Das Wilde spüren: La Gomera

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mountain and filed view under blue and white skies

Mit etwas über 21.000 Bewohnern ist die Insel dünn besiedelt und distanziert sich vom Massentourismus

Ein Gastbeitrag von Susanne Reuter

Wer genau hinhört und der spanischen Sprache etwas mächtig ist, kann mit Geschick verstehen, was Jorge uns ‚da pfeift‘. Er hält sich in der Lautstärke natürlich etwas zurück, wir stehen ja direkt neben ihm. Silbo, diese einzigartige Pfeifsprache, wurde von den Inselbewohnern über Jahrhunderte benutzt, um über lange Distanzen zu kommunizieren.

 

El Silbo, die Pfeifsprache auf La Gomera ist seit 2009 immaterielles Kulturgut der UNESCO. Die Skulptur steht als Denkbar dieser Rarität. Credit Susanne Reuter

El Silbo, die Pfeifsprache auf La Gomera ist seit 2009 immaterielles Kulturgut der UNESCO. Die Skulptur steht als Denkbar dieser Rarität. © Susanne Reuter

Es handelt sich hierbei um Laute, die in Mund-, Rachen- und Nasenhöhlen erzeugt und mit Unterstützung der Finger durch Pfiffe gestützt werden. So konnten sich die Bewohner früher über hohe Berge, steile Hänge und tiefe Schluchten austauschen. Jorges hat die Pfeifsprache noch von seinem Vater gelernt. Einzigartig in Europa, ist Silbo Gomero von der UNESCO als immaterielles Kulturgut geschützt und wird heutzutage in den ersten sechs Schuljahren auf La Gomera gelehrt. Auch Jorges praktiziert Silbo noch, um sich mit seiner Schwester zu verständigen. Beide betreiben ein kleines Restaurant La Laguna Grande in Vallehermoso.

Herrlich grün: Der Nationalpark im Inselinneren

 

Luftbild von Straße GM-3 im Nationalpark Garajonay auf La Gomera, Spanien

Luftbild von Straße GM-3 im Nationalpark Garajonay auf La Gomera. dronepicr, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons

 

Wir befinden uns im Inselinneren, im Nationalpark Garajonay und wandern nahe El Cedro durch einen feuchten Lorbeerwald.

Lorbeerwald im Garajonay Nationalpark. Credit Susanne Reuter

Lorbeerwald im Garajonay Nationalpark. © Susanne Reuter

Bereits 1986 erklärte die UNESCO das weltweit einzigartige Gebiet mit seinem Zedernwald und dem artenreichen Lorbeerbestand zum schützenswerten Kulturgut der Menschheit. Er ist ein Rest der subtropischen Vegetation, die im Tertiär den Mittelmeerraum bedeckte. Der Nebel hüllt die Gipfel sehr häufig in Nebel und steht für die Existenz dieser Region: Die geringe Sonneneinstrahlung und die Feuchtigkeit verhindern das Austrocknen des Biosphärenreservats. Der gesamte Nationalpark Garajonay umfasst ca. 4.000 Hektar und ist einer der wenigen noch bestehenden Urwälder Europas. Der dichte Wald aus immergrünen Bäumen, unter anderem Baumheide und Gagelbäume, unendlich viele Farnarten sowie Wacholder, Zeder und viele mehr stehen für ein besonders grünes Paradies für Natursuchende. Seit 1988 ist das Areal zudem Europäisches Vogelschutzgebiet. Die Kanaren- und Lorbeertaube sind hier ebenso heimisch wie Turmfalken, Mäusebussard und die nachtaktive Waldohreneule.
Im Besucherzentrum des Nationalparks im Gemeindegebiet von Agulo finden wir weitere, ausführliche Informationen über dieses einzigartige Juwel des Tertiärs.

Auf dem Weg zum Mirador de Abrante oberhalb von Agulo. Bei klarer Sicht scheint die große Nachbarinsel Teneriffa mit ihrem 3718 Meter hohen Pico de Teide zum Greifen nahe. Credit Susanne Reuter

Auf dem Weg zum Mirador de Abrante oberhalb von Agulo. Bei klarer Sicht scheint die große Nachbarinsel Teneriffa mit ihrem 3718 Meter hohen Pico de Teide zum Greifen nahe. © Susanne Reuter

Wandern steht im Mittelpunkt

Mitten im Nationalpark thront der höchste Gipfel Garajonay mit 1.487 Metern.
Von hier oben aus genießen wir den Blick über die gesamte Insel. Ein Kultplatz in Form eines Steinkreises, welcher auf die Ureinwohner, die Guanchen, zurückgeht, zeugt von vergangenen Zeiten. Das umfassende Wegenetz über 600 km mit kürzeren und längeren Strecken bietet Wanderern beste Orientierung im gesamten Nationalpark. Informationstafeln entlang der Wege vertiefen unser Wissen. Durch Schluchten, über Wege und gepflegte Pfade geht es hinauf und hinunter. Spätestens hier verstehen wir erneut, wie wichtig die Pfeifsprache für die Inselbewohner früher war, als es noch keine Verkehrswege gab.

Die Nordseite von La Gomera ist aufgrund der feuchten Passatwinde meist grün und fruchtbar. Die milden und ausgeglichenen Temperaturen waren für die spanischen Eroberer Grund genug, in der Region Hermigua Rohrzucker anzubauen. Dem Anbau von Zuckerrohr folgte etwas später die Kultivierung von Bananen. Bis Mitte der 80er Jahre blühte der Bananenhandel. Seitdem ihr Verkauf keine satten Gewinne mehr abwirft, entstanden aus einigen traditionellen Landhäusern der Besitzer Apartments und Pensionen für den Tourismus.

Die ebenfalls im Norden liegenden Gemeinden Vallehermoso, Alojera und Agulo sind einen Besuch ebenso wert wie der im Süden liegende Ort Playa de Santiago.

Unsere Tour führt uns weiter zum Valle Gran Rey, ein schroff aufragendes, gewaltiges Tal, das dank seiner wasserreichen Quellen zu den fruchtbarsten Gebieten von La Gomera gehört. Sinngemäß steht der Name für ‚Tal des großen Königs‘ und zieht sich vom Nebelwald südwestlich hinab bis zum Atlantik. Bunte Häusersiedlungen mit sehr gepflegten Gärten zieren die Straße, die sich in engen Kurven hinab ins Tal zieht.

Valle Gran Rey Kleine Orte mit bunten Häusern ziehen sich durch das gewaltige Tal. Credit Susanne Reuter

Valle Gran Rey: Kleine Orte mit bunten Häusern ziehen sich durch das gewaltige Tal. © Susanne Reuter

 

Unten am Strand spüren wir die entspannte Atmosphäre, die leichte Brandung klingt wie Begleitmusik in unseren Ohren. An diesem paradiesischen Fleckchen strahlt nahezu dauerhaft die Sonne über wolkenlosem Himmel. Im Hafen werden Whale Watching Touren angeboten, die Stimmung ist ausgelassen. Und wenn sich der Tag dem Ende neigt, zeigen sich nach herrlichen Sonnenuntergängen die Feuerakrobaten und präsentieren, von Trommelmusik begleitet, ihre Künste.

Gut zu wissen

Die Insel La Gomera ist eine der sieben Inseln des Kanarischen Archipels mit Temperaturen zwischen 24°C im Sommer und 18°C ​​im Winter. Im Inselinneren sollte man immer eine Jacke im Rucksack haben, die Temperaturen können einstellig sein.

Inselhauptstadt San Sebastian: Von hier Schiffsverbindung nach Teneriffa. Christoph Kolumbus landete hier erstmals 1492 im Hafen, um Wasser und Lebensmittelvorräte für seine Entdeckungsfahrten aufzufüllen.

Verkehr: Das Straßennetz ist kurvenreich und führt durchs Gebirge, entsprechend Zeit einplanen! Mietwagen erhältlich. Ein öffentlicher Bus verbindet die größeren Orte, auch hier Zeit einplanen.

Übernachtungen z.B. Hecansa Hotel Escuela Rural Casa de Los Herrera (mit ausgezeichneter Küche im kleinen Restaurant) oder Casa Rural Los Chelechos in Agulo

Tapas & Vino z.B. bei Ivan Gonzales im Tasca Enyesque, Playa de Santiago

Weitere Informationen: Spanisches Fremdenverkehrsamt www.spain.info/de

 

 

Titelbild: Roque de Agando –  Foto von: Wojciech Portnicki

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