Allgäu 1525: der Bauernkrieg und die Zwölf Artikel aus Memmingen
Translation with Google
Autor: | Wolfgang Brugger |
Reisezeit: | Ende Oktober 2024 |
Art der Reise: | Pressereise |
Lesezeit: | 18 Minuten |
Hinreise mit der Bahn
Habe ich beim letzten Mal noch gehofft, dass meine Glückssträhne mit der Bahn anhält, bin ich diesmal ein wenig überrascht, dass die Donautalbahn von Regensburg her eine satte halbe Stunde Verspätung hat, die dann aber auf dem Weg zum Umsteigebahnhof locker aufgeholt wird. Da ich dort am Umsteigebahnhof genügend Zeit zum Umsteigen einkalkuliert habe, kann ich bequem mit der nächsten Bahn von Neu-Ulm nach Memmingen reisen, sodass ich im Endeffekt am Endbahnhof keinerlei Verspätung habe. Das ist schon meine 5. Bahnfahrt, bei der ich (nahezu) pünktlich am Zielbahnhof angekommen bin. Sollte der Trick für die Bahn bei der Planung der zeitlichen Abläufe dabei liegen, bei langen Zugstrecken immer wieder im Fahrplan Pausen im Fahrplan einzubauen, so dass angefallene Verspätungen sich im Nichts auflösen? Wie ich gelesen habe, macht es die superpünktliche japanische Bahn schon. Viel Erfolg für die Bahn bei der Lösung des Unpünktlichkeitsproblems!
1525 – Freiheit braucht Courage
„Den Bauernkrieg von 1525 hätte es in dieser Art ohne die Zwölf Artikel nicht gegeben“ (Historiker Peter Blickle).
Zwölf Artikel in Memmingen gelten als erste Menschenrechtserklärungen in Europa
Als der Geist der Freiheit das Allgäu erfasst hat und tausendfach erwidert wurde: Die Verschriftlichung der Zwölf Artikel in Memmingen gelten als erste Menschenrechtserklärungen in Europa. Mit diesem Reisebericht kannst du an Originalschauplätzen am Streben nach Freiheit teilhaben und machst eine Reise zu den Ursprüngen.
Am 6. März 1525 wurden in Memmingen die Zwölf Artikel verfasst. Am 19. März 1525 geben die Bauern die Zwölf Artikel in Augsburg in Druck, binnen zwei Monaten werden sie in 14 weiteren Städten in einer Auflage von rund 25.000 in Umlauf gebracht. Das neue Massenmedium Flugschrift wirkt, die Idee der Menschenrechte breitet sich in den Bauernkriegen erfolgreich aus.
Wie der Wissenschaftsjournalist Dr. Christian Pantle erklärt,
„ist es eine Tragödie des Bauernkrieges, dass ihre Zwölf Artikel nicht zu den Meilensteinen der deutschen Geistesgeschichte zählen, sondern weitgehend vergessen wurden, ignoriert von den damaligen Gelehrten wie vom späteren Bildungsbürgertum“.
Unter anderem werden die Feldherren Truchsess Georg aus Waldburg und, gegen Ende zu, Georg von Frundsberg aus Mindelheim (hier ein Blick auf seine Burg, die Mindelburg) vom Schwäbischen Bund eingesetzt, die rebellierenden Bauernheere oder anders gesagt, den Volksaufstand, zu bekämpfen. Die Feldherren ziehen ihre blutige Spur durch Südwestdeutschland, Thüringen und Tirol, Elsass und Sachsen-Anhalt. Nahe Kempten im Allgäu endet weitgehend der Bauernkrieg auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands.
Parallelen zu Sachsen-Anhalt und Thüringen
Während unserer Reise ziehen wir immer wieder Parallelen zu den damaligen Ereignissen in (heutigen Gebiet von) Sachsen-Anhalt und Thüringen. Auch dort hatte sich der Aufstand der Bauern ausgebreitet, angeführt von charismatischen Persönlichkeiten wie Thomas Müntzer. In Thüringen kam es zur Schlacht bei Frankenhausen, die als eine der blutigsten Auseinandersetzungen des Bauernkriegs gilt. Hier mein Reisebericht dazu:
Thomas Müntzer und der Bauernkrieg: eine Reise durch Mitteldeutschland
Thomas Müntzer und der Bauernkrieg: eine Reise durch Mitteldeutschland
Die Forderungen der Bauern in Sachsen-Anhalt und Thüringen ähnelten denen im Allgäu: Sie verlangten mehr Rechte, eine Verringerung der Abgaben und eine Reformation der Kirche. Doch auch hier wurde der Aufstand brutal niedergeschlagen, was zu tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen führte.
Begeben wir uns also auf die Spuren des Bauernkriegs, eines Wendepunktes in der europäischen Geschichte.
Isny: die Unzufriedenheit wächst
Nach einem kurzen Imbiss bei der Bäckerei Mayer in der historischen Altstadt, die als mittelalterliches Oval bekannt ist, werden wir durch die Prediger Bibliothek aus dem Jahr 1462 geführt. Diese Bibliothek zeigt eindrucksvoll, wie die Unzufriedenheit der Bauern wuchs und wie sie versuchten, ihre Lebensbedingungen zu verbessern.
Nikolaikirche

Nikolaikirche, Isny
Die „Leutkirche“ wurde 1288 unter dem Patronat des Klosters fertiggestellt. 1465 wurde eine Prädikantenstelle mit eigener Bibliothek eingerichtet. 1508 erfolgte die Einwölbung des gotischen Chores. Mit der Reformation wurde die Nikolaikirche zur evangelischen Stadtkirche. Nach dem großen Stadtbrand 1631 wurde sie wieder aufgebaut, mit einer Tannenholzfederdecke, einer frühbarocken Kanzel und einem Taufsteindeckel. Der Kirchturm erhielt eine Zwiebelkuppel, und 1643 goss Claude Rosier das Geläut. Zwischen 1854 und 1860 sowie von 1968 bis 1972 wurden grundlegende Renovierungen durchgeführt.

Ulrich Henn gestaltete die Kreuzigungsgruppe, die 1973 zwischen Kirchenschiff und Chor eingefügt wurde. Sie zeigt Christus segnend vor dem Kreuz, das als Lebensbaum gestaltet ist, und Menschen mit unterschiedlichen Reaktionen darauf.
In der original erhaltenen
Predigerbibliothek
der Nikolaikirche befinden sich Fresken und Mobiliar aus dem 15. Jahrhundert, Handschriften und Wiegendrucke, Schriften von Martin Luther, Philipp Melanchthon und Ulrich Zwingli, sowie hebräische Drucke, Merian-Topographien und der Amsterdamer Atlas aus dem 17. Jahrhundert.

Der Auf- und Abgang ist genau das Gegenteil von barrierefrei. Ich schaffe es trotz meiner Gehbehinderung, weil ich mich in dem steilen und engen Gang links und rechts gegen die Wände stemme, denn, du ahnst es: Handläufe gibt es nicht.



St. Georg und Jakobus
Die Kirche St. Georg & Jakobus wurde 1042 geweiht und diente bis 1803 als Pfarrkirche für die Katholiken der ländlichen Umgebung innerhalb der Mauern der evangelischen Stadt. Nach dem Stadtbrand von 1631 wurde sie als dreischiffige Hallenkirche wiederaufgebaut. Der Innenraum wurde im 18. Jahrhundert im Rokokostil prachtvoll ausgestaltet.

Besonders sehenswert ist das Deckenfresko im Mittelschiff, das die Gründung des Klosters unter dem Schutz des heiligen Benedikt darstellt. In der Marienkapelle befinden sich Überreste des ehemaligen Chorgestühls der Mönche.
Schloss Isny
Das ehemalige Benediktinerkloster in Isny wurde im 11. Jahrhundert gegründet. Nach dem zweiten großen Stadtbrand wurde es im 17. Jahrhundert im barocken Stil wiederaufgebaut.


Das Refektorium, das als Repräsentations- und Speiseraum der Mönche diente, wurde prunkvoll ausgestaltet. Mit der Säkularisation Anfang des 19. Jahrhunderts kam das Kloster in den Besitz des Grafen Otto Wilhelm von Quadt-Wykradt, der die herrschaftliche Anlage als Schloss nutzte. 1996 erwarb eine Gemeinschaft Isnyer Bürger die Anlage, deren Erhalt heute über eine gemeinnützige Stiftung gesichert ist. Das Schloss ist ein wichtiger Ort für Kunst und Kultur in der Stadt.

Auf dem Weg zurück zum Parkplatz erinnert eine imposante Stele, effektvoll durch Gegenlicht beleuchtet, an den 1. Weltkrieg
Waldburg: hier hatten Waffen das letzte Wort

Die Waldburg, das Stammhaus von Georg Truchsess von Waldburg, genannt der Bauernjörg, wurde nie zerstört und beherbergt heute ein interaktives Museum. Bei einer Führung zeigt man uns die Reichskleinodien des Heiligen Römischen Reiches (natürlich nicht im Original). Besonders beeindruckend ist ein Faksimile der Amerikakarte von Martin Waldseemüller, das zum Weltdokumentenerbe gehört. Christoph Wegele führt uns durch die Ausstellung, und Max Haller gibt eine Einführung.

Die Waldburg war vor 800 Jahren Schauplatz eines bedeutenden Ereignisses: Der Kronschatz des Heiligen Römischen Reiches wurde hier für 23 Jahre aufbewahrt. Stauferkaiser Friedrich II. veranlasste seinen Truchsessen Eberhard von Tanne Waldburg, den Kronschatz auf die Waldburg zu bringen. Dieses Ereignis hinterließ Spuren im süddeutschen Raum und polarisiert bis heute.
Die Waldburg war eine wichtige Festung und die Waldburger waren Reichsverweser des deutschen Reiches während der Regierungszeit von Friedrich II. Die Frage, warum die Waldburger den Reichserbtruchsessentitel erhielten, wird in der Dauerausstellung auf der Waldburg beantwortet.
Friedrich II. wird oft als der erste Europäer bezeichnet. Er regierte das Heilige Römische Reich, das damals eine Fläche umfasste, die annähernd so groß wie das heutige Europa war. Er führte die Trennung zwischen Staat und Kirche ein, gründete die erste Universität für das Beamtentum in Neapel und schuf eines der ersten Gesetzesbücher, das alle Menschen gleichstellte, unabhängig von ihrer Religion.
Der Kronschatz kam 1220 auf die Waldburg. Friedrich II. wurde 1212 in Konstanz zum römisch-deutschen König ausgerufen und 1220 in Rom zum Kaiser gekrönt. Er nahm Jerusalem beim 5. Kreuzzug ohne einen Schwertstreich ein und ermöglichte den europäischen Pilgern den Besuch der heiligen Stätten durch Verhandlungen. Städte wie Wangen und Pfullendorf erhielten von Friedrich II. die Stadtrechte. In dieser Zeit wurde auch Hamburg von Kaiser Barbarossa, dem Großvater von Friedrich II., gegründet und München von Heinrich dem Löwen, einem Ravensburger.
Die Stauferzeit hat Deutschland und Europa geprägt. Zum 800-jährigen Jubiläum wurde ein Film gedreht, der zeigt, wie der Kronschatz vor 800 Jahren auf die Waldburg verbracht wurde. Dieser Film kann kostenfrei auf YouTube unter dem Suchbegriff „Burgmax“ angeschaut werden. An der Produktion waren 200 Komparsen, Schlachtrösser, Sarazenen und ein Fanfarenzug beteiligt.
Weitere Informationen und Öffnungszeiten findest du unter www.schlosswaldburg.de.


Hier darf jeder sich anziehen, was herumsteht
Die Waldburg ist die Hausburg des Bauernjörg, Georg III. von Waldburg, der am 25. Januar 1488 in Waldsee geboren wurde. Mit 11 Jahren wollte er in den Krieg ziehen, wurde jedoch zurückgebracht.
Ernteausfälle, hohe Steuern und die daraus resultierende Armut führten 1524 zum Unmut der Bauern. Das Gedankengut von Martin Luther bestärkte die Bauern in ihrem Recht, was zu einzelnen Bauernaufständen führte, die sich schnell zu einem „Flächenbrand“ entwickelten. Der Schwäbische Bund ernannte Georg III. von Waldburg zum obersten Feldhauptmann. 1525 hatten sich die Bauern von Ulm bis an den Bodensee gegen ihre Herrschaften erhoben und drei gewaltige Heere gebildet: den Baltringer-, Allgäuer- und Bodenseehaufen.
Es kam 1525 zur Entscheidungsschlacht bei Weingarten. Nach Verhandlungen waren die Bauern bereit, aufzugeben. Es kam an Ostern 1525 zum Weingartner Vertrag, der es den Bauern ermöglichte, unter Waffen und straffrei zu ihren Höfen zurückzukehren.

Halloween steht vor der Tür: Hier geht es alles andere als knochentrocken zur Sache


Nicht erschrecken: das Bild spricht!

Ein Tribut an die Instagram-Fans unter den Besuchern: Alpenblick, der im Rahmen bleibt!
Die Waldburg diente 1818 als trigonometrischer Punkt erster Ordnung zur Vermessung des Königreichs Württemberg. Zu diesem Zweck wurde auf dem Dach der Waldburg eine Arbeitsplattform installiert, die heute als Altane oder Belvedere bekannt ist. Dieser Punkt ist der höchste in Oberschwaben.

Von der Turmspitze hast du einen Rundumblick ins Land – nach Süden natürlich über den Bodensee, die Schweizer Alpen und bis hin zur Zugspitze. Klick aufs Bild zur Vergrößerung!
Urlau

Allgäuer Genusshotel und Historischer Dorfgasthof Hirsch
Wir übernachten im historischen Dorfgasthof Hirsch*, der auch einen modernen neuen Gebäudeteil hat, wo ich dankenswerterweise einen Aufzug und eine barrierefreie bodengleiche Dusche vorfinde.

Wenn du Glück hast, geht der Blick aus deinem barrierefreien Zimmer direkt auf die Wiese. Wenn du Pech hast, bekommst du ein Zimmer im obersten Stockwerk des historischen Hotels – ohne Aufzug.
Kempten
Am nächsten Morgen fahren wir nach Kempten. Dr. Wolfgang Petz führt uns durch das barriere- und Eintrittsgeld-freie Zumsteinhaus.

Basilika St. Lorenz, Kempten

Kempten zur Zeit des Bauernkriegs (Zumstein-Haus)
Das Kempten-Museum Zumstein-Haus bietet zahlreiche Erlebnisse, um die Geschichte der alten Stadt Kempten kennenzulernen. Jedes Zimmer im Museum hat ein eigenes Thema und eine eigene Farbe. Die Ausstellung beinhaltet interaktive Stationen und Medienbereiche, wo Besucher teilnehmen und sich einbringen können.
Ein Highlight ist das große 3D-Modell der Stadt Kempten, das eine beeindruckende Vorstellung bietet. Der Raum ermöglicht vor allem Einheimischen, aktiv zu werden. Das Zumstein-Haus wird auch als das neue Wohnzimmer der Stadt bezeichnet, da es sich bemüht, eine einladende Atmosphäre zu schaffen. Sowohl Stücke aus der Vergangenheit als auch aktuelle Exponate werden gezeigt.
Besucher können sich auf eine bunte Mischung aus historischen und modernen Inhalten freuen. Das Museum lädt dazu ein, die vielen Facetten der Stadt Kempten zu entdecken und zu erleben.

In Kempten kann ich leider keine personalisierten Kanaldeckel (also mit dem Schriftzug „Kempten“ darauf) finden. Daher freue ich mich, dieses Souvenir in fotografischer Form mitnehmen zu können.

Rathaus, am heutigen Samstag leider geschlossen
Kaufbeuren
Über Leubas und Haldenwang, dem letzten großen Schlachtfeld des Bauernkriegs, fahren wir nach Kaufbeuren. Dort besuchen wir die Blasius-Kapelle, die einzig erhaltene Kirche aus dieser Zeit und stellvertretend für die Burgenregion Allgäu. Klaus Müller führt uns durch die Kapelle.
Im Mittelalter entstand an einer alten Reichsstraße über die Wertach ein Reichshof, der erstmals um 1112 mit einem Edlen namens Heinrich de Buiron erwähnt wurde. Dieses Geschlecht stand in Diensten der Welfen und starb 1167 im Mannesstamm aus. Unter der Stadtkirche St. Martin wurden 2001 massive Mauerreste gefunden, die der Burg der Edlen von Buron zugeschrieben werden. Die Staufer, die 1191 das Reichslehen Beuren erhielten, erhoben den Ort in den folgenden Jahrzehnten zur Stadt. Der wirtschaftliche Aufschwung durch Märkte, Webindustrie, Handel mit Tuchen, Kettenhemden und Papier führte dazu, dass sich die Stadt ab 1301 allmählich in „Kaufbeuren“ umbenannte.

Fünfknopfturm, Kaufbeuren
Mit der Stadterhebung erhielt Beuren das Recht, sich mit einer Mauer zu umgeben, die etwa 5 bis 6 Meter hoch war und durch einen breiten Wassergraben gesichert wurde. Diese Mauer umschloss einen steilen Hügelzug im Westen, die Buchleite, mit der Blasiuskirche. Die Stadtmauer widerstand 1315 einer Belagerung und 1325 einem Stadtbrand. Im Zuge einer Mauererweiterung wurde die Stadtbefestigung im Nordosten um das ursprünglich außerhalb gelegene Spital herumgeführt, wobei das Spitaltor entstand. Weitere Belagerungen 1377 und 1388 wurden abgewehrt, doch um 1420/30 wurde die Befestigung wegen der Hussitenbedrohung und der Städtebundskriege durch einen neuen gedeckten Wehrgang und weitere Türme (Gerberturm, Blasiusturm, Fünfknopfturm, Hexenturm) verstärkt. 1493 erfolgte eine weitere Modernisierung.

Fünfknopfturm, Kaufbeuren
Kaiser Maximilian I. besuchte die Stadt zwischen 1493 und 1518 insgesamt 14 Mal und stiftete 1497 das berühmte Tänzelfest. Eine Wehr- und Wachordnung aus dem Jahr 1575 führt 602 streitfähige Männer auf. Konfessionsstreitigkeiten im 16. und 17. Jahrhundert, eine große Pestepidemie 1627/28 und die wiederholten Plünderungen während des Dreißigjährigen Krieges (1618-48) setzten Kaufbeuren so schwer zu, dass der Ausbau zu einem zeitgemäßen Festungswerk unterblieb.

Auf der Stadtmauer vom Fünfknopfturm zu St. Blasius
Mit der Säkularisation 1803 wurden Teile der Stadtmauer durch den Staat auf Abbruch verkauft. Von den ehemals drei großen Tortürmen, den insgesamt neun Flankierungstürmen und dem Mauerzug haben sich lediglich fünf Türme und einige Teilstücke der Ummauerung erhalten. Der sehenswerte, gedeckte und begehbare Mauerzug zwischen Fünfknopfturm und Blasiuskirche wurde 1990/91 saniert.
St. Blasius
Die Kirche St. Blasius wurde erstmals 1319 erwähnt. Der Chor wurde 1430 und das Langhaus 1484 errichtet. Die Kirche hat ihre spätgotische Ausstattung bis heute unverändert bewahrt. Besonders hervorzuheben ist der aufklappbare Jörg-Lederer-Altar. Der Heimatverein Kaufbeuren übernahm die Kirche 1988.


Wie du siehst, ist der linke Teil des Altars hier zugeklappt. Auch die Rückseite ist bemalt. Und man sieht die Figuren links und rechts im auf- und zugeklappten Zustand des Altars.

Der Altar von hinten

Den Innenraum der Kirche verzieren reichhaltige und mehrere ob ihres offenkundigen Sadismus abstoßenden Gemälde, wie die nächsten Fotos zeigen.


Kloster Irsee

Kloster Irsee
Wir lassen uns ein spätes Mittagessen in der Klosterbrauerei Irsee schmecken.

Nix für Veganer und Vegetarier, aber gerade recht in der Gaststube der Klosterbrauerei Irsee: Schweinshaxn. Hätte für mich etwas saftiger sein können. Und dazu natürlich den hiesigen „Urtrunk“, ein süffiges bernsteinfarbenes Bier.
Nur drei Vertragspartner haben nach dem Krieg den zwischen Truchsess und Aufständischen abgeschlossenen Vertrag von Weingarten erfüllt: Kloster Irsee, Fürststift Kempten und Georg Truchsess. In Irsee wird die Geschichte der Reichsabtei zum Bildungszentrum sichtbar. Dr. Stefan Fischer führt uns in die Geschichte des Bauernkriegs auf diesem Gebiet ein.
Wenn du dich intensiver mit dem Bauernkrieg 1525 im Ostallgäu beschäftigen möchtest, möge dir das Buch „Aufruhr im Allgäu“ von Dr. Stefan Fischer dazu dienen.
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Wenn nicht hier, wo dann? Kloster Irsee hat eine unrühmliche Vergangenheit, namentlich im Dritten Reich, sodass diese Ansammlung von Stolpersteinen hier an das Unsägliche erinnern, welches Mitmenschen angetan wurde.

Kunstprojekt in Wolfertschwenden
Mitten auf der grünen Wiese nahe Wolfertschwenden halten wir an, gerade noch rechtzeitig, bevor die Sonne hinter den Spitzen des Waldes verschwindet und gerade noch das erste Kunstprojekt aus „1525 – Freiheit braucht Courage“ beleuchtet.

Das Lanzenfeld in Wolfertschwenden
Die skulpturale Intervention „Lanzenfeld“ lädt die Betrachtenden ein, in die tumultartige Atmosphäre des Bauernaufstands von 1525 einzutauchen. 75 abstrakte Lanzen erheben sich bedrohlich in militärischer Formation aus dem Erdreich. Diese Lanzen symbolisieren die Spieße der 6.000 zu Fuß kämpfenden Landsknechte und die Waffen der berittenen Soldaten, die gekommen waren, um die Bauern niederzuschlagen. Jede Lanze verkörpert die Gewalt, mit der die Freiheitskämpfer verfolgt wurden.
Raimund Schucht, geboren 1981 in Siegen, lebt und arbeitet in Berlin. Nach einer Ausbildung zum Raumausstatter studierte er Architektur und erwarb einen Master of Arts in Szenischer Raum / Bühnenbild. In seiner künstlerischen Praxis als Szenograf und Künstler betrachtet er den Lebensraum nicht nur als Kulisse, sondern als vielseitige Bühne, auf der er den Dialog mit den Betrachtenden sucht. Seine Arbeit reflektiert gesellschaftliche Zusammenhänge und Prozesse und stellt die Komplexität des Menschseins in den Vordergrund.
Schuchts Kunst vereint Elemente aus Bildender Kunst, Szenografie und Architektur, um Raum, Form und Material zu erforschen und Atmosphären und Botschaften zu vermitteln. Er nutzt den öffentlichen Raum als Erzählfläche, um Geschichten zu erschaffen und den Betrachtenden Platz für Reflexion und Austausch zu eröffnen.

Am 11. Juli 1525 traf Truchsess Waldburg von Zeil mit 6.000 Landsknechten und 1.500 Reitern in Wolfertschwenden ein. Ihm gegenüber warteten 3.000 bewaffnete Bauern. Noch am selben Abend kam es bei Schrattenbach zu einem ersten Gefecht. Friedensverhandlungen scheiterten. Waldburg befürchtete, dass sich die Bauern in das Hochgebirge zurückziehen könnten und war entschlossen, Frauen und Kinder den Bauern nachzusenden und ihre Behausungen niederzubrennen.
Der Hilferuf der Allgäuer an den Seehaufen wurde abgelehnt, um den Weingartner Vertrag nicht zu brechen. Auch andere Allgäuer Teil-Haufen wollten den versammelten Bauern nicht beistehen. Am 13. Juli verstärkten die Frundsberg’schen Truppen das Heer, und die Entscheidungsschlacht an der Leubas begann, bei der die Bauern flüchteten.
Das Kunstprojekt zu den Ereignissen des Bauernkriegs führt drei renommierte Kunstschaffende zusammen, um historische, topografische Orte des Bauernkriegs zu erkunden und in ihrer künstlerischen Arbeit zu reflektieren. Die Projekte finden in Wolfertschwenden, Buxheim und Ottobeuren statt. Sie zielen darauf ab, das Erbe des Bauernkriegs zu erforschen und neue Perspektiven auf historische Ereignisse zu schaffen, indem zeitgenössische Kunst und Geschichte miteinander verschmelzen.
Das Projekt startete mit Raimund Schucht am 24.10.2024 in Wolfertschwenden, am Originalschauplatz, wo sich die Truppen des Schwäbischen Bundes versammelten. Der zweite Ort, Kloster Buxheim, wird von der Künstlerin Vanessa Hafenbrädl behandelt. In der Abtei in Ottobeuren wird am 2. April 2025, genau 500 Jahre nach dem Angriff der Bauern auf das Kloster, das multimediale Projekt von Lukas Rehm sichtbar.
Um diese Zusammenhänge zu verdeutlichen und die Projekte nachhaltig hervorzuheben, werden die Projekte ab Oktober 2025 in einer Ausstellung dokumentarisch zusammengeführt und im Stadtmuseum Memmingen präsentiert.
Memmingen: Geburtsstätte der Zwölf Artikel
Als letzte Station unserer kurzen Reise erreichen wir abends Memmingen und checken im Hotel Weber am Bach ein, einem Haus mit mehr als 600-jähriger Geschichte, das, wie zu vermuten war, nicht barrierefrei ist.
Im Laufe einer Stadtführung besuchen am nächsten Tag die Kramerzunft, den Ort, an dem die Zwölf Artikel verfasst wurden, und (leider nur von außen, weil ein Gottesdienst läuft) die Martinskirche, den Wirkungsort des Predigers Schappeler.
Die Stadt ist thematischer Schwerpunkt des Gedenkjahres 1525 – 2025 in Bayern mit vielen Veranstaltungen und Sonderausstellungen.

Den Bach entlang zum Marktplatz

Memmingen, Rathaus

Memmingen, Steuerhaus

Endlich wieder ein Kanaldeckel mit Wappen und Namen der Stadt für meine Sammlung!

Memmingen, Kreuzherrnsaal, ehem. Kreuzherrnkirche

Memmingen, Hexenturm

Memmingen, „Der Einlass“. Der Einlaß (Einlass in einer früheren Schreibweise) wurde anstelle des um 1450 errichteten „Diemerstürlins“ im Jahre 1475 erbaut. Pforte für die nach Torschluss Eintreffenden.
Die „Zwölf Artikel“ von Memmingen
Die „Zwölf Artikel“ von Memmingen (PDF, Stadtarchiv Memmingen) aus dem Jahr 1525 sind eine der wichtigsten Dokumente des Deutschen Bauernkrieges. Sie enthielten Forderungen, die grundlegende Rechte und Freiheiten der Bauern betrafen. Die Abschaffung der Leibeigenschaft stand ganz oben auf ihrer Liste. Dies bedeutete, dass Bauern nicht mehr an das Land ihres Herrn gebunden sein sollten und die Freiheit haben sollten, sich zu bewegen und zu arbeiten, wo sie wollten.
Memmingen, Kramerzunft. Roland.h.bueb, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons

Memmingen, Kramerzunft – hier in diesem Saal entstanden 1525 die Zwölf Artikel
Eine weitere Forderung war das Recht, den eigenen Pfarrer zu wählen, was den Einfluss der Kirche auf das tägliche Leben der Bauern verringern würde. Die Artikel forderten auch eine gerechtere Behandlung durch die Gerichte und eine Begrenzung der Frondienste, die oft die Lebensgrundlage der Bauern stark beeinträchtigten. Diese Forderungen wurden in einer Zeit formuliert, in der die sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen für die Bauern sehr hart waren. Viele fühlten sich von den Adeligen und der Kirche ausgebeutet. Die Zwölf Artikel waren daher ein Schrei nach Gerechtigkeit und Würde.
Interessanterweise wurden sie schnell gedruckt und verbreitet, was zeigt, wie dringlich und weit verbreitet das Anliegen der Bauern war. Die Reaktion der Obrigkeit war jedoch heftig. Die meisten Forderungen wurden nicht erfüllt, und der Bauernaufstand wurde blutig niedergeschlagen. Trotz ihres Scheiterns waren die Zwölf Artikel ein wichtiger Schritt in der Geschichte der Menschenrechte in Deutschland. Sie zeigen, dass der Drang nach Freiheit und Gerechtigkeit tief in der Geschichte des Landes verwurzelt ist.
Christoph Schappeler
ein bedeutender Reformator aus St. Gallen, spielte eine wichtige Rolle bei der Reformation in Memmingen. Als ihm 1513 die Predigtstelle übertragen wurde, begann er, die Lehren Luthers und Zwinglis zu vertreten. Diese neuen Gedanken fanden schnell Anklang und zogen viele Menschen in die Kirche.

Memmingen, St. Martinskirche
Die Martinskirche zeichnet sich durch eine karge Strenge aus und steht in der Tradition der großen schwäbischen Stadtkirchen. Die barocke Kanzel, die große moderne Orgel und das Chorgestühl bringen Bewegung in den Raum. Das Chorgestühl, das zwischen 1501 und 1507 von einheimischen Künstlern geschaffen wurde, ist in Süddeutschland selten zu finden. Die Kirche war ein Ausgangspunkt der Memminger Reformation und ihr Einfluss reichte weit ins Umland. Der jetzige Martin-Luther-Platz diente bis 1529 als Friedhof.

Memmingen, St. Martinskirche, wo Schappeler predigte
Schappeler war für seine scharfe Kritik am Klerus und den herrschenden Mächten bekannt. Er forderte wiederholt, die Zahlung des Zehnten zu verweigern, was die bestehenden Autoritäten gegen ihn aufbrachte. Trotz des Widerstands durch altgläubige Pfarrer und die Obrigkeit genoss er lange Zeit den Schutz des Stadtrats.
Einer seiner größten Verdienste war sein Beitrag zur Durchsetzung der Reformation und die Unterstützung von Sebastian Lotzer bei der Formulierung der „Zwölf Artikel“. Diese Dokumente spielten eine zentrale Rolle bei den Forderungen der Bauern während der Aufstände. Nach der Niederschlagung dieser Aufstände durch den Schwäbischen Bund war Schappeler gezwungen, nach St. Gallen zu fliehen.
Er blieb dort bis zu seinem Tod im Jahr 1551 ein geachteter Prediger. Die Geschichte zeigt, wie seine Überzeugungen und sein Eintreten für Reformen trotz heftigen Widerstands fortbestanden. Schappeler war ein wichtiger Wegbereiter für die Verbreitung reformatorischer Ideen, die weit über Memmingen hinausreichten.
Sein Wirken in Memmingen und seine unerschütterliche Haltung gegenüber der Obrigkeit haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die Stadt selbst hat sich durch seine Reformen stark verändert und seine Predigten haben die Grundlage für viele spätere Entwicklungen gelegt.
Christoph Schappeler bleibt als Beispiel für Mut und Beharrlichkeit in der Geschichte der Reformation in Erinnerung. Seine Ideen und sein unermüdlicher Einsatz für die Veränderung der Gesellschaft sind heute noch relevant. Sein Leben zeigt, dass der Drang nach Reform und Gerechtigkeit tief in der menschlichen Natur verwurzelt ist.

Von der Werkstätte des bekannten Malers Bernhard Strigel sind es nur noch 2.400 km bis nach Santiago.
Doch auch anderswo im Schwäbischen setzten sich mutige Menschen an die Spitze des Aufbegehrens:
Jakob Wehe, ein Pfarrer aus Leipheim (Donau)
war maßgeblich von Martin Luthers Thesen beeinflusst und entschloss sich daher, die Reformation in seiner Gemeinde durchzuführen. Er setzte dies im Jahr 1524 in die Tat um und zog die Aufmerksamkeit und Unterstützung vieler Gemeindemitglieder auf sich. Trotz des Widerstands der Obrigkeit, die ihn suspendierte, blieb er im Amt, da die Bürgerschaft fest hinter ihm stand.
Als 1525 der Bauernaufstand ausbrach, schloss sich Wehe den aufständischen Bauern an. Es war eine turbulente Zeit, in der die Spannungen zwischen den Bauern und den Adligen einen Höhepunkt erreichten. Wehe, der mit seinen Predigten und Überzeugungen eine wichtige Rolle spielte, wurde nach der Niederlage der Bauern bei Leipheim gefangen genommen. Diese Schlacht endete mit einem Sieg der Truppen des Schwäbischen Bundes, was das Ende des Aufstands bedeutete.
Am Tag nach der Schlacht wurde Jakob Wehe, zusammen mit anderen Anführern der Revolte, hingerichtet. Dies zeigt, wie seine tiefen religiösen Überzeugungen und sein Eintreten für soziale Gerechtigkeit schließlich zu seinem Tod führten. Seine Geschichte ist ein Beispiel dafür, wie stark der Einfluss der Reformation war und wie diese Bewegung selbst in kleineren Gemeinden wie Leipheim Fuß fasste.
Wehe stand für einen Wandel und eine neue Interpretation des Glaubens, die sowohl bei den einfachen Leuten als auch bei vielen seiner Zeitgenossen Anklang fand. Trotz seines tragischen Endes bleibt sein Beitrag zur Reformation und zum Bauernkrieg in Erinnerung. Die Geschichte zeigt, wie eng religiöse und soziale Veränderungen in dieser Zeit miteinander verbunden waren. Wehes Rolle in diesem historischen Kontext war von großer Bedeutung und bleibt ein bemerkenswertes Kapitel in der Geschichte der Reformation und der sozialen Bewegungen des 16. Jahrhunderts.
Schwäbische Freilichtmuseum Illerbeuren
Einige von uns lassen sich dort, stellvertretend für Höfe aus dieser Zeit, durch das Ensemble führen.
Im Rahmen des Projekts COURAGE widmet sich das Freilichtmuseum dem bislang eingelagerten Haus aus Stölzlings. Wie lebten seine Besitzer? Wie waren ihre Arbeitsabläufe, welche Möglichkeiten hatten sie, ihr Leben aktiv zu gestalten? Was bedrückte ihr Leben derart, dass sie „auf die Barrikaden“ gingen?
Hierzu soll ein Buch entstehen, das dem Arbeiten und Leben zu Beginn des 16. Jahrhunderts im Allgäu nachgeht. Außerdem werden die Baugeschichte und das Haus Stölzlings selbst thematisiert.
Gemeinschaftsprojekt aller Partner ist ein Film, der für das Projekt produziert wird. Darin wird auch das bereits im Museum befindliche Haus Honsolgen eine Rolle spielen. Es ist zwar wesentlich jünger (Ende 18. Jahrhundert), aber sehr altertümlich gestaltet.
Mehr dazu: https://www.bauernhofmuseum.de/museum/projekt-courage
Der Bauernkrieg 1524 – 1526 im Schnelldurchlauf
Dr. Christian Pantle, Chefredakteur des Magazins „G/Geschichte“ hat sich lange mit dem Bauernkrieg beschäftigt und darüber ein Buch geschrieben. Zusammengefasst hört sich sein Kurzvortrag, den er für uns hält, so an:
Der Bauernkrieg von 1524 bis 1526 war der größte Aufstand in Europa vor der Französischen Revolution. Etwa 200.000 Bauern und Bürger beteiligten sich an diesem Konflikt, der in Südwestdeutschland begann und sich rasch ausbreitete.
Die Rebellion startete am 23. Juni 1524 mit der Stühlinger Erhebung und verbreitete sich zunächst friedlich. Anfang 1525 formierten sich in Oberschwaben drei Rebellenheere: der Baltringer, Allgäuer und Bodenseer Haufen. Diese Gruppen vereinten sich in Memmingen und verabschiedeten ihr Manifest, die Zwölf Artikel, die schnell Verbreitung fanden.

Memmingen, Kramerzunft – in einem Saal in diesem Haus entstanden 1525 die Zwölf Artikel
Der Konflikt eskalierte mit der ersten Schlacht bei Leipheim am 4. April 1525, gefolgt von der Weinsberger Bluttat am 16. April. Der Aufstand erreichte im April auch Thüringen und die Alpen. Martin Luther verfasste Anfang Mai ein Pamphlet gegen die Bauern.
Mitte Mai 1525 kam es zu entscheidenden Schlachten in Württemberg, Thüringen und dem Elsass, bei denen etwa 40.000 Aufständische getötet wurden. Weitere bedeutende Kämpfe folgten in Franken Anfang Juni.
Georg Truchsess von Waldburg spielte eine zentrale Rolle bei der Niederschlagung des Aufstands. Sein Feldzug dauerte 5,5 Monate, erstreckte sich über 1866 Kilometer und forderte 20.750 Todesopfer.
Der Bauernkrieg in Deutschland endete offiziell am 5. Dezember 1525 mit der Kapitulation von Waldshut, wobei es 1526 noch Nachbeben im Erzbistum Salzburg gab. In der Folge wurden einige Zugeständnisse an die Bauern gemacht, wie die Bezahlung von Fronarbeit und die Möglichkeit für Leibeigene, sich freizukaufen.
Insgesamt forderte der Konflikt etwa 70.000 Todesopfer in Schlachten und bis zu 10.000 durch Hinrichtungen. Der Bauernkrieg hatte langfristige Auswirkungen: 1555 erhielten die Untertanen im Reich das Recht, vor dem obersten Gerichtshof gegen ihren Landesherrn zu klagen.
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Fazit: Ein Erbe der Freiheit
Diese Reise verdeutlichte, wie der Geist der Freiheit vor knapp 500 Jahren das Allgäu und weite Teile Deutschlands erfasste. Obwohl der Bauernkrieg letztlich scheiterte, legten die Zwölf Artikel von Memmingen den Grundstein für spätere Menschenrechtserklärungen. Es ist bedauerlich, dass diese wichtigen Dokumente lange Zeit in Vergessenheit gerieten, wie der Wissenschaftsjournalist Dr. Christian Pantle anmerkt.
Die Reise durch das Allgäu bot nicht nur faszinierende historische Einblicke, sondern regte auch zum Nachdenken über die anhaltende Bedeutung von Freiheit und Menschenrechten an. Sie zeigte eindrucksvoll, wie lokale Ereignisse Teil einer größeren, landesweiten Bewegung waren, die Deutschland nachhaltig veränderte.
Heimfahrt und Barrierefreiheit
Irgendwas ist ja immer mit der Deutschen Bahn: der Aufzug im Bahnhof Memmingen zum Gleis 4 ist natürlich defekt. Keine große Freude für Menschen mit Gehbehinderung, für Kinderwagen und E-Bike-Schieber. Also muss ich mich und den Koffer nach oben wuchten. Und natürlich (?) hat der Zug von Kempten her reichlich Verspätung, was aber im Laufe der Zeit nur zu wenig Verspätung bei der Ankunft in Ulm führt. Dort geht es dankbarerweise mit dem Aufzug nach oben, über die Brücke und dann wieder hinunter und schon steht der Donautal-Zug „agilis“ bereit, um mich dem Fluss entlang nach Dillingen zu bringen: perfekt, alles geklappt! Na ja nicht ganz, in Dillingen ist natürlich (wie immer und schon seit Anbeginn der Zeiten) von Barrierefreiheit keine Rede und wir fahren außergewöhnlicherweise auf einem ganz fremden Gleis ein, das überhaupt von Barrierefreiheit noch nie was gehört hat, so dass ich also über die Treppe die Unterführung nutzen muss, aber irgendwann werden meine Nachfahren dann schon barrierefrei von allen Gleisen zum Bahnhofsvorplatz gelangen, so Gott will. Notiz an mich: bei der nächsten Wallfahrt dies zum Anlass eines inbrünstigen Gebetes nehmen.
Offenlegung
Danke für die Einladung und Übernahme aller Kosten an die Allgäu GmbH und die prima Organisation in Federführung von Frau Simone Zehnpfennig. Danke auch an alle hier nicht Genannten für ihren Einsatz zum Projekt und zum Gelingen dieser Pressereise.
Titelbild: Blick von der Waldburg Richtung Alpen. Alle Bilder, wo nicht anders bezeichnet, copyright Wolfgang Brugger.
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