NASHORN NIRWANA: Ein Namibia Reisekrimi

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NASHORN NIRWANA: Ein Namibia Reisekrimi von Claudia du Plessis
Ein bayrisch-namibisches Lesevergnügen, auch geeignet für Nicht-Bayern.

Zum ersten Mal ‚Staubpiste‘

Wir haben kaum das Schild am Ortausgang passiert, da hört der Asphalt abrupt auf.

„So, Leute, ab jetzt gibt’s erstmal nur mehr Staubpiste“, kommentiere ich den neuen Bodenbelag.
Befahren tut er sich nicht schlecht, muss ich sagen. Die weiße, breite Naturfahrbahn aus zermalmtem Kalkgestein – so unser Reiseführer – ist wunderbar eben und verträgt problemlos ein Tempo von fast 100 Stundenkilometern.

Eine Weile cruisen wir gemütlich dahin, derweil wir schweigend in die leicht hügelige Landschaft, die sich endlos in alle Richtungen erstreckt, hinausblicken. Gerade wie der Hans mit der monotonen Stimme eines Navis verkündet: „Bei dieser Reisegeschwindigkeit erreichen Sie Ihr Ziel in zwei Stunden und zehn Minuten“, taucht vor uns in der Ferne ein kolossales Gefährt auf.

Wie wir näherkommen, entpuppt sich das Monster als ‚Grader‘ im Dienst – ein sogenannter ‚Straßenhobel‘ –, der im Schneckentempo vor uns herfahrend die Fahrbahn präpariert. Ich denke noch: wieso eigentlich, die ist doch super. Aber wie wir an ihm rechts vorbeiziehen und danach wieder auf unsere Fahrbahn schwenken, kommt die Antwort postwendend.

Augenblicklich nämlich rüttelt es den Wagen dermaßen durch, dass sich jeder von uns schleunigst mit beiden Händen irgendwo festkrallt. Nur der Paule nicht. Der hat keine Hand frei. In der linken hält er die ‚Namib Desert Map‘ – unsere Straßenkarte der Namibwüste –, auf der er unsere Reiseetappe studiert. Mit der rechten will er sich ausgerechnet zeitgleich mit der ersten Bodenwelle einen Schluck aus seiner Cola-Dose genehmigen. Mieses Timing.

Dabei schwappt ihm nämlich ein Schwung Coke ins Gesicht, direkt rauf in die Nase. Er inhaliert das Zeug gleich noch, verschluckt sich und bekommt einen sakrischen Hustenanfall. Jetzt bricht das Chaos aus.

Der Paul prustet und grunzt dazwischen wie ein Schweinderl, der Sepp haut ihm kräftig auf den Rücken, weil das ja bekanntlich hilft. Der Hans wühlt im Handschuhfach nach Klopapier oder Feuchttüchern, denn dem Paul tropft die Cola jetzt aus der Nase. Ich steige unterdessen auf die Bremse und drossle die Geschwindigkeit langsam, damit das narrische Gerüttel um Himmels Willen aufhört. Aah, endlich wird der Wagen leiser, der Paule ebenso. Die Ruhe tut gut.

Während auf der Rückbank eine spontane Reinigungsaktion von Mann und Wagen startet, experimentiere ich mit der Geschwindigkeit, damit ich die finde, bei der man das Wellblech am besten ertragen kann: ‚55 km/h‘ zeigt der Tacho. Na, super, hoffentlich geht das nicht ewig so weiter. Es geht ewig so weiter.

​Aus: Nashorn Nirwana von Claudia du Plessis, Seite 55-56

 

Sossusvlei & Big Mama

Der berühmte Sossusvlei. Foto von Wynand duPlessis

Der berühmte Sossusvlei. Foto von Wynand duPlessis

Gleich hinter dem Parkplatz liegt die große, weiße Tonfläche des Sossusvlei. Gleißend strahlt sie im Sonnenlicht. Ringsherum nichts wie Dünen, eine besonders stattliche thront auf der gegenüberliegenden Seite über dem Vlei. Super, da wollen wir hinauf. Wir schnappen uns die Sonnenbrillen, Käppis und Wasserflaschen, dazu kommen drei Handys und mein Kamerarucksack fürs Fotovergnügen. Auf geht’s, Jungs!

Zunächst marschieren wir an einigen Park- und Picknickplätzen vorbei. Stattliche Akazien mit korkigen, dicken Borken spenden darunter angenehme Kühlung, was wir allerdings erst so richtig bemerken, wie wir aus dem Schatten in die pralle Sonne hinaustreten. Himmel, ist das noch heiß. Und das, obwohl es schon später Nachmittag ist. Unglaublich!

Hinein geht’s wieder in sandiges Terrain, vorbei an kleinen – zwei, drei Meter hohen – Hügelchen, die üppig bewachsen sind mit strubbeligen, grünen Büschen. Wild verzweigt sind die fein gerillten Äste, die mit zentimeterlangen Dornen besetzt sind. Im Gewirr liegt unvermittelt eine Art stachlige, grüne Melone – Handballgröße, schätze ich mal.

„Nara-Pflanze“ schreit der Sepp von hinten, wie er mich da stehen und überlegen sieht. „Ist in unserem Reiseführer abgebildet. Gehört zu den Kürbisgewächsen und wird scheinbar von vielen Tieren in der Namib gefuttert. Unser Gemsbock zum Beispiel liebt die Frucht, weil sie super wasserreich ist. Zwergrennmäuse dagegen fressen vor allem die Samen, die nussig schmecken sollen und reich an Öl und Proteinen sind.“

Nach einer kurzen Pause fügt er hinzu: „Wir könnten sie übrigens auch essen, die reifen Melonen und Samen“.

Aha.
Naja, kann man, muss man aber nicht, denke ich. Wir gehen weiter.

Dünenlandschaft um den Sossusvlei. Foto von Wynand duPlessis

Dünenlandschaft um den Sossusvlei. Foto von Wynand duPlessis

Plötzlich fällt mir auf, dass im Sand zwischen den langen, dünnen Nara-Ästen winzige kleine Fußabdrücke zu sehen sind. Kommen die etwa von diesen kleinen Nagern, die auf die Samen stehen? Ich starre eine Zeitlang ins Strauchgewirr, kann aber nichts entdecken. Naja, wen wundert‘s. Die kleinen Viecher sind ja auch nicht deppert. Die stellen sich doch nicht freiwillig unter den Grill – in der Sonne hat’s sicher über 50 Grad – oder holen sich mal so zum Spaß Blasen an den Pfötchen von den glühenden Sandkörnern. Wahrscheinlich sind sie nachtaktiv. Wenn nicht, würde ich es ihnen dringendst raten, denn anders geht’s doch bei diesen Tagestemperaturen gar nicht, oder?

„Hey, Fritzi, wo bleibst denn, du Schnecke“, ruft der Hans mir von der Weiten grinsend zu. Ich zieh eine Fratze, zeig ihm den Mittelfinder und komme nach.

Wir stehen am Fuß der Mega-Düne, die ‚Big Mama‘ heißt. Passend, so finde ich. Ein paar Meter entfernt beginnt der Dünenkamm, der sich unendlich lange – ich schätze einen halben Kilometer – hinauf Richtung Norden zieht.

„Also Dünenkamm-Joggen muss nicht wieder sein, oder“, werfe ich in die Runde, „hatten wir ja heute schon. Wie wär‘s, wenn wir an der Basis der Düne weitermarschieren, und erst dort drüben zum höchsten Punkt hochsteigen?“

Das Team nickt, Antrag einstimmig angenommen.

Das erste Stück läuft ausnehmend gut. Der Untergrund ist relativ fest, kaum Steigung, ganz nach meinem Geschmack. Danach legt sie los, die Big Mama, mit unserem zweiten Trainingsprogramm des Tages. Zunächst sorgt sie mit einem kleinen Anstieg fürs Aufwärmen – als wäre uns noch nicht warm genug. Dann geht’s ans Eingemachte. Der tiefe, lockere Sand lässt beim Steilanstieg unseren Puls rasen, die Atemfrequenz in die Höhe schnellen und unsere Kräfte flott dahinschwinden. Selbst der Hans kommt ein bisserl ins Schwitzen, stelle ich mit Genugtuung fest. Wortlos arbeiten wir uns Schritt für Schritt hoch, immer weiter, bis wir schlussendlich auf Big Mamas höchstem Punkt ankommen. Halleluja, wir haben es geschafft!

Erschöpft lassen wir uns in den Sand plumpsen, leeren gierig unsere Wasserflaschen und verschnaufen ein paar Momente. Sodann werfen wir einen ersten, ausgiebigen Blick in die Dünenlandschaft um uns herum und sind uns augenblicklich einig: dieser gigantische Ausblick war die verdammte Schufterei absolut wert. Jeden Schritt davon.

Weil, es fühlt sich an, wie wenn wir ‚On Top Of The World‘ – also auf dem Gipfel der Welt – sitzen würden. Ohne Schmarrn!

Endloses Dünenmeer der Namib. Foto von Wynand duPlessis.

Endloses Dünenmeer der Namib. Foto von Wynand duPlessis.

An dieses Panorama kommt wirklich nichts bisher Dagewesenes heran, das musst Du mir einfach glauben. Oder, noch besser, Du überzeugst Dich selbst mal davon. 360 Grad um uns herum nichts anderes wie weites, wildes, fantastisches Dünenmeer. Ein wunderbar geschwungenes Auf und Ab von Wellen aus Sand soweit das Auge reicht. Und es sieht nicht nur so endlos weit aus, das ist es tatsächlich. Weil bis zur Atlantikküste im Westen, so berichtet uns der schlaue Sepp gerade, gibt es laut Karte gute 50 Kilometer lang nur Dünensand. Nach Norden bis Walvis Bay sind es glatte 180 Kilometer. Und Richtung Süden bis Lüderitz erstreckt sich diese grandiose Dünenwelt noch knapp 200 Kilometer. Wo gibt’s den sowas, Leute, hmmmh?

Wie wir so dasitzen und staunen, setzt mein Fotografen-Kleinhirn plötzlich ein. Hier präsentiert sich nämlich das bombastischste Wüstenpanorama-Foto, das ich jemals in meinem Leben machen werde, da bin ich mir sicher. Noch dazu knallen die Farben in den schönsten, erdigen Orange-Tönen, und die Kontraste zwischen Licht- und Schattenseiten der Dünen sind gegenwärtig – kurz vor Sonnenuntergang – so perfekt, dass mein Herz sich fast überschlägt. Also ran an die Kamera, den Finger auf den Auslöser und rattattattatta! …

Aus: Nashorn Nirwana von Claudia du Plessis, Seite 104-107

Cape Cross Robbenkolonie

Wie wir am Holzsteg ankommen, der die Abgrenzung zur Kolonie bildet, eröffnet sich uns ein gigantisches Bild: auf dem sandigen, mit Felsbrocken durchsetzten, schmalen Küstenstreifen vor uns tummeln sich Unmengen dieser fischliebenden Meeressäugetiere. Zig Tausende müssen das sein. Laut Sepp, der uns später die Fakten dazu liefert, leben in der Kolonie, die sich außerhalb unserer Sichtweite noch weiter am Strand entlang erstreckt, tatsächlich satte 80.000 bis 100.000 dieser Viecher. Was Cape Cross zu einer der weltweit größten Kolonien von südafrikanischen Seebären – wie sie genau gesagt heißen – macht.

Cape Cross - Robben beim Sonnenbaden. Foto von Claudia duPlessis.

Cape Cross – Robben beim Sonnenbaden. Foto von Claudia duPlessis.

Dass sich diese einzigartigen Pelzträger hier ausgesprochen wohlfühlen, ist offensichtlich, nicht nur wegen der Zahlen. Körper an Körper aalt sich die Mehrzahl entspannt in der Sonne, wohl um sich nach einem Tauchgang im Meer wieder gebührlich aufzuwärmen, wie die nassen Felle verraten. Ist den menschlichen Badeständen nicht ganz unähnlich, fällt mir auf.

Der eine oder andere Seebär verbindet dies auch gleich mit ein paar Yogaübungen, vor allem dem ‚heraufschauenden Hund‘. Für alle Yogalaien unter Ihnen heißt das: Flossen gestreckt, Körper gen Himmel und Stupsnase zur Sonne gerichtet. Nur nebenbei: das weiß ich von meiner Schwester, die begeisterte Yogini ist – oder wie man das nennt. Genießerisch halten die Entspannungssportler dabei die Augen geschlossen, vielleicht zählen sie aber auch nur konzentriert bis 30, bevor sie die Übung beenden. Wer weiß.

Vor uns praktiziert einer gerade Fellpflege. Er schrubbt seinen nassen Körper am Rand eines Felsbrockens, auf dem er ausgestreckt liegt. Sein Felsen scheint allerdings ein beliebter zu sein. Eine andere Robbe nämlich unterbricht sein Körperpeeling jäh, indem sie sich von hinten an ihn heranwirft, ihn seitlich wegschubst und mit einem kehlig-tiefen Gurgellaut, der deutlich unfreundlich klingt, von seinem Sonnenplatz verjagt. Binnen Sekunden liegt der Eroberer friedlich dreinschauend in dieser begehrten Felsenkuhle, derweil der Loser davonzieht, um sich eine andere zu suchen.

Wie der so wegwatschelt, hat das unbestritten etwas Clownhaftes. Mit den quer zum Körper stehenden Vorderflossen bleibt den Robben wohl nur dieser hin- und her schwankende Gang, den wir von den Spaßmachern im Zirkus mit ihren übergroßen Schuhen kennen. Zudem lässt ihr massiger Körper, der bei Männchen fast zweieinhalb Meter messen kann, ihre Art sich an Land fortzubewegen, generell etwas plump und mühsam aussehen.

Im Wasser dagegen ist das eine völlig andere Geschichte. Das sieht man vorne an der Badefront, wo sich zahlreiche Robben im Atlantik tummeln, wie wenn‘s ein Swimmingpool wäre. Ganz wie in den Dokumentarfilmen erkennt man sogleich, wie schwerelos die sich im kühlen Nass bewegen, wie agil und wendig. Und man meint zu erspüren, wie viel Spaß die am Schwimmen und Tauchen haben. Zumindest scheint es so, weil, im Wasser sind sie hundertprozentig in ihrem Element.

Vor lauter Beobachten und Fotografieren – ich bin natürlich schon lange am Knipsen – hab ich beinahe vergessen, wie abartig es stinkt. Gott sei Dank oder ekelhafterweise – je nachdem wie man‘s sehen will –, gewöhnt man sich wohl mit der Zeit daran.

Was ich übrigens noch gar nicht erwähnt habe ist der beachtliche Geräuschpegel in dieser Kolonie. Seebären haben sich offenbar viel zu sagen, untereinander. Sie scheinen unglaublich kommunikativ zu sein, wobei Robbensprache in unterschiedlichsten ‚Mähhh‘-Lauten, Tonlagen und Lautstärken abläuft. Ich würde es ansatzweise mit dem Blöken von Schafen vergleichen, damit Du eine ungefähre Idee davon bekommst. Allerdings doch irgendwie anders, weshalb ich stark daran zweifle, dass ‚schafisch‘ und ‚robbisch‘ ähnlich genug sind, dass Schafe und Robben eine tiefgreifende Unterhaltung führen könnten.

Gemütliches Nickerchen eines Südafrikanischen Seebären. Foto von Claudia duPlessis.

Gemütliches Nickerchen eines Südafrikanischen Seebären. Foto von Claudia duPlessis.

Derweil einige dieser Viecher in meiner Nähe friedlich dösen, schau ich mir ihre Gesichter genauer an. Sie haben was Freundliches und Anmutiges an sich, muss ich sagen. Mit ihren stupsigen schwarzen Nasen, dunklen Knopfaugen, kleinen Öhrchen und zahlreichen Schnurrbarthaaren erinnern sie mich an Hunde. Tatsächlich sind sie wohl entferntest mit Hunden verwandt – so informiert uns der Paule später aus unserem Tierführer –, aber ich verschone Dich lieber mal mit den wissenschaftlichen Details. Ihr putziges Aussehen sollte einen andererseits nicht vergessen lassen, dass wir es mit Karnivoren – also Raubtieren – zu tun haben. Glücklicherweise sind sie auf Fische spezialisiert.

Aus: Nashorn Nirwana von Claudia du Plessis, Seite 168-171

Erste Kilometer in Etoscha

Wir sind noch keine fünf Minuten unterwegs, da müssen wir erneut stoppen. Viecherbedingt diesmal. Gleich am Straßenrand nämlich steht unsere erste wilde Giraffe, völlig entspannt allerdings. In aller Ruhe pflückt sie, dank ihres meterlangen Halses, aus der Krone eines stattlichen Baumes mit ihrer blauschwarzen, recht langen Zunge junge Blätter und schiebt sie sich genüsslich in ihr Maul.

„Habt’s ihr gesehen, wie die mit ihrer Zunge die Blätter greift?“, frag ich meine Kumpels laut. Wahnsinn, oder?“

Eine Giraffe empfängt uns in Etoscha. Foto von Claudia duPlessis.

Eine Giraffe empfängt uns in Etoscha. Foto von Claudia duPlessis.

Die anderen nicken zustimmend. Jetzt erst entdecken wir mehrere andere Giraffen ringsherum. Unglaublich, dass man diese grazilen Riesen trotz ihrer Größe – sie können bis zu sechs Meter hoch werden – so einfach übersehen kann. Dieses braun-ockerfarbene und großfleckige Muster ihres Felles ist offensichtlich eine ausgesprochen gute Tarnung in der Savannenlandschaft. Eine ganze Weile beobachten wir diese pflanzenfressenden Giganten, die eine unglaubliche Ruhe und Grazie ausstrahlen.

Da stakst eine von ihnen auf die Straße, bleibt vor uns stehen, beäugt uns einen Moment lang und stolziert sogleich von dannen.

„Unglaublich, wie riesig die ist, was?“, frage ich meine Safaricrew und mutmaße weiter zum Sepp: „Du könntest ihr wahrscheinlich problemlos mit deinem Smart zwischen den Beinen und unterm Bauch durchfahren, ohne dass du sie berührst.“ Hammer.

Weiter kutschieren wir, allerdings nur ein paar hundert Meter. Zebra-Stopp. Mitten auf der Fahrbahn steht eine Herde und schert sich keinen Deut um uns. Neugierig beäugen uns sogar einige mit ihren hübschen, schwarzen Augen, die von dichten Wimpern umrahmt sind. Beunruhigt sind auch die in keinster Weise. Schön.

Zebra-Stopp. Mitten auf der Straße steht eine Herde Steppenzebras. Foto von Wynand duPlessis.

Zebra-Stopp. Mitten auf der Straße steht eine Herde Steppenzebras. Foto von Wynand duPlessis.

Unruhe in die Gruppenidylle bringt dann allerdings ein Wagen, der sich an uns vorbeidrängelt und langsam auf die Zebras zufährt. Die setzen sich gemächlich in Bewegung, drehen uns ihre dicken Hintern her und stapfen eine Zeitlang auf der Straße dahin, bevor sie seitlich abziehen und hinter Sträuchern verschwinden.

Flott voran kommt man hier nicht wirklich, bei dem Wildwechsel. In einiger Distanz erkennen wir nämlich bereits wieder Vierbeiner auf der Fahrbahn, allerdings sind die deutlich weniger entspannt wie unsere Streifenpyjamas von eben. Wie wir näherkommen, galoppieren die gleich hinüber ins Gras, bleiben in sicherer Entfernung stehen und beäugen uns aufmerksam.

Bei der Titelvergabe ‚Etoschas bestaussehendstes Huftier‘ würde dieser braun-graue Kandidat allerdings deutlich schlechter abschneiden wie Zebra und Giraffe. Ich möchte sogar wetten, dass er es noch nicht einmal in die ‚Top Ten‘ schaffen würde, auch wenn ich die restlichen acht Mitstreiter noch gar nicht zu Gesicht bekommen habe.

Vor allem der Kopf ist komisch, gänzlich unfotogen. Wo beim Zebra beeindruckende, schwarze Augen liegen, ist in diesem Gesicht an dieser Stelle … nichts. Wenn man weiter sucht, findet man seitlich drüber halb so große orange Augen, die – wie gesagt – gänzlich falsch platziert wirken. Ziemlich gleich daneben stecken schmale, mit feinem, hellem Fell ausgekleidete Ohren. Die sind irgendwie das Schnuckeligste an dem ganzen Tier. Darüber sitzen zwei kräftige Hörner, die – wie mein Fahrradlenker daheim – erst waagrecht nach außen zeigen und sich danach mittels einer geschmeidigen Rundung nach oben innen drehen. Zwischen den Augen bis runter zur Schnauze dominiert ein langes, nein, ein sehr langes schwarzes Nasenbein, oder so würde ich diese breite Gesichtsmitte gemäß der Erinnerungsfetzen aus meinem Biologie-Unterricht bezeichnen. Unterm Hals hängt ziemlich zotteliges, langes Haar, auch rückseitig am Nacken ist eine dünne Mähne zu erkennen. Aus dem kräftigen Körper, der zum Hintern hin etwas abfällt, stecken vier dünne Beine raus und am Popo hängt ein dünner, schwarzer Schwanz. Ein seltsames Wesen, finde ich.

Aber gut, jedes Geschöpf kann halt nicht die Beauty-Queen sein und beim Schönheitswettbewerb oben auf dem Treppchen stehen. Ist bei uns Menschen ja auch nicht anders, gell. Vielleicht haben Sie’s inzwischen schon erraten. Es geht um ein …

[ … mehr wird nicht verraten ;-). Du darfst aber sehr gerne im Buch nachlesen, um welches Tier es sich handelt!]
Aus: Nashorn Nirwana von Claudia du Plessis, Seite 209-211

 

Auf Pirschfahrt

Die Straße führt durch dichte Baumsavanne, weshalb der Sepp, trotz seiner Rennfahrer-Ambitionen, vorbildlich langsam fährt. Respekt. Das ist zum einen clever, weil wir so größere Chancen haben, etwas, was nur knapp abseits im Gebüsch steht, auch zu entdecken. Zum anderen beugt es vor, ein Viech umzufahren, das nach einer Kurve unverhofft auf der Fahrbahn steht.

Grad sag ich‘s, da haben wir auch bereits so einen Fall. Nach einem Linksschwenker der Piste steht plötzlich eine komplette Herde braunfelliger Antilopen vor uns, denen wir bisher noch gar nicht begegnet sind. Wow! Also die kommen mit Sicherheit aufs Treppchen beim Schönheitswettbewerb, gar keine Frage. Ihre riesigen schwarzen, stark bewimperten Augen und ein breiter, schwarzer Streifen von der Nase aufwärts verleiht den schlanken, grazil anmutenden Huftieren eine ganz besondere Eleganz. Und übrigens auch den Namen: Schwarznasenimpala.

Hübsche Antilope, das Schwarznasenimpala. Foto von Wynand duPlessis

Hübsche Antilope, das Schwarznasenimpala. Foto von Wynand duPlessis

Ach, halt, die Ohren hätte ich fast vergessen, die sind ebenfalls unglaublich hübsch. Breite Lauscher sind das, mit schwarz-weiß-braunen Härchen, die unglaublich weich aussehen. Hmmm, mir fällt gerade auf, dass ich scheinbar auf Tierohren stehe. Hast Du auch bereits gedacht, was? Schon seltsam, muss ich zugeben. Egal.

Im Übrigen sind besagte Grazien unglaublich zahm. Sie lassen sich keineswegs stören, hängen weiterhin auf der Straße rum und blockieren ungeniert den Verkehr. Hinter uns warten nämlich bereits zwei weitere Wägen. Ein klein bisserl antreiben will der Sepp die Vierbeiner also und fährt daher langsam in die Herde hinein. Völlig entspannt weichen die am nächsten stehenden Tiere unserem Safarimobil aus, spazieren ein paar Schritte zur Seite und bleiben einfach wieder stehen. Gechillter geht’s fast nicht.

Eine Herde graziler Schwarznasenimpalas. Foto von Wynand duPlessis.

Eine Herde graziler Schwarznasenimpalas. Foto von Wynand duPlessis.

Weil das Koffein inzwischen mein Oberstübchen erreicht hat, bin ich diesmal schon fleißig am Fotografieren, nutze den tierischen Mangel an Scheu völlig unverfroren aus und schieße fantastische Großaufnahmen von diesen bilderbuchhaften Gesichtern. Mein Stimmungsbarometer steigt mit jedem Drücker auf den Auslöser und wie wir schließlich weiterfahren, bin ich bei allerbester Laune.

Kurz darauf erreichen wir Olifantsbad. Ein Olifant hält derzeit die Stellung, vielleicht nehmen die den Namen ja etwas ernster wie die Gemsböcke und arbeiten im Schichtwechsel. Auf ein Bad hat er scheint’s keine Lust, wahrscheinlich ist’s noch nicht heiß genug. Dafür ist er bereits durstig und sprüht sich Rüsselladungen voll grünem Tümpelwasser genüsslich in sein Maul. …

Elefant löscht seinen Durst. Foto von Claudia duPlessis.

Elefant löscht seinen Durst. Foto von Claudia duPlessis.


… Derweil wir noch vor uns hingrübeln, düst plötzlich ein Schwein an unserem Wagen vorbei. Ein Warzenschwein, genauer gesagt.

„Denen pressiert’s wohl immer,… fast genau wie mir“, kommentiert der Sepp amüsiert den jüngsten Akteur am Set, der bereits am Wasserloch angekommen ist – übrigens genau gegenüber vom Ellie.
Dort knickt er nun mit den Vorderbeinen ein und genehmigt sich auf den Knien, weil er eben nur so das Wasser erreicht, seinen morgendlichen Buschkaffee, naja, der Farbe nach eher Mate-Tee.

Nachdem scheinbar auch bei der Sauferei für Wildschweine die Stoppuhr tickt, springt der Eber – wie wir aus der Hinteransicht erkannt haben – kurz später schon wieder auf und flitzt rüber zum Schlammloch, ein paar Meter entfernt. Mitten rein in den braunen, nassen Dreck legt er sich da, rutscht dabei mit dem Bauch vor und zurück, dann geht’s seitlich weiter, bis der ganze Körper gänzlich eingesaut ist.

Warzenschwein bei der Morgenroutine. Foto von Claudia duPlessis.

Warzenschwein bei der Morgenroutine. Foto von Claudia duPlessis.

Auf springt der Kerl nun und saust zu einem hölzernen Stumpen, einem Ex-Baum, der im Morgenlicht glänzt. Aha, die Bürste- und Massagestation, so erkennen wir, wie er sich dran rubbelt und reibt. Schließlich ist’s vorbei mit der schweinischen Morgentoilette und der Keiler zischt eilends ab in die Weite der Savanne.

Aus: Nashorn Nirwana von Claudia du Plessis, Seite 266-269

HINWEIS: Ungeeignet für folgende Leser

Dieses Buch ist gänzlich unpassend für Menschen, die ausschließlich grausame und blutige Thriller lesen oder Lektüren verabscheuen, die bayrisch ‚angehaucht‘ sind und gute Laune machen! Alle anderen dürfen sich darauf freuen.

Aktueller Hinweis für Leser

Wenn Deine Sehnsucht nach Reisen (im allgemeinen) und nach Namibia (im speziellen) unerträglich wird, lindert NASHORN NIRWANA Deine Not – das bezeugen zahlreiche glückliche Leser. Allerdings nur während des Lesens. Nach Buchende tritt in häufigen Fällen verstärktes Verlangen nach Namibia auf. Wir raten Dir daher, extra langsam zu lesen – dann währt die vergnügliche Lesereise durch Namibias fantastische Wildnis umso länger.

 

ÜBER DAS BUCH

Wahnsinns-Sommerfeeling, bayrische Schmankerl wie ‚dahoam‘ und Hammer-Wildnis: die vier Dorffreunde Fritz, Paul, Sepp und Hans sind vollauf begeistert von ihrer Namibia-Rundreise. Gemütlich cruisen sie durch Wüste und Savanne, da stolpern sie plötzlich mitten hinein in einen brisanten Fall von Nashorn-Wilderei. Doch mit bayrischem Gemüt, geballtem Scharfsinn und einer gehörigen Portion Tollkühnheit macht das Dreamteam der Wildereimafia einen fetten, leuchtstiftmäßigen Strich durch die Rechnung. Ein bayrisch-namibisches Reiseabenteuer ohnegleichen.

Hier* findest Du mehr Infos über „NASHORN NIRWANA“ und kannst es auch gleich zusenden lassen bzw. für den Kindle herunterladen.

 

 

 

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Mehr von unserer Gastautorin Claudia DuPlessis: Ein Bildband* mit grandiosen Fotos aus der afrikanischen Wildnis:

Etoscha. Rhythmen einer Afrikanischen Wildnis

 

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