Österreich, Bregenzer Festspiele: MADAME BUTTERFLY von Giacomo Puccini

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Titelbild Oper Madame Butterfly Bregenz

Fast 7.000 Besucher/Abend bei MADAME BUTTERFLY von GIACOMO PUCCINI in Bregenz

Oper in drei Akten (1904)
Libretto von Luigi Illica und Giuseppe Giacosa
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Restkarten für weitere Vorstellungen 2022:
5., 6., 7., 9., 11., 12., 13., 14., 16., 17., 19., 20., 21. August – 21.00 Uhr

  • und wer keine Karten mehr bekommen hat, freut sich schon auf 2023, wenn der Puccini Jackl wieder seinen Schmetterling fliegen lässt
Freudige Erwartung: Bald geht es los. Wir und knapp 7.000 Zuschauer gesellen sich zu dem ansehnlichen Trupp der Darbietenden und fleißigen Mithelfer

Freudige Erwartung: Bald geht es los. Wir und knapp 7.000 Zuschauer gesellen sich zu dem ansehnlichen Trupp der Darbietenden und fleißigen Mithelfer

Unspektakulär auf den ersten Blick: Das zerknitterte Blatt auf der Seebühne

Unspektakulär auf den ersten Blick: Das zerknitterte Blatt auf der Seebühne. Wo zur Hölle bleibt diesmal die Farbe?

Bühnenbild: Wie bitte?

Wenn Du (z.B. in den Medien oder über die Webcam) das Bühnenbild siehst, also ohne Beleuchtung und Personen, könntest Du der Meinung sein, dass sich der weite Weg nach Bregenz zu den Bregenzer Festspielen nicht lohnt. Vor allem, wenn Du siehst, dass schon wieder Pucchini auf dem Spielplan steht, der Dich vor einigen Jahren (möglicherweise) mit seiner schrägen Melodik und Harmonie bei Turandot nicht gerade vom Hocker gehauen hat.

Ach ja, Bühnenbild: Und vor allem, wenn Du bedenkst, wie spektakulär und farbig die Bühnen in den vergangenen Jahren gestaltet waren. Siehe dazu unsere Berichte am Ende dieses Beitrags.

Warum sich trotzdem Aufführung für Aufführung mit nahezu vollem Haus rund 7.000 Zuschauer und Zuhörer zur „Madame Butterfly“ einfinden, könnte an verschiedenen Gründen liegen. Einer davon: die Feuerpause im Corona-Gefecht treibt die Menschen hinaus aus den engen Zimmern in die Welt, hinaus zur Kultur. Ein anderer mag sein, dass man der Tradition halber jedes 2. Jahr, also mit neuem Programm, zu den Bregenzer Festspielen geht.

Andere gehen wieder zu einer Freilicht-Oper, weil hier immer des Prickeln dabei ist, ob das Wetter auch volle 2 Stunden mitspielt und man trockenen Hauptes und Fußes das Gelände verlassen kann.

Ganz allmählich senkt sich der Abend. Die erwartungsfrohen Gäste treffen ein. Und auf der Bühne bewegen sich kaum merklich die ersten Darbietenden

Ganz allmählich senkt sich der Abend. Die erwartungsfrohen Gäste treffen ein. Und auf der Bühne bewegen sich kaum merklich und auch in der Einfarbigkeit kaum zu erkennen die ersten Darbietenden

Das letzte Schiff für diesen Abend: Dann kann es ja bald losgehen. Der Lautsprecher verkündet: Bitte keine Bild- und Videoaufnahmen während der Vorstellung. Ich halte mich daran und zeige hier (im Anschluss) einige mir zur Verfügung gestellten Bilder

Das letzte Schiff für diesen Abend bringt Gäste der Vorstellung über den See: Dann kann es ja bald losgehen. Der Lautsprecher verkündet: Bitte keine Bild- und Videoaufnahmen während der Vorstellung. Ich halte mich daran und zeige hier (im Anschluss) einige mir vom Veranstalter zur Verfügung gestellten Bilder

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Zum Verständnis, Madama!

„Madama Butterfly“ heißt die Oper, wenn man Wikipedia trauen darf. Aber in Bregenz wird die Frau Schmetterling halt „Madame“ genannt. Irgendwann hat man den Vokal ausgetauscht. Bei Wikipedia liest man auch, dass die Oper in ihrer ursprünglichen Fassung als Zweiakter am 17. Februar 1904 im Teatro alla Scala in Mailand uraufgeführt worden ist.

Die japanische Geisha Cio-Cio-San, genannt Butterfly, schwelgt im Glück, als sie der amerikanische Marineleutnant Pinkerton zur Frau nimmt. Die Liebe der beiden findet ihren musikalischen Höhepunkt in einem fulminanten Duett, aber schon kurz darauf bringt ein Kriegsschiff den Soldaten zurück in seine Heimat.

Welten und Werte prallen aufeinander, denn während sich Pinkerton frei fühlt und eine Amerikanerin heiratet, wartet Butterfly voller Liebe und Sehnsucht drei Jahre lang auf die Rückkehr ihres Mannes – zusammen mit dem gemeinsamen Kind. In ihrer berühmten Arie »Un bel dì vedremo« malt sie sich in schillernden Farben den Tag aus, an dem der Geliebte wieder vor ihr steht. Doch dann taucht Pinkerton an der Seite seiner amerikanischen Frau auf, und Cio-Cio-San fällt eine unumstößliche Entscheidung.

Achtung Spoileralarm: Was mit „unumstößliche Entscheidung“ gemeint ist, kannst Du Dir denken. Opern enden gerne mit einem Knall oder einem schmerzhaften Stich. Bloß dass Dir bei Japan das Wort „Harakiri“ in den Sinn kommen mag, aber es hier, laut ausführlichem Programm, Seppuku (切腹) heißen soll. Wieder was dazu gelernt. Auf jeden Fall eine unappetitliche Sache. Mach die Augen zu, wenn es passiert, es könnte sein, dass es kurz aber heftig blitzt.

Giacomo Puccinis Madame Butterfly, eine der heute populärsten Opern, ist zum ersten Mal auf der Seebühne zu erleben. Die musikalische Leitung hat Dirigent Enrique Mazzola, der auch für die Rigoletto-Einstudierung zuständig war. Regisseur Andreas Homoki, Intendant des Opernhauses Zürich, bringt ein international erfolgreiches Team mit, das im magischen Bühnenbild von Michael Levine mit feinen Landschaftsmalereien japanisches Flair an den Bodensee zaubert – nicht zuletzt in den farbenfrohen Kostümen Antony McDonalds, der auf der Seebühne bereits Ein Maskenball und La Bohème mit verantwortete.

Ein paar Gags gehen immer

Die Macher der Opernaufführung müssen sich ins Fäustchen gelacht haben: Da lassen sie den teleskopähnlichen Fahnenmast mit der US-amerikanischen Flagge die eingerissene Bühnenleinwand „penetrieren“ und sehr langsam in die Höhe schrauben. Allein schon dies eine äußerst symbolhafte „Tat“, in die man vielerlei hineininterpretieren könnte. Zum Beispiel, dass man mit dem US-amerikanischen Imperialismus nicht einverstanden sei.

Oder dass der Kommandant eines amerikanischen Kanonenboots eine 15-Jährige nach Recht und Gesetz des fremden Landes heiratet (und dem Vermittler gleich ein ganzes Haus zu denselben Bedingungen abkauft).

Und in einer aufwändigen Zeremonie dann auch penetriert, von den Blicken der Zuschauer durch eine ganze Menge weißgekleideter weißbemaskter Gestalten abgeschirmt.

© Bregenzer Festspiele - Anja Köhler

© Bregenzer Festspiele – Anja Köhler

Hingen die Stars and Stripes an der weit ausgefahrenen Teleskop-Fahnenstange vor diesem Vollzug der Völkerverständigung der besonderen Art noch hoch oben über der Bühne schlaff herab, von wo bestimmt eine herrliche Sicht über das bodenseeische Abendrot und das gerade ruhig und ölig daliegende Wasser des Sees geboten ist.

Doch dann frischt die Brise auf, lässt die Stars and Stripes Flagge waagrecht über die Köpfe der Agierenden und ihrer Zuschauer wehen, zeitgleich mit dem (verdeckten) Agieren seiner beiden Hauptdarsteller.

In der heutigen Zeit gibt es delektierlichere Opernthemen als Kindesprostitution in Ausland. Doch der Text fußt ja auf schriftstellerischen Ergüssen aus dem Jahr 1898, da darf man die Handlungen und zweifelhaften Geschehnisse nicht mit heutigen Ideen und Auffassungen richten. Der Aufschrei wäre groß!

Elena Guseva als Cio-Cio-San (genannt Butterfly) hat in der ersten Stunde wohl die Haupt-Sangesarbeit zu bewältigen. So kommt es mir vor. Die Wissenschaftler werden wohl andere Werte herausfinden. Sänger und sonstige Agierende geben ihr Bestes.

Auf besondere Effekte (hier fällt nur das kurze Feuerwerk am Ende des Spiels auf) wurde weitgehend verzichtet. Einzige nennenswerte akrobatische Einlage bringt der Darsteller eines betrunkenen Verwandten, der einige Falten des Bühnenbild-Blattes nach unten purzelt.

Dafür entwickelt der Lichtmeister die ganze Zauberkraft seines Könnens und kitzelt aus dem gefalteten Blatt Papier, das die Bühne darstellt, die tollsten Effekte und Stimmungen. Daneben gibt es natürlich auch die Video-Einblendungen, die teils zum Schmunzeln anregen. Wenn zum Beispiel ein Dampfer qualmend durch die Berglandschaft fährt, oder auch, wenn Tausende von Blüten die Bühne – neben echten Theater-Blüten – fast zudecken.

Zur Technik von MADAME BUTTERFLY

Wie ein Stück Papier, zerknüllt und ins Wasser geworfen, präsentiert sich die Seebühne. Ein Spiegelbild der Seele sei dieses Papier, sagt Elisabeth Sobotka, Intendantin der Bregenzer Festspiele. Gespiegelt werden die großen Gefühle der zarten Cio- Cio-San, genannt Butterfly. Das traurige Schicksal des vom amerikanischen Marinesoldaten Pinkerton emotional und sexuell ausgebeuteten jungen Mädchens beschreibt Giacomo Puccinis Oper Madame Butterfly mit „kraftvoller, großer Musik“, so die Intendantin.

© Bregenzer Festspiele - Karl Forster

© Bregenzer Festspiele – Karl Forster

Die große Seebühne zeigt ein tieftrauriges Kammerspiel. Ein ikonenhaftes Bild, „poetisch und voller Magie“, habe der kanadische Bühnenbildner Michael Levine für die Seebühne entworfen, sagt Wolfgang Urstadt, Technikdirektor der Bregenzer Festspiele. Aus den Ideen des Künstlers lassen Urstadt und sein Team mit zwölf Partnerfirmen das dreidimensionale Werk entstehen. Die wesentlichen Elemente: ein im Wasser treibendes Stück Papier, darauf eine feinsinnige japanische Landschaft gemalt, und ein Schiff, wie von Kinderhand mit Elementen der amerikanischen Flagge bemalt.

Für die Bühnenskulptur wurden 117 unterschiedlich große Elemente aus Holz und Styropor in einer Montagehalle im Nachbarort Lauterach gefertigt. Sondertransporte brachten die Elemente zum See. Wie ein Puzzle wurden die Teile auf die Unterkonstruktion aus Stahl gesetzt und zusammengefügt. So entstand eine anfänglich blendend weiße, gewölbte Fläche im Ausmaß von 1.340 Quadratmetern. Nach und nach bekam die Skulptur Konturen. Auf ihrer Oberfläche entstand das Gemälde einer japanischen Landschaft.

Die Herausforderung der Bühnenskulptur besteht in der Täuschung.

„Wir möchten die Leichtigkeit eines dünnen Papierblattes vermitteln“, sagt Urstadt, „und das bei einem Gewicht von rund 300 Tonnen.“ Wie schafft man das? „Mit einem einfachen Trick, den jeder Maler und jede Malerin beherrscht, der heißt Perspektive“, erklärt der Technikdirektor. Die Bühnenflächen verjüngen sich nach außen, sehen hauchdünn aus“.

Die statische Umsetzung habe große Tüftelei erfordert: „Das Publikum soll ein dünnes Blatt Papier sehen, die Bühne muss aber Schneelast und Wind standhalten und vor allem dem Wellenschlag des Bodensees.“

Technische Herausforderungen birgt auch die Oberflächengestaltung der Madame Butterfly- Kulisse. Die 117 Puzzleteile – das größte misst 17 Quadratmeter, das kleinste Element sechs – mussten ohne sichtbare Fugen zusammengebaut werden. Es galt, 47 Lautsprecheröffnungen unsichtbar für das Publikum im Papierbild zu platzieren und zudem zwischen den Wölbungen Öffnungen für die Auftritte der Künstlerinnen und Künstler so zu realisieren, „dass sich das Publikum wundern wird, woher die Menschen plötzlich auf die Bühne kommen“.

Titelbild Oper Madame Butterfly Bregenz

Oper Madame Butterfly, Bregenz. Ein weiß-graues Blatt Papier wartet darauf, nach Sonnenuntergang bespielt zu werden

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Frank Schulze, Kascheur und Inhaber der Firma la mimesi, gestaltet zum 25. Mal die Bühnenoberfläche. In der Verantwortung des Kascheurs liegt es, durch Modellieren und Kaschieren Bühnenillusionen zu schaffen. Das Besondere an der Seebühne sei der Umgang mit dem Licht, sagt Schulze.

„Die Bühnenskulptur wird tagsüber durch ständig wechselnde Lichtverhältnisse ausgeleuchtet und muss diesem Tageslicht standhalten.“ Risse und Fehler würden sofort sichtbar. Entsprechend genau muss gearbeitet werden. Um sicherzugehen, dass nicht gesehen wird, was nicht gesehen werden soll, müsse man bei der Arbeit immer wieder ein paar Schritte zurücktreten, „die Bühne aus Publikumsperspektive betrachten“, erklärt Schulze seine Arbeit.

Damit Materialien über zwei Saisonen Wind und Wetter standhalten, wird ihre Verwendung sorgfältig geprüft. Unter anderem werden Prototypen der Bauteile in sogenannten Bewitterungskammern künstlichen Wetterbedingungen ausgesetzt. In sechs Wochen können so zwei Jahre Kälte, Hitze und Feuchtigkeit simuliert werden. Die Bühne für Madame Butterfly ist ein Zusammenspiel aus Skulptur, traumhaften Kostümen und Lichteffekte. Eine Woche lang dauerte die digitale Vermessung der Bühne, die Basis für den Einsatz von Beleuchtung und Projektoren sein wird. Wahrlich eine Überraschung, die der Zuschauer bei den Metamorphosen eines Blatt Papiers erleben darf.

Von der Fertigung, über die Montage, bis hin zu technischen Endkorrekturen vergehen zirka zehn Monate. Die Planung erstreckt sich über zwei bis drei Jahre.

33 Technikfirmen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz sind an den Aufbauarbeiten beteiligt. Gleichzeitig sind auch 14 Festspieltechniker, inklusive Kranführer, mit dem Bühnenaufbau beschäftigt.

Die Seebühne ist auf rund 119 Pfählen errichtet, die bis zu sechs Meter tief in den Seegrund gerammt sind. Sie bestehen entweder aus Fichtenholz oder aus Stahl. Das Papierbild misst an seiner höchsten Stelle 23,2 und an seiner breitesten Stelle 33 Meter. Die Oberfläche des Papierbildes beträgt insgesamt 1.340 Quadratmeter. Von den insgesamt 117 Einzelteilen misst das Größte rund 17, das Kleinste rund sechs Quadratmeter.

Madame Butterfly © Bregenzer Festspiele - Karl Forster

Madame Butterfly © Bregenzer Festspiele – Karl Forster

Insgesamt wiegt das Papierbild rund 300 Tonnen. Davon entfallen rund 288 Tonnen auf die Stahl- und Holz-Unterkonstruktion. Rund zwölf Tonnen sind Styropor und Fassadenputz.

Das Papierschiff (es tritt ziemlich am Ende der Darbietung auf) besteht aus einem Stahlgerippe, das mit Holzspanten verbunden und mit GFK (Glasfaserverstärkter Kunststoff) überzogen ist. Am höchsten Punkt misst es rund sechs Meter. Das Papierschiff ist rund elf Meter lang. Bewegt wird es über einen Windenzug.

 

Besetzung bei unserem Besuch am 2. August 2022

Musikalische Leitung  Enrique Mazzola

Cio-Cio-San (genannt Butterfly) Elena Guseva
Suzuki Claudia Huckle
B. F. Pinkerton Łukasz Załęski
Sharpless Brett Polegato
Goro Michael Laurenz
Der Fürst Yamadori Patrik Reiter
Onkel Bonzo Levente Páll
Kate Pinkerton Sabine Winter
Der kaiserliche Kommissar Unnsteinn Árnason
Kind Hikaru Seewald

Bregenzer Festspielchor
Statisten der Bregenzer Festspiele
Prager Philharmonischer Chor
Wiener Symphoniker

Weiterführende Links

Bregenzer Festspiele

Webcam | Bregenzer Festspiele

In luftiger Höhe der Seebühne erschaffen Kascheure mit Kletterausbildung eine japanische Berglandschaft (Youtube)

 

Vergangene Aufführungen im Bodensee

Unvergesslich: Bregenzer Festspiele 2014. Die Zauberflöte – von Wolfgang Amadeus Mozart

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Bregenz: Bei Carmen wird es feucht. Ein unerwartetes Ende

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Bregenz: Oper Rigoletto von Giuseppe Verdi bei den Bregenzer Festspielen

Bregenz: Oper Rigoletto von Giuseppe Verdi bei den Bregenzer Festspielen

Geburtsstunde der Bregenzer Festspiele 1946

Am 4. August 1946 fiel der Startschuss für die erste Bregenzer Festwoche. Auf Turmblasen frühmorgens und einen Festgottesdienst folgten eine Ausstellungseröffnung sowie am Abend die Schauspiel-Premiere Sieben gegen Theben in der neu eröffneten Sporthalle. Einen Tag später fand ein Mozart-Abend auf zwei Kieskähnen im Bregenzer Gondelhafen statt, der Geburtsstunde des Spiels auf dem See. Bis zum Ende der Festwoche am 11. August folgten unter anderem zwei Orchesterkonzerte der Wiener Symphoniker sowie Sportveranstaltungen, die später jedoch nicht mehr Teil der Festspiele waren.

Rahmenprogramm – oder was man sonst noch in der Gegend tun kann, wenn man eh schon hier ist

Bödele

Der Berg, der hinter Dornbirn gute Aus- und Übersichten verspricht, ist das (nicht der) Bödele. Das Gebiet des Bödeles wird eher nicht von Touristen besucht, sondern dient als Naherholungsgebiet vor allem für die Dornbirner Bevölkerung. Stetig klettert unser treues Gefährt den Berg hinan zum Losenpass (1.139 Meter ü.d.M.), der das Rheintal und den Bregenzerwald verbindet.

Tatsächlich hat man am Pass oben zwar 2 Gaststätten (davon eine heute geschlossen) und wenig freien (kostenlosen) Parkraum, aber eine gute Aussicht in den Bregenzerwald. Schon am Herauffahren haben wir festgestellt, dass es auf der Strecke von Dornbirn zur Passhöhe recht wenig sinnvolle Halteplätze gibt, wo man ein Foto zur Erinnerung und Erbauung schießen kann. Zum Beispiel so etwas:

Dornbirn, Blick vom Bödele Richtung Rheintal

Dornbirn, Blick vom Bödele Richtung Rheintal und Alpenhauptkamm

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Rappenlochschlucht

Dorthin wollten wir schon bei der letzten Aufführung des Spiels auf dem See, zum Naturdenkmal Rappenloch: Anfang des 19. Jahrhunderts wurden nach Plänen von Alois Negrelli im Rappenloch vier Geschiebesperren errichtet. Sie sollten die Eintiefung der Ache und die Unterschneidung der Hänge verhindern. Dafür, sowie zum Holztransport wurde ein erster, schmaler Weg angelegt.

Gute Parkmöglichkeit am Eingang der Schlucht und beim Rolls-Royce Museum

Gute Parkmöglichkeit am Eingang der Schlucht und beim Rolls-Royce Museum

Doch der industrielle Fortschritt verlangte nach immer mehr Energie. Wasserkraft sollte die neue Spinnerei von Franz Martin Hämmerle im Gütle antreiben. So ließ er in den Jahren 1862/63 eine erste Staumauer vor dem Rappenloch errichten. Bereits ein Jahr nach der Inbetriebnahme der Fabrik wurde nach Möglichkeiten zur Erhöhung des nutzbaren Gefälles gesucht.

1895 fiel der Beschluss zum Bau eines Stausees am oberen Ende der Schlucht. Im Jahr darauf wurde der Wasserwärterweg verlängert. Ein kühner Felssteig durchquerte ab nun die Klamm. So konnte der Schleusenwärter seinen Arbeitsplatz erreichen. Was als industrielle Notwendigkeit begann, erschließt heute eine der spektakulärsten Schluchten der Alpen. Zu Recht genießt dieses Nebeneinander von Natur und Geschichte als Naturdenkmal besonderen Schutz.

Berg-Mammutbaum (Sequiadendron giganteum), ein Zypressengewächs und ein NATURDENKMAL hier im Dornbirn Gütle.  Dieses Exemplar dürfte vor ca. 110 Jahren hier gepflanzt worden sein.

Dankbar für jeden Schattenwurf an diesem heißen Hochsommertag: Berg-Mammutbaum (Sequiadendron giganteum), ein Zypressengewächs und ein NATURDENKMAL hier in Dornbirn Gütle. Dieses Exemplar dürfte vor ca. 110 Jahren hier gepflanzt worden sein.

 

Meeresablagerungen der Kreidezeit bilden den geologischen Rahmen der Schlucht. Wie heute das Flachmeer der Bahamas müssen wir uns den Südrand Europas vor 120 Millionen Jahren vorstellen: Sandbänke wechselten mit Korallenriffen, Lagunen mit Gezeitenkanälen. Der dort abgelagerte Kalkstein ist reich an Fossilien. Dann sank der Untergrund ab. Vor 85 Millionen Jahren wurde Mergel – eine Mischung von Kalk und Ton – in einem tieferen Meer deponiert. Während der Bildung der Alpen wurde dieser Gesteinsstapel von seiner Unterlage abgehobelt, rund 70 km nach Norden geschoben und dabei gefaltet.

Kleines Hindernis: Für manche ein großes. Es kann auf der ziemlich ansteigenden Fahrstraße elegant umgangen/umfahren werden

Kleines Hindernis: Für manche ein großes. Es kann auf der ziemlich ansteigenden Fahrstraße elegant umgangen/umfahren werden

Für manche Körperbehinderung schon mühsam, weil auch das Geländer fehlt. Alternative: Rutschfeste Teerstraße, die parallel nach oben führt

So liegt heute nebeneinander, was zeitlich nacheinander entstanden ist. Kalk ist hart und spröde und wird vom Wasser nur schwer gelöst. Er bildet die felsigen Engstellen der Schlucht. Mergel ist weich und verwittert leichter. Wo er vorkommt, ist die Landschaft beckenartig geweitet. Im Wechselspiel dieser unterschiedlich harten Gesteine entstand die kontrastreiche Schlucht.

Ab hier nun ein recht bequemer Wegabschnitt, gut mit Rollis zu machen

Rappenlochschlucht-Eingang: Endstation für Rollis. Ein wenig später, nach dem Bachlauf, kommen Treppen und es wird eng. Dann doch lieber im Rappenloch Stadl einkehren

Rappenlochschlucht-Eingang: Endstation für Rollis. Ein wenig später, nach der Überquerung eines Bachlaufs per Brücke, kommen Treppen und es wird eng. Dann doch lieber im Rappenloch-Stadl einkehren

Blick von der Brücke eines Wasser zuführenden Bachs in die Schlucht

Blick von der Brücke eines Wasser zuführenden Bachs in die Schlucht: Hier lassen sich die Hochsommertage bei fröhlichem Plantschen im Wasser gut verbringen

Kurz mal umdrehen: Blick aus der Schlucht heraus

Und hier muss ich passen: Meine Art der teilweisen Querschnittslähmung kann diesen eigentlich für Gesunde läppischen Anstieg (Abstieg beim Rückweg) nicht „machen“. Daher für mich: Ende Gelände.

Rappenlochschlucht: Warum kann man hier kein Geländer anbringen?

Rappenlochschlucht: Warum kann man hier kein Geländer anbringen? Einige von uns Körperbehinderten und Senioren mit Gehproblemen könnten noch ein paar Meter weiter in die Schlucht vordringen. Wie weit man unter normalen Umständen gehen könnte? Zur Zeit (August 2022) ist die Rappenlochschlucht – nach Felssturz und Sprengung – nur in einem unteren Abschnitt begehbar

Rappenlochschlucht: Bleibt mir am Scheitelpunkt meiner kleinen Wanderung nur noch, ins Wässerchen zu schauen...

Rappenlochschlucht: Bleibt mir am Scheitelpunkt meiner kleinen Wanderung nur noch, ins Wässerchen der Dornbirner Ach zu schauen…

... oder die wunderlichen Formen der Natur zu studieren

… oder die wunderlichen Formen der Natur zu studieren

Mit der Seilbahn auf den Karren

Eine kurze Fahrt nach Dornbirn erschließt Dir bei einem Besuch des Karren das ganze Rheintal bis zum Bodensee. Eine prächtige Sicht nach einer Wanderung auf den Karren. Parkplätze gleich neben der Talstation der Bergbahn. Gehbehinderte wie ich nehmen natürlich die Seilbahn, die alle 15 Minuten abfährt und ca. 5 Minuten für die 512 Höhenmeter braucht. Zu Fuß bist Du mindestens 10mal so lange unterwegs.

Bilder von diesem Ausflug im Reisebericht zu Oper Rigoletto von Giuseppe Verdi

Auf den Pfänder oder, etwas höher und weiter, auf den Säntis in der Schweiz

Um Buddha willen, was will denn der Chörten hier? Der Beitrag sagt es.

Blick vom Pfänder

Stadtbummel Lindau zu Fuß oder per Rad

Ein Ausflugsschiff verlässt den Lindauer Hafen

Ein Ausflugsschiff verlässt den Lindauer Hafen

Radtouren am und um den Bodensee

Offenlegung

Danke für die Einladung (Eintrittskarten) der Bregenzer Festspiele zur Berichterstattung!

 

Weiterführende Links

Chronik | Bregenzer Festspiele

Die Seebühne allzeit im Blick: Webcam | Bregenzer Festspiele

Karren-Seilbahn Dornbirn online – Webcam

Rolls-Royce Museum Dornbirn – Erlebe den Spirit von Pionieren

Rappenlochschlucht

Übernachtungen rund um Bregenz (Expedia*)

Übernachtungen rund um Dornbirn (Expedia*)

Übernachtungen rund um den Berg Karren bei Dornbirn (Expedia*)

 


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