Georgien: Kaukasus, große Kulturen am Rande Europas – Teil 2
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Wir überqueren am 24.05.2018 die Grenze und kommen nach Georgien, das Land, das zwischen Armenien und Aserbaidschan liegt. Georgien hat ungefähr 3,7 Millionen Einwohner – ohne die abtrünnigen Gebiete Südossetien und Abchasien, die sich mit russischer Hilfe abgespalten haben. Nachdem Abchasien und Südossetien quasi unabhängig geworden waren, mussten Hunderttausende Georgier in das zentrale Georgien fliehen, wo sie heute ein karges Dasein fristen. Aber auch den Südosseten und Abchasen geht es kaum besser, da die gut ausgebildeten Georgier für die Entwicklung der Regionen fehlen. Die nicht endgültig beigelegten Konflikte erklären das angespannte Verhältnis zwischen Georgien und Russland. Obwohl Russen nicht gut gelitten sind und die russische Sprache nicht gern gesprochen wird, kommen immer noch zahlreiche russische Touristen ins Land. Wie bereits zu Zeiten der Sowjetunion schätzen Russen weiterhin das Klima, die Kultur, den Wein und die lockere Art der Georgier.
Mit dem Nachbarn im Norden, Armenien, wie auch im Süden, Aserbaidschan, hat Georgien ein unkompliziertes Verhältnis.
Religion
Auch Georgien ist ein christlich geprägtes Land. Die meisten Georgier gehören der Georgisch Orthodoxen Apostolischen Kirche an. Wie die Armenier beziehen auch die Georgier ihre Identität in hohem Maße aus der gemeinsamen Religion. Die Georgier sehen neidisch auf den armenischen Nachbarn, da sie selbst gerne die ersten gewesen wären, die das Christentum zur Staatsreligion erhoben. Die Armenier waren jedoch ein paar Jahre früher dran.
Sprache
Ein Reisender aus dem Ausland wird genauso wenig Armenisch wie Georgisch beherrschen. Zusätzlich müsste man wie beim Armenischen auch beim Georgischen noch die georgische Schrift lernen, eine Schrift, die bereits im 5. Jahrhundert eingeführt wurde. Georgisch gehört zur südkaukasischen Sprachfamilie und ist mit einigen wenigen weiteren Sprachen verwandt. Auch ohne Georgisch-Kenntnisse kommt man in Georgien sprachlich gut zurecht – zunächst mit der in Georgien ungeliebten russischen Sprache oder mit Englisch.
Währung
Die georgische Währung heißt Lari. Um an Bargeld zu kommen, kann man mit Kreditkarten Geld abheben oder, besser noch, man hat US-$ oder € bei sich, die man umtauscht. An einigen Bankautomaten in der Hauptstadt Tiflis soll es angeblich möglich sein, Auch EC-Karten (mit dem Aufdruck Maestro) einzusetzen.
Nach Überqueren der armenisch-georgischen Grenze können wir uns zunächst stärken und haben erstmals die Möglichkeit, die georgischen Teigtaschen Chinkali zu probieren – entfernt verwandt mit den schwäbischen Maultaschen.
Kloster Dschwari
Zusammen mit der deutschen Reiseführerin und ihrer georgischen Kollegin Nino besuchen wir das auf einer Anhöhe gelegene Kloster Dschwari. An dieser Stelle hatte angeblich im 4. Jahrhundert die Nationalheilige Georgiens und Namensvetterin unserer georgischen Reiseführerin (Nino), die das Christentum nach Georgien gebracht hatte, ein Kreuz errichtet. Das Kloster selbst stammt aus dem 6. Jahrhundert.
Mzcheta
Unweit des Klosters befindet sich die Stadt Mzcheta, religiöses Zentrum und mit zahlreichen Kulturdenkmälern ausgestattet und dadurch ein touristischer Anziehungspunkt. Wir besuchen die Swetizchoweli-Kathedrale, früher Hauptkirche der Georgischen Apostolischen Apostelkirche und heute Sitz eines Erzbischofs.
Unweit davon entfernt befindet sich das Samtavro-Nonnenkloster in einer Festungsanlage mit der Samtavro-Transfigurationskirche als zentralem Gebäude.
Obwohl für die Armenier wie auch die Georgier die Religion eine große Rolle spielt, sind beide Völker auch den weltlichen Genüssen durchaus aufgeschlossen. So produzieren die einen wie die anderen alkoholische Getränke auf hohem Niveau. Die Armenier produzieren Weinbrand sehr guter Qualität, während die Georgier sehr guten Wein herstellen. Dieser ist in Westeuropa eher unbekannt, in der ehemaligen Sowjetunion wie auch im heutigen Russland aber bei feucht-fröhlichen Gelagen und Feiern nicht wegzudenken. Wir haben Gelegenheit, ein Bio-Weingut zu besuchen. Wie überall in Georgien wird auch auch auf diesem Gut der Wein in Amphoren (Quevri) ausgebaut, ein uraltes Verfahren, das heutzutage v.a. in Georgien, aber vermehrt auch in anderen Ländern Anwendung findet.
Auf dem Weg in die Berge kommen wir an der am Schinwali-Stausee und an der Georgischen Heerstraße gelegenen Festung Ananuri vorbei.
In Stepanzminda oder auch Qasbegi übernachten wir und haben von der Anhöhe, auf dem sich das Hotel befindet, einen atemberaubenden Blick auf die Berge.
Sminda-Zameba-Kloster
Auf einem der Berge thront vor dem HIntergrund des höchsten georgischen Berges, des Kasbeg, das Sminda-Zameba-Kloster, das wir am nächsten Tag besuchen. Da keine Straße dorthin führt, kommen wir nur im Geländewagen ans Ziel.
Tiflis oder Tbilisi
Schließlich kommen wir in die Hauptstadt Georgiens, die mit Abstand schönste und lebendigste der drei Hauptstädte im Kaukasus, die mit ihrem südlichen Flair und ihrem gastronomischen Angebot viele Touristen – vor allem aus Russland- anzieht. Nicht nur deswegen wurden und werden Gäste aus Russland angelockt. Eine weitere Attraktion sind die Schwefelbäder. Bereits Sergej Puschkin wusste die wohltuende Kraft der Schwefelbäder zu schätzen.
Wir fahren mit der Seilbahn zur Narikala-Festung und haben von dort aus einen herrlichen Blick auf die Altstadt.
Wir besuchen die Metekhi-Kirche mit dem Denkmal des Stadtgründers von Tifls, König Wachtang I Gorgassali, davor und lustwandeln durch die Altstadt.
Dabei lernen wir den Tamada kennen, der bei jeder größeren Festivität eine wichtige Rolle spielt, da er für die Reden bei Tisch, Trinksprüche und Unterhaltung zuständig ist.
Auf dem weiteren Gang durch die Stadt kommen wir zur Sioni-Kathedrale, einer der heiligsten Städten der georgischen Orthodoxie und bis zum Jahr 2004 Sitz des Patriarchen der Georgischen Orthodoxen Apostelkirche.
Zum Ende unseres Aufenthalts geraden wir noch in das Volksfest anl. des 100-jährigen Jubiläums der georgischen Republik.
Wir verlassen Tiflis und fahren weiter in Richtung der Region Kachetien und besuchen dort das Kloster Bodbe, ein Kloster an dem Ort, an dem angeblich die Nationalheilige Nino begraben wurde.
Signaghi
Unweit davon liegt das malerische Städtchen Signaghi, aufgrund des wunderschönen Stadtbilds und der tollen Lage sehr beliebt bei jungen Paaren, die heiraten möchten.
In der Stadt befindet sich ein Museum, in dem archäologische Funde aufbewahrt werden. Im oberen Stockwerk können wir Werke des georgischen Malers Niko Pirosmani bewundern, der bevorzugt Szenen aus dem georgischen Volksleben malte.
Anschließend fahren wir weiter zur georgisch-aserbaidschanischen Grenze.
Fazit
Organisation
Der Georgien-Teil der Reise war perfekt organisiert. Bei der Rundreise und den Ausflügen erhielten wir alle nützlichen Informationen, was uns Land und Leute näher brachte. Hervorzuheben sind die Unterkünfte, und dabei insbesondere das Hotel Bitmore in Tiflis, ein weit sichtbarer Blickfang im Häusermeer von Tiflis. Bei der Erinnerung an den Aufenthalt im Hotel Stancia in Stepanzminda (oder auch Qasbegi) komme ich immer noch ins Schwärmen. Der Ausblick von der Terrasse auf das Kaukasus-Gebirge war zum Dahinschmelzen.
Land und Leute
Überall, wo auch immer wir in Georgien waren, wurden wir sehr freundlich und aufmerksam behandelt. Die sprichwörtliche Gastfreundschaft der Georgier fand in den Tagen unseres Aufenthalt ihre Bestätigung.
Reiselektüre
Durch den wilden Kaukasus von Fritz F. Pleitgen, erschienen bei Kiepenheuer & Witsch*
Anbieter Georgien-Reisen
Studiosus Reisen: Studienreise Südkaukasus – Armenien – Georgien – Aserbaidschan
GeBeco-Reise* Georgien ─ Im Land der tausend Wunder
Weiter geht es in dieser Reihe mit dem Reisebericht
Aserbaidschan: Kaukasus, große Kulturen am Rande Europas, Teil 3
Aserbaidschan: Kaukasus, große Kulturen am Rande Europas, Teil 3
Den 1. Teil der Kaukasus-Trilogie kannst Du hier lesen:
Armenien: Kaukasus, große Kulturen am Rande Europas, Teil 1
Mehr Reiseberichte über Georgien findest Du hier
Georgien – die Sonnenseite des Kaukasus. Teil 1: Tiflis und georgische Heeresstraße
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