guide hat immer einen Plan B.

Auf verschlungenen Pfaden erst durch den Ort, dann durch den Wald, gelangen wir zur Kirche Santa Veronica. Sie ist auch über Treppen vom Parkplatz am Hafen zu erreichen. Das wird unser Rückweg.

meist verschlossen: Santa Veronica

…aber dieser Ausblick!!

 

verwilderte Palmen aus den Gärten

Von da ging es runter zum Hafen…

…zur wohlverdienten Brotzeit mit regionalen Köstlichkeiten im  Sunset Bistrot Calde

Santa Caterina del Sasso

Ein besonderes Erlebnis zum Abschluss unserer kurzen Reise ist der Besuch der Einsiedelei Santa Caterina des Sasso. Errichtet wurde sie an einer schwer zugänglichen Stelle direkt am Steilufer des Lago Maggiore. Von den Dominikanern im 13. Jahrhundert zu einem Kloster umgebaut, war sie immer Ziel vieler Wallfahrten.

Der Überlieferung nach stiftete der Kaufmann Alberto Besozzi nach einem glücklich überstandenen Schiffbruch das Kloster und lebte dort als Eremit. Mehrmals wurde das Kloster umgebaut und erweitert, um Raum für die vielen Pilger zu bekommen.

Als die Gebäude im 20. Jahrhundert auseinanderzubrechen drohten, wurde das gesamte Fundament mit Stahlzügen gesichert, die tief im Berg verankert sind.

Das Kloster ist auch vom Schiff aus zugänglich.

Nachdem wir am Anfang die 268 bequemen Stufen zum Kloster hinunter gestiegen sind, testen wir beim Rückweg den hochmodernen Aufzug. Für einen Euro trägt er uns die 51 Höhenmeter nach oben und wir setzen uns auf einen Espresso noch kurz ins Klostercafe.

Genießen am See – Relais Villa Porta Colmegna

Phantastische Hotels mit italienischem Charme gibt es nicht nur am „reichen“ Westufer.

Wir waren im „Relais Villa Porta“ in Colmegna, Luino zu Gast. Ein krönender Abschluss unserer Erkundungsreise in Varese.  Die historische Villa in einem paradiesischen alten Park wurde zu einem wunderschönen Erholungsort umgebaut mit allem, was das Herz begehrt. Radfahrer willkommen!

Praktische und weiterführende Links

Übernachtung

Hotel Tenuta Aquasole*

Relais Villa Porta*

Informationen

Tourismusportal Varese #DoYouLake
Nützliche Informationen zu den wichtigsten Ausflugszielen in der Region finden, indem du nach verschiedene Kategorien (z.B. Unesco-Stätten, Gemalte Dörfer, Seen und Flüsse, Villen und Gärten, Burgen und Schlösser) sowie nach Gebieten recherchierst.

Auf dem Portal kannst du auch die Angebote der verschiedenen Veranstalter und nützliche Tipps für die Planung eines Aufenthalts in der Region einsehen.

Internetseite Varesedoyoulike
Auf der Internetseite Varesedoyoulike kannst du den Reiseführer „Varese #DoYouLake?“ herunterladen (auch auf Deutsch verfügbar).

Radtourismus – Internetseite Varesedoyoubike
Unter den verschiedenen Möglichkeiten, die die Region Varese bietet, kannst du dich hier über den Radtourismus informieren, eine der Möglichkeiten, die Provinz der 7 Seen auf nachhaltige und unterhaltsame Weise zu besuchen. Die Website www.varesedoyoubike.it hält 45 Routen mit ca. 2.500 km Strecken bereit, die nach Schwierigkeitsgrad und Art (Familie, Sport, usw.) unterteilt sind, sowie alle Dienstleistungen, die den Radfahrern zur Verfügung stehen (von der Unterkunft bis zum technischen Service für Fahrräder).

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Offenlegung – Transparenz – Danksagung

Ich danke der Italienischen Handelskammer München-Stuttgart sowie dem Varese Convention & Visitors Bureau für die Organisation und Einladung zu dieser Pressereise. Die Kosten wurden durch die Einladenden übernommen.

Alle Reiseberichte aus und über Italien bei uns im ReiseMagazin

 

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