Spanien: Weihnachten geht durch den Magen

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Spanische Festtagsgenüsse zur Weihnachtszeit

Wenn die gezackten Blätter der vielen Kastanienbäume in Galicien ihre Farbe wechseln und leise zur Erde fallen, wissen die Bewohner des Nordwesten Spaniens, dass die Zeit der Kastanienfeste angebrochen ist und man sich so langsam auf die Weihnachtszeit freuen kann.

Feste, an denen man abends wohlig verpackt um das Lagerfeuer steht, mit Freunden spricht und die gerösteten Kastanien genießt. Sie läuten auf gewisse Weise den Winter ein. Sind sie doch eine der Köstlichkeiten, die die dunklen Monate im nördlichen Spanien bis nach Madrid hinein begleiten. Auch in der Hauptstadt gehört es zu einer wunderbaren Gewohnheit in der Winterzeit, sich bei einem der Maronenverkäufer an den Straßenecken und Plätzen mit heißen Kastanien aufzuwärmen.

Es weihnachtet sehr

Der Dezember kommt und mit ihm, nicht wie in Deutschland die Adventszeit, aber sehr wohl die Vorweihnachtszeit und jene besondere Stimmung und Atmosphäre, die man auch hier in Spanien in den Städten und Dörfern spürt. Die Straßenbeleuchtung ist festlich, nicht wenige Städte liefern sich Jahr für Jahr einen Wettbewerb um die allerschönste Dekoration. In den Kaufhäusern und Läden ertönen „villancicos“, spanische Weihnachtslieder, meist um eine Spur fröhlicher und weniger besinnlich als die uns bekannten Gesänge.

Und die Weihnachtsmärkte, die „mercadillos“, eröffnen ihre Stände in den Städten vom Norden bis in den Süden und auf den Inseln. Wie auf der Plaza Mayor Madrids, wo die Händler seit Ende November ihre Verkaufshäuschen aufgebaut haben mit Süßigkeiten, Spielzeug und allerlei Scherzartikeln, die besonders am 28. Dezember, dem Tag der Unschuldigen Kinder gefragt sind. Ähnlich unserem 1. April erlaubt man sich an diesem Tag so manchen Scherz mit seinen Freunden und der Familie.

Vor Barcelonas Kathedrale erstrahlt rund um das Santa Lucía Fest am 13. Dezember der Santa Lucía Markt. Hier in der Altstadt, im Barrio Gótico füllen sich die Granjas, die Milchbars, in denen der Genuss der dickflüssigen heißen Schokolade einfach in dieser Jahreszeit dazu gehört. Ebenso wie dampfende frische Churros, jenes Schmalzgebäck, das in ganz Spanien insbesondere nach der durchzechten Silvesternacht genossen wird. Aber noch ist es nicht so weit.

Süß, süßer, am süßesten…

In den Konditoreien erfreuen die weihnachtlichen Auslagen das Auge und schon der Anblick macht Lust, die traditionellen Plätzchen und Süßigkeiten zu probieren, die jetzt in den Backstuben gefertigt werden: Polvorones, Mantecados, Alfajores aus Andalusien und all die leckeren Süßigkeiten der verschiedenen Regionen Spaniens.

Wer jetzt beispielsweise auf Mallorca weilt, sollte bei einem Besuch der Hauptstadt Palma auf keinen Fall versäumen, am Kloster Santa Magdalena vorbeizuschauen,  wo die Nonnen des Augustinerordens die traditionellen „Cocas de Nadal“, ein typisches Weihnachtsgebäck der Insel, herstellen, das sie etwa 2 Wochen vor Weihnachten verkaufen. Oder die traditionellen Bäckereien besuchen, wie den Fornet de sa Soca in einem modernistischen Gebäude und neben dem Teatro Principal gelegen, oder den Forn Fondo. Die Coca de torró ist der typische Turrón Mallorcas.

Daneben gibt es vor allem die Neulas, die ihren Ursprung in Katalonien haben, eine Art Weihnachtskeks, der gerne in Cava eingetunkt wird. Und auch Panellets werden häufig zu dieser Jahreszeit zubereitet, ein Mandelgebäck, das auf dem Festland in Katalonien eigentlich typisch an Allerheiligen ist.

Die traditionellen Süßspeisen sind aus der Weihnachtszeit gar nicht mehr weg zu denken. Was wäre Weihnachten in Spanien ohne den Turrón aus Jijona bei Alicante, die wohl berühmteste spanische Weihnachtsleckerei aus Mandeln, Nougat und Honig? Ohne das Marzipan aus Soto de Cameros in der Rioja oder das vielleicht berühmteste Marzipan aus Toledo? Oder ohne die Mandelplätzchen aus Kastilien León, die Pestiños, ein Fettgebäck aus der Extremadura.

Wer um diese Zeit auf Gran Canaria seinen Urlaub verbringt, wird die „Weihnachtsforellen“ kennenlernen, „truchas de navidad“. Hierbei handelt es sich keinesfalls um ein Fischgericht, sondern vielmehr um köstliche Teigtaschen, die mit einer cremigen Paste aus Süßkartoffeln und Mandeln gefüllt werden.

Mandelsuppe, Brasse oder Spanferkel: Festtagsmenüs für jeden Geschmack

Geht es auf den 24. Dezember zu, füllen sich die Lebensmittelmärkte und Feinkostgeschäfte. Jetzt heißt es, die besten Zutaten für die Festtagsmenüs auf dem Markt zu besorgen, den Tisch mit dem besten Geschirr zu dekorieren und festlich zu schmücken. Wenn auch aufgrund der Globalisierung viele alte Sitten verloren gehen, zu Weihnachten isst man in Spanien in den meisten Familien noch immer die traditionellen Gerichte, die schon Generationen vorher an den Festtagen zubereitet haben. Diese typisch weihnachtlichen Genüsse variieren von Region zu Region.

In Toledo im Zentrum des Landes gibt es kaum eine Familie, die am Weihnachtstag nicht eine typische Mandelsuppe aus purem Marzipan, der Spezialität der Stadt, zubereitet. Das Marzipan mit einer Orangenschale und einer Stange Zimt in Milch gekocht, schmeckt, ob heiß oder kalt genossen, geradezu nach Weihnachten. Dabei zieht der Duft eines gebratenen, mit einer Mandel-Weinsauce zubereiteten Truthahns durch das Haus.

Für viele Spanier im Zentrum und im Süden Spaniens, vor allem in Andalusien, ist das der traditionelle Festtagsbraten par excellence. Aber auch andere Köstlichkeiten kommen hier gerne auf den Tisch. So kann der Festtagsbraten auch aus Lamm oder Spanferkel bestehen, begleitet von den typischen Gemüsesorten der Saison, etwa der Kerde, einer mediterranen Artischockenart.

Weiter im Norden, am Kantabrischen Meer, bilden Fische und Meeresfrüchte die Basis für das charakteristische Festtagsmahl, der Basken, Gallegos, der Einwohner Asturiens und Kantabriens: Seebrasse, Seezunge, Steinbutt, Wolfsbarsch, alle im Backofen gegart und je nach Region verschieden zubereitet.

Geht es in Richtung Ostküste, nach Katalonien, so gibt es hier ein ganz anderes typisches Weihnachtsgericht. Am 26. Dezember, der nur in Katalonien als zweiter Weihnachtstag und Tag des Heiligen Stephanus gefeiert wird, kommen die mit Hackfleisch gefüllten Bechamel-Canelloni bei vielen Katalanen auf den Tisch.

Und am Heiligabend oder dem ersten Weihnachtstag isst man vielleicht eine Escudella, ein typisches leckeres Eintopfgericht aus Rind- und Schweinefleisch, weißen Bohnen und Kichererbsen. Weiter südlich, die Mittelmeerküste hinunter, genießt man in Valencia und Murcia an den Festtagen den „Cocido con Pelotas“, ein Eintopf mit den für die Region typischen „Albóndigas“, Hackfleischbällchen.

Nach einem Sprung übers Mittelmeer weht uns an Weihnachten auf den Balearen der Duft von gebratenem Spanferkel um die Nase, zubereitet mit der „Salsa de Navidad“, einer Sauce, die mit Mandeln, Safran und etwas Zimt verfeinert wird. Und ein Blick in die weihnachtlichen Kochtöpfe der Bewohner der Kanarischen Inseln macht bekannt mit der „Cazuela de Gallina“, einem deftigen Hühnertopf, aber auch mit Fleischpastete oder einem gebratenen Zicklein je nach Gusto und Tradition.

All diese Köstlichkeiten werden an Weihnachten vor allem als Festmahl mit der Familie gegessen. Man trifft sich am Heiligabend zum festlichen Abendessen und besucht eventuell danach die „Misa del Gallo“, die als „Hahnenmesse“ bezeichnete Christmette. Das nächste festliche Essen ist dann das gemeinsame Mittagsmahl am ersten Weihnachtstag.

Wenn das Jahr zu Ende geht, ist in Spanien Weihnachten längst nicht vorbei

Auch den Silvesterabend verbringt der Großteil der Spanier zunächst im Kreise der Familie oder Freunden bei einem festlichen Abendessen, um dann zu Mitternacht bei jedem Glockenschlag die „Uvas de la Suerte“, die 12 Glückstrauben zu essen, die für jeden Monat des Neuen Jahres Glück verheißen sollen.

In den meisten Städten des Landes versammeln sich dafür Tausende auf den Hauptplätzen, wie auf der Puerta del Sol in Madrid, von wo die Schläge der Glocken um Mitternacht ins ganze Land übertragen werden. Danach ist Fiesta angesagt, in den zahlreichen Discotheken und Bars. Die Nacht endet größtenteils am frühen Morgen wieder in einer der Granjas oder Café-Bars bei Churros und heißer Schokolade.

Am späten Nachmittag des 5. Januar ziehen die Heiligen Drei Könige, die „Reyes Magos“ in festlichen, bunten Umzügen durch die Städte und Dörfer des Landes. Sie bringen in Spanien die Geschenke, die am Morgen des 6. Januar die Kinderherzen erfreuen und die Augen von Groß und Klein leuchten lassen.

Den Reigen der weihnachtlichen Tage beschließt auch wieder eine süße Köstlichkeit. Die Familie trifft sich, um gemeinsam den „Roscón de  Reyes“, das königliche Kranzgebäck mit Mandelfüllung und kandierten Früchten zu essen. Der Kuchen enthält eine Überraschung, früher eine Bohne, heute meist eine kleine Figur aus Plastik. Der- oder diejenige, der sie in seinem Stück Kuchen findet, darf sich für diesen Tag als König oder Königin fühlen.

Weitere Informationen zu den Weihnachtstagen und dem Jahresende in Spanien und rund um die Gastronomie in dieser besonderen Zeit unter:  

Weihnachten: kulinarische Erlebnisse in Spanien

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