Bregenz: Oper Rigoletto von Giuseppe Verdi bei den Bregenzer Festspielen
Translation with GoogleBericht: Seebühne der Bregenzer Festspiele zeigt berühmte Verdi-Oper Rigoletto
75. Bregenzer Festspiele mit „La donna mobile“
Das Sommerfestival am Bodensee letztes Jahr (2020) fiel Corona-bedingt aus. Regulär hätte die Seebühne der Bregenzer Festspiele im 2. Jahr Verdis Oper Rigoletto als Spiel auf dem See präsentiert.
Doch heute, im Jahr 2021, hineingequetscht zwischen 3. und 4. Welle der Corona-Seuche, können Opern-Freunde auf der Seebühne das Freiluft-Spektakel wieder genießen – hier mein Beitrag von meinem Besuch 2019.
Über 50 Jahre blieb der Ursprung der Oper, das politisch brisante, weil für die hohen Herren provokante Theaterstück von Victor Hugo Le Roi s’amuse (1832) verboten. Komponist Giuseppe Verdi drängte, als er die Oper geschrieben hatte, so lange, bis die Politik das Werk mit zahlreichen Einschränkungen zur Aufführung freigab. Gut Ding will Weile haben.
Giuseppe Verdis Rigoletto, Oper in 3 Akten: Der Plot
Rigoletto Kurzbeschreibung im Stile von Netflix: Der Filmanbieter schafft es, in nur einem Satz (natürlich auf englisch) Filme anzukündigen. Auf deutsch klappt das aufgrund der anderen Satzstruktur nur mäßig.
Ein durchtriebener Hofnarr mit schwarzer Seele wird wegen seines Tuns verflucht, verliert seine vermeintlich beschützte Tochter an seinen sexbesessenen Dienstherrn und beschließt, sich an jenem zu rächen, was seine Tochter durch unvorhersehbare Umstände in große Gefahr bringt.
Aber lassen wir lieber die Profis ran, wenn es um die Beschreibung geht:
Als Hofnarr des lüsternen Herzogs amüsiert sich Rigoletto. Seine Tochter Gilda sperrt er zu Hause ein, um sie vor anderen Männern zu schützen. Monterone, dessen Tochter der Herzog geschändet hat, verflucht Rigoletto für dessen spottende Worte. Nichts ahnend wird er zum Helfer bei Gildas Entführung, die dem Herzog als Eroberung gebracht wird. Sie sieht die Zuwendung des Herzogs als Ausweg aus der Obhut ihres Vaters. Dieser aber hat einen Mörder beauftragt, um den Liebschaften des Herzogs ein Ende zu bereiten. Als Rigoletto die verhüllte Leiche ins Wasser werfen möchte, hört er erneut dessen zynisches Credo „La donna mobile“ und fürchtet um das Leben seiner Tochter.
Giuseppe Verdis schaurig schönes Meisterwerk ist erstmals auf der Bregenzer Seebühne zu erleben. Der Regisseur und Bühnenbildner Philipp Stölzl, dessen Filme wie Der Medicus mit atemraubenden Szenen begeisterten, betont in seiner Inszenierung Verdis Kontraste zwischen Spektakel und Kammerspiel. Dem zirkushaften Treiben auf dem Fest, der waghalsigen Entführung und dem nächtlichen Sturm stehen innige Szenen zwischen Vater und Tochter sowie Gilda und dem Herzog gegenüber.
Der Anfang
Kurz vor dem offiziellen Beginn der mitreißenden Bühnenshow – die Ränge sind fast voll besetzt, und die letzten Schiffe haben ihre Passagiere in den Zuschauerraum entleert und die Dämmerung hat seidenen blaue-Stunden-Glanz angenommen – da öffnet sich im riesigen Kopf des Rigoletto, der den See dominiert, ganz oben am Scheitel, 20 Meter über Wasserspiegel, eine Luke : Ein superheller Spot geht an, und der Bariton Wolfgang Stefan Schwaiger, später zu sehen in seiner Rolle? als Marullo, bittet um Aufmerksamkeit.
Zunächst beklagt er sich (humorig), dass am heutigen Dienstag Abend nichts von all dem stattfindet, was eine „richtige“ Aufführung der Bregenzer Festspiele ausmacht, nämlich Regen, Sturm, Blitz und Donner, wie zum Beispiel vorgestern, als das Spiel unterbrochen und als szenische Darstellung im Festspielhaus weitergeführt werden musste.
Am heutigen Abend – er spricht in schnellem italienisch angehauchten Deutsch und Englisch – gehe soeben sogar die Sonne in Schamesröte unter, bitte er darum, dass alle ihre Smartphones auf ihn richten und jetzt das letzte und einzige Foto des gesamten Abends machten.
Weil sonst der Kopf (auf dem er steht) ganz dumm werde. Die Wahrheit dahinter: Die hocheffektiv eingesetzte Technik mag es nicht, wenn die Mobilfunkverbindungen (Gespräch und Internet) der Gäste darauf einhämmern. Es könnte zu Störungen kommen.
Also: Ausgeschaltet oder die Geräte auf Flugmodus. Bitte. Für alle künftigen Aufführungen. Bilder dann weitaus besser und in richtiger Beleuchtung auf der homepage der Bregenzer Festpiele und in den Publikationen, die gratis oder kostenpflichtig zu haben sind.
Zahlen und Fakten zur Technik
Alle Höhenangaben beziehen sich auf den durchschnittlichen, sogenannten „Wasserstand 2″, dieser entspricht dem Pegel Bregenz von 416 Zentimetern.
Bauzeit
Von der Fertigung, über die Montage, bis hin zu technischen Endkorrekturen vergehen zirka zehn Monate. Die Planung erstreckt sich über zwei bis drei Jahre.
Beteiligte
46 Technikfirmen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz sind an den Aufbauarbeiten beteiligt. Gleichzeitig sind auch 12 Festspieltechniker, inklusive Kranführer, mit dem Bühnenaufbau beschäftigt.
Holzpfähle
Die Seebühne ist auf rund 119 Pfählen errichtet, die bis zu sechs Meter tief in den Seegrund gerammt sind. Sie bestehen entweder aus Fichtenholz oder aus Stahl.
Die Hauptsache: Der Kopf
Der Rigoletto-Kopf misst vom Unterkiefer bis zur Schädeldecke rund 13,5 Meter. Allein die Augäpfel, später durch die Gegen kullern und im „schwäbischen Meer “ landen, haben einen Durchmesser von 2,7 Metern. Der Kopf ist von Ohr zu Ohr rund 11,3 Meter breit. Der Kopf bringt alleine rund 35 Tonnen, mit Unterkonstruktion rund 140 Tonnen auf die Bühne. Im Kopf befinden sich fünf Lautsprecher. Auf dem Kopf wird während der Aufführung eine Hängematte montiert, rund 20 Meter Höhe vom Wasser entfernt. Und in dieser Hängematte wird sich sogar jemand „zur Ruhe“ betten.
Der Kopf kann verschiedene Stimmungen ausdrücken. Neigung, Augenstellung, Bewegung, Beleuchtung. Besonders beeindruckend, wenn er auf dem Fest Frauen für seinen Arbeitgeber sucht, sie gleichsam mit seinen Augen fixiert.
Hände
„Hand Lindau“: Die linksseitige „Hand Lindau“ misst von der Handkrause bis zur Mittelfingerspitze rund 11,5 Meter, bei aufrechtstehender, gestreckter Hand. Die Bewegungen der „Hand Lindau“ erfolgen über hydraulische Schwenkantriebe und entsprechen im Wesentlichen den Bewegungen einer menschlichen Hand.
„Hand Bregenz“: Die rechtsseitige „Hand Bregenz“ misst von der Handkrause bis zum Zeigefinger rund 6 Meter. Im Zeigefinger sind zwei Lautsprecherboxen eingebaut.
Kragen – und was von ihm übrig ist
Der Kragen besteht aus einem festen Teil und drei beweglichen Elementen, wobei die Fläche vom größten Kragenteil rund 163 m2 beträgt. Nach dem Fluch des Grafen Monterone platzt der Riesenfigur des Rigoletto der Kragen, und zwar in echt. Die Plattform zerfällt in mehrere Teile, auf der munter weitergespielt wird.
Ballon
Der Ballon ist ein mit Helium gefüllter, kugelförmiger Fesselballon, der über der „Hand Bregenz“ positioniert ist. Der Ballon hat einen Durchmesser von rund 13 Metern und ist mit rund 1.300 Kubikmeter Helium befüllt. Mit der Gilda-Sängerin steigt er auf maximal rund 14 Meter, mit dem Stuntdouble auf rund 45 Meter Höhe.
Fazit
Manche meinen, die Darstellung der Oper sei etwas überladen. Ich aber meine: Es wird dem Auge (und Ohr) nie langweilig. Turnen die Darsteller in teils lebhafter Akrobatik auf dem geplatzten Kragen des Rigoletto umher, machen derweil Stuntleute hoch oben auf dem Kopf ihre Spirenzchen. Und dann muss man ja auch noch den Fortgang der Oper verfolgen, dessen italienischer Text auf 2 Tafeln auf deutsch übersetzt wird. Und dann kannst Du ja noch die Live-Übertragung des Orchesters samt Dirigenten auf 2 großen Monitoren verfolgen, weil man ja das Orchester nicht sieht. So viel Aufmerksamkeit verlangt Rigoletto in der Aufführung der Bregenzer Festspiele, dass der Umstand, dass ohne Pause gearbeitet wird, und die recht lange Sitzzeit (Wagner-Fans werden jetzt nur müde lächeln) völlig nebensächlich erscheinen.
Wenn die Technik einfach aussieht, ist das eine Kunst: Schwieriges einfach darzustellen. Wenn Rigoletto wieder einmal eine neue Dame über die überdimensionale Hand in den weit geöffneten Mund des Riesenkopfes führt, wo sie dann mit dem „Duce“ ein nächtliches Stelldichein hat, bleibt einem selbst der Mund vor Staunen offen: Wie präzise der Finger an die Lippen gelegt wird, damit die Darstellerin hinübermaschieren kann. Das hat Klasse, die beeindruckt!
Der Einschätzung des Südwestrundfunks über Rigoletto ist nichts hinzuzufügen:
„Was Rigoletto-Regisseur Philipp Stölzl mit seinem Team in den See gezimmert hat, ist nichts anderes als eine Sensation.“
Weitere Vorstellungen der Oper Rigoletti von Verdi
2., 3., 4., 6., 7., 9., 10., 11., 13., 14., 16., 17. und 18. August- 21.00 Uhr Seebühne
Noch sind vereinzelte Plätze verfügbar. Aber keine Sorge: „Rigoletto“ wird auch nächstes Jahr noch aufgeführt, bis dann übernächstes Jahr wieder eine neue Oper kommt.
Tickets und Informationen unter Telefon 0043 5574 4076 und www.bregenzerfestspiele.com.
Attraktionen: Was man noch alles in der Gegend tun kann
Du wirst sicherlich von weit her nicht nur wegen der Oper Rigoletto in diese Gegend kommen. Vielleicht willst Du Dir die ein oder andere Sehenswürdigkeit am (oder im) Bodensee ansehen. Im Anschluss einige Beispiele. Eine kurze Fahrt nach Dornbirn erschließt Dir bei einem Besuch des
Karren
das ganze Rheintal bis zum Bodensee. Eine prächtige Sicht nach einer Wanderung auf den Karren. Parkplätze gleich neben der Talstation der Bergbahn. Gehbehinderte wie ich nehmen natürlich die Seilbahn, die alle 15 Minuten abfährt und ca. 5 Minuten für die 512 Höhenmeter braucht. Zu Fuß bist Du mindestens 10mal so lange unterwegs.
Das Gebiet des Karren ist ein beliebter Treffpunkt für Fitness-Fans. Zu Fuß hinauf und mit der Bahn hinunter: dieses Programm kann nicht nur individuell der Kondition angepasst werden, sondern ist zudem gelenkschonend und unterhaltsam, wenngleich man auch die üblichen Ohrhörer bei Single-Sportlern sieht. Weil der Karren hochmodern ist, kann sich der Besitzer einer Jahres- oder Punktekarte am Höhenkilometerzähler den Stand der sportlichen Aktivitäten notieren lassen und im Internet so den Fortschritt bei der Körperertüchtigung verfolgen.
Du siehst, wenn Du schwindelfrei bist, von einem über den Abgrund gebauten Steg, nur durch eine Glaswand vom freien Fall getrennt, bis zum Bodensee und kannst Dich dann sogar noch kostenlos fotografieren lassen. Wenige Sekunden nach dem Foto ist das Bild für alle und jeden im Internet anseh- und runterladbar. Und das noch über einen längeren Zeitraum. Damit die Lieben daheim einmal mehr Grund zum Neid (oder zur Freude) haben.
Mit einem kostenlos zu verwendenden Erlebnis-Fernrohr kannst Du an einem anderen Aussichtspunkt die Umgebung erkunden. Wie hoch ist der Berg? Wie heißt dieser Ort? Alle Ziele, die das Fernrohr erreicht, erhalten im Sucher eingeblendet Namen, so dass Du ohne Karte weißt, was Du siehst.
Natürlich kannst Du dann noch durch die
Rappenlochschlucht
wandern, wenn Du sowieso schon in diesem Tal der Dornbirner Ache bist. Oder das
Rolls-Royce-Museum
besuchen. Leider hat es schon um 17 Uhr zu, so dass uns am Ende des Nachmittags keine Zeit mehr bleibt, weil wir vom Karren noch zu Rigoletto wollen. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Die nächste Oper kommt bestimmt, und so stehen Rappenlochschlucht und Rolls-Royce-Museum jetzt schon auf der to-do-Liste.
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Bodensee-Radtour, Teil 3: Rund um den Untersee
https://reisefreak.de/bodensee-radtour-teil-3-rund-um-den-untersee/
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Weiterführende Links
Chronik | Bregenzer Festspiele
La donna è mobile – Text in italienischer und deutscher Sprache
Die Seebühne allzeit im Blick: Webcam | Bregenzer Festspiele
Karren-Seilbahn Dornbirn online – Webcam
Rolls-Royce Museum Dornbirn – Erlebe den Spirit von Pionieren
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Unvergesslich: Bregenzer Festspiele 2014. Die Zauberflöte – von Wolfgang Amadeus Mozart
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Danke für die Einladung an die Bregenzer Festspiele. Eure Freiluftopern sind wie immer ein Fest! Danke auch an die Dornbirner Karren-Seilbahn. Tickets für Bregenzer Festspiele und Karren-Seilbahn wurden gestellt, Anfahrt, Verpflegung etc. ging auf meine eigene Kappe.
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