Spanien / Andalusien: Die Semana Santa von Cádiz

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Cadiz, Andalusien, Spanien

Verborgene Schönheit im „Silbertässchen“

Als Geheimtipp kann man die Karwoche in Andalusien sicher nicht mehr bezeichnen. Während aber die Prozessionen der Bruderschaften von Sevilla und Málaga weltberühmt sind, blühen jene von Cádiz noch immer im Verborgenen.

Langsam senkt sich die Sonne ins Meer. Die Stille, die über den Straßen liegt, wird durchbrochen vom herzzerreißenden Klang der Saeta, die von einem der Balkone gesungen wird. Die Saeta ist Flamencogesang, ein gesungenes Gebet während der andalusischen Karwoche, zu der die Prozessionen innehalten und in Stille verharren. Es sind jene Momente, die die Karwoche in Cádiz so beeindruckend machen. In einer Stadt, die nur über eine Landenge und zwei Brücken erreichbar, an allen vier Seiten vom Meer umgeben ist, und deren Licht ein ganz besonderes ist. Ein solcher Moment ist auch jener, wenn bei Sonnenaufgang am Karfreitag die Nazarenos, die Mitglieder der Bruderschaften, in ihre Kirche im Flamencoviertel Santa María, unter dem Gesang der Saeta zurückkehren.

Meer, Licht, Lebensfreude und eine ganz besondere Stimmung

Das Meer ist allgegenwärtig in dieser Stadt, die die Einheimischen liebevoll als „Tacita de Plata“, Silbertässchen“, bezeichnen. Überall riecht es nach dem Meer und immer ist eine Brise der salzigen Meeresluft zu spüren, die an den Fassaden der buntgetünchten Häuser ihre Spuren hinterlassen hat. Dies ist etwas, das zweifelsohne zum unwiderstehlichen Charme dieser herrlichen andalusischen Hafenstadt beiträgt. Wer das Ambiente einer lebhaften, nonchalanten Hafenstadt liebt und sich gerne zwischen engen Gassen, Märkten und dem Meer bewegt, der ist in Cádiz gut aufgehoben. Und gerade der Frühling rund um die Osterzeit bietet sich perfekt dafür an.

Kaum ist der berühmte Karneval von Cádiz vorbei und die Fastenzeit ist hereingebrochen, beginnen die 29 Bruderschaften der dreitausend Jahre alten Stadt mit den letzten Vorbereitungen für die Festlichkeiten der Karwoche und Ostern. Auf teils öffentlichen, teils nur den Mitgliedern zugänglichen Viacrucis, Kreuzweg-Prozessionen, machen sie schon während der Wochen vor der eigentlichen Semana Santa auf sich aufmerksam.

Ab dem sogenannten schmerzensreichen Freitag vor Palmsonntag und bis zum Ostersonntag ziehen dann mehr als 30 Prozessionen unter dem Klang von Märschen, Trommeln und Hörnern, die die Cofrade-Musikgruppen spielen, durch die Straßen dieser ältesten Stadt Europas, vorbei an der Kathedrale mit ihrer charakteristischen golden glänzenden Kuppel am Meer. Der überwiegende Teil der Kirchen der Bruderschaften, die Ausgangs- und Endpunkt jeder Prozession sind, liegt in der sehr überschaubaren Altstadt von Cádiz.

 

Eine Stadt mit Historie und Geheimnissen

Den besten Überblick über die Stadt, die um 1100 vor Christus von den Phöniziern als Gadir auf einer Halbinsel gegründet wurde, erhält man von der Torre Tavira aus, dem höchsten der zahlreichen Aussichtstürme von Cádiz. Die Altstadt wird umgeben von den Befestigungsmauern der Puertas de Tierra, durch deren gleichnamiges Tor man in ein Gewirr aus Gassen, kleinen Plazas, Märkten und Stränden gelangt.

Vom La Caleta Strand aus bietet sich der Blick auf die beiden mächtigen Festungen Santa Catalina und San Sebastián. Alles in der Stadt atmet die ereignisreiche Geschichte, von den Resten eines römischen Theaters über Gebäude des Barock und Neoklassizismus, vom Neomudejar-Stil bis zu den großartigen Palästen aus dem 18. Jahrhundert, als die Stadt von Sevilla das Monopol für den Überseehandel mit den Kolonien erhielt und ihre absolute Blütezeit erreichte. Diese Zeit, in der Kaufleute, Händler und Künstler aus ganz Europa nach Cádiz kamen, ist bis heute bedeutend für die Semana Santa Prozessionen genauso wie die Jahrhunderte nach der Entdeckung Amerikas. Aus dieser Zeit stammen zahlreiche der wertvollen Sakralkunstwerke, die durch die Straßen getragen werden.

So ist die älteste Heiligenfigur, die am Karmittwoch in den Straßen bewundert wird, der Señor de la Sentencia aus dem Ende des 15. Jahrhunderts. Ebenfalls von hohem künstlerischen Wert sind die zwei Christusstatuen aus dem Ende des 17. Jahrunderts der beiden Bruderschaften von Humilidad y Paciencia und Columna des Bildhauers Jacinto Pimentel.

Eines der großen Geheimnisse der Karwoche von Cádiz aber ist bis heute die Herkunft der berühmtesten Christusfigur, die des Buena Muerte aus der San Augustín Kirche. Die Perfektion der geschnitzten Figur hat zu Hunderten von Theorien über ihren unbekannten Meister geführt. Eine der berühmtesten, aber unbestätigten besagt, dass sie ein Werk des großen italienischen Bildhauers Gian Lorenzo Bernini sei. 300 Golddukaten soll das Kunstwerk damals gekostet haben. Wie auch immer, wer einmal die nächtliche Karfreitagsprozession im Dunkeln, nur mit dem Licht der vier Achsen des Pasos – des Tragegestells, auf denen die Figuren getragen werden – miterlebt hat, wird die Atmosphäre vermutlich niemals vergessen.

Ebenfalls ein Geheimnis bleibt, wie lange die Karwochen Feierlichkeiten in Cádiz bereits bestehen. Vermutlich aus dem Mittelalter stammend, gingen neben zahlreichen der wertvollen Sakralwerke auch die Dokumente wohl während der Angriffe der englisch-niederländischen Flotte 1596, denen Teile der Stadt, darunter auch zahlreiche Kirchen zum Opfer fielen, verloren. Nichtsdestotrotz existieren einige Zeugnisse, dass es Anfang des 16. Jahrhundert zu Gründungen von Bruderschaften kam, deren Mitglieder in Prozessionen als Flagellanten mit nacktem Oberkörper und einer Art Maske, die ihr Haupt bedeckte, aus der wohl die heutige Haube oder Kapuze wurde, durch die Straßen schritten.

Ein weiterer Höhepunkt der Karwoche ist am Karfreitag die alljährliche Aufführung eines musikalischen Werks von Joseph Haydn. Der berühmte Komponist wurde von Cádiz aus mit der Komposition seiner „Sieben letzten Worte“ beauftragt, entweder von der Kathedrale selbst oder dem Oratorio de la Santa Cueva.in der Calle del Rosario. Jedenfalls finden sich Musikliebhaber jedes Jahr bis heute im Oratorio de las Siete Palabras ein, um der Aufführung zu lauschen.

Authentisch andalusisch, aber mit Besonderheiten

Obwohl die Semana Santa in Cádiz wie in allen Städten und Orten der Region das andalusische Lebensgefühl und starke Einflüsse der „Mutter“-Karwoche in Sevilla widerspiegelt, hat sie einige Besonderheiten zu anderen Karwochen der Region. Wer schon einmal Zuschauer einer Prozession war, dem ist sicherlich der wiegende Gang der zahlreichen Träger, die die Querstreben der Pasos fast im Nacken tragen, noch in Erinnerung. Außer in Málaga ist dies die Anordnung der Querstreben in nahezu allen Orten.

In Cádiz ist dieses Wiegen ein Schaukeln. Hier nämlich sind die Querstreben nicht horizontal, sondern sie laufen von vorne nach hinten und liegen daher auf den Schultern der Träger auf. Die Bewegungen sind dadurch wesentlich breiter, was bei jedem Schritt zu dem rhythmischen Schaukeln führt. Neben den Trägern unter dem Paso gehen darüber hinaus in Cádiz jeweils vier, manchmal acht Personen an den vier Ecken des Pasos. Diese tragen eine Gabelstütze. Früher wurde sie verwendet, um den Paso beim Aufsetzen zu stützen, wenn die Prozession stoppte. Heute wird sie verwendet, um den Rhythmus zu markieren, was ein für die Prozessionen in Cádiz ganz typisches metallisches Geräusch verursacht. Diese Gabelstütze (horquilla) ist nicht der einzige Unterschied. Auch haben die Pasos hier einen ganz besonderen Griff, manigueta, genannt, der sie für Cádiz typisch macht.

Viele Stunden, manche um die drei, andere bis zu sechs sind die Prozessionen unterwegs, meist in den späten Nachmittags-, Abend- oder frühen Morgenstunden. In der Nacht zum Karfreitag hört man das mechanische Geräusch, die klagenden Saetas und Trommeln die ganze Nacht über. Es liegt schon eine besondere Stimmung über der Stadt in diesen Tagen.

Und zwischendurch eine Stärkung

Wer die Prozessionen sehen möchte, muss Durchhaltevermögen beweisen. Ein Grund, sich mit den Leckereien, die Cádiz in dieser besonderen Zeit zu bieten hat, zu stärken. Ein deftiger Snack sind die Empanadas, mit Fleisch oder Fisch gefüllte Teigkuchen vom Blech. Eine berühmte Süßigkeit, wie sie in diesen Tagen nahezu überall in Spanien geboten wird, sind Torrijas, bei uns als Arme Ritter bekannt. Und für zwischendurch kann man sich mit den donuts-ähnlichen Roscos stärken.

Aber Cádiz ist natürlich ganzjährig für seine Gastronomie bekannt. Wer Tapas liebt, sollte durch die Calle Zorilla schlendern, wo man Bar neben Bar findet. Mitten im Herzen von Cádiz liegt der Mercado Central, ein Gastronomie-Tempel ersten Ranges mit viel Historie. Auf dem ehemaligen Gelände des Barfüßer-Klosters erbaut, wurde die herrliche Markthalle 1838 eröffnet. Nach einer dreijährigen Restaurierung steht der Mercado Central den Bewohnern und Besuchern von Cádiz seit 2009 wieder zur Verfügung.

Mehr als 150 Markstände, Cafeteria und der Rincón Gastronómico bieten alles, was das Herz begehrt, ob regionale, nationale oder internationale Produkte. Täglich während der Woche und am Samstag öffnet der Ríncón Gastronómico, die Gastronomie-Ecke, an deren Ständen man typische Spezialitäten aus Cádiz und Spanien, aber auch aus vielen Ländern der Erde probieren kann. Ein herrlicher, lebhafter Ort, um Tapas zu essen, aber auch nur um eine Copa, einen Drink mit Freunden zu nehmen.

Die Karwoche von Cádiz wurde mittlerweile zum Fest von nationalem touristischen Interesse erklärt. Sie ist zweifelsohne authentisch andalusisch und mit den, ihr ganz eigenen Besonderheiten unbedingt einen Besuch wert.

Weitere Informationen: https://www.andalucia.org/de/die-karwoche/die-karwoche-in-cadiz

Reisen zur Karwoche in Spanien: Bruderschaften, Pasos und die Passion Christi

Auf Gebeco Reise die spanische Karwoche miterleben

Prachtvolle Madonnenstatuen werfen im Schein Tausender Kerzen tanzende Schatten auf die Umstehenden, ganze Bibelszenen schieben sich wie von Geisterhand durch die Gassen der Städte: Während der Karwoche Semana Santa, zieht es die Menschen in Spanien zu Hunderten auf die Straßen. Darunter auch Gebeco-Gäste, die sich dieses kulturelle Großereignis nicht entgehen lassen wollen und zudem einen authentischen Einblick in das andalusische Lebensgefühl genießen möchten. Passend zur Osterzeit führt die Reise „Malerisches Andalusien“ mit Abreise 06.04. durch Granada, Córdoba, Sevilla und Cadiz. Alle Reisen sind online und im Reisebüro buchbar.

Semana Santa: Ein unvergessliches Erlebnis

Beinahe ohne Pause ziehen bis zum Ostersonntag Tag und Nacht die Prozessionen durch die Städte Andalusiens. Mit unendlichem Durchhaltevermögen, unermüdlichem Körpereinsatz und ungebrochener Begeisterung schleppen die Laienbruderschaften ihre Pasos durch die Straßen. Die Plattformen, auf denen ganze Bibelszenen lebensgroß dargestellt werden, wiegen zum Teil mehrere Tonnen. Getragen werden die Pasos auf den Schultern vieler, marschiert wird im Rhythmus der Musik. Eine besondere Herausforderung in den engen Gassen von Jerez oder Cadiz sind die Kurven. Den schmalen Straßen ist es auch geschuldet, dass die Träger unter den Plattformen gehen müssen.

In der Hitze stemmen sie, von langen Vorhängen verborgen, Schulter an Schulter die schwere Last, die sich im Schneckentempo Richtung Kathedrale bewegt. Hunderte Spanier begleiten die Prozessionen von morgens bis spät in die Nacht. Wer nicht in der Prozession mitläuft, schaut zu. „Wir freuen uns, dass auch unsere Reisenden dabei sein können. Denn schließlich sind es diese Erlebnisse, die eine Reise unvergesslich machen. Dabei zu sein, alles direkt mitzuerleben und sich von der Stimmung mitreißen zu lassen – das geht nur direkt vor Ort.

„Hier können wir einen wesentlichen Teil unserer Philosophie in die Tat umsetzen: Menschen begegnen“, sagt Knapp. „Doch natürlich bietet dieser Teil Spaniens Reisenden noch viel mehr Sehenswertes“, fügt er hinzu. „Das wirklich Faszinierende an Andalusien ist, dass es hier landschaftlich wie kulturell einiges zu entdecken gibt: Von Kathedralen über ehemalige Moscheen und alte Synagogen bis hin zu charmanten Tapas-Bars.“

Die

Studienreise „Malerisches Andalusien“

führt von Malaga über Granada und Jáen nach Córdoba und endet nach dem Besuch von Sevilla, Jerez, Cadiz, Gibraltar und Ronda wieder in Malaga. Beim Reisetermin 06.04.-20.04.2023 werden die Reisenden dabei unweigerlich Teil der Ostertradition, während sie gleichzeitig die Highlights der Region Andalusien erkunden. Denn nicht nur kulturell, sondern auch landschaftlich und geschichtlich hält Andalusien einige faszinierende Besonderheiten bereit – besonders für all jene, die mit offenen Augen und interessiertem Blick durch diesen besonderen Teil Spaniens reisen.

„Malerisches Andalusien“, Gebeco – Reisen, die begeistern
15-Tage-Studienreise ab 2.595 € inkl. Flüge
Link zur Reise Malerisches Andalusien*

Termine: siehe Link

 

 

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