Die Prignitz: Bier, Kieperkohl und Naturerlebnis. Teil 2

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Die Prignitz – Natur und Kulinarik im Einklang

Kurze Umfrage im heimischen Bairisch-Schwaben: Kennst Du die Prignitz?

Prignitz? Pegnitz? Irgendwo in Franken? Solcherlei Antworten kommen da. Aber dass meine nächste Pressereise mich ins westliche Brandenburg bringt, nahe dran an Mecklenburg-Vorpommern im Norden, Niedersachsen (unweit Gorleben) im Westen und Sachsen-Anhalt im Süden, das fällt keinem der Interviewten ein. Bis auf die üblichen Schlaumeier, die den Elberadweg schon unter ihren Reifen hatten.

Kein Wunder, die Gegend ist ja weit weg. Mit der Bahn ca. 8 Stunden (incl. 1 Stunde Aufenthalt in Berlin).

Hier also der 2. Teil des Reiseberichts über meine Pressereise in die Prignitz

 

Pritzwalk

Museumsfabrik Pritzwalk

Die Museumsfabrik Pritzwalk, ehemals Stadt- und Brauereimuseum Pritzwalk, ist das zentrale kulturhistorische Museum für die Stadt Pritzwalk und Umgebung. Hier wird das kulturelle Erbe der Region gesammelt und für dessen Erhaltung, Dokumentation, Erforschung und Kommunikation gesorgt. Nachdem die Pritzwalker Brauerei 2009 endgültig geschlossen wurde, besinnt sich die Museumsfabrik auf die lange Brauereigeschichte des Ortes.

 

Blick vom höchsten Punkt des Museums über die Stadt – leider nicht barrierefrei zugänglich

 

 

Mitten am Vormittag: Die beste Gelegenheit, ein paar Fotos von der Biertradition der Gegend zu machen. Auch die Inhalte der Flaschen werden unter die Lupe genommen.

 

 

 

Bodenständige Gaumenfreuden in Neudorf

Nun geht es ums Ganze: Wir erleben eine Führung durch die Neudorfer Fleischerei mit Hofladen und Kostproben von Fleisch und Knieper.

Von Anbau des Tierfutters über tiergerechte Haltung der Schweine – hier die patentierte Erfindung eines hygienischen Abtritts – bis zum Endprodukt in einer Hand.

 

Knieperkohl

Der Knieperkohl, auch bekannt als „Knieper“ oder „Sur’n/Suren Hansen“  ist eine typische Winterspezialität. Knieperkohl entstand im Dreißigjährigen Krieg und gilt heute als Prignitzer Nationalgericht. Durch Plünderungen und Seuchen im Krieg lebte in der Prignitz nur noch ein Bruchteil der ursprünglichen Bevölkerung.

Im Winter aßen die Menschen sonst Sauerkraut, doch in dem verwüsteten Landstrich gab es wenig zu essen, Weißkohl war nicht mehr vorhanden. So entschlossen sich die Prignitzer in der Not, blauen Stangenkohl zu säuern, der eigentlich als reines Viehfutter diente. Als bessere Zutaten verfügbar waren, ergänzte und verfeinerte man die Rezeptur: ca. 60 % Weißkohl, 30 % blauer Markstammkohl und 5 % Grünkohl sowie Weinreben und Speisesalz. Der Kohl wird nach dem ersten Frost, meist im Spätherbst geerntet und landet dann in vielen Prignitzer Gastronomiebetrieben vielfältig und abwechslungsreich auf dem Tisch.

Ob deftig traditionell wie bei Muttern mit Kohlwurst, Kassler oder Eisbein, ländlich experimentell als vegane Knieperbulette, Knieperlasagne oder Knieperbrot oder als süße Variante wie in der Knieperpraline oder dem Knieperkuchen wird das Sauergemüse vielfältig serviert.

Mit einer Kohlwurst vom traditionellen Neudorfer schmeckt der Knieper besonders gut.

 

 

 

 

Der Meisterbetrieb Neudorfer ist unter Führung von Dietsch und Remmert ein echter Familienbetrieb. Insgesamt 15 Fachgeschäfte gibt es mittlerweile in Brandenburg und auch Mecklenburg-Vorpommern. Was mit 20 Artikeln im Jahr 1990 begann, konnte im Laufe der Jahre auf mehr als 100 Spezialitäten erweitert werden. Überregional bekannt ist vor allem die Neudorfer Salami. Direkt in Neudorf befinden sich die Stallungen der Prignitzer Landschwein GmbH. Hier steht das Tierwohl im Mittelpunkt. Das Fleisch mit dem Markennamen „Markstück” wird von handwerklichen Meisterbetrieben geschätzt.

Was ist nun der Unterschied zum Billigfleisch beim Discounter?

Vom Saatkorn zur Salami

Ziel von „Die Neudorfer“ ist es, eine transparente und nachvollziehbare Fleisch- und Wurstproduktion zu zeigen. Und dazu gehört eben mehr, nämlich eine durchgehende Produktionskette:

  • Tierfutter kommt aus dem eigenen landwirtschaftlichen Betrieb oder wächst auf regionalen Flächen
  • Futtermischungen werden individuell abgestimmt
  • qualifizierte Mitarbeiter setzen sich für das Tierwohl („viel Platz und Beschäftigungsmaterial“) ein
  • kurze Transportwege – Tiere werden größtenteils vor Ort geboren. Risiko von Krankheiten wird minimiert.
  • traditionelle Prignitzer Rezepturen für Wurst- und Fleischprodukte

 

 

Fruchtiges auf der Heidelbeerplantage

Vorgesehen ist eine Führung über die Heidelbeerplantage mit Verkostung. Nun ist die Heidelbeerzeit schon vorbei, und ich genehmige mir nach einem kurzen Blick durch die Reihen eine Auszeit auf dem Liegestuhl, während andere einige Himbeeren pflücken.

 

2004 entstand auf dem Grundstück einer ehemaligen Weihnachtsbaumplantage die Heidelbeerplantage mit einer Fläche von 9 Hektar. Nach dem erfolgreichen Anbau von Heidelbeeren ergänzten 2014 Erdbeeren das Sortiment, 2015 kamen schließlich Himbeeren hinzu. Die Pritzwalker Beeren zeichnen sich vor allem durch einen intensiv-fruchtigen Geschmack aus. Ergänzt wird die Plantage durch den Hofladen mit angeschlossenem Café, in dem leckere Beerenprodukte den Gaumen verwöhnen. Den Kuchen dort kann ich sehr empfehlen!

Perleberg

Die Segway Tour mit dem Prignitzer Patrick Bockelmann von Secondwaytogo führt durch den historischen Stadtkern Perlebergs. Zusammen mit ein paar anderen, die dem Segway aus diversen Gründen nichts abgewinnen können, lasse ich den Rest der Gruppe fahren und begebe mich direkt zu den Sehenswürdigkeiten.

 

 

Die fast 800-jährige Rolandstadt und ehemalige Hansestadt Perleberg überzeugt mit historischem Flair. Die Insellage und das denkmalgerecht sanierte Ensemble der Altstadt mit malerischen Fachwerkhäusern verleihen der Stadt einen außergewöhnlichen Charme.

 

Rathaus: Ein mittelalterliches Gebäude, erstmals 1347 erwähnt, dahinter die dreischiffige gotische St. Jacobikirche von 1294.

 

1498 wurde ein Roland-Standbild erstmals urkundlich erwähnt. Dies hier stammt aus dem 16. Jahrhundert. Was genau der Roland mit den städtischen Rechten und Freiheiten zu tun hat, ist immer noch Gegenstand von Forschungen.

 

Das musste ja jetzt kommen: Wer meine Berichte kennt, weiß, dass ich personalisierte Kanaldeckel schätze. Wenn die Stadt Geld hat, lässt sie Kanaldeckel mit corporate identity gießen: Mit dem eigenen Namen darauf statt dem Namen der Gießerei.

 

Neue Mühle Perleberg

Entlang des Flüsschens Stepenitz führt der Weg bis zur Neuen Mühle Perleberg mit Blick auf den ca. 84 km langen Nebenfluss der Elbe, der als einer der saubersten Flüsse Deutschlands gilt und deshalb 2004 als Naturschutzgebiet Stepenitz ausgewiesen wurde.

 

 

Hier gibt es neben hausgemachtem Kuchen das nach dem Knieperkohl älteste und bekannteste Produkt der Region: den Prignitzer Kartoffelsalat der Vormark Kochkultur GmbH unter Leitung von Roy Hartung. Seit mehreren hundert Jahren werden in der Prignitz Kartoffeln angebaut und vielfältig verarbeitet. Doch das Jahr 1992 sollte für die beliebten märkischen Knollen ein ganz Besonderes werden. Damals wurden sie in Perleberg von Rainer Ramin erstmals zum „Prignitzer Kartoffelsalat“ veredelt und erfreuen sich seitdem in dieser leckeren Form ganz besonderer Beliebtheit. Die Vormark Kochkultur GmbH blieb dem Rezept und der Qualität treu.

 

Straußenfarm Westprignitz

Auf der Straußenfarm sind die eleganten Tiere zu beobachten. Im Hofladen sind Fleisch- und Wurstwaren vom Strauß sowie kunsthandwerkliche Straußenprodukte erhältlich.

 

 

Ah, es gibt Äpfel. Mal sehen, wie viele Äpfel in einen Straußenhals passen.

 

Äpfel als Droge? Wir zählen 40 Äpfel im Hals des Straußes. Dann gehen wir. Wahrscheinlich stopft er noch mehr Äpfel in seinen Hals. Hier kommt offenbar das Sprichwort her:

Er kann den Hals nicht voll kriegen

Sooo einen Hals krieg ich!! Soooo einen Hals!

 

 

Hotel Deutscher Kaiser, Perleberg

 

 

Kaisersaal

Umgeben von edlen Hölzern, Antiquitäten, freundlichen Farben und weichem Licht sowie jedem technischen Komfort überzeugt das Hotel Deutscher Kaiser mit Charme und Charakter. Das historische Haus im Stadtkern von Perleberg sowie die Zimmer sind im Stil der Gründerzeit eingerichtet. Die Möbel wurden eigens für das Hotel angefertigt. Mein Zimmer hat Blick auf das Flüsschen Stepenitz und die vor dem Hotel befindliche Fischtreppe.

 

Auf dem Weg zum Zimmer

 

 

Nicht gerade einfach zu bedienen: Die geteilten Duschtüren der (fast) bodengleichen Dusche. Anti-Rutschmatte gibt es nicht, aber stattdessen legt mir der Hotelchef ein zusätzliches Handtuch gerne ins Zimmer. Ein praxisnaher Work-around für die Anti-Rutschmatte.

 

Behindertengerecht: So erreicht auch ein Rollstuhlfahrer sein Zimmer

 

Für Entspannung sorgt das Hotel Deutscher Kaiser mit seinem hauseigenen Wellnessbereich „kaiserlich Wellness & Erholung“ mit Wellness-Paketen wie „Die kleine Kaiserin“.

Gelegen im Herzen der Stadt und ausgezeichnet mit dem Siegel „Brandenburger Gastlichkeit in der Prignitz“ lässt es sich in gemütlicher Atmosphäre auf der Sonnenterrasse an der Stepenitz oder im Kaisersaal genüsslich speisen. Vor allem Produkte aus nachhaltiger Landwirtschaft der Region Prignitz werden von Küchenchef Dennis Tietz verarbeitet.

 

 

 

Plattenburg

 

Das kulturhistorische Zentrum der Gemeinde Plattenburg ist die malerisch im wald- und wasserreichen Gebiet gelegene Plattenburg, die dem Amtsbereich auch ihren Namen gab. Es handelt sich hierbei um die älteste erhaltene Wasserburg Norddeutschlands, die im Jahre 1319 das erste Mal urkundlich erwähnt wurde. Heute ist die Burg ein kulturelles Zentrum der Prignitz: Hier finden kulturhistorische Seminare, Workshops, Ausstellungen und Konzerte statt. Kultureller Höhepunkt ist das jährlich im Juni zum Sommeranfang stattfindende „Mittelalterliche Plattenburgspektakel“.

 

 

 

 

 

Der Burgkeller dient als Restaurant für die „Plattenburger Tafelrunde“. Schon im 14. Jahrhundert wurde vom Landgraf verfügt Bier gebraut. Diese Tradition wird seit April 2014 fortgesetzt. Die Standardbiere sind Burgbräu, Rittergold, Schwarze Magd und Schwarzer Vogt, während der Saison sind Maibock, Winterbräu und Oktoberbock erhältlich.

 

Hier wird Bier gebraut

 

Hopfen-Pellets zur Bier-Herstellung

 

 

 

 

 

Bad Wilsnack

 

Die Entdeckung von heilkräftiger Moorerde und somit die Entwicklung vom Luftkurort zum Moorbadeort Bad Wilsnack verdankt das Städtchen einem glücklichen Zufall. Der damalige Stadtförster Zimmermann entdeckte die Anzeichen für Moorvorkommen bei seinen jagdlichen Streifzügen.

 

Nachbildung der berühmten Heringsdosen: Jetzt wird statt Brathering ein Dessert serviert

 

Verpackt in zwei Bratheringdosen und zum Labor nach Berlin gesandt, brachten die Proben die Gewissheit: Es handelte sich um bestes Bademoor. Die Heilkräfte des Naturmoores kommen im KMG Kurmittelhaus in der Moor- & Badeabteilung zur Anwendung.

 

Mit einer Heringsdose voller Moor fing alles an: 1899 sandte der Stadtförster Friedrich Wilhelm Gustav Zimmermann (1841-1914) Moorproben in einer Heringsdose nach Berlin, um diese auf ihre Heilwirkung hin untersuchen zu lassen. Dabei wurde ein recht hoher Gehalt an Eisenoxid (über 28 Prozent) und Huminsäuren festgestellt. Wilsnack entwickelte sich daraufhin zum Kurort: Am 1. Mai 1907 konnte die Moorbadeanstalt als städtische Kureinrichtung eingeweiht werden, in welcher vor allem rheumatische Leiden behandelt wurden.

 

In der KMG Elbtalklinik Bad Wilsnack als Fachklinik für Orthopädie und Rheumatologie werden Präventions- und Rehabilitationsmaßnahmen bei Erkrankungen der Bewegungsorgane als Anschlussheilbehandlungen angeboten und stationäre Heilverfahren durchgeführt. Aus einer eigenen Thermalwasserquelle in 1070 m Tiefe sprudelt das zweite Heilmittel des Ortes. Die großzügige Thermalbade- und Saunalandschaft in der Kristall Kur- & Gradier-Therme und das erste Gradierwerk Brandenburgs garantieren optimale Möglichkeiten für Gesundheit und Erholung.

Wer sich danach sehnt, an einem kalten, nassen Tag im wohligwarmen Wasser mit Blick auf die Natur zu schweben, für den eignet sich ein Besuch der Kristall Kur-­ und Gradier-­ Therme in Bad Wilsnack. Die Therme verfügt nämlich sowohl über Thermalwasser, eine großzügige Saunalandschaft und Brandenburgs erstes Gradierwerk als auch über einen echten Salzsee mit 24 Prozent Solegehalt.

Ein Bad im sogenannten ‚Toten Meer der Prignitz’ ist auch bei schlechtem Wetter und Minusgraden möglich, denn der See ist mit einer lichtdurchlässigen Texlonkuppel überdacht und hat konstant 32 Grad Wassertemperatur. Eine Besonderheit in der Prignitz sind auch Anwendungen mit Moor: Bad Wilsnack ist staatlich anerkanntes „Thermalsole-­ und Moorheilbad“, denn bereits seit 1907 wird in der Kurstadt mit eisenoxidhaltigem Moor geheilt. Damals wie heute wirken Moorbäder bei zahlreichen Leiden. Besonders wirksam ist das Moor als Vollbad. Zwar sieht der dunkle „Brei“ nicht sehr einladend aus, aber seine thermische Wirkung hat es in sich: „Die Wärme aus dem Moor geht langsamer als bei einem normalen Vollbad auf den Körper über. Da im Moorvollbad die Schwerkraft nahezu aufgehoben ist, lockert sich die Muskulatur zudem besonders gut, die Beweglichkeit in den Gelenken wird erhöht.

Ringhotel VITALHOTEL ambiente

Führung mit anschließendem Mittagessen „Das Moor in der Heringsdose“ Das Ringhotel VITALHOTEL ambiente ist ein Ort, um zu neuer Vitalität zu gelangen. Das angenehme Klima, die urwüchsige Natur und die reine Luft bilden die Grundlage für einen entspannten Urlaub. Direkt im idyllischen Kurpark gelegen, ist das Hotel nur wenige Minuten von der Kristall Kur- & Gradier-Therme entfernt. Die Köche entführen zu einer kulinarischen Entdeckungsreise mit frischen und gesunden Spezialitäten aus der Region. Bei schönem Wetter bietet sich die malerische Sonnenterrasse zum Entspannen und Speisen an.

 

Das Bild hatten wir oben schon einmal: Nachtisch in der Heringsdose.

Rambower Moor, Rambow

Wir deuten einen Moorspaziergang mit der Rangerin Ricarda Rath, Naturwacht Lenzen an. Leider kommen wir nur an eine Stelle, an der wir über das Moor sehen. Ein wenig mehr Zeit – oder ein Besuch zu einer Tageszeit, in der wirklich etwas zu sehen und hören ist (siehe weiter unten) – bringt sicherlich mehr.

Das Rambower Moor gilt mit einer einzigartigen Flora und Fauna als eines der schönsten Durchströmungsmoore im Land Brandenburg und wurde sogar von der Heinz Sielmann Stiftung als Deutschlands schönstes Naturwunder 2014 ausgezeichnet. Die vielfältigen Lebensräume lassen sich ideal entlang des großen, zwölf Kilometer langen Rundwegs erkunden. Auf den bunten Feuchtwiesen blühen im Frühjahr Orchideen, Kuckuckslichtnelken und Sumpfdotterblumen.

Hier lässt sich auch der leuchtend orangerote Feuerfalter beobachten. Nahe der kleinen Ortschaft Rambow lädt ein kleiner Rundweg ein, den Erlenbruchwald mit seinen zahlreichen Quellen zu erkunden. Ein faszinierendes Naturerlebnis im Winterhalbjahr ist der Einflug der Kraniche und Wildgänse, die in der Abenddämmerung zu tausenden ihren Schlafplatz im Moor aufsuchen.

Seeadler, Kraniche und Wildgänse: Die Prignitz ist jetzt Drehkreuz für tausende Zugvögel

 

 

Burg Lenzen

 

Zuerst erwähnt im Jahr 929 ist Lenzen der Ort mit der ältesten dokumentierten Geschichte in der Prignitz. Vor über tausend Jahren errichteten hier Slawen eine hölzerne Wehrburg. 929 gab es eine große Keilerei bei Lenzen – und damit begann ein ca. 200 Jahre währender Machtkampf zwischen dem fränkisch-deutschen Reich und der slawischen Machtsphäre.  1147 konnte Markgraf Albrecht der Bär (netter Name übrigens) im großen Wendenfeldzug die slawische Herrschaft in der Prignitz endgültig beenden. Auf den Resten der Slawenburg wurde eine deutsche Burg errichtet, deren erhalten gebliebener Turm zu einem einzigartigen Rundblick über die Elbtalaue einlädt.

 

NaturBilder aus der Elbtalaue

Wir genießen einen Bildervortrag vom Fotografen Dieter Damschen „NaturBilder aus der Elbtalaue“ im Wechsel der Jahreszeiten. Dieter Damschen ist Naturfotograf durch und durch. Spezialisiert hat er sich vor allem auf die Tierfotografie und insbesondere der Kranich kam ihn schon häufig vor die Linse. Im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg ist er ein häufiger Gast und hat zahlreiche Bilder im Laufe der Jahreszeiten aufgenommen, die er interessant und mit allerlei Anekdoten unterlegen kann. Doch nicht nur zum Fotografieren ist er in der Region, sondern auch für Vorträge, beispielsweise zum Kranichzug im Herbst.

Über das Burggelände ins AuenReich

Vom Parterregarten hinter der Burg führt eine kleine Treppe zur Flut, ein schmaler Graben, der den Rudower See mit der Löcknitz verbindet. Überquert man die Steinbrücke, gelangt man ins „AuenReich“ der Burg Lenzen.

Auf einem ca. 400 Meter langem Rundweg erstreckt sich hier das deutschlandweit erste interaktive Auenerlebnisgelände. An sechs Stationen werden die Leistungen einer Flussaue und ihre beeindruckende Biodiversität präsentiert. Interaktive Exponate sowie Sinnes- und Erlebnisstationen laden zum Relaxen, Staunen und Mitmachen ein.

 

Das Gelände des AuenReichs liegt eingebettet zwischen alten Baumriesen und Flussläufen im weitläufigen Park der Burg mit NaturPoesieGarten.

Eigentlich war vorgesehen, dass wir im ***S BioHotel Burg Lenzen einchecken, angepriesen als eine der ältesten und schönsten Burganlagen entlang der Elbe. Wenn Du dort bist, achte bitte auf die Unterbringung in der BioHotel Burg Lenzen selbst, da bekommst du den Komfort eines 3*** Superior Hotels.

 

 

Lenzen: Gleich im Zentrum des Örtchens liegt unser Gästehaus

 

Wir hingegen haben nur Zimmer im Gästehaus im Ort selbst bekommen. WLAN geht (bei uns) nicht. Zimmer und Bad: Siehe Bilder oben. Ruhig und sauber ist es dort allemal, und zum nächsten Highlight, dem

Live-Cooking mit Knut Diete im Auenforum der Burg Lenzen

nur ein Katzensprung.

Einer der wohl bekanntesten Köche der Prignitz: Knut Diete

 

Das Lenzener Auenforum, zentral in der Altstadt gelegen, beherbergt eine Filzschauwerkstatt, eine gemütliche KultUrStube zum Kaffeetrinken und Kuchenessen sowie den museale Fundus der Stadt Lenzen. Vor allem befindet sich hier aber eine Mitmach- und Schauküche der Burg Lenzen.

Einer der wohl bekanntesten Köche der Prignitz – Knut Diete – führte jahrelang das weit über die Grenzen hinaus bekannte „Kranhaus“ in Wittenberge und ist nicht nur ein „bunter Hund“ in der Region, sondern auch auf der Internationalen Grünen Woche, die er jahrelang begleitet hat, sowohl am Stand der Prignitz als auch am Stand von Antenne Brandenburg und pro agro.

 

 

 

 

Der Wittenberger ist bekannt für seine kreative Küche und die Verbindung von „Luxus-Küche“ mit der regionalen Einfachheit. So ist eine Kreation von frischen Erdbeeren und Senfsauce mit einer Kugel Vanilleeis nichts Ungewöhnliches für den langjährigen Koch, dessen kulinarische Raffinessen bereits Politiker wie Putin und Schröder aber auch zahlreiche Promis genießen konnten.

Unser heutiges Menü

  • Gewürzbirnen mit feinem Schinken vom Strauß
  • Blumenkohlschaumsuppe mit muskatiertem Marzipan
  • Zanderfilet gebraten auf Pastinakenpüree mit marinierten Tomatenfilets und gehobelter Schokolade
  • Rehkeule aus heimischer Forst rückwärts gegart, auf Thymiansauce mit Süßholz, nussigem Wirsing, Steckrübenpüree mit geschmortem Pfirsich und Kartoffelplätzchen
  • Prignitzer Kartoffel in Orangensauce mit Grand Manier, Vanilleeis und Nougatsahne
  • Kostprobe: Himbeergeist von Dr. Otto „Geschichten aus dem Zauberwald“ – Zanderfilet gratiniert mit geräucherter Gänsebrust auf Knieperkohl in Rahm

 

Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg

Der Natur- und Landschaftsführer Günter Lutz legt in einer ca. dreistündigen Fahrradführung mit E-Bikes (insgesamt ca. 20 km über den steigungsfreien Radfernweg

Elberadweg

dem beliebtesten Radfernweg der Deutschen) dar, dass es eine Zeit ohne Rhein, Main und Elbe gab. Er gibt Einblicke in die Entstehungsgeschichte der Elbe und zeigt, wie der Fluss das Landschaftsbild in den vergangenen Jahrhunderten verändert hat.

Der Auenblick am Bösen Ort ist ein ganz besonderer Naturerlebnispunkt. Hier wurden der Elbe bei Lenzen neue Überschwemmungsflächen zurückgegeben: Entstanden ist ein Paradies für Biber, Störche, seltene Wasservögel und gefährdete Pflanzen – ein idealer Ort für Naturbeobachtungen.

 

 

 

 

 

Aus Grenzturm wird Grenzerfahrungpunkt

 

Ein Blick vom ehemaligen Grenzturm über das Vierländereck der Elbtalaue zeigt Dir nichts als entspannte Natur. Fluss, Elberadweg, Damm und grünes Land. Was wie ein hübscher Aussichtspunkt aussieht, war einst ein wichtiger Punkt an der innerdeutschen Grenze:

Hier konnte der Grenzschützer je nach Situation entscheiden, ob er

a) die in Horden über die Elbe in den Arbeiter- und Bauernstaat (für die Jüngeren unter uns: So hieß die DDR mit Zweitnamen) drängenden Westler, oder etwa

b) die Republikflüchtigen  – nach einer Warnung natürlich – vor einem schnellen Bad in der Elbe und einer Flucht in die Freiheit der Bundesrepublik Deutschland mit der schussbereiten Knarre in der Hand abhalten sollte.

Ich schätze mal, (b) kam häufiger vor.

 

Fühl Dich als Grenzer: Hier oben machten also DDR-Soldaten Dienst. Und wie es der Zufall will, steht neben mir ein ehemaliger Grenzschützer, der aus seinem Leben am Todesstreifen erzählt. Erstaunlich: Damals war man absolut von der Rechtmäßigkeit seines Handelns überzeugt. Auch noch lange nach der Verschmelzung beider deutscher Staaten.

 

Zum Kriegsende im Mai 1945 war hier Ende Gelände: Mehr als 500 Jahre wurde der Fluss per Fähre überbrückt, nun waren Brandenburg und Niedersachsen getrennt. Grenzbefestigungsanlagen gab es ab 1952, die so aussahen: Grenzzaun auf dem Elbdeich, danach ein 500 m breiter Schutzstreifen. Damit die Westler es recht schwer hatten, ins Staatsgebiet der DDR zu kommen, hätten sie  eine 5 km breite Sperrzone mit ständig besetzten Posten der Schutzpolizei durchqueren müssen. Kein Wunder, dass die freie Welt so selten diesen beschwerlichen Weg auf sich nahm. Minenfelder und Selbstschussanlagen sind auch kein Spaß, wenn man seine Verwandten besuchen möchte.

 

 

Und so vergingen 44 lange und trostlose Jahre: erst am 2. Dezember 1989 konnte man per Fähre die Elbe wieder überqueren.

 

 

Das Grüne Band

Wo früher der Grund der Elbe war, kommen jetzt, infolge des Niedrigwassers, die ersten Pflanzen heraus.

 

 

 

 

Hier im Vier-Länder-Eck verläuft das sogenannte „Grüne Band“  auf einer Länge von 12.500 km entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs durch Europa vom Eismeer bis zum Schwarzen Meer. Es verbindet wertvolle Naturräume und bietet seltenen Pflanzen und Tieren eine Heimat.

Alter Hof am Elbdeich

 

 

 

Ein reetgedecktes Fachwerkhaus direkt am Elbdeich und Elberadweg in der Lenzerwische, das ist der Alte Hof am Elbdeich im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg kurz vor der Grenze zu Mecklenburg. Hier wartet ein gemütliches Restaurant in einer historischen Scheune, umsäumt von Jahrhunderten alte Eichen. In dem Restaurant mit herrlich sonniger Terrasse und Kamin wartet auf Sie deutsche und regionale Naturküche im Rhythmus der Jahreszeiten, dazu ausgesuchter Winzerwein und moderne Getränke.

 

 

 

 

Die Jahreszeitenküche kreiert nach dem Motto „Land – schafft – Qualität“ regionale, frische sowie moderne Spezialitäten. Ein besonderes Angebot ist die ayurvedische Ernährung, die mit speziellen Nahrungsmitteln und Gewürzen die Grundlage für ein langes und gesundes Leben legt.

Wir schmecken uns – gewissermaßen ein Abschiedsmahl, bevor wir wieder nach Hause abreisen – durch:

Vorspeisen

  • Linsen Orangenduft
  • Allerlei vom Grill
  • Erbse Möhre Nuss Sauerteig

Hauptgang

„Omi’s Küche…“

  • Prignitzer Kartoffelecken, Thymian, Knoblauch, Quark, Kräutern aus unseren Beeten,
  • würzige grüne, violette Salate, Möhrchen „Alter Hof“, Spitzkohl

„Modern trifft Ayurveda…“
Landhahn gefüllt und gebacken

„Frische aus der Wische…“
Geschichtetes vom Charolaise mit Topping, feine Soße

Zum Dessert

„Alter Hof Tramisu…“
Creme Patisiere
Flockencrunch und Zwetschge

 

 

 

 

Und dann ist sie schon zu Ende, unsere erste Kontaktaufnahme mit der Prignitz. Wahrlich ein beschauliches Fleckchen Erde, in dem Du aus Deinem Stress kommend freundlich aufgenommen wirst und Kraft tanken kannst. Und sicher wieder kommen wirst. Das nächste Mal sogar mit dem Fahrrad, denn nicht umsonst ist die Prignitz bekannt als ein Radlerparadies. Wenn Du gerne Strecke machst, kommst Du als Elbtalradweg-Radler sowieso hier vorbei.

 

Zwischenstation Berlin Hauptbahnhof. Einmal kurz die Beine vertreten, dann geht es weiter in den Süden, der Heimat zu.

 

Ergänzende Links

Die Prignitz (1): Natur und gutes Essen im Einklang

 

Prignitz-Bilder bei ReiseFreak.de (Instagram)

 

Buchtipps zur Prignitz*

 

 


 

Dieser Reisebericht über die Prignitz entstand nach einer Pressereise. Eingeladen hatte meeco Communication Services und der Tourismusverband Prignitz e.V. Danke für die gute Organisation! Meine wohlwollend-kritische Berichterstattung ändert sich auch dadurch nicht, dass ein Großteil der Reisekosten von den einladenden Firmen getragen wurde.

 


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