Thüringen: mit Buckelapotheker und Kräuterfrau im Schwarzatal

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Infobox
Autor:Edeltraud Brugger
Reisezeit:Juni 2018
Art der Reise:Pressereise
Lesezeit: 5 Minuten
  

 

Ich erlebe Thüringen: Mit der Fürstenkutsche durch das Schwarzatal

„Lassen Sie sich Zeit!“, meint der freundliche Schaffner ganz entspannt. Ich möchte kurz aussteigen und den Weihnachtsmann fotografieren. „Wenn Sie wieder da sind, geht es weiter.“

Prinzessin Henriette und Prinz Ludwig Friedrich II. haben mich ins Abteil gebeten. Die schmucke, rote Bahn fährt neben einem Bächlein meist durch tiefen, dunklen Wald und hält bei Bedarf (bitte klingeln) an kleinen Bahnhöfen mit Namen wie „Obstfelderschmiede“. Der Fuchs ist auch dabei.

 

Ja, genauso ist es und ich träume nicht, sondern bin im Schwarzatal in Thüringen unterwegs „Auf den Spuren der Buckelapotheker und Kräuterfrauen“. Den Titel der Pressereise fand ich so spannend, dass ich gern die türkise Hängematte unter meinem Pfirsichbaum verlassen habe. Außerdem, ich traue es mir kaum zu sagen, war ich noch nie in Thüringen.

Ein bisschen früher aufstehen, zweieinhalb Stunden im ICE nach Erfurt, dann in den Zug nach Rottenbach. Dort beginnt die Oberweißbacher Berg- und Schwarzatalbahn. Sperriger Name, aber diese Bahn hat es in sich.

Draußen grüßt der Weihnachtsmann

Soeben halten wir in Sitzendorf-Unterweißbach und draußen grüßt bei strahlendem Sonnenschein der Weihnachtsmann. Ein Weihnachtsbahnhof, ganzjährig geöffnet! Im ehemaligen Bahnschuppen kann man nach historischen Vorlagen selbst hergestellten Christbaumschmuck bewundern und kaufen.

Wir fahren weiter. Bei der sechsten Station, Meuselbach-Schwarzmühle, drücke ich die Klingel.

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Das Hotel Waldfrieden liegt gleich am Bahnhof, im Hintergrund der Wald, unten die Schwarza. Nach der Begrüßung wartet  der Koch Stefan Jüttner auf uns. Thüringer Klöße will er mit uns kochen und er kennt sich aus. Ob fest oder glitschig, rund oder flach, weiß oder gelb, mit oder ohne Inhalt, wichtig ist die richtige Kartoffelsorte. Ein allgemein gültiges Rezept gibt es nicht, denn: Ein und derselbe Kloß gilt hier in dem einen Dorf als perfekt und im anderen geht der gar nicht. Wir dürfen später seine Klöße mit Rindsrouladen und Blaukraut probieren und ich sage nur: zum Reinlegen! Eigentlich wollte ich sie ja fotografieren, aber die waren so schnell weg… Sorry.

 

Das ist er: der perfekte Thüringer Kloß nach Art des Hauses

 

Nachmittags bringt uns die stündlich verkehrende Bahn nach Schwarzburg. Schon die Bahnstation ist sehenswert und liebevoll renoviert. Ein Fußweg führt hinab zum Schloss.

 

 

Goethe, Schiller, Humbold – und ich auf historischen Wegen

Wir wandeln auf historischen Wegen. Goethe, Schiller, Humbold alle waren da und waren von der wildromantischen Umgebung beeindruckt. Ob die Burg ursprünglich gebaut wurde, um die Goldfunde in der Schwarza zu schützen? Sie liegt etwas verloren in der Landschaft.  Als Stammhaus eines mächtigen thüringischen Adelsgeschlechts wurde sie erstmals 1123 erwähnt.

Weshalb das Zeughaus gebaut wurde, ist dagegen offenkundig. Da wollte jemand zeigen, was er hatte:

mein Land, meine Burg, meine Waffen!

Die Waffensammlung ist mit etwa 4000 Objekten die älteste und einzig noch erhaltene fürstliche Zeughaussammlung in Deutschland. Ich finde, ein Museum ist ein guter Platz für Waffen! Als Abschluss des Rundgangs erschreckt mich die Installation einer Künstlerin mit Videosequenzen aus den USA, wo schon Kleinkinder im Umgang mit Gewehren geübt werden.

Ein Eis auf der Terrasse des Hotels SchwarzaBurg mit herrlichem Ausblick tut jetzt gut.

 

 

Wanderregion Schwarzatal

Am nächsten Tag erleben wir die Wanderregion Schwarzatal. Wieder bringt uns die Bahn zu unserem Startplatz. Schon praktisch, diese Schienen! Raus aus dem heimeligen Hotel, rein in die Fürstenkutsche zur Bergbahn. Und wer länger schlafen will, nimmt die nächste. Von 6 bis 20 Uhr ist die Bahn stündlich unterwegs.

Unser Halt heißt diesmal Obstfelderschmiede, Talstation der Oberweißbacher Bergbahn. Die steilste Standseilbahn zum Transport normalspuriger Eisenbahnwagen ist 1,4 km lang. Sie wurde gebaut, um den Transport der Materialien für die Glas- und Porzellanproduktion zu erleichtern. 1,4 km bei 25 % Steigung, das war selbst beim Einsatz von Pferden eine kräftezehrende Arbeit.

Wir sitzen jetzt im Sommer in einem Cabriowagen, der auf einer schrägen Bühne steht. Es fährt aber auch halbstündlich ein Personenwagen, rollstuhlgerecht und mit Fahrradtransport. Man hat an alle(s) gedacht!

Von der Bergstation Lichtenhain führt eine weitere flache Strecke über Oberweißbach nach Cursdorf. Wir steigen ein in den Olitätenwagen, noch eine Rarität. Wer durch die glasfreien Fenster die Umgebung genauer betrachten will, greift zu einem angebotenen Fernglas. In Duftkästen kann man Heilkräuter schnuppern.

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Kräuter und Olitäten

(Naturheilmittel, Öle, Salben, Essenzen) haben eine lange Tradition im Schwarzatal. Sie wurden in der kräuterreichen Gegend hergestellt und von sog. Buckelapothekern vom 16. bis ins 20. Jahrhundert zu Fuß in ganz Europa verbreitet. Ein Gestell auf dem Rücken erleichterte den Transport. Begleitet wurden sie oft von Kräuterfrauen. Der Handel war wohlorganisiert und die Reisenden mit fürstlichen Schutzbriefen ausgestattet.

 

Auf unserer Wanderung durch Cursdorf mit seinen schiefergedeckten und -verkleideten Häusern kommen wir auch vorbei bei Porzellankünstlerin Kati Zorn. Die eigenwilligen Figuren entstehen in wochenlanger Handarbeit, sind Unikate und haben ihren Preis.

Mit Kräuterfrau Katharina Eichhorn wandern wir zum Oberweißbacher Kräuterlehrpfad. Auf 2,4 km kann man hier während der Vegetationsphase 90 verschiedene Heilpflanzen finden: Johanniskraut, Frauenmantel, Hirtentäschel, Ehrenpreis, Bibernell, Augentrost, Quendel, Wiesenlabkraut, Färberginster. Jede Pflanze hat eine Tafel mit QR-Code. Mit dem Handy gescannt, wird sie mit Bild und Text vorgestellt.

 

 

 

 

Für Wanderer ist die Region gut vernetzt und bietet für jeden etwas. Sei es der 126 km lange in acht Etappen zu bewältigende Panoramaweg Schwarzatal oder einer der vielen kürzeren Rundwanderwege. Wanderstarts bieten Parkmöglichkeiten, Anschluss an Bahn oder Bus (Wanderbus Schwarzatal Donnerstag bis Sonntag) und eine Möglichkeit zur Einkehr in der Nähe.

Fröbelturm und Fröbelhaus

Der Fröbelturm ist das Wahrzeichen von Oberweißbach. Das Treppensteigen wird mit einer herrlichen Aussicht belohnt. Außerdem kann man hier einkehren.

 

Vom Fröbelturm führt der Kräuterlehrpfad ins Fröbelhaus. Dort wurde der Reformpädagoge und Erfinder des Kindergartens geboren. Gerd Eberhardt, der pensionierte Leiter des Fröbelhauses, versteht es, seine Zuhörer zu begeistern. Kinder seien für Fröbel wie Samenkörner gewesen, in ihnen stecken viele Talente, die es gilt zu erkennen und zu fördern. Sie sollen behütet und gepflegt aufwachsen: Kindergarten.

Froebels drei Spielgaben Würfel, Walze und Kugel wurden als Symbolfiguren für die Wanderstarts genommen.

 

Im selben Haus finden auch Kräuterseminare und -Kurse statt. Kräuterfrau Jana Griebel hat für uns einen Smoothie aus Giersch, Melisse, Sauerampfer, Pfennigkraut, Vogelmiere, Banane und Gurke vorbereitet. Sehr erfrischend!

 

Auch das

Kloster Paulinzella,

das wir am nächsten Tag besuchen, hat einen Kräutergarten. Er ist öffentlich zugänglich und punktet mit 180 Kräutern und 25 verschiedenen Minzsorten. Der Lavendel ist umschwärmt von unzähligen Faltern. Im Hintergrund die Klosterruine, die gerade renoviert wird.  Ein stimmungsvolles Bild!

Das Jagdschloss mit seinem Museum zur Kloster-, Forst- und Jagdgeschichte ist unbedingt sehenswert …

sagen meine Kollegen, als sie zurückkommen. Ich konnte mich nicht von meiner Bank unter den alten Bäumen inmitten der blühenden und duftenden Kräuter losreißen. Beim nächsten Mal.

Es gibt noch viel zu entdecken in Thüringen!

 

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Offenlegung: Diese Pressereise wurde von der Thüringer Tourismus GmbH organisiert und finanziert, wofür ich mich herzlich bedanke. Der hier gezeigte Reisebericht ist aus meiner persönlichen Erfahrung heraus und unbeeinflusst davon geschrieben worden. Wie immer auf ReiseFreaks ReiseBlog.

 

 

 


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