Sachsen: überraschende Oberlausitz – Bautzen, Herrnhut, Zittau und Görlitz
Translation with GoogleAutor: | Wolfgang Brugger |
Reisezeit: | April 2022 |
Art der Reise: | Pressereise |
Lesezeit: | 13 Minuten |
Unerwartete Entdeckungen im Osten von Sachsen
Herzlich willkommen zum dritten und letzten Teil unserer Sachsen Trilogie – entstanden während einer Recherchereise durch das Land Sachsen im Frühjahr 2022.
Was bisher geschah
Da wir aus Süddeutschland kommen, genauer: aus bairisch Schwaben, haben wir einen langen Weg in die deutsch-polnisch-tschechische Grenzregion. Schön, dass es bis dorthin Schnellstraßen gibt. Wir nehmen dabei einige reizvolle Gegenden links und rechts der Autobahn mit und haben auf diese Weise in zwei Reiseberichten über Sachsen berichten können:
- Sachsen, Vogtland: von Bad Elster nach Plauen
- Sachsen von Zwickau bis zur Elbe: spannende Industriekultur, Kunst und Wein-Genuss
Am Ende von Tour 2 startet also die Pressereise im Weingut Schloss Wackerbarth bei Dresden, wo wir uns in einem kompakten Bus gen Osten aufmachen.
Was tun in der Oberlausitz?
Thema unserer Pressereise: „Sterne und spirituelle Orte entlang der Via Sacra“ anlässlich 300 Jahre Herrnhut und 125 Jahre Herrnhuter Sterne.
Auf dem Programm steht:
- Stadtführung durch Bautzen mit Besuch der evangelisch-katholischen Simultankirche
- Sorbische Küche im Restaurant Wjelbik genießen
- zu Besuch in der Brüdergemeine Herrnhut mit Führung durch die Sonderausstellung „300 Jahre Herrnhut“ im Völkerkundemuseum (9. April bis 27. November 2022)
- Führung durch die Herrnhuter Sternemanufaktur
- Zittau und seine Fastentücher
- das Kloster St. Marienthal (wird aus Zeitgründen nur zu einem Fotostopp angefahren werden können)
- Görlitz entdecken – mit dem Rathausturm, der Oberlausitzer Bibliothek der Wissenschaften und dem Kulturforum Synagoge
Die VIA SACRA – mehr als nur Wandern
Die „Heilige Straße“ führt 270 Kilometer durch die Oberlausitz sowie knapp 290 Kilometer durch Nordböhmen und garantiert innere Einkehr im Dreiländereck. Allen, die pilgern als Meditation verstehen und dem Hype des Jakobswegs aus dem Weg gehen wollen, sei die VIA SACRA ans Herz gelegt. Sie vernetzt herausragende sakrale Bauwerke und Kunstschätze in der trinationalen Euroregion. Das Große und das Kleine Zittauer Fastentuch, Ostritz und Panschwitz-Kuckau mit Zisterzienserinnenklöstern, die Simultankirche St. Petri Dom in Bautzen, die Kirche Wang in Karpacz und das Kloster Broumov stehen beispielhaft für 20 sakrale Stationen. Siehe auch Link unten.
Bautzen
Das über 1000jährige Bautzen in der Oberlausitz ist eine der reizvollsten mittelalterlichen Städte Deutschlands. Siebzehn Türme und Bastionen, einst zum Schutz der alten Handelsstadt erbaut, sind Teil der rund 1.300 Baudenkmäler und grüßen stolz von ihrem Granitplateau. Dicke Mauern künden hoch über dem Spreetal vom Selbstbewusstsein und der Wehrhaftigkeit vergangener Zeiten. Kriege und Brände hinterließen ihre Spuren, doch fleißig brachten die Bautzener ihre Stadt stets wieder zu neuer Blüte. Seit Jahrhunderten leben hier Deutsche und Sorben, ein kleines slawisches Volk mit eindrucksvoller Kultur. Tausende Besucher kommen jedes Jahr zu den Osterreiterprozessionen oder erleben mit, wie die kunstvoll verzierten sorbischen Ostereier entstehen.
Aus der wechselvollen Stadtgeschichte präsentiert das Museum Bautzen erlesene Stücke, während die Gedenkstätte Bautzen daran erinnert, wie Menschen in der Zeit der Diktaturen in den Gefängnissen der Stadt gelitten haben. Das 1904 erbaute Gefängnis Bautzen I, wegen seiner gelben Klinkersteine auch „Gelbes Elend“ genannt, beherbergt heute eine moderne Justizvollzugsanstalt.
In Bautzen findest Du mittelalterliches Flair, Kultur und ausgezeichnete Gastlichkeit – denn die Stadt wurde von booking.com* auf Platz 5 der gastfreundlichsten Städte Deutschlands gekürt. Die malerische Altstadt Bautzens beeindruckt Städtereisende und bietet das ganze Jahr über den perfekten Rahmen für unvergessliche (Kultur-) Erlebnisse. Beim Bautzener Theatersommer im Hof der historischen Ortenburg lassen sich in lauen Sommernächten Aufführungen unter dem Sternenhimmel erleben.
Fazit: Barrierefreiheit im Bad, Frühstück top: frisch und auf kleinstem Raum gute Auswahl. Brötchen und Croissant knackfrisch. Wenn die Beleuchtung im Bad wieder richtig funktioniert, eine gute Empfehlung.
Die Bautzener Senfwochen, ein „Genussfestival“ rund um den großen Geschmack der kleinen Körner, laden vom 9. August bis 4. September dazu ein, Neues zu probieren.
Feine Speisen und Kreationen zum Thema Senf verzaubern den Gaumen. Mittelalterliches Flair trifft ambitionierte Küche und schafft Erlebnisse, die noch lange in Erinnerung bleiben. Die Bautzener Senfwochen enden mit dem Altstadtfestival. Über tausend Jahre Geschichte treffen aufspannende Illuminationen, Handwerkskunst und vielseitige Inszenierungen. In den malerischen Gassen der historischen Altstadt warten unvergessliche Augenblicke auf Dich.
Der Bautzener Wenzelsmarkt findet vom 25. November bis 22. Dezember bereits zum 639. Mal statt. Die beeindruckende Szenerie der Bautzener Altstadt, die festlich geschmückten Buden, das glitzernde Lichtermeer – all das sorgt für eine besinnliche und romantische Atmosphäre. Neben verschiedenen kulinarischen Köstlichkeiten erwartet Dich hier traditionelles Kunsthandwerk, regionale Produkte sowie ein vielfältiges Programm.
Herrnhut: Kleine Gemeinde mit großem Ruf
Die Gründung von Herrnhut, der Heimat des beliebten Weihnachtssterns, lässt sich exakt auf den 17.6.1722 datieren. Ein Zimmermann fällte an diesem Tag den ersten Baum für den Ort, an dem Glaubensflüchtlinge aus Mähren eine neue Heimat fanden. Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf, pietistischer Theologe, hatte ihnen das Land zur Verfügung gestellt. Unter des „Herrn Hut“ (Herrn, nicht Herren) ermöglichte er damit die Geburtsstunde der Evangelischen Brüdergemeine. Eine Festwoche, in der es viel über die Geschichte des Ortes und der Brüdergemeine zu erfahren gibt, wird vom 11. bis 19. Juni mit Ausstellungen, Konzerten gefeiert. Daran beteiligen sich auch die Herrnhuter Sternemanufaktur und das Völkerkundemuseum.
Die Anfänge der Brüdergemeine reichen bis in das Jahr 1457 in Böhmen und Mähren zurück. Aus der schon bald einsetzenden weltweiten Missionstätigkeit von Herrnhut aus sind im Laufe der Zeit zahlreiche selbstständige Unitätsprovinzen hervorgegangen. In Herrnhut selbst bildet der Kirchensaal mit dem Zinzendorfplatz den geistlichen und städtebaulichen Mittelpunkt der Stadt. Er ist die „gute Stube“ der Gemeinde. Das Wahrzeichen der Stadt ist der Hutbergaltan. Er befindet sich auf dem Basaltgipfel des Hutberges, unmittelbar oberhalb der beeindruckenden Anlage des Gottesackers. Von hier aus kann man einen wunderbaren Rundblick genießen. Den Schlüssel für den Aussichtsturm kann man u. a. in der Tourist-Information ausleihen.
Herrnhuter Sternemanufaktur
Spitzeldreher und Rähmchenkleber
Der Herrnhuter Stern gilt als Ursprung aller Weihnachtssterne. Seit 1897 entstehen hier die „Herrnhuter Sterne“ in traditioneller Handarbeit. Manufaktur im strengen Sinne: Was wir sehen, sind hauptsächlich Damen, die mit fleißigen Händen kleine und große Zacken für die berühmten Sterne entstehen lassen. Der Spitzeldreher, hier im Showroom also eine Spitzeldreherin, formt Zacke für Zacke, indem sie schlichtes farbiges Papier zu einem Kegel dreht. Pro Tag entstehen so rund 2.500 Zacken.
Den nächsten Arbeitsgang präsentiert die Rähmchenkleberin: Ausgestanzte Papprähmchen erhalten einen zarten Leimanstrich und lassen somit die Papierkegel ihre vier- oder dreieckige Form annehmen. Zwei Rähmchenkleberinnen verarbeiten rund 3.500 Zacken pro Tag.
Nach der Endkontrolle reisen rund 400.000 Sterne jährlich in alle Welt – handgefertigt aus Herrnhut.
Völkerkundemuseum und Sonderausstellung „300 Jahre Herrnhut“
Im Jahr 1722 als Siedlung für protestantische Glaubensflüchtlinge aus Mähren gegründet, entwickelte sich Herrnhut rasch zu einem bedeutenden Ort für Handwerk und Handel, dessen heute wohl bekanntestes Produkt der Herrnhuter Stern ist. Durch Ausbreitung und Missionstätigkeit der Herrnhuter Brüdergemeine wurde die Stadt aber auch zum Zentrum einer weltweit vernetzten, kirchlichen Erneuerungsbewegung. Globaler Austausch und Orientierung am Gemeinwohl prägen die Herrnhuter Stadtgesellschaft bis heute.
Die Brüder-Unität ist eine selbstständige ökumenisch offene Kirche. Sie ist weltweit in 29 Provinzen gegliedert. In Europa gibt es drei Provinzen: Großbritannien, Tschechien und Kontinentaleuropa mit zusammen etwa 22.800 Mitgliedern. Die Brüder-Unität hat kein eigenes Bekenntnis. Sie bekennt mit den anderen Kirchen Jesus Christus als ihren Herrn und Heiland.
Zum Festjahr 2022 kannst Du Ein- und Ausblicke in 300 Jahre Geschichte(n) der Herrnhuter Bevölkerung und ihrer Stadt erhalten. Die Sonderausstellung entstand in Kooperation mit der Brüdergemeine Herrnhut, dem Unitätsarchiv der Evangelischen Brüder-Unität und dem Heimatmuseum der Stadt Herrnhut. Einen wortwörtlich „greifbaren“ Themenüberblick bieten Dir die Tastmodelle ausgewählter Ausstellungsstücke im Foyer.
Die 3D-Drucke entstanden in Zusammenarbeit mit der offenen Werkstatt Geistesblitz in Löbau, in der Schülerinnen und Schüler den Umgang mit modernen Technologien üben. Im Innenhof lädt Dich ein Kunstwerk der Dresdner Künstlerin Su-Ran Sichling zum tatkräftigen Mitmachen ein. Außerdem sind anlässlich des Jubiläums verschiedene Installationen zur Herrnhuter Missionsgeschichte in der Dauerausstellung zu finden. Sie öffnen schon jetzt kleine Schaufenster in deren Neugestaltung, die ab 2023 zu erleben ist.
Die Jubiläumsausstellung „300 Jahre Herrnhut“ ist noch bis 27. Dezember geöffnet. Geburtstag feiert auch der Herrnhuter Stern: Er wird in diesem Jahr 125 Jahre alt.
„Kumm ock rei“ – Umgebinde-Orte werden 800 Jahre alt
Ende April begann die Festveranstaltung zur Eröffnung der 800-Jahre- Feier von gleich fünf Jubiläumsgemeinden in der Region, darunter auch die Stadt des Weinbrandes, Wilthen. Im Mai kam dann die 800-Jahrfeier der Gemeinde Sohland. Der „Tag des offenen Umgebindehauses“, Ende Mai wurde mit Führungen und geöffneten Häusern im gesamten Oberlausitzer Bergland bis ins malerische Zittauer Gebirge begangen. Das Umgebindehaus ist als Bestandteil authentischer Dorfkerne typisch für die Region: Eine über Jahrhunderte bewährte Baukunst aus Holz, Lehm, Granit und Sandstein verbindet Funktionalität mit traditioneller Schönheit. Reisende finden die Brauchtumhäuser in jedem Dorf, inklusive Pensionen und regionalen Gaststuben. Beim Übernachten in großen Federbetten und bei regionaler Küche lässt sich die traditionelle Baukunst besonders gut erleben. Einmal angekommen, werden sie von den Gastgebern mit einem freundlichen „Kummt ock rei“ („Komm doch rein!“) – willkommen geheißen.
Zittau und seine Fastentücher
Die Kreuzkirche und das „Große Fastentuch“
Der Kreuzkirchenfriedhof wurde als Begräbnisort hauptsächlich von angesehenen Beamten und reichen Handelsherren in Anspruch genommen. Besonders die Grablegen an den Friedhofsmauern und die Errichtung der prunkvollen Gruftkapellen waren nur einem zahlungskräftigen Kreis möglich.
Dieser stammte oft von auswärts und war aufgrund der lukrativen Geschäftsmöglichkeiten Zittaus um 1700 eingewandert. Ansässige, Fremde und Heimischgewordene machten damit die Stadt zu »der Reichen«, wie sie genannt wurde. Sie etablierten die lutherischen Ideen in der Stadt und hielten als Ratsmitglieder die Stricke in Händen.
In Museum Kirche zum heiligen Kreuz ist das Große Zittauer Fastentuch von 1472 in der größten Museumsvitrine der Welt ausgestellt. Das Kleine Zittauer Fastentuch (Bild weiter unten), im Jahr 1573 von einem unbekannten Maler geschaffen, ist das einzige Fastentuch, das von einer evangelischen Gemeinde in Auftrag gegeben wurde.
1472 wurde das große Zittauer Fastentuch vom Gewürzhändler Gürtler gespendet. 200 Jahre lang verhüllte das Tuch alljährlich zur Fastenzeit den Altarraum der Kirch St. Johannis. Später wanderte das Tuch in die Ratsbibliothek und ging als Leihgabe in das Museum des Königlich-Sächsischen Altertumsvereins nach Dresden.
Nach dem Ende des 2. Weltkriegs wird es kurios: Sowjetische Soldaten fanden das bis daher hervorragend erhaltene Tuch am Auslagerungsort auf der Burg Olbin und machten daraus die Wand- und Deckenverkleidung einer provisorisch eingerichteten Badestube. Das Resultat ließ nicht lange auf sich warten: Gravierende Beschädigungen und Farbverluste. 1970 versuchte man (erfolglos), das Tuch zu reparieren, doch erst Mitte der Neunziger Jahre konnte ein Textilkonservierungsatelier in der Schweiz die bis dato 17 Stoffteile restaurieren und zusammenfügen. In der Kreuzkirche fand das Fastentuch seit 1999 seine Bleibe und ist die bedeutendste Sehenswürdigkeit Zittaus.
Leider ist die Pressereise eng getaktet, so dass wir der
Zisterzienserinnen-Abtei St. Marienthal
nur einen kurzen Fotostopp widmen können.
Das Kloster St. Marienthal ist das älteste Frauenkloster des Zisterzienserordens in Deutschland. Es besteht seit seiner Gründung im Jahr 1234 bis heute ununterbrochen. St. Marienthal ist ein lebendiges Kloster geblieben. In der weitläufigen, kulturhistorisch bedeutsamen Anlage leben, beten und arbeiten in Fortführung der langen Tradition Ordensschwestern.
Görlitz: Architektur-Highlights und ein bisschen Hollywood
Architektur-Highlights gibt es in Görlitz zu bestaunen: Mit etwa 4.000 Baudenkmälern von Gotik bis Jugendstil bietet die Neißestadt eine außergewöhnliche Kulisse für einen Städtetrip. Die hochkarätigen Museen und sakrale Schätze wie die Görlitzer Synagoge locken ganzjährig mit vielseitigen Erlebnissen. Besonders in der liebevoll herausgeputzten Altstadt sind unvergessliche Momente für große und kleine Besucher garantiert.
Görliwood
Filmproduzenten drehen und arbeiten gerne in „Görliwood„. Mit über 100 Filmproduktionen für TV und Kino hat sich Görliwood als Filmstadt national und international einen Namen gemacht. 2021 wurden in Görlitz gleich 5 (!) Filme gedreht, darunter auch Krimis aus der Reihe „Wolfsland“. Die schönsten Drehorte:
- Der Untermarkt. Hier wurden historische Filme wie „Goethe!“ oder „In 80 Tagen um die Welt“ gedreht, Weltkriegsdramen wie „Die Bücherdiebin“ oder „Inglorious Basterds“, aber auch Märchenfilme wie „Der Zauberlehrling“.
- Das wohl schönste Kaufhaus Deutschlands wurde als „Grand Budapest Hotel“ zum echten Star.
- Der Braune Hirsch: in dem markanten Eckhaus am pittoresken Untermarkt ging es in den letzten Jahren filmmäßig umtriebig zu: Besonders bei Innenaufnahmen gaben sich die Filmteams die Klinke in die Hand: eine alte Apotheke wurde das Haus bei „Der Zauberlehrling“, ein Gasthof bei „Der junge Karl Marx“, ein Hotel bei „Der Hauptmann“ und ein Gelehrtenzimmer bei „Die Vermessung der Welt“.
- Der Nikolaifriedhof – u.a. waren die Schauspieler bei „Wolfsland“ hier zum Drehen.
Der „Walk of Görliwood“ und weitere zertifizierte Reiseangebote sorgten für filmreife Urlaubserfahrungen auf den Spuren von Filmstars.
Rathaus Görlitz
Besonders in der liebevoll herausgeputzten Altstadt sind unvergessliche Momente für große und kleine Besucher garantiert. Beispielsweise wenn Künstler im Juli beim Internationalen Straßentheaterfestival die Plätze und ihr Publikum erobern. Oder der Schlesische Tippelmarkt am 16. und 17. Juli, auf dem Handwerkskunst mit seiner authentischen Marktatmosphäre lebendig wird.
Ein grenzübergreifendes Highlight sind traditionell das Altstadtfest Görlitz am letzten Augustwochenende und das Jakuby-Fest im polnischen Zgorzelec. Beides verbindet die Menschen und Kulturen mit einem Brückenschlag über die Neiße. Das lässt sich auch über die Feste hinaus tagtäglich in der Europastadt spüren.
Synagoge in Görlitz
Nach jahrelanger aufwändiger Sanierung hat Görlitz ein überregional und international beachtetes Kulturdenkmal wieder für Besucher und Veranstaltungen geöffnet. Wer die Synagoge in Görlitz besucht, wird von ihrer architektonischen Schönheit und dem faszinierendes Farbenspiel im Kuppelsaal zweifellos überwältigt sein. Ein vergoldetes Schuppenmuster und majestätisch wirkende Löwen schmücken die Decke. Kostbare Materialien in edler Verarbeitung betonen die Ostwand mit dem Thoraschrein.
1911 geweiht, gleicht es einem Wunder, dass der jüdische Sakralbau nach wie vor erhalten ist. In der Pogromnacht am 9. November 1938 wurde das imposante Gebäude zwar in Brand gesteckt, doch die Feuerwehr kam, um die Flammen zu löschen. Der Bau im Stil der Reformarchitektur zählt damit zu den wenigen Synagogen in Deutschland, die den Nationalsozialismus überstanden.
Zu DDR-Zeiten diente das verwaiste Gotteshaus zeitweise als Lager für Theaterkulissen. Es fristete jedoch eher ein Schattendasein und verfiel zunehmend. Nach 1990 begann die Rettung und Sicherung des Gebäudes. Mit Millionenaufwand wurde es schrittweise saniert. Inzwischen erstrahlt das national bedeutsame Kulturdenkmal in neuem Glanz. Der Thoraschrein, das Allerheiligste in einem jüdischen Gotteshaus, steht offen – als Zeichen der Verletzung an zentraler Stelle, wo früher die Thorarollen aufbewahrt wurden.
Die Dresdner Architekten William Lossow und Max Hans Kühne, die auch den Hauptbahnhof in Leipzig entwarfen, verwendeten beim Bau der Görlitzer Synagoge sehr moderne Technologien. Die flache Kuppel aus Eisenbeton, die sich über den Hauptraum wölbt, hat eine Spannweite von 16 Metern. Darüber erhebt sich die Stahlskelettkonstruktion für den 33 Meter hohen Turm, mit dem die Bauherren einst selbstbewusst anzeigen wollten, dass Judentum seinen Platz in der Gesellschaft gefunden hat.
Eine jüdische Gemeinde bildete sich nach 1945 nicht mehr. Seit 1963 ist das Denkmal in Besitz der Stadt Görlitz. Als heutiges Kulturforum kann die Synagoge ganz unterschiedlich genutzt werden: für Bildung, Konzerte, Vorträge, Festveranstaltungen und Tagungen. Das Haus ist außerdem zur individuellen Besichtigung mit Multimediaguide geöffnet. Ein Gebetsraum in der früheren Wochentagssynagoge steht für Andachten und Gottesdienste zur Verfügung.
Die Synagoge ist das sichtbarste Zeugnis der jüdischen Geschichte in Görlitz. Interessierte können darüber hinaus weitere Orte erkunden, zum Beispiel den jüdischen Friedhof mit imposanten Grabmalen und repräsentativen Familiengrabstätten. Auch die Alte Synagoge, heute ein Literaturhaus, ist einen Besuch wert. Die jüdischen Einwohner von Görlitz waren ein wichtiger und einflussreicher Teil der Bürgerschaft. Viele ihrer Häuser und Stadtvillen sind heute noch erhalten. Eine themenspezifische Stadtführung bringt Interessierte an markante Orte, verweist auf Biografien und gibt Einblick in die jüdische Geschichte von Görlitz.
Originaltext und mehr Infos hier
Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften
Für die Mitglieder der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, die 1779 in Görlitz gegründet wurde, war eine Bibliothek selbstverständlich. Werke zu Geschichte, Ökonomie, Naturgeschichte und Philosophie spiegeln das Profil der Gesellschaft wider. Später bildeten Geschichte und Landeskunde der Region zwischen Dresden und Breslau den Sammlungsschwerpunkt. Im Jahr 1801 verfügten Karl Gottlob v. Anton und Adolf Traugott v. Gersdorf, dass nach ihrem Tod ihre Privatbibliotheken der Gesellschaft übereignet werden. Schriftentausch, Geschenke und Ankäufe ließen den Bestand bis heute auf 130.000 Bände anwachsen.
Ab 1943 wurden die Sammlungen kriegsbedingt verlagert. Wertvolle Handschriften, Inkunabeln und Drucke wurden in Orte östlich der Neiße gebracht. Viele befinden sich seither in der Universitätsbibliothek Breslau. Die heutige Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften entstand 1951 aus der Milichschen Bibliothek und der historischen Gesellschaftsbibliothek.
Oberlausitz: Highlights in der zweiten Jahreshälfte 2022
16./17. Juli: Kunsthandwerkermarkt, Neschwitz Schlosspark
5. – 7. August: Historik Mobil – Festival mit Eisenbahn-Romantik, Zittauer Gebirge
9. August – 4. September: Senfwochen und Altstadtfestival, Bautzen
12. – 28. August: Lausitzer Musiksommer
19. – 21. August: O-See Challenge Internationaler Cross Triathlon, Zittauer Gebirge
ab 25. August: Lausitz Festival
September/Oktober: 21. Lausitzer Fischwochen
29. September – 3. Oktober: Görlitzer Bachwoche
1./2. Oktober: Töpferfest Neukirch
30. September – 3. Oktober: 3. Landeserntedankfest Zittau
8. Oktober: Kirmes- und Erntedankmarkt, Wittichenau (KRABAT-Milchwelt)
25. November – 22. Dezember: 639. Wenzelsmarkt, Bautzen
2. – 18. Dezember: Schlesischer Christkindelmarkt, Görlitz
16. – 18. Dezember: Ruprechtmarkt auf dem Spreeeck, Ebersbach
25. Dezember: Kaiserweihnacht, Burg und Kloster Oybin, Zittauer Gebirge
Interessante und weiterführende Links
Hotels/Unterkünfte
MOMENTS Boutique Hotel*, Goschwitzstraße 27, 02625 Bautzen
Infos und Sehenswürdigkeiten
http://www.oberlausitz.com
http://www.via-sacra.info
http://www.muskauer-faltenbogen.de
http://www.biosphaerenreservat-oberlausitz.de
http://www.neisseland.de
http://www.300jahreherrnhut.de
http://www.stiftung-umgebindehaus.de
http://www.zittau.de
http://www.zittauer-gebirge.com
http://www.herrnhut.de
http://www.herrnhuter-sterne.de
http://www.westlausitz.de
http://www.bautzen.de
http://www.tourismus-bautzen.de
http://www.theater-bautzen.de/theatersommer
http://www.senf-stube.de/senfwochen
http://www.wenzelsmarkt-bautzen.de
http://www.goerlitz.de
http://www.goerlitz.de/Kulinarisch
http://www.goerlitzer-sammlungen.de
http://www.tierpark-goerlitz.de
Görlitz – Öffentliche Stadtführungen
Reiseliteratur
MERIAN Scout – 200 x Sachsen
Reise Know-How Reiseführer Oberlausitz, Lausitzer Seenland mit Zittauer Gebirge
Alle bisherigen Reiseberichte über Sachsen
Sachsen Kultur-Tour: Mendelssohn, Bach und Musikstadt Leipzig
Sachsen: Erzgebirge – Schätze im UNESCO-Welterbe
Sachsen: überraschende Oberlausitz – Bautzen, Herrnhut, Zittau und Görlitz
Sachsen von Zwickau bis zur Elbe: spannende Industriekultur, Kunst und Wein-Genuss
Sachsen, Vogtland: von Bad Elster nach Plauen
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Allgäu 1525: der Bauernkrieg und die Zwölf Artikel aus Memmingen
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Coburg: Zeitreise durchs Coburger Land – ein Wochenende in Franken und Thüringen
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Heimatliches Ausflugsziel Neresheim: Unterwegs im „Goldenen Oktober“
UNESCO-Welterbe in Thüringen: Von Erfurt nach Weimar
Straße der Romanik in Sachsen-Anhalt: Auf den Spuren von Kaiser Otto I.
Transparenz/Offenlegung
Danke an Ines Nebelung von der Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen mbH und Caroline Schneider von der Marketing Gesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien mbH für die Einladung zu dieser Pressereise.
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