Niederlande: Reisen mit Vincent van Gogh in Drenthe

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Ein neuer Anfang

Am Dienstag, den 11. September 1883 nahm der 30jährige Vincent den letzten Zug von Den Haag nach Hoogeveen in der niederländischen Provinz Drenthe. Er hatte sich als Kunsthändler und Prediger versucht, war dabei nicht glücklich geworden und entschied im Sommer 1880 Maler zu werden. Sein Bruder Theo unterstützte ihn bei seinem Vorhaben.

Hoogeveen erinnert an Vincent

Befreundete Künstler aus der Den Haager Kunstschule erzählen ihm von der Gegend in der Provinz Drenthe. Dort würde er unverdorbene, malerische, ursprüngliche Landschaften finden, fernab des Stadtlebens. Er war nicht der erste Künstler, den es in die Heide- und Moorlandschaft zog. Vincent träumte von einer Künstlerkolonie, die dort entstehen könnte.

Einige Wochen blieb er in Hoogeveen, zog dann nach Niew-Amsterdam/Veenoord und besuchte Zweeloo. Die Landschaft und die Menschen hinterließen tiefe Eindrücke. Allerdings gelang ihm der Kontakt zur Landbevölkerung nicht sehr gut und er fühlte sich zuweilen sehr einsam. Dem Bruder Theo schrieb er fast täglich. Diese Isolation gab ihm aber auch Frieden und Raum für Nachdenken und Experimentieren, immer auf der Suche nach seinem eigenen Stil. „Hier in Drenthe habe ich mein Ziel gefunden“, schreibt er.

„Ik geloof dat ik mijn landje heb gevonden hoor.“ (Vincent van Gogh, 1883)

Drenthe feiert van Gogh

Vor 140 Jahren kam der Künstler hierher. Drenthe feiert ihn und das ist nicht zu übersehen.

Die Künstlergruppe „Starke Hand“ bemalt Gebäude an Orten, wo sich van Gogh aufgehalten hat.

Warum Sonnenblume? Diese kommt in Werken van Goghs vor: Drei Sonnenblumen, Fünf Sonnenblumen, Zwölf Sonnenblumen in einer Vase und Fünfzehn Sonnenblumen

Highlights

• eine phantastische Ausstellung im Drents Museum in Assen
• Fahrrad- und Wandertouren auf den Spuren des Malers
• das Van-Gogh-Haus in Veenoord/Niew Amsterdam mit interaktiver Ausstellung
• Zweeloo das historische Künstlerdorf mit seiner berühmten Kirche

Van Gogh Huis in Venoord Nieuw Amsterdam

Es war bei unserem Besuch noch „under construction“, aber ab 4. Oktober ist alles fertig und ein Besuch wird sich lohnen. Der Künstler wohnte zwei Monate hier und startete von dort aus seine Entdeckungstouren durch das Moorgebiet, wo er Landschaft und Landarbeiter abbilden wollte. In seinem Zimmer steht das Bett an der gleichen Stelle, der Zeichenkasten ist offen, die Farbpalette einsatzbereit. Man kann sich gut vorstellen, wie er aus dem Fenster schaut und die berühmte Brücke studiert, die jetzt nicht mehr zu sehen ist. Oder wie er seine Malutensilien einpackt und zu einem langen Spaziergang durchs Moor aufbricht.

„Einen Monat lang habe ich Heideluft eingeatmet. Die brauchte ich auch dringend. Ich habe mich an ein bäuerliches Torffeuer mit einer Wiege daneben gesetzt. Jetzt bin ich ruhig, in Gedanken wie in Worten.“ (Vincent van Gogh über Drenthe)

 

Auch der Eingangsbereich, Aufenthaltsraum und Cafe des kleinen Hotels, wird im alten Stil mit zum Teil Originalmöbeln liebevoll eingerichtet. Audiovisuelle Angebote sollen nicht fehlen. Spannend und auf jeden Fall einen Besuch wert.

„Op reis met Vincent“ – Van Gogh Ausstellung in Assen

Auf den Tag genau 140 Jahre, nachdem Van Ghogh in Hoogeveen aus dem Zug stieg, wird in Assen eine hervorragende, einmalige Ausstellung eröffnet.

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Mehr als 20 Arbeiten des Künstlers sind zu bewundern, die von seinem Aufenthalt hier beeinflusst sind. Darunter sechs Gemälde, die zu den wenigen erhaltenen Werken aus seiner Drenther Periode gehören. Eines davon ist die Darstellung des Unkraut verbrennenden Bauern, das zum ersten Mal öffentlich gezeigt wird.

Neben den Werken von Van Gogh findet man auch Werke von anderen Künstlern, die ihn inspiriert oder beeinflusst haben. Zum Beispiel Jacob van Ruisdael, Jules Dupré und Jean-François Millet, die er in seinen Briefen an seinen Bruder Theo erwähnt hat, oder Anton Mauve und Anthon van Rappard, die zu seinen Zeitgenossen gehörten.

Die Ausstellung zeigt auch, wie wichtig die Zeit in Drenthe für Van Goghs künstlerische Entwicklung war. Er hatte dort die Zeit und den Raum, über sein Schaffen nachzudenken und mit Techniken zu experimentieren. Er entwickelte seinen eigenen Stil und seine Farbpalette, die später zu seinem Markenzeichen wurden.

Der Besucher bekommt auch einen Einblick in das Leben im Drenthe des 19. Jahrhunderts, das von Armut, Landwirtschaft und Torfabbau geprägt war. Fotos, Karten und Objekte zeigen, wie die Landschaft und die Menschen aussahen, denen Van Gogh begegnete.

Goghs Zeit in Drenthe markierte einen Wendepunkt in seiner künstlerischen Entwicklung. Hier wagte er sich in neue Techniken vor, erprobte sich in der Darstellung unkonventioneller Motive und verfeinerte seinen unverkennbaren Stil. Die Werke, die während dieser Phase entstanden, spiegeln seine aufstrebende künstlerische Vision wider und markieren einen bedeutenden Meilenstein in seiner Karriere.

Die Ausstellung 11. September 2023 bis zum 7. Januar 2024 im Drents Museum in Assen zu sehen. Das Museum ist von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Die Tickets kosten 19 Euro für Erwachsene, 10 Euro für Kinder von 6 bis 18 Jahren und sind kostenlos für Kinder unter 6 Jahren.

Ich fand die Videoimpressionen faszinierend, die man von bequemen Sitzen in  nachgebauten Zugabteilen aus betrachten kann, als ob man auf Reisen wäre.

Verschiedene Themen wie Licht und Dunkel, Menschen, Häuser werden in verschiedenfarbigem Ambiente gezeigt. Im Mittelpunkt die Werke Van Goghs, rechts und links jeweils die Gemälde von Zeitgenossen mit ähnlichem Thema. Einfach genial!

Schaufenster der Fußgängerzone in Assen

Hotelzimmer in Assen

Wer einen Spaziergang durch Assen macht, kommt an Van Gogh nicht vorbei.

Assen: der Künstler unterwegs

Diese Stadtvilla im Zentrum von Assen mit großem Park wird gerade zum Bed and Breakfast umgebaut.

Künstlerdorf Zweeloo

Das Bauerndorf Zweeloo lockte mit seinen jahrhundertealten reetgedeckten Bauernhöfen 1883 Künstler an, die sich von Land und Leuten inspirieren ließen. Max Liebermann entdeckte diesen Ort für sich. Er lebte mitten im Ort und malte Natur, Häuser und Menschen.

Ausstellung in Zweeloo: Max Liebermann malt Dorfbewohner

Vincent war sehr enttäuscht, als er Liebermann dort nicht mehr antraf. Er malte hier unter anderem die kleine Kirche. Das Originalgemälde ist in unbekanntem Privatbesitz. Die Kirche kann man besuchen.

Das Dorf hat sich zu einem Künstlerdorf entwickelt mit vielen Ausstellungen und Aktivitäten.

Rad- und Wandertouren auf den Spuren Van Goghs

Van Gogh liebte lange Spaziergänge. Viele Kilometer legte er zu Fuß zurück. Die unberührte Natur in Drenthe, aber auch die Moorgebiete, in denen damals Torf gestochen wurde, übten auf ihn eine starke Anziehung aus.

Vier ausgeschilderte Van Gogh Routen werden angeboten, wo der Wanderer dem Künstler folgen kann. Es gibt hervorragende Informationen und die Wege sind gut ausgezeichnet.

• Neubeginn 12 km (Start Hoogeveen)
• Aufenthalt in Urlandschaft 11 km (Start Bahnhof Nieuw Amsterdam)
• Symphonie der Farben 8 km (Start Zweeloo)
• Wie im Traum 17 km (Start Zweeloo)

Drenthe ist das Radfahrparadies der Niederlande mit 2100 km gut gepflegten Radwegen.  Rund um Emmen, Hoogeveen und Zweeloo führen dich drei unterschiedliche, ausgeschilderte Fahrradrouten an Stellen, die Van Gogh besucht hat. Jede ist etwa 50 km lang. Unterwegs findest du haushohe Wandmalereien und Guckrahmen mit Audio-Geschichten. Mit dem Radknotenpunktsystem kann man sich eine eigene Route zusammenstellen und die Länge der Tour selbst bestimmen.

Schafstall von Bargerveen. Der größte der Niederlande und nachhaltig gebaut.

„Herberg de Aelderstroom“ in einem historischen Gebäude und mit Blick auf die malerische Landschaft des Flusstales (Zweeloo)

Das Kröller-Müller Museum – ein Paradies für Kunstliebhaber

Ein Geheimtipp und unbedingt sehenswert ist das Kröller-Müller Museum im Herzen des Nationalparks De Hoge Veluwe, der etwa 120km südwestlich von Hoogeveen liegt. Das Museum ist das Lebenswerk von Helene Kröller-Müller. Sie kaufte gemeinsam mit ihrem Mann fast 11.500 Kunstwerke und schuf damit eine der größten privaten Kunstsammlungen des Jahrhunderts. Im Jahr 1938 wurde ihr Traum von einem eigenen Museumshaus Wirklichkeit und die Sammlung entwickelte sich zu einer der wichtigsten Kollektionen der modernen Kunst.

Mit fast 90 Gemälden und rund 180 Zeichnungen besitzt das Museum die zweitgrößte Van Gogh-Sammlung der Welt. Zur Sammlung gehören aber auch Werke moderner Meister wie Claude Monet, Georges Seurat, Pablo Picasso und Piet Mondrian. Dazu die herrliche Lage im Nationalpark!

Wir finden früh am Morgen gleich einen Parkplatz. Es ist ein bisschen neblig und noch kühl. Eine wunderschöne Stimmung um den Skulpturenpark zu besuchen. Auf 25 Hektar sind 160 Skulpturen moderner Bildhauer großzügig in der Natur verteilt. Wir genießen Kunst und Natur gleichzeitig. Man darf sich auf den Rasen legen, ein Picknick machen oder in einem der beiden Restaurants speisen. Viel Zeit dafür einplanen!

Im Museum stehe ich dann vor Kunstwerken, die man wohl kennt, aber noch nie im Original gesehen hat. Es ist ein besonderes Erlebnis. Man kommt Van Gogh so nahe, dass man jeden einzelnen Pinselstrich nachvollziehen kann. Ein gelungener Abschluss unserer Reise mit Vincent!

KM 111,056 Vincent van Gogh, Brücke bei Arles (Pont de Langlois), Mitte März 1888, Urheberrechte © Kröller-Müller-Museum

Der Nationalpark De Hoge Veluwe

Mit den weißen Leihrädern, die an den drei Eingängen und am Museum kostenlos erhältlich sind, kann man den Nationalpark erkunden.

Interessante und weiterführende Links

Übernachtung im Hotel Ten Cate*