Murnau: KunstKulinarische Reise zu Architekten, Kunstweibern und Köchen

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Murnau, Untermarkt

Von Architekten, Kunstweiber und Köchen: Murnau geht auf KunstKulinarische Rundreise

Murnau feiert „100 Jahre Emanuel von Seidl“

Eine Pressereise führt mich in die Welt der Kunst und des guten Essens und Trinkens. Wegen des frühsommerlichen Wetters bin ich im April schon in kurzer Hose und kurzem Hemd auf dem Fahrrad unterwegs und „anbaden“ im örtlichen Weiher gewesen, doch das verlängerte Wochenende Anfang Mai zeigt uns, dass es zu dieser Jahreszeit noch bitterlich kalt werden kann.

Als Teenager, weit zurück im letzten Jahrhundert, sind wir auf die von uns genannte „Große Bayerische Seenfahrt“ vom Bodensee im Westen bis zum Chiemsee im Osten gegangen. Im grünen VW Golf, mit Zelt, Luma und einem Schuss Abenteuersinn. Doch von einem Aufenthalt am Staffelsee bleibt heute, nach so vielen Jahren, keine Erinnerung, so sehr ich mich auch anstrenge.

Es wird Zeit, das „blaue Land“, wie die Gegend um den Staffelsee heute von Künstlern und Touristikern genannt wird, noch einmal in einem verlängerten Wochenende unter die Lupe zu nehmen. Das Blaue Land rund um die Marktgemeinde Murnau gilt als Wiege des Expressionismus. Hier gründete sich vor über 100 Jahren die Künstlervereinigung „Der Blaue Reiter“.

 

Anreise über Augsburg: Endlich wird der Augsburger Hauptbahnhof behindertengerecht ausgebaut. Weiter so, Bahn! In Donauwörth und Dillingen warten Körperbehinderte, Radfahrer und Menschen mit Kinderwagen schon lange auf so etwas!

 

Auf dem Weg zum Staffelsee: Die Erdfunkstelle in Raisting

 

Während der Anreise per Bahn und die ersten paar Stunden nach Ankunft kommt die Sonne noch heraus, doch die Temperatur sinkt und zum Abschied schneit es noch. Was unsere kleine Gruppe aber nicht davon abhält, im einsetzenden (Schnee-) Regen der „Kathl“, der Frau des Nachtwächters, auf ihrem Stadtrundgang zu folgen. Oder auch im Schnee im Garten vom Münter-Haus dem Anfang eines Vortrags zu lauschen, während von den Bäumen dicke Schneebatzen auf meine Kapuze fallen.

Kunstweiber und Murnauer Kunstwirte

In Murnau tummeln sich echte Kunstweiber. Sie malen, fotografieren, skizzieren. Sie verarbeiten Gips, Glas, Draht und Stahl. Und sie alle sind Teil der „Murnauer Kunstwirte“, die in diesem Jahr bereits zum dritten Mal eine geschmackvolle Symbiose bilden. Davon überzeugen können wir uns auf einer „KunstKulinarischen Reise“, in deren Verlauf wir pro Gasthaus vom Aperitif bis zum Dessert je einen exquisiten Gang genießen. Gleichzeitig erleben wir aufregende, zeitgenössische Kunst. Die Erschafferinnen der Bilder, Fotografien und Skulpturen stehen uns Rede und Antwort, der begleitende Kunstexperte spannt den Bogen, der Bustransfer sorgt für den nötigen Komfort.

Kunstwirte-Projekt 2019

Beim „Kunstwirte-Projekt 2019“ zeigt sich Murnau fest in Weiberhand. Das Projekt ist eine Hommage an „Kunstweiber“ der Vergangenheit.  Auf zehn Gourmet-Reisen erklären die Künstlerinnen ihre Werke.

Und so sieht das Projekt aus: Murnaus Staffelseewirte bitten zwischen Mai und September kunstaffine Feinschmecker zu Tisch. Dann kann wieder mit allen Sinnen genossen werden: Denn während sich die Wirte beim Zubereiten und Anrichten ihrer Speisen gegenseitig überbieten, nutzen Maler, Bildhauer und Fotografen aus Murnau und Umgebung die Gasthöfe und Restaurants als außergewöhnliche Ausstellungsräume.

Das Besondere am „Kunstwirte-Projekt 2019“: Alle Werke, die die Wände oder Gärten der acht teilnehmenden Gasthäuser schmücken, haben ausschließlich Frauen geschaffen. Die Fokussierung auf Murnaus lebende „Kunstweiber“ geschieht in Hommage an Frauen wie Gabriele Münter, Marianne Werefkin oder Maria Marc, die Anfang des 20. Jahrhunderts maßgeblich zur Entstehung des Blauen Reiters und des deutschen Expressionismus beigetragen haben.

Höhepunkte des Gemeinschaftsprojekts sind wieder die „KunstKulinarischen Reisen“. An insgesamt zehn Abenden stehen fünf Locations, fünf Gänge sowie fünf Werke auf dem Programm. Und die „Kunstweiber“ Rede und Antwort.

An jedem ersten und zweiten Freitagabend im Monat werden in diesem Sommer kunstliebende Gourmets am Murnauer „KuHaus“ einen kleinen Bus besteigen und die etwa fünfeinhalbstündige (!) Geschmacksreise durch den idyllischen Markt und seine Umgebung starten. Pro Station werden sie von Vorspeise bis Dessert inklusive passender Weinbegleitung je einen Gang genießen – sowie die ausgestellte Kunst. Die erste kunstkulinarische Station, das „KuHaus“, ist indes Galerie, Werkraum und Projektschmiede von Fotografin und Malerin Kirsten Luna Sonnemann und von Metallbildhauer und Objektkünstler Marc Völker. Beide sind seit 2017, dem Gründungsjahr der „Kunstwirte“, mit an Bord.

Projekt-Initiator Völker hat erneut die Auswahl der Künstler übernommen und überlegt, bei welchem der Staffelseewirte die jeweiligen Arbeiten in den kommenden fünf Monaten am besten zur Geltung kommen könnten. Die Staffelseewirte, zu denen das Seerestaurant Alpenblick in Uffing oder das urige, am Rande des Murnuer Moos‘ gelegene „Bischoff’s Ähndl“ zählen, sind seit 2007 ein eingetragener Verein, der sich Regionalität, Saisonalität und Qualität verschrieben hat.

Blick vom Ähndl aufs Murnauer Moos

 

Das Ramsachkircherl kennt der Einheimische unter dem Begriff „Ähndl“. Auf hochdeutsch „Urahnin oder Ahnin“. Das Gotteshaus mit dem wundervollen Moos- und Bergpanorama soll die älteste Kirche Oberbayerns sein. Gründungsvater ist der Hl. Mang, 7. Jahrhundert.

 

Die Staffelseewirte vertrauen Marc. „Der weiß am besten, wer zu wem passt“, sagt Barbara Gilg vom Gasthof Griesbräu, wo Völker die humorvollen Keramiken und Bilder der Autodidaktin Helga Hoppe am besten untergebracht sieht. „Ich bin schon ganz gespannt auf Frau Hoppe und ihre Werke“, erklärt Gilg, die den „KunstKulinarik-Reisenden“ ihrerseits den fantasievollen Zwischengang „Himbeer-Bier-Süppchen mit Espuma“ kredenzen wird.

Die Grundidee der „Kunstwirte“, die Symbiose von Kunst an den Wänden und Kunst auf den Tellern, hat die Wirtin inzwischen als Ganzjahreskonzept übernommen. „Wir und einige andere Gastwirte stellen unsere Räumlichkeiten auch nach Projektende den vielen unterschiedlichen Künstlern der Gegend als Ausstellungsfläche zur Verfügung“, sagt Gilg. Die Win-Win-Situation sei einfach zu gut, um sie nicht dauerhaft zu nutzen. Organisator Marc Völker hatte indes die Qual der Wahl. Er sagt: „Von Künstlerseite war das Interesse wieder enorm.“ Die Entscheidung, sich ausschließlich auf Künstlerinnen zu konzentrieren, hatte etwas Pragmatisches.

„Aber natürlich macht sie auch inhaltlich Sinn“, betont der Stahlkünstler. So sei nicht nur der Anteil der Frauen unter den zeitgenössischen Kunstschaffenden in Murnau sehr groß, sondern auch die kunsthistorische Bedeutung, die Frauen für den Staffelseeort im 20. Jahrhundert hatten. „Künstlerinnen wie Gabriele Münter, Marianne Werefkin und Maria Marc haben die Entstehung der Künstlergruppe Blauer Reiter sowie des deutschen Expressionismus maßgeblich mitbestimmt und international bekannt gemacht. Ohne damals je wirklich aus dem Schatten ihrer männlichen Kollegen heraustreten zu können“, erklärt Völker.

Ihnen zu Ehren stellt Murnau nun exklusiv die Frauen ins Rampenlicht. Und mit ihnen ihre ausgefallenen Arbeiten, die von „wilden Grafiken“ über mystische Pferdefiguren bis zu expressionistischen Abbildern des Blauen Landes reichen. Wer am späten Freitagabend am KuHaus wieder aus dem Bus steigt, wird vor seinem inneren Auge mannigfaltige Impressionen weiblicher Kunst haben – und im Gaumen noch den Abgang eines feinen Aprikosenbisquits.

Geprägt hat auch Emanuel von Seidl den malerischen Markt Murnau. Vor 100 Jahren ist der berühmte Münchner Architekt gestorben. Die Spuren, die der bekennende Murnau-Liebhaber im Ortsbild hinterlassen hat, sind noch immer präsent. Wir machen uns auf, sie zu entdecken.

Griesbräu zu Murnau

Untergebracht bin ich in einem separaten Gebäude des Griesbräu zu Murnau, nur ein paar Gehminuten von der Rezeption entfernt.

Die Wettervorhersage verheißt nichts Gutes. Schnell ein paar Fotos vom denkmalgeschützten Ensemble der Marktstraße machen und das Grab einiger wichtiger Personen suchen (und hoffentlich finden).

Ersteres ist leicht getan, sind doch die von Seidl geschaffenen Fassaden der Häuser direkt vom Hotel aus zu erreichen.

Etwas abseits, doch in wenigen Minuten fußläufig erreichbar: Das alte Postamt mit wunderschön gestaltetem Eingangstor.

Am Untermarkt entlang schlendere ich zur Mariensäule, biege nach links ab und stehe schon am Fuße des Schlosses, das sowohl über eine vielstufige Treppe als auch, zum Beispiel für Gehbehinderte oder Rollstuhlfahrer, über die Fahrstraße rechts vom Schloss erreichbar ist.

Ich wende mich der Kirche St. Nikolaus zu. Tipp: Willst Du die Gräber von Frau Münter und Herrn Emanuel v. Seidl finden, fotografierst Du den Lageplan des Friedhofs in seinem Schaukasten und kommst dort mühelos zu den genannten Gräbern – und auch anderen, die ebenfalls interessant sind. Auf jeden Fall ist der Blick vom Friedhof auf die Berge erhebend. Schade eigentlich, dass die Toten ruhen, statt sich an dem Panorama zu erfreuen.

Katholische Pfarrkirche St Nikolaus, Murnau

 

Grab Emanuel v Seidl mit dem Spruch: „Uns gaben die Götter auf Erden Elysium“ (Zitat von Johann Wolfgang von Goethe) – und ein Stückchen weiter unten: „Ach, warum nur Elysium“. Nachzulesen hier im Gedicht.

 

Grab von Gabriele Münter

Weniger bekannt, doch deswegen nicht uninteressant: Hugo Carl Cornwach habe, so sein Grabstein, die Architektur Venedigs künstlerisch gesehen und zeichnerisch vollends wiedergegeben.

Nachtwächterfrau Kathl macht eine Stadtführung

Die Dunkelheit setzt ein, aber auch, vor allem in der 2. Hälfte der Stadtführung unter dem Thema „Drachenstich und Seejungfrau“, der Regen. Geleitet von der als Nachtwächterfrau Kathl verkleideten Schauspielerin Chiara Nassauer-Boitsos wandern wir durchs sagenumwobene, nächtliche Murnau.

Im Griesbräu wärmen wir uns wieder auf und lassen den Abend mit einem Hellen und diversen Fleisch-Stücken ausklingen.

 

Seidlpark

Seidlpark ohne Seidl-Haus. Abgerissen. Nur eine Tafel mit Grundriss erinnert an die Wohnstatt des bekannten Architekten.

 

Nach dem Frühstück im Hotel Griessbräu treffen wir uns auf eine Führung durch den Seidlpark, den der Architekt zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Stil eines englischen Landschaftsparks gestaltet hat, und erhalten Einblick in Leben und Werk des berühmten Münchner Bauherren.

Gleich am Seidlpark liegt das alte Seidlhaus am Kapferberg, das heute die AntonieZaunerstiftung beherbergt. In diesem Haus lebte Seidls Schwester.

Im Hotel Angerbräu erholen wir uns essenstechnisch von unseren Strapazen und chillen ein wenig im Hotel Griesbräu, weil das Wetter nicht gerade zum Stadtbummel einlädt. Auf dem Programm steht am späten Nachmittag die

KunstKulinarische Reise

Marc Völker, Mit-Initiator der „Kunstwirte“ erklärt uns das Konzept: Pro Restaurant erwartet uns ein köstlicher Gang mit passender Weinbegleitung. Unsere Gastgeber, allesamt Staffelseewirte, die sich ganz der Regionalität, Saisonalität und Qualität ihrer Produkte verschrieben haben, nehmen sich Zeit für einen kleinen Plausch. Die ausgestellten Werke erläutern die Künstlerinnen persönlich. Siehe auch ganz unten im Beitrag „KunstKulinarische Reisen“ im Überblick.

Es gibt also 2 verschiedene KunstKulinarische Reisen. Wir nehmen an Reise Nummer 1 teil, die an folgenden Tagen stattfindet:

Immer Freitags am 07.Juni / 05.Juli / 02.Aug. / 06.Sept. mit folgenden Stationen:

Empfang – KuHaus
Überraschung

Vorspeise – Schokoladen Manufaktur Krönner

Tradition, Handwerk, Qualität – auch das Erfolgsrezept der Schokoladenmanufaktur Murnau besteht aus diesen drei Ingredienzien. Die Brüder Mike und Max Krönner, die 2015 das alte Bauernhaus in der Seidlstraße gekauft und um einen gläsernen Anbau für die Produktion erweitert haben, sind zwar noch recht jung. Doch die Familientradition – die Herstellung feinster Torten, Tafeln, Pralinen und schokoladiger Verführungen aller Varianten – nahm vor genau einem Jahrhundert ihren Lauf:

1920 goss der Ururgroßvater die erste Schokolade in Form. Heute macht einen großen Teil der Produktion (acht Tonnen verarbeiteter Schokolade im Jahr) die Bruchschokolade aus. „So können wir Top-Qualität zu erschwinglichen Preisen anbieten“, erklärt Mike.

Was den Rohstoff angeht, haben die Brüder 2012 eine klare Entscheidung getroffen: Sie kaufen ausschließlich die Edelsorte des Kakaos und lassen die Konsumsorte, die immerhin 97 Prozent des Weltmarktes beherrscht, links liegen. „Wir beziehen unseren Kakao ohne Zwischenhändler direkt beim Erzeuger, vor allem in Venezuela, Peru oder Ecuador aber auch in Ghana“, erklärt Mike. Nur so ließe sich die Ausbeutung der Bauern vermeiden. Der Anbau der schattenliebenden Kakaofrucht in Mischplantagen zwischen Mangos und Bananen mache indes den Einsatz von Dünger und Pestiziden größtenteils überflüssig. Wer wissen will, wie gut das Resultat einer so nachhaltigen Arbeit schmeckt, nimmt an einer der vielen Verkostungen teil, schaut mittwochs oder freitags bei Führungen den Patissiers über die Schulter oder setzt sich in den sonnigen Innenhof der Manufaktur, in dem Feigen und Pfirsiche wachsen. Dienstag bis Sonntag ist Cafbetrieb, gerade das Frühstück ist bei Murnauern und Gästen sehr beliebt.

Start in der Schokoladenmanufaktur: Räucherforelle vom Kochelsee auf frischen Salaten und Kräutern vom Garten Eden

 

Die Künstlerin in der Schokoladenmanufaktur, stellvertretend für alle anderen ausstellenden Künstlerinnen: Gina Feder mit ihrem Werk ZEN-orange

 

Zwischengericht – Gasthof Beinhofer

Saibling, Graupen-Risotto

Hauptgang – Ähndl

Die blaue Stunde im blauen Land: Wir streben des Gastwirtschaft „Ähndl“ zu, direkt neben der gleichnamigen Kapelle gelegen, in Sichtweite des Murnauer Mooses.

Filet vom Riegseer Weideochsen, Selleriepüree, Portweinsoße

Nachspeise – Alpenhof

„Buchners Verführung“
Aprikosenbisquit, Tahiti-Vanille, Salzkaramell,
Preiselbeere, Minzsorbet

Insgesamt zeigen auf diesen 2 Reisen 2019 folgende Künstlerinnen ihre Werke:

  • Gina Feder
  • Sabine Fellows
  • Veronika Neuerburg
  • Kirsten Luna Sonnemann
  • Stefanie Speermann
  • Helga Hoppe
  • Inga Lanzl
  • Tanja Nicklaus

Staffelseerundfahrt und Murnauer Moos

Tags darauf starten zur gemütlichen Staffelseerundfahrt. Einige von uns trotzen dem April-Wetter im Mai und lassen sich von einer erfahrenen Gästeführerin in die Geheimnisse des Murnauer Mooses einweihen.

 

Vom Wind geschützt essen wir hinter Glas mit hervorragendem Ausblick auf See und Berge zu Mittag im Seerestaurant Alpenblick in Uffing.

Das „Credo“ lautet: Gut essen und trinken hält Leib und Seele zusammen. Prima Tagliatelle mit Filetspitzen und Egerlingen (Pilzen). Geschätzte 40 Minuten nach der Bestellung, während ich meinen Tischgenossen beim Essen zusehen darf, lassen meine Magensäfte genau in der richtigen Konsistenz für einen Heißhunger brodeln, der dann schlussendlich doch noch befriedigt wird.

Auch hier sind Kunstwerke zu sehen.

Hernach führt uns Frau Thoni, die Chefin des Touristeninformation, an einem mit „Zufahrt zum Anwesen Berggeist“ gekennzeichneten Platz in Seeleiten-Berggeist. Einen kleinen Spaziergang weiter kommen wir zu einer Anhöhe, wo in der Nähe einer Schutzhütte ein prachtvoller Blick aufs Murnauer Moos sowie die dahinter liegenden Berge wartet. Wie schön wird sich erst der Blick präsentieren, wenn Du bei gutem Wetter dorthin kommst!

 

Murnauer Schlossmuseum

Was tut man, wenn das Wetter eher nicht spaziergangsfreundlich ist? Ab ins Museum. Ins Schloss von Murnau, denn dort hat sich auf zahlreichen Stockwerken das Murnauer Schlossmuseum eingerichtet. Schön, dass auch der Gehbehinderte zu den Ausstellungen kommt, denn rechts ums Schloss herum kommt er barrierefrei zu einer Tür und einer Klingel. Wenn sich der Seiteneingang öffnet, kann der Gehändigkäppte den Aufzug nach Herzenslust benutzen.

Das Schlossmuseum Murnau widmet sich seit seiner Gründung im Jahr 1993 hauptsächlich dem Expressionismus und besonders der in Murnau gegründeten Künstlervereinigung „Der Blaue Reiter“. Den Schwerpunkt der Dauerausstellungen bilden die Werke der Wahl-Murnauerin Gabriele Münter und ihrer Mitstreiter Wassily Kandinsky, Franz Marc oder Alexej von Jawlensky, die, von der Landschaft aber auch der Volkskunst des Voralpenlandes inspiriert, häufig einen starken Bezug zum Blauen Land aufweisen.

Nicht uninteressant: Im März 1933 wird der „Gröfaz“ Ehrenbürger von Murnau. Als Ausgleich stelle ich im nächsten Bild …

 

… einen anderen Führer des Volkes vor, der deutlich positiver besetzt ist: Murnau hat ihm ein Denkmal gewidmet, unserem „Kini“, dem Märchenkönig Ludwig II von Bayern, weswegen die meisten Ausländer uns lieben. Dem anderen Typen vom Bild vorher weinen nur die Ewiggestrigen eine Träne nach. 1894 wurde das Denkmal eingeweiht und soll an „wiederholte Aufenthalte“ des Kini erinnern.

Nach einem Rundgang durchs Haus bekommen wir Einblick in die Planungen für die große Seidl-Ausstellung, die am 4. Dezember startet und ganz neue Erkenntnisse zur Biographie Emanuel von Seidls sowie zur Beziehung seiner Eltern und Geschwister zu Murnau liefern wird.

Im Restaurant Auszeit lassen wir den Abend mit einer schmackhaften Mahlzeit ausklingen.

Und schon ist unser verlängertes Wochenende zu Ende. Nachts – wir schreiben den 5. Mai – hat es geschneit, und das Wetter trägt nicht gerade zu einer Stimmungssteigerung bei. Da trifft es sich gut, dass die Planer einen

Besuch im alten Münterhaus

geplant haben. Auf einer Führung bekommen wir Einblick in das Leben und Wirken Gabriele Münters und Wassily Kandinskys. Wie sehr schon Murnaus künstlerische Vergangenheit von „Kunstweibern“ geprägt wurde, erfahren wir in Gabriele Münters „Russenhaus„, wie das Gebäude im Volksmund genannt worden ist. Münter ebenso wie Marianne von Werefkin oder Maria Marc haben den deutschen Expressionismus maßgeblich mitgestaltet und einem internationalen Publikum geöffnet.

Ohne eine entsprechende – komplizierte und ggf. auch kostenpflichtige – Genehmigung kann ich Bilder vom Münter-Haus (außen und innen) hier nicht zeigen. Daher verweise ich auf die Homepage des Münter-Hauses (Siehe Link unten) und natürlich auf die Bilder-Suche, zum Beispiel bei Google.

Abschließend treffen wir im „KuHaus“, einer alten Scheune, die jetzt Atelier ist, alle an der Kunstwirte-Vernissage Beteiligten, also alle Kunstweiber und Wirte.

Die geplante Maidult lassen wir wegen der strengen Witterung ausfallen. Nächstes Jahr vielleicht? Wir werden sehen.

Feiern wie damals: 2019 ist Seidl-Jahr in Murnau

Ganz in Seidl-Manier: Mit Konzerten, Festen und Führungen ehrt Murnau den 100. Todestag des Architekten und leidenschaftlichen Gastgebers Emanuel von Seidl.

2019 jährt sich der Todestag des Münchner Architekten Emanuel von Seidl zum 100. Mal. In Murnau, die Stadt, in die sich Seidl verliebt und dessen Ortskern er maßgeblich geprägt hat, lebt die Erinnerung an ihn weiter. Bunt bemalte Fassaden, sprudelnde Brunnen und der Seidlpark, eine grüne Oase mitten in Murnau, zeugen noch ein Jahrhundert später von seinem Lebenswerk. Zum Dank widmen die Murnauer ihm ein ganzes Jahr – mit Festen, Konzerten und speziellen Führungen. Näheres auf www.murnau.de und www.kulturknall.de.

„Als Seidl 1898 zum ersten Mal nach Murnau kam, war es wohl Liebe auf den ersten Blick“, sagt Alexandra Thoni, Leiterin der Tourist Information Murnau. „Kurze Zeit später kaufte er sich ein Grundstück im Ort, baute eine prächtige Villa und gestaltete einen großen Landschaftspark – den heutigen Seidlpark.“

Mit zeitgemäßen Fassadenmalereien, Handwerks- und Gewerbeemblemen sowie der Bepflanzung der Marktstraße verlieh er Murnau einen frischen neuen Charme. Im Gedenkjahr erfahren Besucher von Mai bis Oktober auf verschiedenen Führungen durch den Ort und den weitläufigen Seidlpark, wie der Architekt aus verschiedenen Stilrichtungen seine unverwechselbare Handschrift formte und wie er mit seiner Fassadengestaltung sogar die Maler des „Blauen Reiters“ zu farbenfrohen Kunstwerken inspirierte.

Eine etwas andere Perspektive auf den extrovertierten Künstler eröffnen die Schauspielführungen von Chiara Nassauer-Boitsos, die montags um 16 Uhr stattfinden: „Seidl“ höchstpersönlich nimmt Kultur- und Naturinteressierte mit auf eine Zeitreise ins frühe 20. Jahrhundert und zeigt ihnen seine persönlichen Lieblingsorte. Beim Spaziergang durch den Park gibt er die eine oder andere Anekdote aus seinem Leben zum Besten und erzählt von glanzvollen Künstlerfesten und ausgelassenen Geburtstagsfeiern, die hier stattgefunden haben.

„Seidl liebte es, Besucher zu empfangen. Daher ist es angemessen, das Seidl-Jahr mit vielen Gästen, Theater und Musik zu füllen“, erklärt Alexandra Thoni.

1910 war der Höhepunkt dieser vergnügten Zeit. Jeder, der Rang und Namen hatte, reiste nach Murnau, um Seidls beruflichen Erfolge und seinen 54. Geburtstag zu zelebrieren. Selbst zwei Königinnen, Elisabeth von Belgien und Marie von Neapel, wollten sich das Spektakel nicht entgehen lassen. Die Krönung der Feierlichkeiten war die Aufführung von Shakespeares Sommernachtstraum unter Sternenhimmel im Park. Daran möchten die Schauspieler des Freien Theaters anknüpfen.

Im Rahmen des Benefizfestivals Kulturknall, das zwischen 18. und 21. Juli Seidls Leben feiert, soll der Sommernachtstraum reinsziniert werden. Das Stück wird an fünf verschiedenen Spielorten aufgeführt und so den gesamten Park beleben. Die Szenenwechsel leitet ein Seidl-Darsteller ein. Gemeinsam mit einer illustren Gesellschaft in historischer Kleidung und einem Privatchor flaniert er voraus und führt die Zuschauer zum nächsten Spielort.

Weitere Programmhighlights des Festivals sind sommerliche Gartenfeste mit klassischen Konzerten und eine Silent-Disco, bei der jeder im Takt seiner eigenen Musik tanzt. Der gesamte Erlös des Festivals wird dem Verein Menschen helfen e.V. gestiftet. Der Verein setzt sich für Kinder in Europa ein und unterstützt Menschen, die in Not geraten sind.

Ganz zu Ende des Gedenkjahres widmet das Schloßmuseum Murnau dem berühmten Architekten eine eigene Ausstellung, die unter anderem neue Erkenntnisse zur Autorenschaft Emmanuel von Seidls bei bestimmten Projekten sowie zu den Beziehungen der Seidl-Familie zu Murnau bieten wird. Start ist am 4. Dezember.

 

Links und weiterführende Infos

Links und Adressen

Infos zur Region:
Tourist Information Murnau, Kohlgruber Straße 1, 82418 Murnau a. Staffelsee,
Tel.: 08841/6141-0, Fax: 08841/6141-21, www.murnau.de

Kunstwirte

Der blaue Reiter

Murnauer Schlossmuseum

Münter-Haus

Webcams in Murnau: Murnauer Moos und Staffelsee. Weiterführende Links zu Webcams im „Blauen Land“.

Griesbräu zu Murnau* Obermarkt 37, 82418 Murnau am Staffelsee
(Anmerkung zum Griesbräu: Schade – das WLAN-System verhindert WhatsApp Telefonie. Dann halt über Messenger oder Viber video-telefonieren)

Übernachtungsmöglichkeiten in Murnau: Griesbräu, Angerbräu, Klausenhof am Park, Alpenhof Murnau und viele andere mehr*

 

Behindertenfreundlichkeit / Barrierefreiheit und andere Anmerkungen

Griesbräu Hotel: Behindertengerechter Zugang im Nebengebäude, Aufzug und bodengleiche Dusche mit einem Bodenbelag, der Ausrutschen erschwert. Wenn notwendig, kann man an der Rezeption eine Anti-Rutschmatte zur Verfügung stellen. Ich habe meine dort gelassen.

Zugang zur Rezeption und zum Frühstücksraum über zwei Stufen oder um das Haus herum für Rollstuhlfahrer.

Schlossmuseum: Barrierefreier Zugang zu allen Ausstellungsstockwerken. Zugang zum Eingang rechts um das Schloss herum.

„KunstKulinarische Reisen“ 2019 im Überblick

7. und 14. Juni
5. und 12. Juli
2. und 9. August
6. und 13. September

Start und Endpunkt: KuHaus am Burggraben 47
Dauer: 17.30 Uhr bis circa 23 Uhr
Kosten: 125 Euro pro Person, Pärchen zahlen 230 Euro
Reservierung bei der Tourist Information Murnau bis zum Montag zuvor, Tel.: 08841/6141-0 oder per E-Mail an touristinfo@murnau.de.

Mehr Murnau

Murnau am Staffelsee ist eine Gemeinde im Landkreis Garmisch-Partenkirchen mit gut 12.000 Einwohnern. Das Städtchen gilt als Wiege des deutschen Expressionismus, denn vor gut 100 Jahren fand sich hier die Künstlergruppe „Der Blaue Reiter. Wassily Kandinsky, Gabriele Münter, Franz Marc und Co. waren begeistert vom besonderen Spiel der Farben und des Lichts und von den Blautönen in der Dämmerung in allen Schattierungen und bezeichneten die Region daher als „Blaues Land. Nach wie vor beeindruckt Murnau mit seinen zahlreichen Ateliers und Galerien durch eine überaus rege Künstlerszene. Besucher gewinnen nicht nur im Schlossmuseum Murnau mit seinen bedeutenden Ausstellungen sowie im Münter-Haus interessante Einblicke, sondern auch in der freien Natur: beim Kunstspaziergang, bei Malkursen im Murnauer Moos, bei Radeltouren auf der Spuren der Expressionisten.

Seidl – zum 100. Todestag

Emanuel von Seidl, Architekt aus München (1856-1919) und jüngerer Bruder von Gabriel von Seidl, entdeckt Murnau im Jahr 1891. Der Sommerfrische-Ort am Staffelsee wird ihm zur zweiten Heimat, zum „gelobten Land, wie er es selbst formuliert. Ab 1901 errichtet er sich auf den Südhängen Murnaus mit Blick auf das Murnauer Moor und die Berge einen Park im englischen Landschaftsstil und ein Landhaus im Heimatstil. Für diverse Auftraggeber rund um Murnau baut er Landsitze und Gärten, die bis heute überwiegend erhalten sind und initiiert die Verschönerung des Ortes Murnau von 1905 bis 1913. Zu seinem 100. Todesjahr 2019 zeigt das Schlossmuseum Murnau – übrigens als einzige Institution – eine Ausstellung vom 5. Dezember 2019 bis zum 1. März 2020, die sich mit seinen sozialen Netzwerken, aber natürlich auch mit seiner Architektur beschäftigt. Ein umfangreiches Rahmenprogramm zur Ausstellung lässt den Umgang mit Seidls Werk lebendig und spannend werden und trägt zu neuen Perspektiven, zur Beschäftigung mit Architektur und dem Murnauer Erbe bei.

Das Murnauer Moos: größte Moorlandschaft Europas

Das Murnauer Moos ist hinsichtlich seiner Größe und Geschlossenheit, seiner Landschaftsformen und seiner Flora und Fauna einmalig in Mitteleuropa. Viele vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten haben hier noch einen gesicherten Lebensraum. Bereits 1927 wurde es als Schutzbereich anerkannt, aber erst 1980 mit einer Kernfläche von rund 23 Quadratkilometern als Naturschutzgebiet ausgewiesen.

Es ist heute das bedeutendste und ursprünglichste Moorgebiet des nördlichen Alpenvorlandes.

Das Murnauer Moos können Wanderer auf einem zwölf Kilometer langen Rundweg erleben. Knabenkraut, leuchtend blaue Schwertlilien, knallgelbe Trollblumen, Enziane, Orchideen und zahlreiche weitere Gewächse verwandeln die Landschaft je nach Jahreszeit in ein prächtiges Farben-Meer. Ein Aussichtsstadel lädt dazu ein, die beeindruckende Natur zu genießen. Zudem können Besucher das ganze Jahr über Experten durch das Moor folgen.

 

Danke an die  Tourist Information Murnau sowie die PR-Agentur Kunz für die Organisation und Kostenübernahme zu dieser Pressereise.

Vermisst Du einige Bilder? Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Beitrages ist bisher keine Genehmigung für eingereichte Fotos bei mir eingegangen. Google Bildersuche hilft aber sicher weiter.

 


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Ein Kommentar

  • Alwin Pelzer

    Ein sehr umfangreicher, intensiver und gut gelungener Reisebericht einer
    interessanten Gegend. Besonders wichtig und deshalb auch außergewöhnlich ist die Blickrichtung aus der Perspektive von körperlichen Einschränkungen.

    Gibt es noch mehr Bilder, die das kulinarische Angebot, mit den dazu kombinierten Bildern/Kunstwerken darstellen?