Sachsen: Erzgebirge – Schätze im UNESCO-Welterbe

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Augustusburg - Titelbild zum Beitrag Erzgebirge 2022

 

Infobox
Autor:Wolfgang Brugger
Reisezeit:September 2022
Art der Reise:Pressereise
Lesezeit: 11 Minuten

 

Kurz und knapp: Worum geht es hier?

Du hast es eilig? Hier eine kurze Zusammenfassung dieses Beitrages:

Der Reisebericht „Sachsen: Erzgebirge – Schätze im UNESCO-Welterbe“ beschreibt die Sehenswürdigkeiten und kulturellen Schätze der Region, darunter das Schloss Augustusburg, das Jagdtier- und Vogelkundemuseum, das Kutschenmuseum, den CRANACH-Altar und die Städte Marienberg und Annaberg-Buchholz. Der Autor möchte mit diesem Bericht die Leser für die historischen und kulturellen Besonderheiten des Erzgebirges begeistern. Das Publikum, das er anspricht, sind Reiselustige, Kulturliebhaber und Geschichtsinteressierte, die an einer Erkundung dieser Region interessiert sind.

Von Berg zu Berg

Seit meiner letzten Recherchereise hierher sind nun tatsächlich so gut wie 30 Jahre vergangen: Für meinen nun schon historischen Reiseführer „OstDeutschland ReiseRatgeber für Wohnmobil und Caravan“ war ich 4 Wochen lang mit einem Reisemobil auf Achse, die nebenbei durch den Straßenzustand ganz schön gefordert wurde, und habe auch diese schöne Randlage Sachsens erkundet.

Stationen unserer Pressereise Anfang September 2022 sind unter anderem das Schloss Augustusburg (natürlich hoch auf dem Berg gelegen), das eine große Sonderausstellung zum Schloss-Geburtstag (450 Jahre) präsentiert, ein Stadtrundgang durch die Bergstadt Marienberg, die dieses Jahr ihren 500. Geburtstag begeht und Besuch der Bergstadt Annaberg-Buchholz.

Idyllische Landschaften, einmalige Flusstäler und malerische Ortschaften entlang der deutsch-tschechischen Grenze haben ihren Ursprung in der mehr als 800-jährigen Bergbaugeschichte, der das Erzgebirge seinen Reichtum, seinen Namen und seine wirtschaftliche Bedeutung verdankt. Seit Juli 2019 steht die Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří auf der Liste des UNESCO-Welterbes. Die Welterbestätte setzt sich aus 17 sächsischen und fünf tschechischen Bestandteilen zusammen. Nur in der Verbindung aller Bestandteile liegt der außergewöhnliche universelle Wert begründet. Sie repräsentieren das bergbauhistorische Erbe der Region – stellvertretend für viele weitere Sachzeugen des Bergbaus.

Marienberg

Auf dieser Pressereise im Erzgebirge sind wir mit dem Auto unterwegs, da wir uns nicht auf einen Gruppenbus oder öffentliche Verkehrsmittel verlassen wollen, um in der Kürze der Zeit von A über B nach C zu kommen. In einem der folgenden Reiseberichte werden wir von Leipzig erzählen, eine ganz andere Geschichte: Hier kannst Du dann bequem mit der Bahn anreisen und innerhalb der Stadt mit gut und häufig verkehrenden Öffis dort ankommen, wo Du möchtest.

Untergebracht sind wir in Zentrumsnähe im Hotel „Weißes Ross“, Annaberger Str. 12. Barrierefreier Zugang über Restaurant-Café „Rosstunnel“. Beim Hauptzugang von der Straße her sind hingegen Stufen zu bewältigen. Unsere Dusche ist zwar nicht bodengleich, aber trotzdem gefällig, weil sie nicht in eine Badewanne integriert ist. Ich notiere:

Vom hauseigenen Parkplatz ins Restaurant und von dort ebenerdig zur Rezeption. Aufzug. Sauna und Dampfbad, zum Aufheizen Bescheid sagen. Frühstück in einem freundlichen Raum.  Viele Sorten Tee. Speck und Rührei kalt, weil Heizung der Wärmeappartur nicht angestellt ist. Kaffee erst nach 3maliger Aufforderung gebracht, obwohl der FrühstücksRaum nur mit 4 Personen besetzt. Dachzimmer mit geräumigem Bad und Dusche ohne Badewanne. Zimmer an lauter Straße, Fenster sehr gut, lassen den Lärm wo er hingehört, nämlich draußen.

Im Hotel: Halbpension

Im Hotel haben wir Halbpension: durchwachsenes Ergebnis mit Luft nach oben

Der historische Stadtkern der Bergstadt Marienberg ist in Anlehnung an die italienische Renaissance vollkommen rechtwinklig angelegt. Dessen Mitte bildet der 1,77 ha große quadratische Marktplatz. Hier steht das Bronzedenkmal des Stadtgründers, Herzog Heinrich von Sachsen.

So ganz waffenlos stellt er sich nicht in Pose, der Herzog Heinrich. Ich zähle mindestens 3 verschiedene Waffen - und einen heute wieder modernen Hipster-Bart.

So ganz waffenlos stellt er sich nicht in Pose, der „fromme“ Heinrich. Ich zähle mindestens 3 verschiedene Waffen – und einen heute wieder modernen Bart nach Hipster-Art.

Seit 1561 war Marienberg von einer wehrhaften zwei Meter starken Stadtmauer mit fünf Stadttoren und vier runden Ecktürmen umgeben. Etwa 50 Meter Stadtmauer ist am quadratischen Zschopauer Tor erhalten geblieben. Von 1966 bis 2005 war darin das Heimatmuseum eingerichtet. Die meisten Ausstellungsstücke findet man heute im Bergmagazin, welches 2006 neu hergerichtet wurde. Das älteste Wohnhaus der Stadt ist das Lindenhäuschen an der Bergstraße. Das ehemalige Bergarbeiter-Wohnhaus stammt aus dem Jahre 1541. So genannt, weil einst zwei mächtige Linden zu seinen Seiten standen.

Marktplatz

Die Maße stehen oben. Aber wie klingt 17.700 Quadratmeter? Schon gigantisch für einen Marktplatz. Vor allem, wenn Du auf 50 bis 90 qm wohnst. Wenn Du auf dem leeren Platz stehst, geht es Dir vielleicht wie mir und Du fragst Dich „wozu diese Platzverschwendung„?

Rathaus

Nach dem Abriss eines vorher hölzernen Rathauses entstand in den Jahren 1537-1541 ein steinernes Gebäude nach Plänen des in Halle tätigen Baumeisters Andreas Günther. Mehrere Giebel zierten die Seite zum Marktplatz. Das prächtige Renaissanceportal stammt aus der Erbauungszeit um 1539. Die Medaillons in den Zwickeln zeigen links Stadtgründer Herzog Heinrich den Frommen und rechts seinen Bruder Herzog Georg den Bärtigen. Im Giebel befindet sich das herzoglich-sächsische Wappen mit einer Inschrift, deren Übersetzung lautet: „Das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit“. Bei zwei großen Stadtbränden im 17. Jahrhundert wurde das Gebäude stark zerstört und erhielt nach 1684 seine heutige Gestalt. Auch Stadtwappen und Sonnenuhr, erstmals 1539 gemalt, entstammen der Zeit nach 1684. Der Spruch auf der Sonnenuhr sagt uns: „Du weißt es nicht Betrachter. Sind dies die Zeichen des Sonnengottes (Orakel des Phöbus). Du fragst? Sie antworten dir dies: Lerne zu sterben!“

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Barrierefreier Stadtplan - mit Braille-Schrift

Barrierefreier Stadtplan – mit Braille-Schrift

Historischer "Meilenstein" von 1727

Historischer „Meilenstein“ von 1727

Zschopauer Tor

Zschopauer Tor

Zschopauer Tor

Erbaut 1545, blieb es als einziges von insgesamt fünf Stadttoren erhalten. Bis 1684 läutete hier eine so genannte Bergglocke zum Schichtwechsel. Nach 1684 kam sie in den Kirchturm. Die Außenseite des Tores zeigt noch die Falze für das frühere Fallgitter. Im Tordurchgang sind Ringe für das innere und äußere Tor zu sehen, an denen die Torangeln befestigt waren. Der Torturm enthält vier Etagen. Sie beherbergten von 1966 bis 2006 ein Heimatmuseum, das sich seitdem im Museum sächsisch-böhmisches Erzgebirge im Bergmagazin befindet. Heute wird der Turm für kulturelle Veranstaltungen genutzt.

Lindenhäuschen

Es ist das wohl älteste, in seinen Grundmauern noch original erhaltene Wohngebäude der Stadt und der Typ eines einfachen Bergarbeiterwohnhauses des 16. Jahrhunderts. Erbaut wurde es vermutlich vor 1541. Das schlichte Rundbogenportal mit den Sitznischen ist den Renaissanceportalen wohlhabender Bürger nachgestaltet. Das vorherige Schindeldach erhielt 1934 eine Blecheindeckung, die vor Funkenflug schützen sollte. Im Rahmen der grundhaften Sanierung 2005 und 2006 wurden unter anderem Anbauten der letzten 150 Jahre entfernt, die originale Holzdecke aus dem 17. Jahrhundert in der Stube im Erdgeschoss restauriert, eine alte Schwarzküche wieder aufgebaut und das Schindeldach erneuert. Seinen Namen erhielt das Häuschen von zwei ursprünglich 1775 von Bergmann Benjamin Pöschel gepflanzten Linden. Nachdem im Herbst 2002 ein Sturm den unteren Baum umlegte und der obere im Februar des darauffolgenden Jahres gefällt werden musste, stehen seit April 2003 diese beiden Winterlinden.

Lindenhäuschen

Lindenhäuschen

St. Marien

„Offene Kirche“ St. Marien: Eintritt frei, Öffnungszeiten 13-17 Uhr täglich, barrierefrei.

1521 wurde die Stadt Marienberg gegründet. Im April 1558 wurde der Grundstein der jetzigen Kirche gelegt. Dazu wurde die im Reformationsjahr 1537 für die evangelischen Christen errichtete Blockhauskirche entfernt. St. Marien ist die jüngste der 3 erzgebirgischen spätgotischen Hallenkirchen nach St. Wolfgang in Schneeberg und St. Annen in Annaberg. Im Februar 1564 war Kirchweihe als Evangelisch-Lutherische St. Marienkirche. Das Haupthaus ist 45m lang und 26m breit, hat 3 gleichhohe Schiffe und 7 Joche.

Irgendwas fehlt immer

Irgendwas fehlt immer

 

Annaberg-Buchholz

Wenn Du von Marienberg nach Annaberg mit Deinem Auto fährst, denk daran: Nicht die Luftlinie, sondern die zahlreichen Kurven im (Erz-) Gebirge entscheiden über die Zeit, die Du hierher brauchst. Nimm lieber noch ein paar Minuten mehr, als Dein Navi dir errechnet hat: Es ergeben sich schöne Ausblicke für den ein oder anderen Fotostopp.

Die Gründung der Stadt 1496: Der aufblühende Bergbau erforderte die Gründung einer Stadt. Wegen der guten Erreichbarkeit und Wasserversorgung legte man dafür den Westhang des Pöhlberges fest. Im Herbst 1496 wurde mit dem Fällen der Bäume begonnen und nach altem Brauch mit einem Pflug eine Furche von 2.500 m Umfang für die Stadtmauer gezogen. Beim Abstecken der Gassen achtete man auf eine die natürliche Luftzirkulation gewährleistende Breite.

Das bergige Gelände erzwang die Krümmung der Gassen, auch zum Schutz gegen die „erzgebirgischen Windsbrausen“. Die Hofstätten wies man den Bewerbern kostenlos zu. Damit die Bevölkerung sesshaft wurde, ordnete der Herzog an, dass jeder sein Haus selbst bewohnen sollte. Bis 1550 entstanden 1.200 öffentliche und private Gebäude. Zur Stadtmauer schlossen Gärten für den Obst- und Gemüseanbau an. Am 29. September 1497 verlieh der Landesherr die ,,Neustadt am Schreckenberg“ mit dem Stadtrecht.

1501 erhielt sie den Namen Sankt Annaberg und ein Wappen verliehen. Die Stadt war 1550 mit 12.000 Einwohnern bevölkerungsreicher als Dresden und Leipzig. Der Niedergang des Bergbaus Ende des 16. Jahrhunderts schwächte die Stadt. Beim Brand 1604 völlig zerstört, konnte sie nicht in alter Pracht auferstehen. Der Wiederaufbau konzentrierte sich auf die erforderlichen öffentlichen und kirchlichen Gebäude. Viele der Brandstätten blieben unbebaut. Die Pest, der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) und die Brände 1630 und 1664 brachten Tod und Elend. Eine Zählung 1696 ermittelte noch 3.391 Einwohner (davon waren 1.486 Kinder), 595 bewohnte, 12 unbewohnte Häuser und 282 Brand- stellen. Das 18. Jahrhundert brachte mit dem Stadtbrand von 1731, dem Siebenjährigen Krieg und bitteren Hungersnöten keine Verbesserungen der Lebensbedingungen. Mehr davon bei den Verlinkungen unten!

Deutlich besser sieht es hier und heute aus. Komm her, überzeug Dich selbst!

Im Zentrum

Marktplatz Annaberg Buchholz

Marktplatz Annaberg Buchholz

Blick vom Berg ins Tal hinüber auf den Berg. Annaberg-Buchholz: Wie schon der Name sagt: Erzgebirgisch!

Manufaktur der Träume

Wahrhaft traumhaft mutet die Präsentation im Erlebnismuseum „Manufaktur der Träume” im Herzen der Annaberger Altstadt an. Die imposante Vielfalt erzgebirgischer Figuren – von Engeln und Bergmännern über Nussknacker und Massefiguren bis zu wunderbaren Spielsachen – entführt ins Land der Fantasie. Mit über 1.000 Objekten aus vier Jahrhunderten beherbergt die Manufaktur der Träume eine der größten Privatsammlungen weltweit. Die bedeutende Leihgabe stammt von der deutsch-schweizerischen Sammlerin und Erbin des Wella-Konzerns Erika Pohl-Ströher.

 

Erzgebirgsmuseum

Erlebe erzgebirgische Geschichte an einem historischen Ort: Bergbau, Numismatik, Kunst der Reformationszeit, Schnitzkunst und Industriegeschichte. Sieh einzigartige Exponate erzgebirgischer Volks- und Weihnachtskunst, darunter eine der ältesten bekannten Weihnachtspyramiden. Die Ausstellung zur Regional- und Stadtgeschichte widmet sich u.a. dem Handwerk der Zinngießer, Töpfer und Posamentierer. In zwei Räumen werden bürgerliche und bäuerliche Lebenskultur gegenübergestellt. Ein eigener Bereich der Dauerausstellung ist der bedeutenden Annaberger Montanunternehmerin Barbara Uthmann gewidmet.

Vom Museum aus kommst Du in das originale Silberbergwerk „Im Gößner“ – einen Bestandteil des UNESCO-Welterbes „Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří“ – direkt unter der Innenstadt! Der Eingang befindet sich im Hof des Museums.

Das original erhaltene, über 500 Jahre alte Silberbergwerk aus der Zeit der Stadtgründung wurde erst 1992 wiederentdeckt und 1995 als Besucherbergwerk eröffnet. In bis zu 24 Metern Tiefe entdecken Besucher Stollen, Schächte und originale Abbauspuren aus der Zeit um 1500.

Besucherbergwerk „Im Gößner“

Hier ist Schluss für alle Freunde der Barrierefreiheit: Leider kein Zugang für Menschen, die keine Treppen steigen können.

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Wenn Du meinst, tiefer geht es nicht, kommt jetzt noch ein Schwierigkeitslevel mehr hinzu:

St. Annenkirche

Ein absolutes Muss ist ein Besuch der St. Annenkirche, eine der größten spätgotischen Hallenkirchen Sachsens. Wie eine Königin thront sie hoch über der Stadt und prägt ihre Silhouette. Ihr Inneres beeindruckt neben der schieren Größe mit reicher Ausstattung und dem Annaberger Bergaltar, einem Zeugnis des Silberbergbaus.

Dr. Luther darf nicht fehlen

Dr. Luther darf nicht fehlen

 

Evangelische Bergkirche St. Marien

Auf dem Nachhauseweg von Annaberg nach Marienberg grüßt uns von hoch oben über dem Tal das Schloss Wolkenstein. Jetzt – auf diesem Foto – noch auf derselben Höhe, wird sich unsere Straße tief zur Talsohle des Flusses hinunterschrauben, von wo wir uns den Kopf verrenken müssen, um das Schloss zu sehen.

 

Am nächsten Tag, auf dem Weg nach Augustusburg, am Ortsende von Marienberg:

Pferdegöpel aus dem 19. Jahrhundert

Pferdegöpel aus dem 19. Jahrhundert

Holzfiguren und Spieldosen in der Tradition des Erzgebirges: Manufaktur Wendt & Kühn

Bei Wendt & Kühn in Grünhainichen erzählen einzigartige Figuren eine faszinierende Geschichte, die 1915 begann. Damals gründeten die beiden Absolventinnen der Königlich-Sächsischen Kunstgewerbeschule, Grete Wendt (1887-1979) und Margarete Kühn ein Unternehmen, das 100 Jahre später weltbekannt sein sollte. Bis heute ist die Manufaktur Wendt & Kühn in Grünhainichen zu Hause und führt das Lebenswerk von Grete Wendt und ihrer Weggefährtin Olly Wendt, geb. Sommer (1896-1991), fort.

erstaunlich viele unterschiedliche Farben!

Schloss Augustusburg

Auf unserem Programm steht eine Schlossführung und der Besuch der Sonderausstellung „Kurfürst mit Weitblick – Das Leben und Wirken von Landesvater August von Sachsen“

Eine der bedeutendsten Motorradsammlungen Europas, kurfürstliche Kutschen und eines der wertvollsten Cranach-Gemälde des Landes Sachsen – Schloss Augustusburg setzt dem Erzgebirge die Krone auf. Seit über 450 Jahren schon! Wegen seiner Monumentalität und seiner Schätze gilt es als eines der schönsten Schlösser der Renaissance in Mitteleuropa. Zeit, sich Schloss Augustusburg einmal anzusehen.

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Als der sächsische Kurfürst August 1568–1572 Schloss Augustusburg errichten ließ, war der Platz wohl gewählt. Weithin sichtbar erhob sich das Jagd- und Lustschloss auf einem 516 m hohen Quarzporphyrkegel über dem Zschopautal. Auch nach über 450 Jahren hat dieses monumentale Bauwerk nichts von seiner Ausstrahlung eingebüßt. Wegen seiner imposanten Lage nennt man Schloss Augustusburg auch die „Krone des Erzgebirges“. Wegen seiner Monumentalität und Museen gilt es heute als eines der schönsten Renaissanceschlösser Mitteleuropas.

Venussaal – Ausstellung zur Jagd und Hofhaltung

Mit dem Venussaal präsentiert das Schloss Augustusburg eine im deutschsprachigen Raum einzigartige Wandmalerei aus dem 16. Jahrhundert, die thematische Anlehnung an die Tannhäusersage findet. In den angrenzenden Stuben sind Waffen, historische Möbel, höfische Kleidung ausgestellt, die das Leben in einem kurfürstlichen Schloss zu Zeiten der Renaissance illustrieren und so die zeitgenössische Jagd und Hofhaltung näher dokumentieren.

Jagdtier- und Vogelkundemuseum

Der Fauna des Erzgebirges widmet sich das Jagdtier- und Vogelkundemuseum mit 120 eindrucksvollen Dioramen ausgestellten Säugetieren und Vögeln von denen nicht wenige heute vom Aussterben bedroht sind.

Kutschenmuseum

Im Kutschenmuseum erhält der Besucher einen Eindruck vom beschwerlichen Reisen in früheren Jahrhunderten vor der Erfindung des Automobils. Herrschaftliche Wagen und weitere Kutschen bürgerlicher und ländlicher Herkunft werden präsentiert. Die Wagen aus dem ehemaligen Marstall zu Dresden bilden den Höhepunkt des Museums. (Seit Ende Juni 2022 aufgrund von Bauarbeiten geschlossen, vsl. Neueröffnung 2024)

CRANACH-Altar

Das imposante Sakralbild von Lucas Cranach dem Jüngeren (1515-1586) in der Schlosskirche ist von unschätzbarem historischem Wert für Sachsen und darüber hinaus und das einzige erhaltene Bildnis, das die kurfürstliche Familie im zeitgemäßen Habitus der Renaissance zeigt.

Es war einst Kurfürst August selbst, der Altarbild und Kanzel in der damals weit bekannten Werkstatt von Lucas Cranach dem Jüngeren im sächsisch-anhaltinischen Wittenberg in Auftrag gab. In einem Schriftwechsel vom 26. Februar 1569 bittet der Künstler Kurfürstin Anna, ihm ein Verzeichnis ihrer Kinder mit Altersangaben und Bildnissen zu schicken.

Brunnenhaus

Allerdings stellte die Wasserversorgung in dieser Höhenlage für damalige Verhältnisse ein gravierendes Problem dar. Der Kurfürst gab daher im Jahr 1568 dem Freiberger Oberbergmeister Hans Martin Planer (1510 – 1582) den Auftrag, einen Brunnen im Wirtschaftshof zu teufen. Das Abteufen des Brunnens gestaltete sich äußert mühsam und langwierig. Es dauerte neun Jahre bis man in 130,6 m Tiefe endlich auf Wasser stieß.

Zum Schutz des Brunnens wurde 1579 das ursprüngliche Brunnenhaus mit einem Göpelwerk gebaut. Das Brunnenhaus (seit 2019 assoziiertes Objekt der UNESCO-Welterbe Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří) mit der Maschinerie in der jetzigen Form wurde nach einem Brand im Jahr 1831 neu errichtet. Das Brunnenhaus ist der zweittiefste Burgbrunnen nach der Festung Königstein und der älteste noch erhaltene Treibgöpel in Sachsen. Das Brunnenhaus war bis zum Anschluss an das öffentliche Wassernetz 1882 regelmäßig in Betrieb.

Sonderausstellung „Kurfürst mit Weitblick – Das Leben und Wirken von Landesvater August von Sachsen“

Kurfürst August von Sachsen war eine Herrscherpersönlichkeit, die Sachsen zu einem Musterland von wirtschaftlicher und kultureller Blüte entwickelte – nicht zu verwechseln mit Kurfürst August dem Starken. Die erlebnisorientierte Ausstellung gibt einen Einblick in sein vielseitiges Leben und einflussreiches Wirken sowie in den Bau von Schloss Augustusburg vor exakt 450 Jahren.

 

Als der sächsische Kurfürst August von 1568 bis 1572 Schloss Augustusburg auf dem Schellenberg errichten ließ, war der Platz „hoch oben“ als Zeichen der Macht wohl gewählt. Nach wie vor ist die Strahlkraft des monumentalen Jagd- und Lustschlosses ungebrochen.

Zum 450-jährigen Schlossjubiläum im Jahr 2022 eröffnet sich die Chance einer Zeitreise zurück in die Renaissance! Die Sonderausstellung „Kurfürst mit Weitblick“ blickt auf das Leben von Landesvater August von Sachsen zurück und zeigt einzigartige kostbare Exponate aus der sächsischen Landes- und Kulturgeschichte. Highlight ist die 360-Grad-Projektion im historischen Großen Saal, bei der Du Dich plötzlich auf einem Festgelage im 16. Jahrhundert wiederfindest.

Im Rahmen der Führung „Auf dem Weg zu Ruhm und Glanz“ erfährst Du zusätzlich spannende Hintergrundinformationen über das Wirken des Kurfürstenpaares August und Anna und die Bedeutung von Schloss Augustusburg in der damaligen Epoche.

Die Sonderausstellung ist noch bis 08.01.2023 zu sehen.

Zahllos sind seit Ende des Mittelalters die pädagogischen Versuche, Kinder auf eine feinere Lebensart vorzubereiten.

Rücke nicht bei Tische hin und her, dass es aussieht,
als wolltest du gerade einen fahren lassen.

Erasmus von Rotterdam (1466 – 1536)

In seinem Buch „Die Formel kindlicher Unterhaltungen“ von 1529 fordert der Schulmeister Sebaldus Heyden:

  • „… setz dich fein züchtig nieder!
  • Die Speis greif nicht mit den Fingern an!
  • Nicht fass sie in die Faust!
  • Nicht sei der Erste mit essen!
  • Trink auch nicht als Erster!
  • Nicht stütz dich auf die Ellenbogen!
  • Sitz aufrecht!
  • Und spreiz die Arme nicht aus!
  • Nicht trink begehrlich!
  • Auch kau nicht geizig!
  • Nimm das dir nächste!
  • Guck andere Leut nicht an!
  • Wisch den Mund, wenn du trinken willst!
  • Nicht mit der Hand, sondern mit dem Tuch!
  • Das Gebissene tunk nicht wieder ein!
  • Nicht leck an den Fingern!
  • Ein jedes mit dem Messer schneid!
  • Beschmier den Mund nicht!
  • Die Finger trockne oft!“

 

Fakten & Highlights Augustusburg

Motorradmuseum: bedeutendste und umfangreichste Zweiradsammlung Europas mit 175 Exponaten (DKW, Auto Union und MZ)
Cranach-Altarbild in der Schlosskirche: wertvolles Gemälde aus dem 16. Jhdt. von Lucas Cranach d.J.
Schlossmuseen: Dauerausstellung zu Jagd- und Schlossgeschichte, Venussaal mit einzigartiger Wandmalerei aus dem 16. Jhdt.
Kutschenmuseum: herrschaftliche Wagen sowie kurfürstliche Kaleschen und Kutschen (ab Ende Juni 2022 aufgrund von Bauarbeiten geschlossen, voraussichtliche Neueröffnung in 2024)
Brunnenhaus: zweittiefster Burgbrunnen mit ältestem erhaltenen Treibgöpel in Sachsen und seit 2019 assoziiertes Objekt UNESCO-Welterbestätte Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří

 

Weiterführende Links

Tourismus in Sachsen – Sachsen erleben!

Erlebnisheimat Erzgebirge – Urlaub in der Welterberegion

Bergstadt Marienberg

Hotel Weißes Roß in Marienberg

Stadtführungen Marienberg

Große Kreisstadt Annaberg-Buchholz

Webcams in Annaberg-Buchholz

Zwei Webcams bieten immer einen aktuellen Blick auf die Stadt. Permanent ist die Webcam am Haus des Gastes Erzhammer angebracht und liefert das ganze Jahr über Bilder vom Marktplatz

Themenstadtplan Annaberg-Buchholz

Glück auf in Annaberg-Buchholz! – Große Kreisstadt Annaberg-Buchholz

St. Annenkirche – Glück auf in Annaberg-Buchholz! – Große Kreisstadt Annaberg-Buchholz

Bergkirche St. Marien – Glück auf in Annaberg-Buchholz! – Große Kreisstadt Annaberg-Buchholz

Erzgebirgsmuseum – Kultur – Große Kreisstadt Annaberg-Buchholz

Schloss Augustusburg | Die Sehenswerten Drei

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Offenlegung / Danksagung

Herzlichen Dank für die Unterstützung zu dieser Pressereise an:

  • Anja Schließ und Ines Nebelung von der TMGS Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen mbH
  • Claudia Brödner vom Tourismusverband Erzgebirge e.V.
  • die Mitarbeitenden von der Leipzig Tourismus und Marketing GmbH
  • Frizzi Seltmann von der Augustusburg/Scharfenstein/Lichtenwalde Schlossbetriebe gGmbH

 


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