Portugal, Alentejo: Küstenwanderung, Korkeichen-Farm und Weinprobe

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Portugal Titelbild - Storch

Ein Tag nach dem Geschmack des Genießers: Körperliche Bewegung und Einblicke ins Wachsen und Gedeihen des Alentejo: Besuch bei einem Korkeichen-Farmer und auf einem Weingut-cum-Hotel mit Weinprobe.

„Meinst Du, ich kann die Wanderung an der Küste entlang trotz meiner Gehbehinderung mitmachen?“

frage ich die oberste Reiseleiterin beim Frühstück. „Klar, auf dem Weg können sogar Fahrräder fahren“. Tatsächlich sieht es aber ein „klein wenig“ anders aus, wie wir gleich sehen werden.

 

Nach ein paar erfrischenden Runden im großen Pool des  Hotels „Vila Park„, dem Checken der Mails und des Wetterberichtes (kostenpflichtiges WLAN verfügbar) und einem ausgiebigen Frühstück folgen wir den Tipps des Managements und nutzen die Treppe statt des Aufzugs.

 

 

Von Vila Nova de Santo André fahren wir nach Porto Covo. Auf dem Marktplatz treffen wir eine heimische Fremdenführerin, die uns eine Zeit lang auf dem

Küstenwanderweg entlang der Rota Vicentina

begleiten wird. Unser Ausgangspunkt Porto Covo (unten beispielhaft die sehenswerte Architektur des Dorfes) liegt im Parque Natural do Sudoeste Alentejano e Costa Vicentina. Geht das auch kürzer? Es wäre hilfreich! Dieses Naturschutzgebiet zieht sich an der gesamten südwestportugiesischen Küste entlang.

Porto Covo hat nach wie vor einen alten Dorfkern, der in der Haupturlaubszeit von Feriengästen belebt wird. Der Ort besitzt bis heute einen kleinen Hafen für die örtliche Fischerei. Der Wanderweg Rota Vicentina mit insgesamt 340 Kilometern führt durch eines der schönsten und am besten erhaltenen Gebiete der europäischen Küste.

Er teilt sich auf in zwei Wegstrecken. Der „caminho histórico“ verläuft von Santiago do Cacém bis zum Cabo de São Vicente. Es ist eine ländliche Strecke mit Wegen durch Wälder, Städte und kann zu Fuß oder mit dem Fahrrad durchwandert werden. Bei uns soll es also die „zu Fuß“ – Strecke sein (genannt „trilho dos pescadores“) zwischen Porto Covo und der Ilha do Pessegueiro, die gegenüber einem  Fort aus dem 16. Jahrhundert liegt.

 

 

Zunächst lässt sich der Weg gut an. An Agaven und Opuntien vorbei hinunter zum Hafen, und dann vorsichtig wieder auf das vorherige Niveau zurück. Gehbehindert, mit Hilfe von 2 Stöcken, kann ich mich ohne viel Mühe auf dem schmalen Wanderweg bewegen. Und natürlich immer wieder einmal anhalten, um die blühende Vegetation in Augenschein zu nehmen oder die immer wieder neuen Ausblicke zu genießen.

 

 

Irgendwann muss ich passen. Teilweise querschnittsgelähmt mit einem nur mühsam steuerbaren Bein (das andere taugt schon eher), muss ich die Hilfe von Mitgliedern meiner kleinen Wandergruppe in Anspruch nehmen. Zunächst geht es auf Geröll hinunter zum Boden der Schlucht, dann, naturgemäß, wieder nach oben. Zu viert ziehen und schieben sie mich den mit grobem Fels durchsetzten Hang aufwärts, wo es dann wieder eine Zeit lang eben weiter geht.

 

 

 

Natürlich ist eine Küstenlinie nie vollständig gerade und eben, und so muss der Wanderer schon das ein oder andere Mal hinunter auf Strandniveau und kurz darauf wieder hinauf. Einmal wurde sogar ein Brücklein gebaut, das sich über eine kleine Schlucht durch die dichte und teils kratzige Vegetation drängt. Noch mehr solcher Hilfsmittel wie das Brücklein, z.B. Halteseile oder gehauene Stufen, und es könnte eine ganz entspannte Wanderung sein.

 

Endlich am Ziel: Die letzten hundert Meter wandern wir am Wassersaum entlang zum  Fort aus dem 16. Jahrhundert, das die Oberen dieser Zeit im Zusammenhang mit Befestigungen auf der gegenüber liegenden Insel  Ilha do Pessegueiro (deutsch:  Pfirsichbaum-Insel) anlegen ließen.

Zur Zeit unseres Besuchs ist das Fort noch geschlossen, doch wir sind ja unter Führung und in Begleitung einer Abgeordneten der hiesigen Tourismusorganisation, die nicht nur den Schlüssel, sondern auch einen leicht alkoholischen selbst hergestellten Trank für jeden von uns dabei hat. Mit diesem stoßen wir auf die gelungene und erfolgreich absolvierte Wanderung und das hervorragende Wetter an und freuen uns über die herrliche Aussicht, die nach Norden bis zu den Ölraffinerien und Hafenanlagen von Sines und über weite Sandstrände nach Süden geht.

 

 

Fazit der Wanderung entlang der Küste auf schmalen Fischerpfaden: Wer etwas sehen will, muss wohl oder übel manch heikle An- und Abstiege durchmachen. Gehbehinderte nehmen besser den Fahrweg, der etwas abseits der Küstenlinie verläuft und fürs Fotografieren wenig geeignet ist. Meine Hoffnung ist es, dass die Verantwortlichen Geldmittel bei der EU akquirieren, um Handläufe bzw. Seile anzubringen und steile An- und Abstiege so zu präparieren, dass der leicht Gehbehinderte oder alte, nicht mehr so ganz fitte Mensch, den wirklich sehenswerten Küstenabschnitt genießen kann.

Unser treuer Minibus nimmt uns wieder auf und bringt uns ein paar Kilometer nördlich zum

Fischrestaurant Arte & Sal

– der „casa de Peixe„. Mit noch einem anderen Restaurant steht es alleine auf weiter Flur in der Nähe des Strandes. Ein genügend großer Parkplatz zeigt uns, dass man in der Saison und am Wochenende jede Menge Gäste erwartet. Wir sind angemeldet und haben den Vorteil, dass der Chef persönlich für uns kocht und präsentiert.

 

 

 

 

Frisch gestärkt besuchen wir den

Korkeichen-Farmer Luis auf seiner „Herdade Barradas da Serra

Das 800 Hektar große Landgut in der Nähe von Grandola beherbergt  einen wunderschönen und sehr alten Korkeichenwald. Die Familie von Luis Dias Sobreiro beherrscht schon seit 5 Generationen dieses weite Gebiet. Hier denkt man anders als in Wirtschaftszweigen, die wir so kennen. Nicht in der Schafzucht und im Tourismus, womit man sich hier auch beschäftigt. Sondern beim Kork.

Das Heranzüchten und Ernten von Kork ist ein Geschäft, das über Generationen geht. „Um eine gute Korkernte zu haben, muss die Eiche erst einmal 40 Jahre gewachsen sein“, erzählt Luis den staunenden Zuhörern. „Vom Pflanzen des Schößlings bis zur ersten guten Ernte vergeht diese lange Zeit“.

Wer heute pflanzt, dessen Söhne und Enkel ernten. Und so war es schon immer in dieser Region Portugals. Luis zeigt uns anhand von vorbereiteten Baumscheiben, wie man das Trennmesser ansetzt, um vorsichtig die Rinde vom Baum zu schälen.  „Nach dem ersten Schälen muss man ungefähr ein Jahrzehnt bis zur nächsten Ernte warten.“

 

 

Hier das Endergebnis: Eine sauber abgetrennte Teilrinde einer Korkeiche.

 

 

„Einsteigen bitte!“

Der erste Teil der Führung ist vorbei – wir werden nun in einem Landrover kreuz und quer über teils recht steile Anstiege durch den ausgedehnten Eichenwald bis auf einen Hügel mitten auf dem Gelände gefahren, von dem wir einen majestätischen Rundblick auf tausende von Korkeichen und die völlig platte Landschaft unter uns haben.  Der Horizont scheint unfassbar weit weg. Die Hitze des Nachmittags zeigt sich auch für unsere gefiederten Freunde günstig: Adler gleiten in der starken Thermik über den Hügeln, immer auf der Suche nach Nahrung.

 

 

Ein Gigant aus der Vergangenheit, trotz zahlreicher Ernte-Einsätze immer noch am Leben: Wohl einer der ältesten Korkeichenbäume.  „So machen wir das nicht mehr“, schüttelt Luis den Kopf. Damals ging man offenbar noch rustikal bei der Korkernte vor. Heutzutage lässt man erst gar keine Äste mehr wachsen, so dass die Ernte glatt vonstatten geht und möglichst große Stücke des Korks abgeerntet werden können.

 

Nicht nur Korken für Wein- und Sektflaschen werden aus dem Rohmaterial gewonnen. Man fertigt auch Dämm-Material, Fußböden, Hüte, Taschen und sogar Sonnenschirme. Viele der Kleinteile davon werden wir später in den Touristenläden in Evora, in den Souvenirshops der Hotels und am Flughafen angeboten bekommen.

Wer Ruhe und Entspannung sucht, kann sie hier garantiert finden. In der Herdade das Barradas da Serra zahlt man ca. 70€ pro DZ und Nacht, einschließlich Frühstück. Wem es landweilig werden sollte, kann zu bestimmten Jahreszeiten die Ernte von Kork und Oliven verfolgen, Picknick-Ausfahrten auf die Spitze des Berges oder an den Strand machen, wandern oder sogar eine Massage buchen.

 

Die nächste Station ist die Kreis- und Versorgungsstadt Grândola. Staunend stehen wir vor einer Mauer, die an nichts anderes als an ein Lied erinnert. Ein bestimmtes, ein besonderes Lied. Es erinnert an eine Zeit, da sich in Portugal vieles änderte.

Das Lied des  Komponisten Zeca Afonso handelt von der „vila morena“, der braunen Stadt. Und mit diesem im Radio gespielten  Lied begann die Revolution des 25. April 1974. Auf Fliesenbildern werden Text und Notensetzung gezeigt und an das Ende der Salazar-Diktatur erinnert. Ein wenig reinhören in das Lied? Link zu Youtube!

Am späten Nachmittag erreichen wir das inmitten von Feldern gelegene

Hotel „Vila Galé Clube de Campo

ca.  30 km südwestlich von Beja.  Angeschlossen an das komfortable  Hotel mit durchwegs ebenerdigen Zimmern im Stil einer Hazienda ist ein landwirtschaftlicher Betrieb für Viehzucht, Weinerzeugung und Gemüseanbau.

Störche fühlen sich auf diversen Kaminen und Dächern wohl:

 

Lobby des Hotels

 

Schnell das Gepäck aufs Zimmer, dann zeigt man uns, welche Weine im hoteleigenen

Weingut Casa de Santa Vitória

gemacht werden, führt uns in den Weinkeller, zeigt einen Film und lässt uns Weine vom Gut kosten.

 

 

Zwischen den „Gängen“ der Weinprobe: Genügend Stoff zum Neutralisieren.

 

Wir sind nach der Weinprobe reichlich spät dran und bekommen gerade noch ein Zipfelchen Sonne über dem Hotel-eigenen See zu sehen, auf dem Ruder- und Tretbootausflüge organisiert werden.

Dank eines kleinen „Zoos“ (leider aufgrund der tiefstehenden Sonne fotografisch im „Schwarz“ versinkend) mit allerlei vierbeinigen oder gefiederten Tierarten, einem Spielplatz und einem Kinderbecken im Außenpoolbereich ist die Anlage nicht zuletzt auch für Kinder erlebenswert.  Die Erwachsenen tun sich derweil im Fitness- und Wellness-Bereich Gutes.

Information und Buchung* dieses Hotels z.B. bei Holidaycheck

 

Weiter geht es am nächsten Tag mit der Weltkulturerbe-Stadt Evora und dem in der Nähe gelegenen „Cromlech von Almendres“, wo, man mag es glauben oder nicht, der Autor einen Menhir umarmt. Der Tag steht unter dem Motto „Das große Fressen“ und endet im Kloster. Man darf gespannt sein…

 


 

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Die gesamte Reise, über ich in mehreren Blog-Beiträgen  ausführlich berichte, wurde ermöglicht mit Hilfe der Fluglinie TAP Portugal, Turismo de Portugal, Portimar und (federführend) des Reiseunternehmens Olimar.

 

Alentejo: Urlaubsberatung für Genießer und Kombinationsreisen (Küste/Land, Städtetrip/Land), Nonstop-Flüge nach Lissabon und Faro durch Olimar im Internet sowie in vielen Reisebüros in Deutschland, Luxemburg, Österreich und der Schweiz als auch  telefonisch unter +49 (0)221 20 590 490.

 


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