Südamerika 1986: Rucksackreise Bolivien bis auf 4000 m Höhe [Vintage]

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white and black mountain under blue sky during daytime
  
Infobox
Autor:Olaf Remmers
Reisezeit:Juni 1986 für den Teil „Bolivien“
Art der Reise:Selbstfinanzierte Rucksackreise
Lesezeit: 34 Minuten
  

Tagebuch zweite Südamerika-Reise: Perú, Bolivien, Argentinien, Paraguay, Brasilien, Uruguay

17. Mai bis 28. August 1986

Anmerkung: Nach meiner ersten Südamerikareise 1984 durch die Andenländer und dem anschließenden Eintritt ins Berufsleben war meine Reiselust noch lange nicht gestillt. Nach zwei Jahren Berufstätigkeit nutzte ich einen Arbeitgeberwechsel zu einer zweiten dreimonatigen Südamerikareise, auf deren zweiter Hälfte in Brasilien und Argentinien mich meine Freundin, die inzwischen seit über 35 Jahren meine Ehefrau ist, begleitete.

Der Text meines Tagebuchs von 1986 wurde fast unverändert übernommen. Die Rechtschreibung wurde angepasst und auf die Umrechnung in DM (Deutsche Mark, die Älteren werden sich erinnern) wurde verzichtet. Die damals gültigen Landeswährungen wurden beibehalten.

Informationen aus dem Internet gab es damals natürlich noch nicht, geschweige denn Verbindungen zu Freunden oder Familie über What’s App oder ähnliches. Die beste Verbindung waren postlagernde Briefe (wer kennt das noch?) oder in Notfällen extrem teure Telefonate. Ich war also drei Monate lang auf mich allein gestellt! Es war also eine rein analoge Reise! Mein handgeschriebenes Tagebuch war das einzige Lebenszeichen, das ich regelmäßig per Post nach Hause schickte. Meine Mutter hat es sofort mit der Schreibmaschine abgeschrieben, um die Schwierigkeiten meiner Handschrift zu kompensieren. Nach Jahrzehnten in einem Leitzordner im Keller konnte ich das wiederentdeckte Tagebuch nun problemlos in WORD einscannen und als TXT-Datei dem ReiseFreak’s ReiseMagazin und ReiseBlog zur Verfügung stellen, inklusive fast 40 Jahre alter Dias, die trotz teilweise zweifelhafter Qualität in digitalisierter Form Eingang fanden.

 

 

 

Teil 2: Erreichen wir die alte Mine auf 4000 m Höhe am Cerro Rico in Bolivien?

Montag, 9.6. Pünktlich um 8.30 Uhr fährt das Colectivo in Puno/Perú los und ist voll mit Leuten, die ebenfalls nach Bolivien wollen: Zwei Deutsche sind dabei, neben mir sitzt eine Chilenin, die in Santiago in einem Reisebüro arbeitet, und ein nettes Schweizer Ehepaar, das schon zwei Jahre in Asien unterwegs war. Wie immer bei Sonnenschein – im Auto wird es schon sehr heiß, obwohl es draußen noch sehr kalt sein wird – fahren wir am Titicacasee entlang: leuchtend blaues Wasser, viele Indios, Lama- und Schafherden, viele Lehmhüttendörfer, im Hintergrund schneebedeckte 5000er und 6000er, davor grünbraune Hügel – so fahren wir 1½ Stunden. Dann erreichen wir YUNGUYO, den letzten peruanischen Ort vor der bolivianischen Halbinsel Copacabana (siehe Südamerika I). Hier wechseln wir Geld: Für 1 US-$ gibt es 1.800.000 bolivianische Pesos (vor zwei Jahren – 1984 – waren es noch ca. 3.000 Pesos!), also bekomme ich für meine 20 Dollar 36.000.000 Pesos: 3 Scheine à 10 Mio, 6 à 1 Mio. Es sind keine richtigen Geldscheine, sondern eine Art Gutscheine, für die man den aufgedruckten Betrag bekommt (wie damals in Italien die 100-Lire-Scheine), aber im Alltag funktionieren sie natürlich wie Geldscheine. Vor der Grenze bekommen wir von einem „Jango„, der nicht als Grenzbeamter erkennbar ist, unseren Ausreisestempel, dann geht es durch einen Torbogen und wir sind in Bolivien.

BOLIVIEN

Flagge von Bolivien

Mit dem colectivo nach La Paz

Nach ein paar Kilometern kommt der erste Ort, COPACABANA, wo wir unsere bolivianischen Einreisestempel bekommen. Einige bleiben hier (wie wir vor zwei Jahren), die anderen steigen nach dem Mittagessen in einen bolivianischen Bus um. Dieser bringt uns über die Halbinsel Copacabana, dann werden Bus und Passagiere auf verschiedene Boote verladen und zum bolivianischen Festland übergesetzt.

Unser Bus wird zur Überfahrt auf die „Fähre“ bugsiert [Bild REM]

Diese Halbinsel namens Copacabana im Titicacasee ist übrigens nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen brasilianischen Atlantikstrand in Rio de Janeiro, den wir viele Wochen später noch besuchen werden. Nach 1½ Stunden Fahrt über das Altiplano kommen wir dann von oben nach LA PAZ (siehe Südamerika I). Das Hotel, in dem wir abgesetzt werden und das auch mein Reiseführer empfiehlt, ist leider belegt. So mache ich mich auf eigene Faust auf den Weg und lande im nahe gelegenen, sehr einfachen Hotel „Oriental“, wo ich für 5.000.000 Pesos übernachte. Hier in Bolivien sind die Preise, wie mir schon vorher berichtet wurde, deutlich höher als in Perú (Hotel das zwei- bis dreifache, Essen das zwei- bis vierfache, jeweils bei vergleichbaren Bedingungen), aber immer noch akzeptabel; vor zwei Jahren war es bezüglich Perú/Bolivien noch genau umgekehrt. Abends lasse ich das unheimlich intensive Straßenverkaufsleben auf mich wirken. Hier werden also keine Straße verkauft, sondern am Straßenrand sitzen Indiomuttis mit Bowler hinter ihren Waren: Vom Kamm bis zum Abendkleid ist alles zu haben. Auch Licht ist installiert, damit man gut sehen kann. Und so geht es von Straße zu Straße. Dazwischen natürlich immer wieder viele „Stände“ mit Essen und Trinken aller Art. In irgendeinem Lokal (mit Tisch und Stuhl) esse ich auch, trinke einen Coca-Tee und fahre dann in mein tolles Hotel „Oriental„, wo ich recht und schlecht schlafen werde. Zuerst muss ich mich an die unheimlich schweren, echten Rosshaardecken gewöhnen, die zwar wunderbar warm halten, aber sauschwer sind (ich schätze für beide über 10 kg).

La Paz auf 3.000-3.600 müM ist von Gegensätzen geprägt [Bild REM]

Einer der zahlreichen Verkaufsstände in La Paz [Bild REM]

Das Valle de la Luna bei La Paz ist schwierig zu erreichen

Dienstag, 10.6. Morgens frühstücke ich bei „Eli„, das in meinem Reiseführer empfohlen wird und wirklich gut aber teuer ist. Dann die üblichen Besorgungen: Casa de Cambio (188.000.000 Pesos für 100 US-$, die hoffentlich nicht zu schnell wertlos werden!), Touristeninformation, Post etc. Nachdem ich ewig in der prallen Sonne gewartet habe (im Schatten braucht man einen dicken Pullover, in der Sonne ist es im T-Shirt zu warm), kommt mein Micro-Bus Nr. 11, mit dem ich ins Valle de la Luna fahren will. Das ist ein Tal in der Nähe von La Paz mit bizarren Felsformationen – wie auf dem Mond, daher der Name. Lange fahren wir Kurve um Kurve hinunter nach La Paz und kommen in immer bessere Wohngegenden. Es gibt kaum noch Indios (zumindest der Kleidung nach), Daimler-Fahrzeuge sind keine absolute Ausnahme mehr, es gibt Häuser mit Gärten etc. Dann biegt der Bus von der Hauptstraße ab und ist bald an der Endstation, von wo aus ich laufen muss. Ich komme in eine Art Steinbruch, wo viele Lastwagen vorbeifahren und es sehr staubig ist. Ich marschiere munter bergauf (ich bin auf ca. 3.100 m Höhe!), weiß aber nicht so recht, ob das richtig ist, obwohl ich mehrmals frage, denn ich sehe noch nichts „Mondmäßiges“. Teilweise gibt es ekelhafte Wege, auf denen ganz feiner Pulverstaub (wie Zement) liegt, wenn dann ein LKW kommt, staubt es bis zum TZ und man muss alle Löcher zuhalten. Die Sonne und dieser Staub machen einen ganz schön fertig, aber ich laufe weiter. Durst. Ich fühle mich wie in der Wüste. In der Ferne erheben sich rötliche Berge, die teilweise grün bewachsen sind. Ich kann fast nicht mehr und immer wieder kommen von oben Autos, die Staub aufwirbeln. Plötzlich – hinter einer Kuppe – erreiche ich ein Dorf und stürze mich in den ersten Laden, um eine Cola zu trinken, denn mehr gibt es hier nicht.

Hier werde ich in die richtige Richtung geschickt und erreiche kurze Zeit später gestärkt das Valle de la Luna. Es ist kein riesiges, aber ein beeindruckendes Gebiet, in dem Regen, Wind und Erosion bizarre, spitze Formen aus dem relativ weichen Gestein herausgearbeitet haben. Den Hintergrund bilden hohe, teilweise schneebedeckte Berge in allen Farbschattierungen. Also wirklich sehenswert. Ich laufe weiter bis zum nächsten Dorf, trinke etwas, esse eine Suppe bei einer dicken Indiomutti und laufe dann den ganzen Weg zurück. Der Mikrobus bringt mich zurück ins Centro, wo ich in meinem Hotel erst einmal dusche.

Das Valle de la Luna ist durch Wind, Wasser und Erosion geprägt [Bild REM]

Später kaufe ich ein Busticket für die Weiterfahrt nach Cochabamba, spaziere durch die Altstadt (alles schon bekannt) und schreibe diverse Briefe und Karten. Als ich diese bei der Post aufgebe, frage ich gleich nach eingegangener Post für mich. Und siehe da, es sind tatsächlich zwei Briefe von Irene für mich da! Darüber freue ich mich riesig! Dann wird es auch schon bald dunkel (in Bolivien ist die Zeit übrigens eine Stunde früher als in Perú, d.h. es wird abends erst eine Stunde später dunkel) und kalt. Mit Pullover und Skijacke bewaffnet gehe ich essen und dann bald unter meinen dicken Decken schlafen.

Mittwoch, 11.6. Schon mit dem Rucksack bewaffnet, kaufe ich schnell auf dem Markt, wo es eine riesige Auswahl gibt, zwei Brötchen und trinke einen Lima-Saft (Limas sind kleiner als Pampelmusen und nicht so sauer). Dann muss ich unter Aufbietung aller Kräfte zum Busbahnhof hoch, wo ich völlig erschöpft ankomme. Der Busbahnhof von La Paz ist sehr sauber und ordentlich – ganz un-südamerikanisch. Dort trinke ich in Ruhe einen Kaffee und fahre dann mit einem alten, aber sehr gut erhaltenen Daimler-Bus Richtung Oruro. Die ersten Kilometer sind furchtbar langsam, bis wir oben auf dem Altiplano sind. Dann geht es die 273 km bis Oruro fast nur geradeaus über die riesige Hochebene (3.600 m hoch). Wir fahren durch Lehmdörfer, in denen die Indios wie eh und je leben. Wir sehen viele Lama- und Schafherden und auch viele schwarz-weiße Rinder.

Die Strecke Oruro – Cochabamba ist die schönste Andenstrecke, die ich je befuhr

Schon nach drei Stunden erreichen wir ORURO, eine (für bolivianische Verhältnisse) moderne Großstadt mit einem hypermodernen Busterminal. Hier beginnt wieder der Ärger um meinen Rucksack. Da ich weiter nach Cochabamba will, muss ich umsteigen. Dazu muss ich in den ersten Stock des Terminals und mein Ticket irgendwie umschreiben lassen. Während ich das mache, wird das Gepäck von einem Bus in den anderen umgeladen. Ich kann also nicht nachsehen, ob mein Rucksack wirklich richtig gelandet ist. Alle versichern mir zwar, dass er in meinem Bus sei, aber wer weiß? Kontrollieren ist nicht mehr möglich, denn die Plane ist schon drüber. Also fahre ich mit gesundem Gottvertrauen los.

Im modernen Busbahnhof von Oruro [Bild REM]

Nun folgt die Strecke Oruro – Cochabamba, ca. 300 km, eine der schönsten Andenstrecken, die ich je befahren habe. Unser alter, klappriger Daimler-Bus muss bald die hier endende Asphaltstraße verlassen und es geht stundenlang auf einer Schotterpiste immer höher hinauf. Wunderschöne Berge und Täler in allen erdenklichen Rot/Grün/Braun-Kombinationen. Endlich sind wir so hoch (ca. 5.000 müM), dass wir alle Berge von oben sehen können: einmalig! Leider schaukelt und wackelt es so sehr, dass an Fotografieren nicht zu denken ist. Endlich ist die Schotterpiste zu Ende und es folgt eine saubere Asphaltstraße, die uns hinunter nach COCHABAMBA bringt, das „nur“ 2.500 m hoch liegt und wo wir gegen 17 Uhr, also noch im Hellen, ankommen. Nach dieser schönen Fahrt bin ich übrigens froh, den einzigen Bus bekommen zu haben, der tagsüber fährt, denn alle anderen fahren ausschließlich nachts! Als das Gepäck vom Dach geladen wird, kommt zu meiner großen Erleichterung auch mein Rucksack zum Vorschein – ich bin happy! Schnell finde ich die saubere Residencia „Escobar„, in der ich für 6 Millionen übernachte. Die Temperaturen sind hier viel angenehmer als in Puno oder La Paz und man kann auch nach Sonnenuntergang noch im Hemd herumlaufen. Abends schlendere ich über die schöne, palmengesäumte Plaza, esse beim Chinesen und schlafe in meinem sauberen, „leichten“ Bett.

Die saubere Asphaltstraße, die uns nach Cochabamba hinunterbringt [Bild REM]

Donnerstag, 12.6. Obwohl es hier wirklich unglaublich viele Läden aller Art gibt, ist es gar nicht so einfach, einen Platz zum Frühstücken zu finden – aber ich schaffe es. Danach mache ich mich auf den Weg zur schönen Plaza (leider heißt die Plaza in Bolivien in jeder Stadt anders und nicht wie in Perú: Plaza de Armas, wie in den anderen Andenstaaten: Plaza Bolívar oder in México: Zócalo), auf deren einer Seite die nicht sehr beeindruckende Kathedrale steht, auf den anderen drei Seiten alles Gebäude mit Arkaden, wo man schön im Schatten laufen kann. Neben diversen Geschäften [farmacía (Apotheke), heladería (Eisdiele), hamburgueserla (Imbiss mit Hamburgern) etc.] führen hier viele große Holztüren zu Patios, wo es schattig ist und alles großzügig wächst – einfach toll. Die Plaza selbst ist wunderschön mit Palmen und anderen tropischen Gewächsen bepflanzt, aber schließlich befinden wir uns hier auch nur auf ca. 2500 m Höhe. Hier ist auch das Touristenbüro, wo mir eine nette Dame Informationen über Cochabamba (kurz: Cobba) gibt, unter anderem, dass heute Markt sei in Tarata, 30 km entfernt. Da will ich sofort hin.

An der Plaza in Cochabamba [Bild REM]

Säule auf der Plaza [Bild REM]

Doch den richtigen Bus zu finden, ist leichter gesagt als getan. Zuerst laufe ich eine halbe Stunde in der prallen Sonne, bis ich endlich dort ankomme, wo der Bus laut Touristenbüro abfährt. Ja, sagt man mir, hier sei er früher abgefahren, heute aber woanders. So ein Mist und es ist schon fast 11 Uhr. Also laufe ich wieder zurück, obwohl ich nicht verstanden habe, wo der Bus jetzt abfahren soll. Als ich wieder etwas näher an der Stadt bin, nämlich in der Markt- und Bahnhofsgegend, frage ich verschiedene Leute nach dem Bus, aber keiner weiß es so genau. Ich will schon aufgeben. Plötzlich klopft mir ein älterer Herr auf die Schulter und sagt, er habe gemerkt, dass ich etwas suche, was denn? Ich erkläre ihm mein Problem und er erwidert in relativ sauberem Englisch, dass er ein Touristenbüro an der brasilianischen Grenze habe und bringt mich dann tatsächlich zu meinem Bus, der an der Baustelle des neuen Busterminals abfährt. Warum mir das niemand erklären konnte, ist mir ein Rätsel. Im Micro-Bus, so heißen die „Colectivos“ hier, sitzen schon ein paar Leute und als der Bus, also nur die Sitzplätze, voll ist (ca. 25 Personen), geht’s los. Noch in Cobba geht’s über Straßen der chaotischsten Art, so dass kaum beide Hände ausreichen, um mich festzuhalten. Dazu staubt’s wie d’Sau.

Endlich kommen wir aus Cobba heraus und es geht weiter auf einer mäßig asphaltierten Straße. Immer wieder halten wir an und mehr und mehr Leute steigen ein. Dann biegen wir von der „Hauptstraße“ ab und es geht noch ein Stück an einem See entlang, bis, ja bis mein Micro wieder einmal versagt. Der Fahrer bastelt mit seinem Pseudowerkzeug herum, aber es hilft (natürlich) nichts. Zehn Minuten später kommt ein leerer Lastwagen vorbei, auf den wir alle klettern, aber erst, nachdem der „Unglücksfahrer“ die Hälfte des Fahrpreises kassiert hat (normalerweise zahlt man beim Aussteigen). Dann geht es noch enger, noch holpriger und noch staubiger weiter, bis wir endlich in TARATA ankommen.

Das ist ein sehr schöner kolonialer Ort, in dem ich wirklich der einzige Tourist bin (!) und es ansonsten nur Indios zu geben scheint. Toll! Etwas gehemmt schlendere ich um die Plaza – die Häuser mit ihren Arkaden und Balkonen sehen aus, wie ich sie in der Mexiko-Abteilung der Universal Studios in Hollywood gesehen habe – wo viele kleine LKWs stehen, einige Indios schon ihre Waren ausgebreitet haben und es von Indios nur so wimmelt, die natürlich immer in „Tracht“ erscheinen. Dann traue ich mich in eine Straße, die von der Plaza abzweigt und in der nicht viel weniger los ist. Mein freundliches „Buenas tardes“ wird ausnahmslos ebenso freundlich erwidert, obwohl Spanisch bzw. Castellano für diese Menschen eine Fremdsprache ist, denn sie sprechen Quetchua, das neben Spanisch die zweite Amtssprache Boliviens ist. Schließlich gehe ich durch ein Tor auf einen Platz, auf dem der Gemüsemarkt stattfindet: wunderschön, bunt und malerisch, so wie nur ein Indiomarkt in den Anden aussehen kann. Hier glaube ich, nicht mehr so aufzufallen und traue mich, ein paar Fotos zu machen.

Wieder auf der Straße würde ich am liebsten in eine der „Besenwirtschaften“ gehen: An jeder Tür, an der eine Art Fahne hängt, gibt es Chicha zu trinken. Das ist indianisches Maisbier, das angeblich durch Spucke zur Gärung gebracht wird. Aber es sind überall so viele Indios, dass ich mich ehrlich gesagt nicht in diesen dunklen Ort der Verruchtheit traue (ich nicht in die Kneipe, das ist lächerlich, aber wahr). Jedenfalls ist es mir so lieber, als mit mehreren Leuten und dadurch mutiger, aber vielleicht zu frech für die bescheidenen Indios.

Markt in Tarata [Bild REM]

Ohne Autos geht es auch hier nicht! [Bild REM]

In Tarata [Bild REM]

Also laufe ich weiter durch Tarata, mache ein paar Fotos usw. Auf der Plaza gibt es einen hohen Turm, den ich besteigen möchte, um von oben zu fotografieren. Also gehe ich in das offiziell aussehende Gebäude, zu dem der Turm gehört. Ein „Diener“ führt mich in das Büro des Prefecto, der wiederum wegen meines „Buenos tardes„, vielleicht auch wegen meiner Haut- und Haarfarbe, alle warten lässt und meinem Wunsch, den Turm besteigen zu dürfen, sofort nachkommt. Damit ist meine Audienz beendet. Während der Butler losstürmt, um den Schlüssel zu holen, überlege ich, dass dieser prefecto eigentlich genauso wenig hierher gehört wie viele studierte Bürgermeister, die in schwäbischen Dörfern von den Bauern gewählt werden – und wer weiß, ob hier überhaupt gewählt wird. Als er dann mit dem Schlüssel kommt, aufschließt und wir hinaufsteigen, bereue ich spätestens bei der zweiten Treppe oder dem, was davon übrig ist, überhaupt hier ‚raufgewollt zu haben. Aber jetzt muss ich weiter. Über die abenteuerlichsten Reste von Treppen und Leitern und dem Kommentar des Mannes „Es un poco peligroso“ geht es etwa fünf Stockwerke nach oben und dann mit einem großen Schritt über das „Nichts“ auf den Außenbalkon. Hoffentlich hält der… Ich mache schnell ein paar Fotos und ziehe mich dann zurück. Langsam klettere ich wieder hinunter und bin froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Dankbar überreiche ich dem Mann eine Schachtel Marlboro.

Blick von oben auf Tarata [Bild REM]

Das Zentrum von Tarata vom Turm aus [Bild REM]

Wie bekommt mir die vergorene Chicha in Tarata?

Dann gehe ich noch einmal durch den Ort, denn bevor ich nach Cobba zurückkehre, möchte ich doch noch gerne Chicha probieren. Schließlich betrete ich einen der Läden. Hier sitzen viele Indio-Muttis am Tisch, vor sich einen großen Krug mit Chicha und kleine Holzschalen, aus denen sie trinken. Die beiden Frauen, die aus großen (ca. 100 Liter) Steinkrügen schöpfen, sehen aus wie deutsche Winzersfrauen. Hier bitte ich um ein Glas Chicha und bekomme auch eins. Die Chicha ist sehr trüb, schön kühl und schmeckt ungefähr wie Federweißer. Während ich das Glas langsam austrinke, kommt ein Verkäufer mit einem Bauchladen herein und verkauft Alka-Seltzer an alle – was soll das? Während ich die Indios beobachte, die hier – im Vergleich zu anderen Situationen – viel lebhafter sind, bestelle ich ein zweites Glas, denn das Zeug schmeckt nicht schlecht! Damit gehe ich weiter in einen Patio, wo viele Männer stehen und sitzen und ebenfalls Chicha trinken. Schnell komme ich mit einigen ins Gespräch und man prostet sich zu… Nach 1½ Stunden und gefühlten 10 Gläsern Chicha (ist offensichtlich weniger stark als deutsches Bier) mache ich mich auf den Weg zum Bus. Ich bekomme zwar nur einen Stehplatz, komme aber gut nach Cobba zurück. Wieder im Hotel, wasche ich mich gründlich ab und gehe dann essen, um bald früh schlafen zu gehen.

Im Monasterio Santa Teresa empfängt mich eine deutschsprachige Nonne

Freitag, 13.6. Meine 10 Glas Chicha habe ich sehr gut vertragen, trotzdem mache ich mir an diesem Freitag, den 13. einen gemütlichen Tag in Cobba. Die Stadt ist eigentlich sehr schön, die Temperaturen angenehm bis warm, nur die vielen Autos und deren Gestank machen einen verrückt, zumal die Straßen alle sehr eng sind. Fast den ganzen Vormittag verbringe ich mit Tagebuch schreiben, Wäsche waschen etc. Gegen 11:00 Uhr gehe ich zur Iglesia Teresia, einem Nonnenkloster, das noch „in Betrieb“ ist. Die Tür zur Kirche ist verschlossen. Also gehe ich herum und finde einen Eingang zum Kloster. Hier stehe ich in einem kleinen Verkaufsraum, in dem eine junge und eine alte Frau (in Zivil) arbeiten. Obwohl jetzt Besuchszeit ist, sagt mir die Alte, dass ich jetzt nicht rein dürfe. Die Junge sagt, ich solle klingeln. Das tue ich auch. Plötzlich dreht sich neben mir dieses hölzerne Gestell, mit dem früher – und offensichtlich auch heute noch – der Kontakt zwischen Nonnen oder Mönchen und Laien hergestellt wurde, wenn sie sich nicht sehen durften. Das ist ja eine tolle Sache. Eine Frauenstimme fragt, was los sei. Ich sage, dass ich gerne das Kloster besichtigen möchte. Als die unsichtbare Nonne erfährt, dass ich aus Deutschland komme, redet sie in akzentfreiem Deutsch weiter! Sie erzählt, dass ihre Eltern aus Deutschland kommen, sie in Brasilien aufgewachsen sei und seit 20 Jahren in diesem Kloster lebe. Das ist ja interessant! Ich darf nur jetzt nicht ins Kloster, weil „vocaciones“ seien, aber heute Nachmittag könne ich wenigstens die Kirche besichtigen. Das ist doch wenigstens mal was.

Nachdem ich mir die Zeit mit der Besichtigung der Kathedrale, Wäschewaschen usw. vertrieben habe, gehe ich nachmittags wieder zum „Monasterio Santa Teresa de Carmelitas descalzas“ und spreche nun durch diesen „Apparat“ mit der Schwester der ersten Nonne (auch auf Deutsch), die mir einen großen alten Schlüssel aushändigt. Dann gehen die Alte und ich zur Kirche, um sie zu besichtigen. Die Kirche haut mich nicht um (Neobarock), aber plötzlich steht eine der Nonnen hinter einem Gitter (jetzt sichtbar!) und erzählt mir alles Mögliche über die Kirche. Am Ende verabschiedet sie mich sogar per Handschlag. In Anbetracht meiner über 1000,- DM Kirchensteuer verzichte ich aber großzügig auf eine Spende.

Anschließend fahre ich mit dem Bus zum „Palacio de Portales„, ohne wirklich zu wissen, was das ist. Aber laut Touristenbüro soll es schön sein, also hin. Zusammen mit einigen Bolivianern und drei Amerikanern gibt es eine Führung durch einen beeindruckenden englischen, sehr gepflegten Garten und eine noch großartigere Villa. Bald stellt sich heraus, dass der Bauherr „El Señor Patiño“ (Simon I. Patiño) bis zur Revolution 1952 der reichste Minenbesitzer Boliviens war. Die Villa ist wirklich einzigartig: Holz aus Afrika, Marmor aus Italien, Möbel aus Frankreich, Handwerker aus Deutschland, in diesem Stil sind alle Räume eingerichtet – wirklich einzigartig. Im Kontrast dazu steht die Armut der Minenarbeiter damals und heute (s. Minenbesuch am 18.6.) und die Tatsache, dass Patiño das 1915 – 1925 erbaute Haus nie gesehen, geschweige denn bewohnt hat!!! Unglaublich. Heute gehört es einer Schweizer Stiftung.

Zurück im Hotel lege ich mich nach dem Waschen etwas hin. Dabei passiert mir das bisher dickste Ding dieser Tour: Ich lasse aus Versehen meine neue Brille auf dem Waschbecken (ist für das ganze Stockwerk) liegen. Als ich es eine Stunde später nach dem Schlafen merke, ist sie weg! Alles Suchen im Hotel nützt nichts, auch nicht die 20 $ (hier viel Geld) Finderlohn, die ich aussetze. So ein Mist! Ich habe zwar noch eine zweite Brille, die genauso gut ist, aber wenn die auch kaputt geht… Außerdem war die Brille erst ein paar Monate alt! Das passt ja gut zu Freitag, dem 13.!

Samstag, 14.6. Heute will ich weiter nach Sucre, aber obwohl ich von Pontius zu Pilatus laufe, gibt es nur Nachtfahrten, d.h. keine Aussicht, schlechter Schlaf. Also kaufe ich mir für heute um 18:00 Uhr ein Ticket für die 12-stündige Fahrt (490 km). Dann fahre ich mit dem Bus nach Cliza, in der Hoffnung, dort einen ebenso schönen und interessanten Ort vorzufinden, wie es Tarata war. Aber weit gefehlt: Der Ort ist klein, dreckig, nichts Interessantes, einfach nur langweilig. Also sitze ich dort ein wenig auf der Plaza herum, esse und fahre wieder zurück.

Der Samstagsmarkt in Cochabamba ist farbenfroh und riesengroß

Dafür gibt es heute in Cobba einen Riesenmarkt! Einen Markt in dieser Vielfalt und Größe habe ich noch nie gesehen. Es ist wirklich unglaublich. Für Touristen gibt es auf dem Markt zwar nichts zu kaufen (keine Artesanías), aber ansonsten ist das Angebot riesig. Ich gehe alleine über eine Stunde durch zwei lange parallele Gänge mit Kleidung. Dasselbe gilt für Gemüse, Fleisch, Obst, Kleintiere etc. Dazu kommt das wahnsinnige Gewusel rund um den Markt – es ist wirklich toll und ich mache ein paar Fotos von den Indios, die hier verkaufen.

Samstagsmarkt in Cochabamba [Bild REM]

In Cochabamba [Bild REM]

Hier wird Coca angeboten [Bild REM]

Heute, am Samstagnachmittag, ist die Stadt ansonsten ziemlich leer und nichts los, da alle Geschäfte geschlossen haben (Markt!). So mache ich mich rechtzeitig auf den Weg zum Busbahnhof, wo es auch ziemlich chaotisch zugeht, so dass ich wieder einmal nicht wenig Angst um meinen Rucksack habe. Aber Bolivien ist in Sachen Diebstahl weitaus ungefährlicher als Perú. Während ich auf den Bus warte, der ewig auf sich warten lässt, lerne ich Shaul aus Israel kennen, der mit dem selben Bus fahren will und wartet. Obwohl er strenggläubiger Jude ist, wie er mir erzählt, ist er sehr unkompliziert. Sein Englisch ist zwar nicht so gut, aber halb Englisch, halb Spanisch, das klappt schon. Nach 1½ Stunden Warten in dem engen, schmutzigen Büro kommen wir mit Sergio, einem bolivianischen Ingenieurstudenten, ins Gespräch. Er erzählt uns, dass er eigentlich schon gestern mit dem 18:00 Bus fahren wollte, aber der sei gar nicht gekommen! Das sind ja tolle Aussichten für heute. Aber ½ Stunde später kommt der Bus tatsächlich und zufällig sitze ich neben Sergio auf meinem Stammplatz hinter dem Fahrer (viel Fußfreiheit). Während Sergio auf meine Tasche aufpasst, beobachte ich – schon lange im Dunkeln – wie mein Rucksack verladen wird (aufs Dach). Plötzlich werde ich weggerufen, weil angeblich noch jemand meinen Platz beansprucht. Während ich das kläre – der andere sitzt im falschen Bus – wird mein Rucksack angeblich verladen, aber ich bin mir nicht sicher. Also klettere ich aufs Dach und lasse es mir zeigen – damit ist auch das geklärt. Dann fährt der alte, klapprige Bus mit 3 Stunden Verspätung los. Aber wir sind noch keine zwei Ecken gefahren, da hält er schon wieder an und macht eine kleine Reparatur – das fängt ja gut an. Und so geht es weiter, irgendwie kommen wir trotzdem voran. Aber die „Straße“ ist scheiße und in ihrer Enge und den vielen Löchern kaum als solche zu erkennen.

Gegen 1 Uhr nachts gibt es in einem Lokal heißen Tee und dann geht es weiter. Ich schlafe einigermaßen, mit all den Pullovern ist es auch nicht zu kalt. Irgendwann wache ich auf, als der Bus im Schlamm wendet, aber dann doch weiterfährt. Um 6.00 Uhr morgens, als es hell wird, gibt es in einem der vielen eiskalten Andendörfer Kaffee und Brot. Es ist mir ein Rätsel, wie es die Menschen hier in ihren ungeheizten Lehmhäusern bei nächtlichen Temperaturen unter 0°C aushalten. Aber irgendwie scheint es zu funktionieren. Um 8.30 Uhr erreichen wir endlich SUCRE, den Regierungssitz Boliviens auf 2808 m Höhe.

Sucre ist durch Kolonialarchitektur und weiße Gebäude geprägt

Sonntag, 15.6. Am Busbahnhof von Sucre angekommen, verabschieden wir uns von Sergio, der direkt nach Potosí weiterfährt, aber nicht ohne mich dort mit ihm zu verabreden. Der Busbahnhof ist sehr modern und sauber: Das Gepäck auf dem Dach des Busses wird direkt von einem Balkon im ersten Stock abgeladen, wo man es dann im Büro der jeweiligen Busgesellschaft abholen kann. So entfällt das blöde und gefährliche Gedränge auf der Leiter des Busses beim Abholen.

Im Zentrum von Sucre, den Regierungssitz Boliviens auf „nur“ 2808 m Höhe [Bild REM]

Vom Busbahnhof ist es noch ein gutes Stück bis ins Zentrum, wo Shaul und ich aber gleich das „Alojamiento San Francisco“ finden, das – wie unter Globis bekannt – gut und preiswert ist. Nachdem der gläubige Shaul gebetet hat (ich habe noch nie zuvor gesehen, wie Juden beten: „Lederriemen“ um Arme und Kopf und dann im Sitzen lesen, um es kurz und profan zu beschreiben) und wir uns gewaschen haben, machen wir uns schnell auf den Weg, um einen LKW nach Tarabuco zu finden, denn es ist schon 9.30 Uhr. Tarabuco ist ein Ort 70 km von Sucre entfernt, wo jeden Sonntag der größte und bekannteste Indiomarkt Boliviens stattfindet, und heute ist Sonntag. Kaum haben wir die schöne, saubere, koloniale Stadt Sucre verlassen und mit einem trockenen Brötchen (= Frühstück) in der Hand machen wir uns auf den Weg zu der angegebenen Stelle, wo die LKWs abfahren sollen. Wir haben Glück und erwischen sogar einen Bus, der bald abfährt.

Auf dem Weg von Sucre nach Tarabuco [Bild REM]

Vor uns liegt eine 70 km lange Strecke auf einer schlechten Piste, aber wiederum in einer herrlichen Berglandschaft. Über weite Strecken verläuft die Piste „parallel“ zur Bahn, d.h. beide kreuzen sich, ebenso wie die vorhandenen Flüsse und Bäche, wie es die Topographie erfordert. Es ist wirklich eine tolle Fahrt. Nach über 2½ Stunden kommen wir in TARABUCO an.

Der berühmte Sonntagsmarkt von Tarabuco enttäuscht uns etwas

Allerdings ist es schon 13:00 Uhr und damit für einen Indiomarkt reichlich spät. Trotzdem ist noch viel los und die Warnung des Reiseführers, der Markt sei sehr touristisch, ist übertrieben: In der ganzen Stadt trifft man vielleicht 10-15 Touristen, die unter den tausenden Indios kaum auffallen. Die Männer tragen neben Autoreifensandalen (Modell Türkei), ¾ lange grobe Leinenhosen, diverse Tragetücher um den Bauch und eine bestickte Weste und alle einen visierähnlichen Helm mit bunten Verzierungen. Die Indiofrauen hingegen sind eigentlich wie immer gekleidet: viele weite, bunte Röcke und je nach Dorfzugehörigkeit Bowler, Zylinder oder ähnliches.

Der Sonntagsmarkt von Tarabuco [Bild REM]

In Tarabuco [Bild REM]

Von diesem Markt, der als der bekannteste Markt des indianischsten Landes Lateinamerikas (nämlich Bolivien) gilt, bin ich allerdings etwas enttäuscht, was aber auch daran liegen mag, dass wir so spät gekommen sind. Abgesehen von der Plaza gibt es drei oder vier Straßen, in denen Waren angeboten werden, und einen wirklich kleinen Markt. In einer guten halben Stunde haben wir alles durch (in Otavalo/Ecuador war das in einem halben Tag nicht zu schaffen). Shaul ist die ganze Zeit auf der Suche nach irgendwelchen Israelis, was ziemlich nervt, aber das jüdische Zusammengehörigkeitsgefühl ist ja weltbekannt. Das Angebot an „artesanías„, also Kunsthandwerk, ist recht überschaubar und auch recht teuer. Auf der Suche danach führt uns eine Frau in ihr „Haus“, das man kaum als solches bezeichnen kann. Durch eine Tür in der Umfassungsmauer aus Lehm gelangen wir in einen völlig verwahrlosten Hof, der mit Exkrementen übersät ist (ich bin mir nicht sicher, ob es nur die von Tieren sind). Sie zeigt uns einige sehr schöne Ponchos aus Wolle, aber 150,– DM sind doch zu viel (besonders für den jüdischen Kaufmann). So gehen wir wieder. Ich kaufe aber auf der Straße von einem Mann eine sehr schöne „manta“ für 18.000.000 Pesos. Das ist eine bestickte Decke, die man sich um den Bauch wickelt.

Langsam müssen wir uns auf die Suche nach einer Rückfahrgelegenheit machen, denn Abfahrt nach ½ 4 Uhr bedeutet Ankunft in Sucre nach 18 Uhr und damit Fahrt ohne Sonne und in eisiger Kälte der hier 3.500 m hohen Anden. Einen Bus gibt es natürlich nicht, so klettern Shaul und ich mit zig Indios auf einen LKW, der dem Fahrer natürlich erst nach 16 Uhr so voll erscheint, dass er bereit ist loszufahren. Bis dahin gibt es ein ¾stündiges ständiges Rumrücken, Rumpacken, Verschieben, Umstapeln, Zuladen und was-weiß-ich noch von Säcken und Tüchern mit Kartoffeln, Wurzeln, Gemüsen und anderen Einkäufen des Marktes. Gerade sitze ich zum Beispiel gut auf zwei Säcken eiskalter Kartoffeln, da will jemand von unten noch einen hochheben, ich sage: „No hay campo„, das ist hier der wichtigste Satz und bedeutet „kein Platz mehr“. Er sagt: „Es más cómodo„, schiebt mir den Sack unter und ich sitze noch höher. So geht es ewig.

Unser LKW wird gepackt [Bild REM]

Um 16 Uhr geht’s endlich los: Ein verrotztes Indiokind schläft auf meinem Schoß, während mein linker Fuß zwischen Kartoffeln und Zwiebeln so eingeklemmt ist, dass er auch schnell einschläft. Noch in der Sonne geht es über die Schlaglochpiste Richtung Sucre. Als wir eine Stunde unterwegs sind, hält der Fahrer in einem Dorf an, verlässt das Auto und kommt nicht so bald wieder. Aus dem ganzen Quechua-Spanisch-Gemisch hören wir schließlich heraus, dass hier Fiesta ist – wer weiß, ob und wann der Fahrer wiederkommt. Ich denke nur an die kommende Kälte… Ein paar Indio-Frauen aus unserem Truck, die sowieso schon „boracha“ zu sein scheinen, animieren jemanden, Chicha für alle zu holen. So sitzen wir in der Abendsonne auf dem LKW und trinken mit den Indios Chicha aus dem selben Holztopf. Endlich kommt der Fahrer zurück und 1½ Stunden später – davon 1 Stunde in eisiger Kälte – kommen wir in Sucre an. Hier gibt es erst einmal heißen Tee/Kaffee und Abendessen und dann nichts wie ab ins Bett (unter x Decken).

Montag, 16.6. Heute und erst wieder am Donnerstag fährt ein Zug nach Potosí, wohin ich als nächstes will. Also überlege ich lange, ob ich mir gleich ein Zugticket kaufen soll, denn Zugfahrten sind viel eindrucksvoller als Busfahrten, oder ob ich lieber noch bleibe und später mit dem Bus weiterfahre. Aber nachdem ich ein wenig durch Sucre gelaufen bin, entscheide ich mich für „bleiben und Bus“, denn die Stadt ist wirklich toll. Sucre, ca. 2800 m hoch gelegen, ist die offizielle Hauptstadt Boliviens, aber alle Regierungsämter – außer dem Obersten Gerichtshof – befinden sich jetzt in La Paz. In Sucre gibt es fast nur Kolonialgebäude, die jedes Jahr weiß gestrichen werden und alles ist sehr sauber, ordentlich und nicht ärmlich (fast schwäbisch).

Nachdem ich die Casa de la Libertad (Sucre, Bolívar, San Martín wie überall) besichtigt habe, bin ich zum Kloster La Recoleta hinaufgestiegen, was natürlich wegen der Höhe nicht wenig anstrengend ist. Von oben hat man einen tollen Blick über die ganze Stadt, nur leider ist das Kloster erst am Nachmittag geöffnet, dann aber „seguro“ (mit Sicherheit). Es ist schon fast Mittag und im Schatten des Brunnens vor dem Kloster ruhe ich mich ein wenig aus. Als ich ein Foto von zwei Indio-Mädchen vor dem Kloster mache, scheinen sie nicht ganz einverstanden zu sein. Also gehe ich – nachdem ich das Foto habe – hin und frage, ob das in Ordnung sei. Sie haben nichts dagegen und so kommen wir ins Gespräch. Das ist das Tolle an Südamerika: Wenn man ein bisschen Spanisch kann, kommt man überall und jederzeit auch mit den einfachsten Leuten ins Gespräch. Wo sonst auf der Welt hat man diese Chance?

Im Casa de la Libertad mit einem Bild Bolívars im Zentrum [Bild REM]

Das Kloster La Recoleta oberhalb von Sucre [Bild REM]

Da Sucre ziemlich niedrig liegt, ist es um die Mittagszeit so heiß, dass ich es vorziehe, im Schatten des Innenhofes meines Hotels zu bleiben. Die anderen Globis, darunter auch Shaul, satteln die Hühner, denn um 14 Uhr müssen sie das Hotel verlassen und um 19 Uhr geht der Zug nach Potosí. Wenn der Zug statt um 15 Uhr erst um 19 Uhr fährt, hat man von der sechsstündigen Fahrt überhaupt nichts: Es ist die ganze Zeit dunkel, man kommt nachts gegen 1 Uhr im eiskalten Potosí auf 3.900 m Höhe an und muss sich ein Hotel suchen; nichts für mich. Nachdem ich mich ausreichend ausgeruht habe, fahre ich über Sucre – in das ich richtig verliebt bin – wieder hinauf nach La Recoleta, das jetzt tatsächlich geöffnet hat. Ein vielleicht zwanzigjähriger Novize (ich muss immer an Adson von Melk aus meinem Buch „Der Name der Rose“ denken) führt mich durch das Kloster, das von zwei Mönchen und zehn Novizen bewohnt wird. Der Bau dieses Franziskanerklosters ist sehr schön, das Museum kann man vergessen, das berühmte Chorgestühl ist wirklich einmalig, aber am meisten interessiert mich, was der junge Mönch über sich, seine Ausbildung usw. denkt und ich löchere ihn entsprechend. Dafür scheut er sich auch nicht, hinterher um eine Spende zu bitten, die ich trotz Kirchensteuer gerne gebe. Meinen Durst lösche ich in einem Lokal, dessen Wirtin demnächst nach Teneriffa und Schweden in Urlaub fliegt – nicht schlecht, oder? Über Deutschland sagt sie, dass es bald ein Land der Rentner sein wird, womit sie vielleicht nicht ganz unrecht hat. Mein Hinweis, dass es Bolivien mit weniger Kindern vielleicht auch etwas besser ginge, lässt sie nicht gelten. Mit viel Mühe schaffe ich es dann noch zu einem weiteren – ehemaligen – Kloster, dessen Namen ich aber schon wieder vergessen habe. Schließlich gehe ich noch zum Friedhof, der wirklich ein sehr beeindruckendes und gepflegtes Gelände ist.

Am Abend besuche ich kurz die Kirche San Miguel, die die älteste Kirche beider Amerikas sein soll. Sie war 120 Jahre lang außer Betrieb, wurde dann renoviert und ist jetzt wieder in Funktion. Mit ihren vielen Holzschnitzereien ist sie nicht weniger beeindruckend als das Chorgestühl von La Recoleta. Zum Abendessen trinke ich zwei Gläser bolivianischen Wein vom Weingut „Kohlberg“, der wirklich sehr gut ist.

Dienstag, 17.6. Ich stehe relativ früh auf, nehme ein „desayuno americano“ (O-Saft, Kaffee, Schinken, Eier, Toast, Butter, Marmelade) zu mir, wobei es ein besonderes Wunder ist, dass ich es bereits um 8:00 Uhr morgens bekomme. Dann besichtige ich die enttäuschende Kathedrale, trinke noch einen Kaffee und mache mich mit dem Stadtbus auf den Weg zum Busbahnhof, der relativ weit weg ist. Hier wurde mir empfohlen, gegen 9:00 Uhr dort zu sein, um einen Bus nach Potosí zu bekommen. Nach bolivianischer Manier denke ich mir, 10 Uhr ist auch 9 Uhr und komme kurz vor 10:00. Das ist genau richtig, denn fast pünktlich um 10:30 fährt mein Bus nach Potosí, in dem ich allerdings nur einen Platz in der vorletzten Reihe bekomme.

Die jahrhundertealte Arbeiterstadt Potosí auf 3909 müM

Über Stock und Stein, durch Schlagloch um Schlagloch führt uns die Piste, meist bergab, so dass es immer wärmer wird. Schließlich kommen wir durch ein größeres Dorf – dessen Straßen wieder so eng sind, dass oben zwischen Bus und Dächern auf beiden Seiten vielleicht 10 cm Platz bleiben und wo wir einen Mittagsstopp einlegen. Ich gehe in eines der drei alternativen Lokale, wo mich ein Gringo, der schon am Tisch sitzt, erwartungsvoll anschaut. Erst Spanisch, dann Englisch, dann Deutsch – diese Reihenfolge hat jeder anständige Globi einzuhalten – stellt sich heraus, dass es ein Peter aus Regensburg ist. Bei Frikadellen (!) und Reis erzählt er mir von seiner bisherigen, fast einjährigen Reise durch Südostasien, Argentinien, Brasilien und Paraguay. Er ist Lehrer und hat ein Sabbatjahr genommen. Dann geht die Busfahrt weiter. Von der erreichten Tiefe geht es Steigung um Steigung hinauf zum Altiplano, bis zum Schluss immer mit Blick auf das anderthalbtausend Meter tiefer gelegene, palmenbewachsene Flusstal – herrlich. Bei jeder Kurve, die der Fahrer auf dem langen Weg nimmt, denke ich, hoffentlich vergisst er nicht den kleineren Radius der Hinterräder, aber es klappt wie im Bilderbuch. Gegen 16.30 Uhr erreichen wir das berühmte, 3.904 m hohe POTOSÍ und haben schon lange einen Blick auf den noch berühmteren Cerro Rico, der Potosí um weitere 1.000 m überragt. Schnell erreichen wir das uns empfohlene „Alojamiento Ferrocarril„, von wo aus wir uns gleich auf den Weg machen, um Potosí noch zu sehen, solange die Sonne scheint, denn danach wird es eisig. Potosí ist die erste südamerikanische Stadt, die ich kenne, die nicht nach dem Schachbrettmuster aufgebaut ist: Alle Straßen sind schief und krumm und gehen bergauf und bergab. Das macht die Orientierung zwar etwas schwieriger, aber es ist ein schönes Stadtbild.

Die Arbeiterstadt, die jahrhundertelang ausschließlich von den Silber-, Zinn- und Zinkbergwerken des Cerro Rico lebte und lebt, bietet keine neuen Gebäude oder Einrichtungen. Alles ist alt, stammt aus besseren Zeiten (Potosí war in der spanischen Zeit, also vom 16. bis 18. Jahrhundert, eine der reichsten Städte der Welt) und ist heute dringend reparaturbedürftig. In den steilen Gassen, in denen das Gehen in der Höhe sehr anstrengend ist, wimmelt und wuselt es von Indios, Mineros etc.

In Potosí auf über 3900 müM mit dem Cerro Rico im Hintergrund [Bild REM]

Blick von oben auf Potosí [Bild REM]

Nach einem Bier mit dem Bayern kaufen wir Brot, queso de vaca (Käse) und Wein ein, alles sehr preiswert. Dann geht es zurück ins Hotel, um in der administración das Fußballspiel Deutschland – Marokko anzuschauen, das über die Qualifikation Deutschlands bei der WM 86 entscheidet. Bei sinkenden Temperaturen – draußen schon um den Gefrierpunkt! – in Pullover, Skijacke und Decke gehüllt, denn an eine Heizung ist natürlich nicht zu denken, nehmen wir unser Vesper ein und sehen zu, wie sich Beckenbauers Mannen von den fußballungewohnten Männern aus dem Maghreb übertölpeln lassen, bis erstere gerade noch das 1:0 schaffen. Nachdem wir das Einfrieren – die draußen (!) befindlichen Waschbecken etc. sind bereits mit einer dünnen Eisschicht überzogen – nur durch den Genuss von zwei Flaschen Kohlberg-Wein verhindern konnten, kommen Shaul und ein paar Israelis, die zufällig auch hier sind. Was das Fußballspiel angeht, sind sich die Juden nicht ganz einig, ob sie den arabischen Marokkanern oder den Deutschen die Daumen drücken. Einer der Israelis hat für morgen früh bereits ein Treffen mit Eduardo vereinbart, dem wir uns anschließen. Eduardo wurde mir schon in Arequipa von zwei Neuseeländern empfohlen. Er ist der einzige unabhängige Minenführer in Potosí, der einen nicht in die staatlichen, also offiziellen Minen führt, sondern in die privaten, wo man das wahre Ausmaß des Elends der Mineros erlebt, und genau das wollen wir kennenlernen.

Nachdem ich mich mit gefrierendem, aber noch flüssigem Wasser gewaschen habe und unter meine zig Decken plus Schlafsack gekrochen bin, schlafe ich ein. Das dauert aber nur so lange, bis ich vor Durst aufwache und mich schweren Herzens nur in Unterhose und T-Shirt in die Kälte begebe, um zu trinken. Ich bin nicht wenig erstaunt, als es mir gar nicht soooo kalt vorkommt. Also werfe ich einige meiner Decken ab. Da hier jeder Ausländer vor Durst nicht richtig schlafen kann, einigen wir uns am nächsten Tag auf folgende Erklärung: Die Luftfeuchtigkeit ist hier offensichtlich gleich Null – die Wäsche auf der Leine trocknet innerhalb kürzester Zeit – daraus resultiert einerseits der Durst und andererseits die Tatsache, dass man die Kälte kaum spürt. Denn feuchte Kälte ist bekanntlich ungleich schlimmer als trockene Kälte.

Der nachhaltig beeindruckende Besuch der Mine Sta. Elena

Mittwoch, 18.6. Pünktlich um 8.15 Uhr holt uns Eduardo ab. Er ist ein sehr sympathischer junger Mann von 20 Jahren, der nicht nur sehr klar und deutlich castellano spricht, sondern auch deutsch, englisch, französisch und sogar hebräisch; einiges etwas mehr, einiges etwas weniger. Er ist nur ein einfacher Arbeiterjunge, der zwei Jahre (im Alter von 15 bis 17) in den Minen gearbeitet hat und nun seit drei Jahren diese Führungen macht – er beeindruckt mich zweifellos! Zuerst fahren wir, das sind neben Eduardo, Peter und mir noch zwei Israelis und zwei Franzosen, mit dem Stadtbus hinauf in die Arbeitersiedlungen. Dort steigen wir aus und kaufen Coca. Die Minenarbeiter (Mineros) leben fast ausschließlich von diesem Rauschmittel, aus dem auch Kokain hergestellt wird, das aber in Perú und Bolivien in Blattform frei verkäuflich ist. Schon in Arequipa hieß es, man solle den mineros Kokablätter und Filterzigaretten mitbringen. Jetzt stehen wir frühmorgens da oben in eisiger Kälte und wollen weiter zu den Minen. Das wollen aber nicht nur wir sieben, sondern Hunderte von mineros, die zur Arbeit müssen. Es fahren zwar ständig Lastwagen nach oben, aber die werden von den Leuten so überrannt, dass Eduardo es offensichtlich nicht für angebracht hält, uns aufsteigen zu lassen. Nachdem er uns schon einiges erklärt hat und uns in der Zwischenzeit fünf oder sechs LKWs weggefahren sind, beschließen wir (was er wohl auch erreichen wollte), den nächsten LKW zu stürmen (schließlich haben wir auch zwei Frauen dabei!). Und wer ist schneller oben als alle kampferprobten Indios: Meine Wenigkeit! So stehen wir also auf der Ladefläche dicht gedrängt inmitten der Mineros – sozusagen im Volk – jeder von uns mit ein paar hundert Dollar und einer Fotoausrüstung in der Tasche (für diese Leute sind das riesige Reichtümer) und lassen uns bei eisiger Kälte, die trotz der Sonne immer noch herrscht, den Cerro Rico hinauffahren. Auf halber Strecke wird angehalten und pro Person 100.000 Pesos (11 Pfg.) Fahrgeld kassiert und dann geht es weiter. Schließlich kommen wir auf ca. 4.700 m Höhe an einer Mine an und sitzen alle ab.

Der „Fuhrpark“ vor der Mine [Bild REM]

Vor dem Eingang der Mine Sta. Elena konsumieren die Mineros ihre Ration Coca [Bild REM]

Wir übergeben unsere mitgebrachten Filterzigaretten [Bild REM]

Hier möchte ich einflechten, was uns Eduardo im Laufe des Tages alles erzählt und erklärt, wovon vieles sicherlich zu den „Staatsgeheimnissen“ Boliviens und der westlichen Edelmetallkonzerne gehört: Der Cerro Rico ist der einzige Berg in der Umgebung von Potosí, der größere Edelmetallvorkommen birgt – ein geologisches Phänomen. Diese sind so groß, dass sie seit der Ankunft der Spanier – vor rund 450 Jahren – ausgebeutet werden. Der Berg sieht von Potosí aus wie eine riesige Abraumhalde, denn er wurde bereits mehrmals um- und umgegraben, aber der Abbau lohnt sich auch heute noch. Insgesamt gab und gibt es in dem 1000 Meter hohen Berg 5.000 Minen. In Bolivien gibt es zwei Arten von Minen: einerseits staatliche, andererseits genossenschaftliche und private. In den staatlichen Minen arbeiten noch 1.500 mineros (früher waren es 3.000), die einen Monatslohn von 40 US-$ erhalten und zusätzlich verschiedene Sozialleistungen (Krankengeld, Rente, Witwenrente, billige und gute Unterkunft etc.) Es werden jedoch nicht mehr als 1.500 mineros eingestellt, da die Marktpreise für Edelmetalle zur Zeit (1986) niedrig sind und somit das Angebot sinken wird. Außerdem sind die staatlichen Minen relativ gut gesichert, die Arbeiter haben Schutzhelme (Casco) etc., es gibt Aufzüge, elektrisches Licht und Verpflegung. Man kann die staatlichen Minen auch offiziell besichtigen, sieht und spricht aber keinen Minero und hört nur die offizielle Version.

Im Gegensatz dazu stehen die privaten und genossenschaftlichen Minen (cooperativas), von denen wir eine besuchen werden. Hier arbeiten 20.000 mineros noch von Hand mit Hammer, Meißel und Dynamit wie zu Zeiten der Spanier vor 400 Jahren (außer Dynamit). Ihr Lohn richtet sich nach Qualität und Menge des abgebauten Materials. Das heißt, der Lohn kann Null sein, aber auch Hunderttausende von Dollars, je nach Glück. Der Durchschnitt liegt bei 100 Dollar im Monat. In diesen Minen kann jeder arbeiten, der will. Die einzige Voraussetzung ist, dass er einen Platz findet, wo er arbeiten kann. Hat ein Minero erst einmal einen Arbeitsplatz gefunden, ist dieser für ihn reserviert und kann ihm nicht streitig gemacht werden. Es gibt keine soziale Absicherung. Die Mineros haben keine Schutzanzüge, keine Helme, kein elektrisches Licht (sondern Karbidlampen), sie müssen ihr Werkzeug und ihren Sprengstoff selbst mitbringen. Sie sind quasi Kleinunternehmer mit allen Rechten, aber vor allem auch Pflichten und Risiken. Unfälle sind relativ selten, aber nach durchschnittlich 10 bis 15 Jahren unter Tage sterben die Mineros an Silikosis. Manche halten bis zu 30 Jahre durch. Auch die Ernährungssituation ist katastrophal: Vielleicht nach einem Frühstück zu Hause fahren die Mineros (wie wir heute morgen) zum Eingang der Mine und kommen dort gegen 9.00 – 9.30 Uhr an; vorher ist es dort noch weit unter 0° C. Vor der Mine bleiben sie ca. 1-1½ Stunden in der Sonne und nehmen einen Teil ihrer Tagesration an Coca (2 Unzen pro Tag) zu sich. Wahrscheinlich bleiben sie so lange, bis sie einen „akzeptablen“ Rauschzustand erreicht haben. Gegen 11 Uhr gehen sie dann in die Mine und arbeiten – ohne Mittagessen o.ä. – bis ca. 18 Uhr und gehen dann nach Hause.

Abraumhalden vor der Mine [Bild REM]

Die Mineros warten in der Kälte vor der Mine [Bild REM]

Ein großes Problem ist hier auch der Alkohol, denn jeder Minero, der das Glück hat, alt zu werden, ist Alkoholiker, d.h. wer nicht an Silicosis stirbt, stirbt an Leberschäden oder ähnlichem. In den Cooperativas gibt es keine Chefs, Ingenieure oder sonstige Vorgesetzte, alle Mineros sind gleichgestellt. Allerdings muss man die ersten Jahre als ayudante (= Helfer) arbeiten. Obwohl Kinderarbeit in Bolivien verboten ist und es in den staatlichen Minen auch keine gibt, arbeiten hier viele Kinder. Fängt ein Junge mit 12 Jahren als ayudante an, kann er schon mit 15 Jahren vollwertiger minero sein – eine zweifelhafte Karriere. So viel zunächst zu den Bedingungen, unter denen hier gearbeitet wird und die uns Eduardo sehr anschaulich schildert.

Inzwischen sind wir also vom LKW abgestiegen und müssen über Geröll und Steine noch ca. 100 m tiefer. Von oben sieht man schon 50 oder 60 Mineros (das sind natürlich alles Indios, denn andere Menschen gibt es hier nicht) vor der Mine in der Sonne sitzen und Cocablätter kauen. Als wir zu sechst mit Eduardo herunterkommen, bittet er uns, Filterzigaretten an alle zu verteilen, die sie auch dankbar annehmen. Ansonsten reden sie nicht viel und wir wissen auch nicht so recht, wie wir uns verhalten sollen. Die Mine, vor der wir jetzt stehen und die wir besichtigen wollen, heißt Sta. Elena und seit über 400 Jahren (!) wird hier Silber, Zinn und Zink abgebaut. Eduardo hat für uns Karbidlampen dabei, die er in Betrieb nimmt (wir sind zu blöd dafür). Dann geht’s rein ins Loch – zugegebenermaßen mit etwas gemischten Gefühlen, denn wer weiß, ob wir hier je wieder rauskommen?

Unsere Karbidlampen brennen hell und so laufen wir hinter Eduardo auf den Holzschienen der Lore aufrecht durch den Gang. Der Boden ist teilweise nass, aber auf den Schienen bleiben die Füße trocken. Mineros sind nicht zu sehen. Nachdem wir ca. 300 m weit in der Mine sind, kommt abseits eine Kirche oder ein Andachtsraum, wo uns Eduardo – neben vielen anderen Erklärungen (s.o.) – über den Aberglauben der Mineros aufklärt. Nicht nur, dass sie überhaupt viel beten usw., sondern das Glück ist für sie A und O; Einkommen, Gesundheit und Leben hängen ständig davon ab. Der Herr der Mine ist der Teufel, zu dessen Ehren sich im dritten Stockwerk ein großes Satansdenkmal befindet. Das Bergwerk hat fünf Sohlen, die unterste (fünfte) ist 1.200 m tief! Dort hat es 40 – 50° C und die Mineros arbeiten wie Tarzan, wie Eduardo sagt, d.h. nur mit Shorts bekleidet, was in Bolivien ansonsten nicht üblich ist. Hier oben sind es etwa 12 – 15° C. Allerdings ist es für uns unmöglich dort ‚runterzukommen, was ich zu diesem Zeitpunkt noch bedauere! Es gibt auch viele Fiestas usw., die immer zu Ehren irgendeines Heiligen, Schutzpatrons oder Gottes veranstaltet und mit viel Tanz, Masken und Alkohol gefeiert werden. So katholisch ist man hier also nicht.

Eingang der Mine Sta. Elena [Bild REM]

Dann geht es weiter. Ab und zu muss man den Kopf einziehen, denn der Gang wird weniger hoch. Er ist auch nicht mehr von selbst stabil, sondern wird oft von Holzbalken gestützt. Hier oben gibt es natürlich kein Holz, das muss aus Sta. Cruz (fast 1000 km entfernt am Rande des Urwalds) herangeschafft werden. Teilweise gibt es auch noch alte, steinerne, bogenförmige Abstützungen der Spanier, die so niedrig sind, dass man mit maximaler Beugung gerade noch durchkommt. Langsam wird das Vorankommen anstrengender. Immer öfter kommen wir an hölzerne Stützen, die schon ziemlich ramponiert sind, sehr ermutigend… Immer öfter zweigen dunkle Gänge nach rechts und links ab, aber wir bleiben auf dem Hauptweg, der inzwischen so niedrig ist, dass man ständig gebückt geht und sich nicht selten mit der Hand am Boden abstützt. So müssen wir ab und zu anhalten und uns in der Hocke ausruhen, denn Eduardo legt ein ordentliches Tempo vor. Wenn man still ist, hört man in der Ferne ein Hämmern und Klopfen. Schließlich wird es so niedrig, dass man sich nur noch auf allen Vieren fortbewegen kann. Staub und Dreck sind jetzt egal. Wir sind immer noch im ersten Stock! In einem etwas höheren Raum setzen wir uns auf den Boden. An der Seite ist ein Loch, durch das gerade noch ein dünner Mann (höchstens ich) passt, und es geht eine Etage tiefer. Außer einer Winde ohne Seil gibt es keine Hilfsmittel. Einer nach dem anderen nähern wir uns dem Loch und Eduardo erklärt uns Ungläubigen, dass sich hier die Mineros an allen Vorsprüngen langsam nach unten schlängeln und sich dabei mit Armen und Füßen festhalten. Mit der Winde und einem mitzubringenden Seil wird das abgebaute Material nach oben transportiert. Man kann es sich nicht vorstellen, wenn man es nicht selbst gesehen hat – einfach furchtbar.

Nach einiger Zeit kommt der erste Minero auf allen vieren angekrochen. Er hat sich ein Seil, eine Lampe und Werkzeug umgebunden. Wir bieten ihm Coca und Zigaretten an und auf unsere Fragen hin erzählt er, dass er schon seit 10 Jahren hier arbeitet. – Es ist wieder das Beeindruckende, dass man sich mit den Leuten unterhalten kann. Dann rutscht er in das Loch und kurz darauf sieht man nur noch den Schein seiner Karbidlampe. Seit einer Stunde sind wir in der Mine, es ist jetzt 11 Uhr. Langsam kommt ein Minero nach dem anderen, die meisten keine 20 Jahre alt, und rutschen in das Loch, nachdem sie von uns mit Zigaretten und Coca versorgt wurden und uns etwas erzählt haben. Mann, Mann, das ist wirklich ein schreckliches Leben und bei uns unvorstellbar. Je mehr man darüber nachdenkt, was diesen Menschen angetan wird, desto mehr wird einem schlecht. In der spanischen Zeit sei es noch schlimmer gewesen, erzählt Eduardo. Die schwarzen Sklaven mussten 12 Stunden am Tag arbeiten und lebten 4 Monate komplett unter Tage. Erst danach kamen sie wieder ans Tageslicht – meistens tot. Bis heute hat der Cerro Rico 6 Millionen Tote gefordert! (Im Zweiten Weltkrieg waren es 50 Millionen.)

Mit all diesem Wissen und diesen Eindrücken krabbeln und klettern wir zurück. Unterwegs treffen wir noch viele Mineros, mit denen wir ein paar Worte wechseln. Dann führt uns Eduardo in einen anderen Hauptgang, wo wir gleich an Stellen kommen, an denen einige Mineros richtig arbeiten; jeder natürlich unabhängig von dem anderen an seiner „Ader“. Mit Hammer und Meißel werden Löcher gegraben, die später mit etwas Dynamit gesprengt werden. Doch alles bleibt der Erfahrung des einzelnen Minero überlassen. Ein 15-jähriger Junge, der seit 3 Jahren hier arbeitet, erzählt uns seine Geschichte und verschwindet dann in einem superengen Loch nach oben. Es ist so unbeschreiblich staubig, schmutzig, eng, dunkel und bedrückend, dass man es einfach nicht beschreiben kann. Aber am Coca– und Alkoholkonsum dieser Leute kann man erkennen, dass es ihnen letztendlich genauso geht wie uns Gringos.

Nach etwa zwei Stunden verlassen wir die Mine Sta. Elena und ich – und nicht nur ich – habe das Gefühl, einen, wenn nicht sogar den Höhepunkt dieser Reise erlebt zu haben.

Gemeinsam mit Eduardo klettern wir über die Geröllhalde des Cerro Rico hinunter nach Potosí. Dann zahlen wir Eduardo je 4,5 Millionen Pesos, davon eine halbe Million für die Mine. Peter und ich laden Eduardo, von dem wir beide gleichermaßen begeistert sind, zum Mittagessen ein. Er sucht sich natürlich ein sehr gutes Restaurant aus und das sei ihm von Herzen gegönnt.

Nach dieser Besichtigung sind wir am Nachmittag von der Casa de la Moneda in Potosí etwas enttäuscht. In dieser ehemaligen Münzprägestätte (Gebäude aus dem 17. Jh.) und heutigem Museum sind viele Gegenstände aus der ehemals sehr reichen Stadt Potosí ausgestellt. Gleichzeitig spiegelt die Präsentation aber auch die Armut des heutigen Potosí wider. Besonders bezeichnend ist die Tatsache, dass in Potosí bereits Kirchen mit wertvollster Innenausstattung wegen Einsturzgefahr geschlossen werden mussten! Wenn ich angesichts dieser fast verlorenen Kunstschätze an meine Kirchensteuer und den idiotischen Reisekaspar von Papst denke, fehlen mir die Worte… Das einzig Beeindruckende ist die noch voll funktionsfähige Münzprägemaschine aus dem 17. Jahrhundert, die bis 1952 in Betrieb war. Ausschließlich aus Holz gefertigt und von 20 Maultieren angetrieben, prägten zig Wellen und Zahnräder in vier Arbeitsgängen die Silbermünzen. Eine Meisterleistung der damaligen Ingenieure! Den Rest des Tages verbringen wir mit profanen Tätigkeiten wie Wäsche waschen, duschen (morgens wegen der eisigen Kälte nicht möglich), essen, nähen (ich!), etc.

Getrauen wir uns, in der Laguna trotz eventueller Piranhas oder Bilharziose zu baden?

Donnerstag, 19.6. Heute wollen wir eine weitere Attraktion von Potosí besuchen, nämlich die heißen Quellen, von denen es hier mehrere geben soll. Auf Eduardos Empfehlung hin suchen wir einen Bus oder LKW nach Miraflores. Es scheint fast unmöglich, aber schließlich finden wir einen Bus, der nach 1½ Stunden Warten und ewigem Hin- und Herfahren voll besetzt ist. Er bringt uns ca. 20 km bis zur Puente de Tapamaya. Von dort ist es noch 1 km zu Fuß, die Peter und ich locker bewältigen. Das uralte, gemauerte Bad wird von weit her mit heißem Wasser gespeist. Das menschenleere Wasser erscheint uns aber so dreckig, dass wir auf ein Bad verzichten, obwohl wir doch dafür extra hergekommen sind! Außerdem soll es hier noch eine „Laguna“ geben, die wir jetzt suchen wollen. Also steigen wir vom 3.300 m hohen Miraflores noch ca. 300 – 400 m höher an einem Bach entlang, wo viele Leute ihre Wäsche im warmen Wasser waschen – kein Wunder, dass der Pool dreckig ist. Nachdem wir fast eine Stunde unter Aufbietung aller Kräfte in der Sonne gewandert sind, passiert das Unglaubliche aber Wahre: Mitten in den Bergen, auf 3.600 m Höhe, finden wir einen knallblauen, kleinen See mit ca. 28° C warmem Wasser – super! Trotz nicht unerheblicher Bedenken wegen Piranhas, Spul- und Hakenwürmern, Bilharziose und was weiß ich noch, traue ich mich in das herrliche Wasser und es ist wirklich toll. Da hat sich die Mühe der Fahrt hierher doch noch gelohnt.

Die Laguna auf 3.600 m Höhe, mit knallblauem ca. 28°C warmem Wasser – herrlich [Bild REM]

Um 15 Uhr packen wir zusammen und machen uns auf den Weg, denn bis Potosí sind es noch 25 km und ich habe ein Busticket für 18 Uhr. Das sollte eigentlich reichen, aber es kommt weit und breit kein Auto, geschweige denn ein Bus. Nach einer Stunde Fußmarsch sind wir froh, als uns ein Jeep mitnimmt. Aber der fährt vielleicht 5 km, dann muss er von unserer Route abbiegen – so ein Mist. Also laufen wir weiter. Nach einiger Zeit kommt ein Sandlaster, der auch wieder anhält, aber gleich erklärt, dass er nur ein paar Kilometer weit fährt und dort in eine Betonfabrik muss – besser als nichts, also ‚rein. Nachdem wir dort wieder ausgestiegen sind, sehen wir schon von weitem einen „normalen“ LKW mit Leuten drauf, der uns dann tatsächlich bis Potosí mitnimmt. Auf diesem stehen wir dann inmitten von Indios, die uns anstarren, als hätten sie noch nie einen Weißen gesehen. So kommen wir noch rechtzeitig in Potosí an.

Schnell packe ich meine Sachen zusammen. Dabei vergesse ich Idiot, mir meinen Reiseführer, den ich Peter geliehen hatte, zurückgeben zu lassen! Damit wäre ich ihn auch los – ich Dussel! Nachdem ich mich von Peter verabschiedet habe, der mit dem Zug nach La Paz fährt, bin ich pünktlich am Busbahnhof, wo der Bus auch bald abfährt. Eigentlich wollte ich nach Tarija, aber dorthin fährt erst am Sonntag ein Bus. Also habe ich Villazon an der argentinischen Grenze gebucht, das in der Nähe von Tarija liegt. Im Bus sitze ich neben Robert, einem Amerikaner, was mich natürlich erst mal stört. Aber er entpuppt sich als ganz netter Typ, der europäische Geschichte studiert hat. So diskutieren wir bis Mitternacht über Adolf, Antisemitismus, Adenauer, Atomwaffen, Libyen etc.

Freitag, 20.6. Bei wirklich brutaler, tierischer Kälte kommen wir um 6.30 Uhr in VILLAZON an. Vom Busbahnhof sind es nur vier Cuadras bis zur argentinischen Grenze, wo angeblich sofort eine andere Welt beginnt. Zuerst trinken Robert und ich in einer Wellblechbude Kaffee und essen dazu Pfannkuchen – das wärmt schon etwas. Außerdem steht in der Mitte der Bude ein offenes, rauchendes Holzkohlefeuer, das auch etwas wärmt. Robert macht sich dann auf den Weg ins nahe Argentinien, während ich nach der einzigen Busgesellschaft suche, die von hier nach Tarija fährt. Ich will unbedingt nach Tarija, weil ich hoffe, von dort per LKW direkt nach Paraguay weiterfahren zu können. Also warte ich Stunde um Stunde, bis sie endlich aufmachen, aber es bewegt sich nichts und die anderen Gesellschaften wissen nichts davon. Dann gehe ich in ein anderes, besseres Lokal, trinke Kaffee, schreibe Post und warte. Aber bei meiner Busgesellschaft tut sich absolut nichts. Ich suche auch nach Lastwagen, die nach Tarija fahren, aber es gibt auch keine. Nachdem ich mich mit den Leuten im Café gut unterhalten habe und sie auf meine Sachen aufgepasst haben, habe ich um 13 Uhr nach über fünf Stunden Warten endlich die Schnauze voll und beschließe, ebenfalls nach Argentinien ‚rüberzufahren. Sch…ade, so spontan habe ich mir den Abschied von Bolivien, das mir doch so gut gefällt, nicht vorgestellt – aber so kann es kommen. Also verabschiede ich mich in dem Café, tausche in einer Casa de Cambio meine 35.000.000 Pesos gegen 16 argentinische Austral und fahre zur Grenze. Hier muss ich eine ¾ Stunde warten, da der „Stempelonkel“ gerade zu Tisch ist. Währenddessen unterhalte ich mich gut mit dem bolivianischen Grenzbeamten und halte 10 Minuten alleine die Stellung, als keiner Zeit hat! Dann bekomme ich endlich meinen Ausreisestempel und Bolivien ist Vergangenheit. Schade!

In Argentinien erwartet mich tatsächlich eine ganz andere Welt, obgleich der Norden auch sehr indianisch geprägt ist. Ich bin schon sehr gespannt, was mich hier erwartet! Das werdet Ihr schon bald im nächsten Bericht aus Südamerika lesen können!

Ein Blick zurück: Südamerika 1986: Backpacking in Peru [Vintage]

Südamerika 1986: Backpacking in Peru [Vintage]

Bisherige Reiseberichte von der Rucksackreise 1986

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Südamerika 1986: Rucksackreise Bolivien bis auf 4000 m Höhe [Vintage]

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Paraguay 1986: Auswanderer, Diktatoren und Mormonen

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Titelbild Südamerika 1986 Teil 7 - Bild copyright Olaf Remmers

Uruguay + Argentinien 1986: Einzigartige Oldtimer und Tango around the clock

   Infobox Autor: Olaf Remmers Reisezeit: August 1986 (für diese Teilstrecke) Art der Reise: Selbstfinanzierte Rucksackreise Lesezeit: Minuten    Tagebuch der 2. Südamerika-Reise: Perú, Bolivien, ...

Titelbild: Foto von Azzedine Rouichi

Illimani: 6439m hoch, von La Paz gesehen

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