Spanien: Demos gegen Auswüchse des Massentourismus

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Massentourismus führt in Spanien, besonders auf den Kanaren, zu wachsendem Unmut und Protesten von Einheimischen.

In den letzten Jahren hat der Massentourismus in Spanien stark zugenommen. Besonders auf den Kanaren, die einst als ruhige Urlaubsregion galten, ist die Situation angespannt. Aktivisten berichten von Umweltzerstörung, Überfüllung und Ressourcenknappheit durch den unkontrollierten Touristenstrom.

Diese Entwicklung führt zu wachsender Frustration bei den Einheimischen. In Videos sind Demonstranten zu sehen, die Touristen beschimpfen und ihnen direkt den Abriss androhen. Auch Graffiti mit Parolen wie „Tourists go home“ zeugen vom eskalierenden Konflikt zwischen Bevölkerung und Besuchern.

Aktivisten werfen dem Tourismus Umweltzerstörung, Staus, Wohnungsnot, Überfüllung, Preisanstiege und Ressourcenknappheit vor.

Die Liste der Vorwürfe der Protestbewegung gegen die Tourismusbranche ist lang. Eines der Hauptargumente ist die Zerstörung sensibler Ökosysteme und Naturlandschaften durch den Bau immer neuer Hotelanlagen und Golfplätze.

Doch auch der Individualverkehr der Massen an Urlaubern führt zu Staus und Luftverschmutzung. Außerdem vertreiben die stark gestiegenen Preise für Wohnraum immer mehr Einheimische aus ihren angestammten Wohnvierteln. Der enorme Wasserverbrauch verschärft zudem die Knappheit dieser lebenswichtigen Ressource.

Über 20 Bürgerinitiativen haben sich zur Organisation „Canarias se agota“ (Die Kanaren haben genug) zusammengeschlossen.

Angesichts der prekären Lage haben sich auf den Kanaren über 20 verschiedene Bürgerinitiativen zu einer größeren Protestbewegung namens „Canarias se agota“ (Die Kanaren haben genug) zusammengeschlossen.

Diese koordiniert Organisation will den Unmut bündeln und mit gemeinschaftlichen Aktionen dem Anliegen mehr Gehör verschaffen. Die Allianz verschiedener Gruppen soll Gewicht und Schlagkraft der Forderungen nach Regulierung und Begrenzung des Massentourismus erhöhen.

Forderungen sind u.a. Baustopp für Hotels, Übernachtungssteuer, Regulierung von Ferienwohnungen und wirtschaftliche Diversifizierung.

Die Forderungen der Protestbewegung reichen von kurzfristigen Einschränkungen des Tourismussektors bis hin zu einer grundlegenden Neuausrichtung der Wirtschaft. Zentral ist der geforderte Baustopp für neue Hotelanlagen und Golfplätze.

Auch die Einführung einer Übernachtungssteuer sowie strengere Regulierungen für Ferienwohnungen sollen der Überlastung entgegenwirken. Langfristig streben die Aktivisten eine Diversifizierung der Wirtschaft an, um die zu hohe Abhängigkeit vom Tourismus zu verringern und andere Sektoren wie Industrie und Landwirtschaft zu stärken.

Früher galten die Kanaren als ruhige Destination, doch der Bau großer Hotelanlagen und steigende Besucherzahlen haben die Lage verschärft.

In der Vergangenheit waren die Kanarischen Inseln bei Urlaubern für ihre beschauliche und naturbelassene Atmosphäre bekannt. Sie zogen vor allem Wanderer, Taucher, Surfer und Ruhesuchende an. Selbst Prominente wie die frühere Bundeskanzlerin Merkel schätzten die „Inseln des ewigen Frühlings“.

Doch dieser Status als „Friedensoase“ hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Durch den massenweisen Bau riesiger Hotelanlagen in einst unberührten Gebieten und den enormen Zuwachs an Besuchern ist die Lage vollkommen aus dem Ruder gelaufen. Die Zahlen stiegen über das Niveau von vor der Pandemie hinaus – ein Ende ist nicht in Sicht.

Nur wenige profitieren vom Tourismusboom, Armut und Obdachlosigkeit nehmen zu.

Der durch den Massentourismus generierte wirtschaftliche Aufschwung kommt bei der breiten Bevölkerung kaum an. Nur ein kleiner Teil profitiert finanziell von den Millionen von Urlaubern, die jährlich die Kanaren besuchen.

Stattdessen berichten Aktivisten von wachsender Armut und immer mehr Obdachlosen, die auf den Straßen leben müssen. Ein Phänomen, das es in diesem Ausmaß bisher nicht gegeben haben soll. Die Kluft zwischen Gewinnern und Verlierern des Tourismusbooms wird somit immer größer.

Ähnliche Probleme gibt es schon länger in Barcelona und auf Mallorca.

Die Kanaren sind nicht die einzige Urlaubsregion in Spanien, die unter den Auswüchsen des Massentourismus leidet. Schon länger schwelen ähnliche Konflikte in der Hauptstadt der Balearen, Palma de Mallorca, sowie in Barcelona.

Am berüchtigten „Ballermann“ auf Mallorca gibt es seit Jahren Auseinandersetzungen zwischen Bürgern und betrunkenen Feiertouristen. Auch in Barcelona prangern Protest-Graffiti die negativen Folgen des Touristenansturms für die Stadt an. Bisher konnten selbst Maßnahmen wie „Benimmregeln“ die Lage nicht entschärfen.

Der Regionalpräsident verspricht Maßnahmen zur besseren Verteilung der Tourismuseinnahmen.

Angesichts der explosiven Situation hat sich nun auch der Regionalpräsident der Kanaren, Fernando Clavijo, zu Wort gemeldet. Er begrüßte die Debatte und versprach Schritte, um die Tourismuseinnahmen künftig gerechter auf die Bevölkerung zu verteilen.

Dafür gab Clavijo, der selbst der konservativen Partei angehört, durchaus bemerkenswerte Äußerungen von sich. Die Natur, von der die Tourismusindustrie profitiere, gehöre schließlich allen, so der Politiker. Dies zeugt vom Handlungsdruck angesichts der Proteste.

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