Indien 1982: Von Kaschmir in den Himalaya. Mondlandschaft Ladakh

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Gebetsfahnen, Ladakh, Indien

Ladakh, das zerbrochene Mondland im Himalaya

„Little Tibet“: Gompas (Klöster) und Paläste in der Umgebung von Leh

Wieder ein Beitrag aus der Rubrik „Vintage“ (Erklärung am Ende des Artikels).

Nach einigen Tagen des „zu-Ruhe-Kommens“ in und rund um Srinagar/Kaschmir, des Verdauens von Kulturschock und Klima, verlassen wir unsere Bleibe, ein Hausboot im Dal-See und steuern per Bus in einem Konvoj das ebenso sagenhafte wie hoch gelegene Ladakh an. Nicht immer sind die eigentlich gut befestigten Straßen befahrbar, und so müssen wir manchmal über matschige Wiesen durch tief eingegrabene Spuren, Erdrutschen und anderen Hindernissen auf der Straße nach Leh, Hauptstadt von Ladakh, ausweichen.

Zwei Tage in einem Bus mit kniescheibengefährdendem Sitzabstand, 440 km rauf und runter. Am höchsten Punkt der Reise überqueren wir einen über 4.000 Meter hohen Pass. Atemberaubende Aussichten inklusive.

Und weil ich mir irgendwo das Kreuz verhängt habe, sitze ich viele Stunden auf der Lehne des Sitzes, weil das halb Stehen, halb Anlehnen für meine Rückenschmerzen angenehmer sind als das reine Sitzen.

Kashmir: Letzte Rast am Wegesrand.

 

Wenn der letzte Bus oder LKW des Konvojs durch ist, ist dieser Weg kein Weg mehr, sondern ein neuer Acker

 

Spitok, Shey, Tikse und Hemis

Bis Mitte der 70er Jahre war Ladakh („Land der hohen Pässe“) tourismusmäßig hermetisch abgeschlossen. Später tröpfelten dann die ersten Globetrotter und Abenteurer herein, die nicht nur die Kultur des Lamaismus erkunden, sondern auch die Hochgebirgslandschaften wandernd entdecken wollten.

 

 

 

 

Irgendwann kommt die Religionsgrenze. Bis ungefähr Kargil ist der Islam vorherrschende Religion, danach kommt der Lamaismus – hier ersichtlich an den Gebetsfahnen, die im Wind flattern

 

 

 

„Willkommen in diesem zerbrochenen Mondland“

begrüßt uns eine große Tafel am Anfang von Leh. Überall Militärfahrzeuge – kein Wunder, denn diese Gegend ist – auch im Hinblick auf die Lage unweit des chinesischen Nachbarn – strategisch zu sichern. Das Militär hätte im Krisenfall jedenfalls ziemlich etwas zu tun: Im Nordosten grenzt Ladakh an China, im Nordwesten an Pakistan, westlich liegt das ewig kriselnde Kaschmir, während nach Süden hin eher keine Störungen zu erwarten sind – da liegen die indischen Provinzen von Himachal Pradesh und Punjab.

 

 

Ladaks Hauptstadt Leh (rund 3.500 Meter über dem Meer) entstand im Zentrum der Handelsrouten aus Zentralasien. Heute findest Du genau hier einen der belebtesten Orte, voller Hotels, Restaurants und Geschäfte.

Der Lamaismus ist eine Form des Mahayana-Buddhismus. Man nennt Ladakh auch „Little Tibet“, da tibetanischer Einfluss allgegenwärtig ist. Wie schrieb schon Heinrich Harrer, der sich als Westler in dieser Region lange aufgehalten und zahlreichen Lesern Kenntnisse über Tibet vermittelt hat:

„Wenn wir uns heute mit dem Lamaismus in seiner reinsten Form beschäftigen wollen, gibt es nur ein Land für diese Studien: Ladakh.“

und

„[…] werden durch die Toleranz der indischen Regierung die tibetanischen Einwochner weder an der reinen Ausübung ihrer Riten noch in ihrem Glauben an jahrtausendealte Mythen behindert“.

Harrer schließt, dass man hier Klöster nicht als Orte der Schöngeisterei erleben könne, sondern als soziale Zentren, in denen lebendiges Gedankengut bewahrt und entwickelt werde.

Der Indus lässt das ausgetrocknete Hochtal an seinen Ufern ergrünen, und durch das Wasser kommt Leben. Die Siedlungen Ladakhs liegen in 2.700 bis 4.500 Metern Höhe. Leh, die Hauptstadt, liegt in wahrhaft atemberaubender Höhe umgeben vom westlichen Teil des Himalaya und dem Karakorum-Gebirge. Das Klima Ladakhs ist geprägt durch außergewöhnliche Trockenheit und extreme Temperaturen.

 

Leh, Haupstadt von Ladakh

Der Palast von Leh, Ladakh

Der Palast von Leh, Ladakh

Die Monsun-Wolken, die Wasser ins Tal bringen könnten, werden durch die hohen Bergketten aufgehalten. Weil es so wenig regnet, nimmt die Vegetation stetig ab. Im Winter ist vom Tourismus nicht viel zu sehen, denn mit Temperaturen um minus 40 Grad im Dras-Tal herrscht arktische Kälte. Im Sommer trocknet intensive Sonneneinstrahlung die von geringer Luftfeuchtigkeit geplagte Haut der Ladakhis zusätzlich aus.

Straßenszene in Leh. Besonders abends empfiehlt es sich, keinen Alkohol im Blut zu haben. Der Sturz in den Abwassergraben kann zum Verlust der Gehfähigkeit führen.

 

 

Kälte, Trockenheit und Hitze: Das Gestein löst sich allmählich auf, bildet Sand und schließlich eine Hochwüste. Das Tal von Leh hat es etwas besser: Da es geschützt liegt, ist das Klima etwas milder.

 

Freiluftmetzgerei. Spätestens an diesem Punkt ist es klar, dass aus jedem Bach- und Flusslauf entnommenes Wasser nur abgekocht oder sonstwie keimgetötet dem menschlichen Konsum zugeführt werden sollte.

 

 

Besuch in einer Schule in Leh

 

Nein, der mit dem weißen Hut ist nicht der Lehrer. Er tut nur so. Bild Alwin Pelzer.

 

DAS ist die Lehrerin

 

 

 

 

Folklore

Männer tragen einen leichten Hut, Frauen einen „Perak“: Die mit Halbedelsteinen besetzte Haube muss gewaltig aufs Schädeldach drücken. Hier bei einem Hochzeitstanz. Danach ist wahrscheinlich eine Nackenmassage fällig.

 

Tanzen zu gewöhnungsbedürftiger Musik. Letztere kannst Du googeln – ich werde vielleicht später einmal eine Kassette digitalisieren und die Musik hier hochladen

 

 

Kloster Spituk / Spitok

Das Zentralkloster des Gelbmützenordens liegt auf einem Berg oberhalb einer fruchtbaren Flussoase. Die Hauptkulträume des Klosters zeigen zahlreiche tibetische Bronzestatuen und Fresken.

 

 

Kloster Tikse

Tikse ist das größte Kloster des Gelbmützenordens, eine eindrucksvollen Klosteranlage an steilen Berghängen. Du kannst eine bedeutende Sammlung tibetischer Schriften ansehen.

 

Mandala: Symbol einer geistigen Welt, in der Mitte residiert die zu verehrende Gottheit. Mönche fertigen hier in tagelanger Arbeit diese Meditationsbild aus Steinchen und Farbpulver an, das einer von ihnen gerade punktgenau auf ein paar Kiesel schabt.

Shey

Der kleine Palast von Shey, malerisch auf einem Felsen hoch über dem Industal gelegen, diente den Königen Ladakhs als Sommerresidenz. Als Fotomotiv höchst begehrt ist seine 11 m hohe vergoldete Buddha-Statue.

 

 

Shey Gompa, Ladakh

 

Hemis

Das größte und reichste Klosters Ladakhs zeigt den Touristen farbenprächtige Fresken, wertvolle Thangkas, Buddhabronzen aus dem 12. Jahrhundert und eine Bibliothek. Leider haben wir Pech und sind zur falschen Zeit hier, denn in Hemis findet im Klosterhof (Bild unten) jährlich das farbenfrohe Fest des Padmasambhava (Schutzherr des Klosters) statt: ein buntes Fest mit Maskentänzen. Nur nicht heute. Schade.

 

Bildhafte Eindrücke der Religion des Lamaismus

Nach so vielen Jahren habe ich keine Idee mehr, wo – in welchem Kloster, in welchem Palast – die Bilder aufgenommen wurden. Daher zeige ich hier ein paar Symbole und Eindrücke, die mit der Religion des Lamaismus zu tun haben und die in der Gegend um Leh aufgenommen wurden. Der Tschörten im nächsten Abschnitt gehört natürlich auch dazu.

Überlebensgroße Wandbilder findest Du überall, in unterschiedlichem Erhaltungszustand

 

Ein besonders „reizvolles“ Bild: Der vielarmige Gott (nackt, aber ganz in schwarz) steckt offenbar mit irgendwas (vermutlich seinem Lingam) in der Yoni der rötlichen Dame fest, wobei nicht nur seine Totenkopf-Ketten unter ihm baumeln. Dabei muss er recht vorsichtig sein, nicht auf den zermatschten Leibern der Menschen auszurutschen, auf denen er steht.

 

Im Lamaismus liebt man es grauslig, wie die folgenden Masken zeigen. Na ja, in anderen Religionen wohl auch, ich erinnere nur an bairische Straßenränder und Schulklassenzimmer, wo doch tatsächlich ein aus allen Wunden blutender Jude am Kreuz dargestellt ist.

 

 

 

 

Diese Buddha-Statue vermittelt hingegen sogar einen lieblichen Eindruck

 

Wunderbare Aussicht von einem Kloster auf das bewässerte Flusstal

 

Knallbunte Bemalung des Eingangs eines Klosters. Man meint, so etwas hätte man schon in Bildern aus China gesehen.

 

 

Om mani padme hum: Stein aus einer Manimauer, Ladakh

Gebetsmühle. Inhalt: Gebete auf Papier

 

 

Wo eine Gebetsmühle ist, ist auch ein Vajra nicht weit

 

 

Chörten / Tschörten

 

 

Die Basis ist dreistufig und soll Ethik, Meditation und Weisheit versinnbildlichen, die wichtigsten Lehren Buddhas. Darauf baut ein viereckiger Teil auf, wo Du Löwen, Drachen oder Pfauen sehen kannst. Rund wiederum ist das nächste Stück, wo es um Sunyata, die Leere geht, Grundlage der Mahayana-Philosophie. Etwa ein Dutzend weitere Elemente – verschiedene Etappen zur spirituellen Befreiung – führen zu einer Sonne oder einem Halbmond. Ganz oben dann eine Flamme. Variationen dieses Aufbaus sind immer wieder anzutreffen.

 

Hier meine Eindrücke aus Srinagar, Kashmir, der Stadt an Dal- und Nagin-See:

 

Indien anno 1982: Kaschmir – Sommerfrische der Moguln und „ein wahres Paradies auf Erden“

 

Demnächst folgt mein Ausflug nach Amritsar, zum goldenen Tempel  in die heilige Stadt der Sikhs und nach Agra, zum Tadj Mahal.

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Wikipedia über Indien

 

 
 

Vintage

Was ist Vintage?
"In der Mode versteht man unter Vintage ein Kleidungsstück aus einer älteren Kollektion eines Designers".
So sagt es Wikipedia in seiner Erklärung  ( https://goo.gl/7Nmyhz ). Ich habe den Begriff Vintage als Kategorienamen gewählt, um alle Reiseberichte zusammenzufassen, die schon etwas älter sind. "Oldies but Goodies" ist ein anderer Ausdruck, den man hier verwenden könnte. Auf jeden Fall stehen hier nicht die allerschönsten Bilder aus modernen Digitalkameras im Hintergrund, sondern eher besondere Erlebnisse. Und die Fotos sind eingescannt vom Dia oder sogar Papierbild. In diesem Zusammenhang könnte man sogar den Begriff "Shabby Chic" verwenden, den Wikipedia auch in seinem Artikel aufführt. Authentische Bilder aus der Vergangenheit haben ihren eigenen Reiz. Ist es doch so, dass die Generation Smartphone ihre qualitativ hochwertigen Handy-Fotos mit einem Filter auf Instagram hochlädt, der diesen Fotos ein oft vergammeltes Image mitgibt. Bei den Fotos der Vintage-Reihe braucht es das nicht. Die Fotos SIND schon alt und "wurmstichig" - wenn auch aus Gründen der Ästhetik die vielen kleinen Punkte und Fussel, die beim Einscannen noch zu sehen sind, mühsam in der Bildbearbeitung entfernt werden.

 


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