Rumänien: Auf den Spuren der Siebenbürger Sachsen (Teil 1)

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Rumänien - Hermannstadt - Lügenbrücke - Bild Ludwig Neudorfer

Auf nach Rumänien!

Irgendwann im Laufe des Jahres 2019 kamen meine Frau und ich auf die Idee, eine Region in Europa zu besuchen, die, wie wir meinten, touristisch wenig erschlossen ist. Voller Pionierdrang machten wir uns an die Planung, in dem Irrglauben, dass es schließlich noch ein paar Winkel in Europa geben könnte, die sich noch in einem touristischen Dornröschenschlaf befinden. Zusätzlich angelockt durch den günstigen Preis – incl. Zugfahrt, Flug von Frankfurt nach Bukarest und zurück, Unterkunft mit Halbpension für 8 Tage, Busfahrten und Rundgänge (da kann man nicht meckern) – schlossen wir uns im September 2019 einer Reisegruppe an und waren blank erstaunt, als wir von Frankfurt kommend am Flughafen von Bukarest mehr als 30 Mitreisende vorfanden, die meisten bereits in etwas vorgerücktem Alter, die bereits alles gesehen hatten – außer Rumänien!

Allgemeines über Rumänien

Vom Erdkundeunterricht in der Schule – ist schon ein paar Jahre her – war mir noch bekannt, dass in Rumänien eine romanische Sprache gesprochen wird, im Gegensatz zur ansonsten slawisch geprägten Umgebung. Traditionell sprachen die Rumänen früher, wenn sie denn eine Fremdsprache sprachen, aufgrund der besonderen Affinität zum romanischen Kulturraum in erster Linie französisch. Nach meinem Eindruck hat sich das etwas gelegt, da wir mit Englisch und in Siebenbürgen auch mit Deutsch gut zurecht kamen. Englisch hat sich offensichtlich selbst in Ländern, die der Frankophonie zugerechnet werden, als lingua franca durchgesetzt.

Noch eine Anmerkung zur Währung: Rumänien gehört nicht zur Eurozone. Weiterhin ist die dortige Währung der Leu. Da wir den ersten Tag in Bukarest verbrachten, hatten wir Bankautomaten in Reichweite, wo wir Geld abheben konnten. Bei der Weiterreise durch die Walachei und Siebenbürgen wäre es schwieriger geworden, an rumänische Lei zu kommen.

Bukarest

Wir beginnen die Rundreise in Bukarest, von manchen auch das Paris des Ostens genannt. Nach dem Eindruck, den wir am ersten und auch am letzten Tag sammeln konnten, tut man Paris damit unrecht, da Bukarest eine insgesamt ziemlich gesichtslose Stadt ist. Es gibt nur wenig Sehenswertes, so dass wir froh waren, dass wir nach einem Tag weiterreisen und die wirklich schönen und beeindruckenden Seiten Rumäniens kennenlernen konnten.

Aus dem unansehnlichen Häusermeer ragen im Wesentlichen drei Teile heraus:

Parlamentspalast (Palatul Parlamentului)

ein noch unter Nicolae Ceausescu erbautes architektonisches Ungetüm, in dem das Parlament seinen Sitz hat.

Parlamentspalast; Foto: Ludwig Neudorfer

Springbrunnen auf dem Vereinigungsplatz (Piata Unirii)

vor allem abends ein wunderschöner Anblick, an dem die Springbrunnen beleuchtet und das Schauspiel mit Musik untermalt ist und

Springbrunnen auf dem Vereinigungsplatz, Foto: Ludwig Neudorfer

Volkskundemuseum (Muzeul National al Satului „Dimitrie Gusti”)

das auf einem weiträumigen Areal anschaulich die Lebensweise der ländlichen Bevölkerung in früheren Jahrhunderten darstellt.

Volkskundemuseum, Foto: Ludwig Neudorfer

Kloster Cozia

Bukarest verlassend, fahren wir auf dem Weg nach Siebenbürgen durch die „Walachei“, ein Begriff, der im umgangssprachlichen Deutsch für jwd (janz weit draußen) steht. Wir konnten uns des Eindrucks nicht erwehren, dass Walachei und jwd Synonyme sind. Erstes Ziel ist das Kloster Cozia, eines der ältesten rumänischen Kunstdenkmäler. Es wurde Ende des 14. Jahrhundert erbaut und beherbergt heute wieder ein rumänisch-orthodoxes Kloster – mit einigen Mönchen.

Kloster Cozia, Foto: Ludwig Neudorfer

 

Kloster Cozia – Fresken, Foto: Ludwig Neudorfer

Hermannstadt

75 km weiter nördlich kommen wir nach Hermannstadt (Sibiu), dem unbestrittenen Zentrum Siebenbürgerns und der Siebenbürger Sachsen. Noch kurz nach 1. Weltkrieg waren die Deutschen in der Stadt in der Mehrheit. Heute bilden sie nach der massiven Auswanderung in den 90-er Jahren des vorigen Jahrhunderts nur noch eine verschwindend kleine Minderheit von weniger als 2.000 Personen. Der Einfluss des Erbes der Siebenbürger Sachsen, der Sprache und Kultur ist jedoch weiterhin sichtbar: Es gibt eine in Hermannstadt herausgegebene deutschsprachige Zeitung (Hermannstädter Zeitung), Schulen mit Deutsch als Unterrichtssprache sowie verschiedene weitere deutschsprachige Bildungseinrichtungen. Aus Hermannstadt stammt im übrigen der ehemalige Bürgermeister Klaus Johannis, der inzwischen zum rumänischen Staatspräsidenten aufgestiegen ist.

Altstadt von Hermannstadt, Foto: Ludwig Neudorfer

Der Rundgang durch diese wunderschöne Stadt, die im Jahr 2007 europäische Kulturhauptstadt war, ist leider viel zu kurz. Ein Besuch des aus dem Stadtbild herausragenden Ratturms, Ende des 13. Jahrhunderts zu Verteidigungszwecken erbaut, der heute vor allem Räumlichkeiten für Ausstellungen bietet, ist allerdings ein absolutes Muss.

Ratturm, Foto: Ludwig Neudorfer

Hermannstadt – Innenstadt, Foto: Ludwig Neudorfer

Was uns in den nächsten Tagen erwartete

Die nächsten Tage sind den Spuren der deutschen Siedler in Siebenbürgen gewidmet – und dabei insbesondere den im 13. und 14. Jahrhundert erbauen Kirchenburgen, die ein Bollwerk gegen die immer wieder einfallenden Osmanen und andere Eindringlinge sein sollten.

Wir beziehen Quartier in der rustikalen Hotelanlage Casa Bazna, deren Bezeichnung von dem kleinen Ort Baaßen (Bazna) hergeleitet wird.

Folkloreabend im Casa Bazna, Foto: Ludwig Neudorfer

Am Abend werden wir mit rumänischer Tanz-Folklore bespaßt, dargeboten von einer rumänischen Amateur-Folklore-Tanzgruppe aus der Umgebung.

 

Weiter geht es hier mit dem 2. Teil:

Rumänien: Auf den Spuren der Siebenbürger Sachsen (Teil 2)

Rumänien: Auf den Spuren der Siebenbürger Sachsen (Teil 2)

 

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