Ruderfahrt auf der Loire: Schlösser, Weine & ein herrliches Flusstal

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Titelbild Ruderfahrt auf der Loire - Bild copyright Olaf Remmers für Reisefreaks Reisemagazin
  

 

Infobox
Autor:Olaf Remmers
Reisezeit:Anfang September 2025
Art der Reise:Selbst organisierte Ruderfahrt
Lesezeit: 14 Minuten
  

Wie schon in den Jahren 1978 und 1999 geht es dieses Jahr mit dem Ruderboot auf die Loire, dem „letzten ungezähmten Wildfluss Europas“, deren Wasserstand naturgemäß nicht sehr zuverlässig ist und vor deren eventuellen Niedrigwasserzonen und damit verbundenen Steinen und Sandbänken wir hinreichend gewarnt wurden. Aber wir haben beschlossen: Wir schaffen das!

Die Loire ist mit einer Länge von über 1000 Kilometern der längste Strom Frankreichs, der komplett auf französischem Staatsgebiet verläuft und nicht nur deshalb als “der französischste aller französischen Flüsse“ (Gustave Flaubert) betitelt wird. Von drei Quellen im Zentralmassiv aus fließt sie Richtung Norden bis Orléans, knickt dort scharf nach Westen ab und verläuft dann weiterhin westlich bis zur Mündung in den Atlantik.

Früher war die Loire eine wichtige Achse der Schifffahrt und des Güterverkehrs in Frankreich, heute ist sie nur noch von der Mündung bei St. Nazaire bis Nantes für größere Schiffe nutzbar. Oberhalb von Nantes bis zur Einmündung der Maine, bei Bouchemaine, wird sie von Ausflugsschiffen befahren, im übrigen Verlauf findet man lediglich Fischer und Wassersportler, z.B. uns Ruderer!

Von besonderer Bedeutung sind die nahen Weinanbaugebiete, die in der Dachmarke „Val de Loire“ zusammengefasst werden, jedoch im Gegensatz zu Deutschland fast nie direkt am Fluss liegen. Das Weinbaugebiet Loire ist nach dem Bordelais (Bordeaux) die zweitgrößte Weinbauregion Frankreichs. Die Weinbauflächen verteilen sich entlang der Loire auf einigen hundert Kilometern. Besonders bekannt und erfolgreich ist der „Crémant de Loire“, ein Schaumwein (Sekt), der die Loire zum zweitbedeutendsten Schaumweinerzeuger nach der Champagne werden ließ. Diesen und den „Rosé de Loire“ werden wir neben Rosés aus der Provence genießen. Die aktuell sehr populäre Rebe Sauvignon Blanc ist Basis hervorragender, sehr trockener Weißweine wie „Pouilly-Fumé“ oder „Sancerre“. Letzterer liegt dem Berichterstatter besonders am Herzen, sprengt jedoch die Fahrtenkasse, so dass wir auf seinen Genuss verzichten müssen.

Wegen der Schönheit des Loire-Tals, das auch „Der Garten Frankreichs“ genannt wird, ließ sich der französische Adel seit dem Beginn der Renaissance im 16. Jahrhundert bevorzugt hier nieder und errichtete fast 400 prächtige Schlösser entlang des Flusses. In dieser Zeit fand hier ein Großteil der französischen Politik statt, so dass Paris zeitweise fast provinziellen Charakter annahm.

Im Jahr 2000 wurde das Loiretal zwischen den Städten Sully-sur-Loire (50 km vor Orléans) und Chalonnes-sur-Loire (80 km vor Nantes) zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt. Teilweise bereits seit 1981 waren das Schloss Chambord, sowie die Schlösser Chenonceau (am Nebenfluss Cher) und Amboise bereits selbständige Weltkulturerbestätten. Ausschlaggebend für die Nominierung des gesamten Tales waren das reiche architektonische Erbe, insbesondere die zahlreichen Schlösser und die zweitausend Jahre alte Entwicklung des Loiretals als Kulturlandschaft. Lediglich die ersten 100 km des fast 400 km langen, zum Weltkulturerbe erklärten Loiretals erleben wir auf unserer Fahrt nicht, die übrigen fast 300 km können wir genießen! Es ist damit nach der „Völklinger Hütte“ (an der Saar) bereits das zweite Weltkulturerbe, das wir allein in diesem Jahr auf Ruder-Wanderfahrten erleben und die man hier im Reisefreak nachlesen kann.

Erster Tag: Anreise von Esslingen am Neckar nach Nouan s/ Loire

Am Mittwoch, 3. September geht’s los. Nach dem gemeinschaftlichen Verladen unseres Vierers „Helene Biedenbach“ sowie der umfangreichen Küchenausstattung, starten wir mit einem geliehenen, weißen Sprinter-Bus, der den vollbepackten Bootswagen mitsamt Küche (Kühlschrank!), Zelt, Feldbetten und Klappstühlen für die Mittagsrast zieht und mit allen acht Teilnehmern besetzt ist, in Richtung Frankreich. Die Nachtfahrt führt uns via Karlsruhe und Rastatt über den Rhein nach Frankreich und dann nördlich vorbei an Strasbourg immer weiter in Richtung Westen. Glücklicherweise gilt in Frankreich nicht die 80 km/h-Regel für Fahrzeuge mit Anhänger, so dass wir flott vorankommen. Über Nancy (Lothringen) und Troyes (Champagne) sowie Sens (Burgund) erreichen wir schließlich Orléans, südlich von Paris.

Sack und Pack werden auf unserem Bootswagen nach einem generalstabsmäßigen Plan verstaut [Bild RVE]

Nächtlicher Stopp auf einem Rastplatz im Nowhere in Frankreich [Bild REM]

StartMittagsrastAnkunftkmBemerkung
Nouan./.Vineuil17,5Baustelle!
BloisPartièreMontlouis45,4Blois umfahren, Amboise passiert
LuynesBréhémontCandes St. Martin44,7Tours umfahren
Candes St. Martin (Vienne)St. Martin-de-la-PlaceMathurin s/ Loire39,4Saumur passiert
Mathurin s/ LoireRochefortMontjean47,9Angers passiert
MontjeanAncenisOudon35,7
230,6

Zweiter Tag: Nouan – Vineuil vor Blois (18 km)

Gegen ein Uhr nachts benötigen sogar unsere beiden tapferen Fahrer einen Stopp und auf einem von LKWs völlig überfüllten Rastplatz genießen wir ein nächtliches Vesper. Nachdem wir Orléans passiert haben, beginnt der Morgen langsam zu grauen und vorbei an einem der vier Loire-AKWs, nämlich „Saint-Laurent-Nouan“, erreichen wir gegen 6 Uhr morgens unser Ziel in Nouan. Der Campingplatz und die zugehörigen Toiletten sind geschlossen und wir schlafen noch eine Stunde – dann gibt’s Frühstück mit heißem Kaffee, selbstgemachter Marmelade und ebensolchem Hefezopf am Ufer der nahen Loire. Leider ist der Himmel grau und bedeckt.

Frühstücksvorbereitungen nach der Ankunft in Nouan [Bild RVE]

Auf diesem sogen. Freizeit-Platz können wir unser Boot vorbereiten [Bild REM]

Nach dem Aufriggern der Boote geht es dann tatsächlich aufs Wasser der Loire, die uns hier sehr flach und steinig erscheint. Und schon nach 500 m Ruderstrecke setzt unser Boot „Helene“ das erste Mal auf – das kann ja heiter werden! Fast gleichzeitig beginnt es zu regnen, so dass wir eigentlich von allen Seiten nass werden! Unsere Wasserschuhe sind aber sehr hilfreich, so dass wir unser Boot schnell wieder flottkriegen und weiterrudern können. Es wird (vorläufig) wieder trocken und unser größtenteils stehender Steuermann sieht oder ahnt alle vor uns liegenden Untiefen, Steine und Sandbänke, so dass es tatsächlich zu keinem einzigen weiteren Auflaufen und Aussteigen kommt. Aber stattdessen setzt der Regen wieder ein. Schließlich kommen wir an ein ehemaliges Wehr, das hier einen Stausee begrenzte, der Seglern und anderen Wassersportlern in der Vergangenheit ein herrliches Revier bot. Wir verstehen später, dass der Stausee wohl aus ökologischen Gründen (!!) aufgelöst wurde und wir in der verbliebenen Baustelle gelandet sind. Einer unserer Mitruderer erinnert sich noch an den See von der zweiten Loirefahrt im Jahr 1999. Leider ist alles sehr verwirrend ausgeschildert, so dass wir schließlich unter fragwürdigen Umständen anlegen und mit Hilfe des gerufenen Landdienstes das Boot durch Schlamm und Brennnesseln an Land bugsieren und zu dem nahen Campingplatz in Vinueil fahren. Eigentlich hatten wir geplant, hier bei einem der wenigen Rudervereine der Loire anzulegen. Aber den erreichen wir gar nicht. Das war’s mit dem Rudern für heute – wir hatten eigentlich mehr geplant!

Die ersten Ruderschläge auf der Loire – kurz danach müssen wir schon aussteigen [Bild RVE]

Der Test beweist es: Definitiv zu flach, um zu rudern [Bild REM]

Wir sind jetzt kurz vor der Stadt Blois, die wir wegen der zahlreichen Brücken ohnehin nicht durchrudern können. Denn unter den allermeisten Brücken in diesem Bereich der Loire befinden sich Steine, Trümmer und Untiefen, die ein Durchkommen ohne Bootsschaden nahezu unmöglich machen. So entscheiden wir, auf diesem Campingplatz unser Zelt aufzubauen, auf besseres Wetter zu hoffen (das klappt schon bald!) und den restlichen Tag hier zu verbringen. Abends kochen wir Reis mit Rindfleisch und beschließen den Abend bei Rosé aus der Provence mit Gottseidank trockenem Wetter und verbringen eine fast eisige Nacht in unserem Zelt!

Anstelle des ehemaligen Sees wird zumindest eine schöne neue Fußgänger- und Radfahrerbrücke installiert [Bild REM]

Unser erstes Lager auf dem Campingplatz in Vinueil [Bild REM]

Château Royal“ in Blois, das wir leider nicht besichtigen können [Bild REM]

Die „Pont Charles de Gaulle“ in Blois ist einer der Gründe, warum wir die Stadt umfahren, anstatt sie zu durchrudern [Bild REM]

Dritter Tag (Blois umfahren): Vinueil – Partière – Amboise – Montlouis vor Tours (45 km)

Morgens strahlt die Sonne! Das ist herrlich und alle sind happy. Und so wird es auch die ganze restliche Zeit bleiben! Bei Baguette und Croissants genießen wir ein reichhaltiges Frühstück und fahren dann mit dem beladenen Bootswagen (das Beladen dauert!) bis unterhalb der letzten Brücke von Blois, wo wir gut einsetzen können. Weiter geht’s die Loire hinunter. Kurz nach einer abenteuerlichen Brücken-Durchfahrt, bei der wir viel Wasser übernehmen, gelangen wir an das eindrucksvolle „Château Chaumont“, das wir aber leider aus zeitlichen Gründen nicht besuchen können. Mittags legen wir dann am Campingplatz in Portière an und der Landdienst versorgt uns im Sonnenschein mit einem guten Vesper, das wir auf unseren Klappstühlen sitzend zu uns nehmen.

Unmittelbar nach der „Pont François Mitterand“ – mit Blick auf Blois – setzen wir wieder ein [Bild REM]

Unsere sogen. Wasserschuhe sind bei diesen Ablegebedingungen sehr angenehm [Bild REM]

Wir passieren das „Château Chaumont“ [Bild REM]

Während der Mittagsrast in Portière liegt unser Boot wunderbar am Ufer der hier ruhig und träge dahinfließenden Loire [Bild RVE]

Am Nachmittag passieren wir die Stadt Amboise mit dem „Château Royal“, das wir leider ebenfalls unbesichtigt passieren. Stattdessen beschäftigt uns die Brücke auf einer Seite der Insel, die die Stadt teilt. Nachdem wir sie besichtigt haben, entscheiden wir uns, sie nicht rudernd, sondern tragend zu bewältigen. Das ist zwar anstrengend, aber sicherer – so klappt auch das ohne jeglichen Schaden. Gleichzeitig bemüht sich der Landdienst, einen ordentlichen Supermarkt zu finden, der auch unserem riesigen Geschoss von Anhänger einen adäquaten Parkplatz bietet, also nicht im Zentrum liegen darf. Mit einem großen Umweg gelingt das schließlich in Bléré, wo wir unsere Vorräte wieder aufstocken und auch einige gute Weine für den Abend erstehen. Über abenteuerliche Wege und enge Gässchen mit haarsträubenden Fahrmanövern gelangen der Landdienst dann in Montlouis genau gleichzeitig mit den Rudern an einer möglichen Ausstiegsstelle an und wir nehmen das Boot aus dem Wasser auf den Bootswagen, weil wir am nächsten Morgen das nahe Tours aus den gleichen Gründen umfahren müssen, wie zuvor Blois (Brücken!).

Die Brücke „Pont du Maréchal Leclerc“ in Amboise führt über eine große, bewohnte Loire-Insel [Bild REM]

Das „Château Royal dʼAmboise“ können wir aus zeitlichen Gründen leider nicht besichtigen [Bild REM]

Sonnenuntergang an der Loire [Bild RVE]

Letzte Schläge vor der Ankunft in Montlouis [Bild REM]

Dieser schöne französische Zebrastreifen erlaubt uns ein sicheres Überqueren der vielbefahrenen Uferstraße in Montlouis [Bild RVE]

Auf dem nahen Campingplatz müssen wir aus unerfindlichen Gründen unseren Standort kurz vor dem Zeltaufbau wechseln, aber ansonsten werden wir auch hier wieder sehr freundlich und zuvorkommend aufgenommen. Abends gibt es Spaghetti Bolognese und alle sind zufrieden!

Vierter Tag (Tours umfahren): Luynes – Bréhémont – Candes St. Martin (Vienne) 45 km

Morgens besorgt unser Kassier wie immer zuverlässig Baguette complet und Croissants vom 900 m entfernten Boulanger und wir genießen unser perfektes Frühstück mit Wurst, Käse und einer reichlichen Marmeladen-Auswahl. Mit dem gepackten Bootswagen geht’s dann quer durch Tours, vorbei an der berühmten Kathedrale mit dem Grabmal des Heiligen Martin, der einst Bischof in Tours war. Bei einem Verleih von Booten in Luynes setzen wir wieder ein und sind zum wiederholten Mal dankbar für unsere Wasserschuhe, die vor Schlamm, Wasserpflanzen und spitzen Steinen schützen.

Der morgendlichen Kaffee duftet schon und ist gleich fertig [Bild REM]

Tours mit seiner eindrucksvollen Kathedrale „Saint-Gatien“ und dem Grabmal des Heiligen Martin umfahren wir aus rudertechnischen Gründen [Bild REM]

In Luynes unterhalb von Tours setzen wir bei einer Bootsvermietung wieder ein [Bild REM]

Nach der Mündung des Flusses Cher und einer Bogenbrücke mit vier Portalen, wo wir bei der Durchfahrt wieder einiges an Wasser übernehmen, gelangen wir nach Bréhémont und genießen bei einer nahen Kirche unsere Mittagsrast mit einem wunderbaren Marmorkuchen. Die allermeiste Zeit bietet uns die Loire eine sehr naturnahe und unverbaute Landschaft mit vielen Sandbänken und Nebenarmen des Flusses. Aber heute Nachmittag kommen wir zum AKW „Chinon“, das durch seine riesigen, hässlichen Bauten genau das Gegenteil darstellt. Glücklicherweise sind wir dann doch schnell vorbei und gelangen in eine besonders einsame Gegend, in der viele Inseln und Verzweigungen der Loire uns immer wieder vor die Herausforderung stellt, wo es wohl weitergeht. Entweder geht es ohnehin überall weiter oder wir haben viel Glück, jedenfalls kommen wir gut voran, ohne je wenden zu müssen. Dabei ist die Strömung des Flusses auch ganz ordentlich; wir ermitteln ca. 6 km/h mit großen örtlichen Abweichungen.

Am Ufer in Bréhémont vespern wir im Sonnenschein unsere französischen Köstlichkeiten [Bild RVE]

Baguette mit französischer Paté und schwäbischer Blutwurst sind die Grundlage [Bild RVE]

Dann gelangen wir an die Mündung des Flusses Vienne, die durch breite Sandstrände gekennzeichnet ist und die am heutigen Samstag von zahlreichen Menschen genutzt werden, die die letzten Sommertage genießen (wie wir). Gegen die mäßige Strömung der Vienne und den Gegenwind rudern wir einen knappen Kilometer bis zum Campingplatz „Belle Rive“ in der Ortschaft Candes St. Martin. Anstatt unser Zelt aufzustellen, mieten wir zwei Hütten, die sich als sehr „basic“ herausstellen, aber trotzdem ihr Soll erfüllen. Auch aufs Kochen verzichten wir heute und essen in dem „Restaurant“ des Campingplatzes. Auf Empfehlung des Berichterstatters entscheiden sich die allermeisten für eine Wurst namens „Andouillette“, deren Beschreibung als aus Innereien bestehend noch geschönt ist, da es sich in erster Linie um Pansen und dergleichen handelt. In Wikipedia finden wir später den Hinweis, man müsse sehr mutig sein, um sie zu essen. Wir sind alle mutig und überleben es unbeschadet. Aber man muss sie kein zweites Mal bestellen. Glücklicherweise haben wir einen sehr guten Schnaps mitgebracht, mit dem wir die Wurst begießen und anschließend gut in unseren sehr rustikalen Hütten schlafen.

In dieser rustikalen Campingplatz-Hütte „Belle Rive“ übernachten wir trotz allem recht gut [Bild RVE]

Fünfter Tag: Candes St. Martin – Saumur – St. Martin de la Place – Mathurin s/ Loire (40 km)

Morgens bringen wir unser nicht weit entfernt liegendes Boot zu Wasser, das neben einem Mountainbike-Trail im hohen Gras liegt. Flott geht es dann die Vienne zurück in die nahe Loire, wobei sich die Farben des Wassers beider Flüsse stark unterscheiden und nur überraschend langsam mischen. Der Landdienst stellt auf der Suche nach einem Parkplatz den Bootswagen in der größeren Stadt Saumur zufälligerweise vor einer Sektkellerei ab. Wir nutzen die Gunst der Stunde und statten letzterer einen kurzen Besuch ab. Es handelt sich um das „Maison Ackerman“, die 1811 gegründete, älteste Sektkellerei an der Loire. Leider haben wir nicht die Zeit, die kühlen Tuffsteinhöhlen zu besichtigen, in denen der Sekt produziert wird, aber wir nutzen wenigstens die Chance, zwei Flaschen Crémant zu kaufen, um damit heute Abend anzustoßen. Währenddessen genießen die Ruderer nicht nur eine ausgedehnte Ruderpause auf der strömenden Loire, sondern auch den Blick auf das imposante Schloss und die eindrucksvollen Bauwerke der wunderschönen Stadt Saumur.

Morgendliche Vorbereitungen direkt neben dem Mountainbike-Trail in Candes St. Martin [Bild REM]

Über den Nebenfluss Vienne geht’s morgens zurück in die nahe Loire [Bild REM]

Dann müssen wir uns schon wieder sputen, um die Mittagsrast in St. Martin-de-la-Place vorzubereiten, was uns gerade noch gelingt. Währenddessen haben die Ruderer ein weiteres gutes Stück der Loire bewältigt, die nunmehr durch zahlreiche rote und grüne Tonnen gekennzeichnet ist, denen wir brav folgen und die uns über die Loire mäandern lassen und damit den Vorteil bieten, nicht auf Sandbänke oder tote Flussarme zu stoßen und immer die stärkste Strömung nutzen zu können.

Je weiter wir vorankommen, desto weniger herausfordernd ist das Passieren der Brücken [Bild REM]

Mittagspause am weißen Loire-Strand in St. Martin-de-la-Place [Bild RVE]

Die Anzahl der Schlösser und Schlösschen nimmt zu und genau gegenüber von unserer Mittagsrast liegt auf der anderen Loireseite auch ein repräsentatives Exemplar. Zu Mittag genießen wir französischen Paté und andere Köstlichkeiten, die wir zuvor erstanden haben. Am heutigen Sonntagnachmittag ist einiges los an der sonst so ruhigen Loire und wir begegnen ein paar rustikalen Booten mit Segel und Motor sowie zwei volksfestartigen Veranstaltungen in kleinen Ortschaften am Ufer. Schließlich erreichen wir mit Mathurin s/ Loire einen Ort an einer riesigen Loirebrücke (zwischenzeitlich ohne die Herausforderungen, die wir zuvor an Brücken hatten) mit einem netten kleinen Campingplatz, zu dem wir die nächsten Tage immer zurückfahren werden, um die Zeit für den ewigen Zeltauf- und -abbau zu sparen und da hier die Einrichtungen sehr neu und sauber sind.

Das ist eines der größten Boote, die uns auf der Loire begegnen – Freizeit à la française [Bild REM]

Das Schloss Saumur aus dem 13. Jahrhundert in einer eindrucksvollen Lage oberhalb der Loire [Bild RVE]

Abends stoßen wir mit einem hervorragenden „Crémant de Loire Royal“ vom „Cave Ackerman“ an [Bild REM]

Abends gibt’s nach dem Aperitif in Form des heute erstandenen CrémantsAckerman Royal“ schwäbische Linsen und Spätzle. Anschließend machen wir uns zu Fuß auf, um über die riesige Brücke auf die andere Loireseite zu gelangen. Dabei genießen wir das herrliche Restlicht der bereits untergegangen Sonne, die die Loire in wunderschönes Abendrot taucht. Leider kommen wir aber nicht in den Genuss des angekündigten September-Blutmondes, da Wolken aufziehen.

Ankunft in St. Mathurin an der hier bereits sehr breiten Loire [Bild REM]

Sechster Tag: Mathurin – Angers – Rochefort – Montjean (48 km)

Heute können wir unser Zelt stehen lassen, da wir auf dem angenehmen Campingplatz bleiben werden und sparen damit einige Zeit ein. Die „Managerin“ begleitet uns zu unserem Boot, da sie Aufnahmen von uns auf ihre Website stellen möchte. Das erinnert an unsere Seine-Trimmfahrt 1984, als uns Reporter unterhalb des Eiffelturms bei der Ankunft fotografierten und es in die Zeitung stellen wollten (damals noch ohne Internet). Aber welche Zeitung wir tags drauf auch aufschlugen, wir fanden nichts. Unter Umgehung der zahlreichen „Minen“ auf der Wiese bringen wir unser Boot zu Wasser und es geht weiter die Loire abwärts, wobei ein Ruderkollege sich als Profi beim Steuern durch die zahlreichen Bojen erweist, die uns mäandernd vom rechten zum linken Ufer und sofort wieder zurück führen. Wir passieren einige Ortschaften, die immer von sehr hohen Kirchtürmen dominiert werden. Von der 2000 Jahre alten Stadt Angers mit ihren zahlreichen Baudenkmälern sehen wir vom Wasser aus leider fast nichts. Kurz nach Angers mündet der Fluss Maine bei Bouchemaine in die Loire und ab hier soll Schiffsverkehr möglich sein; allerdings begegnet uns kein einziges größeres Schiff.

Unsere von der nächtlichen Kühle feuchten Feldbetten trocknen in der morgendlichen Sonne [Bild REM]

Zur Mittagsrast legen wir in Rochefort an, wo wir wiederum unsere französischen Köstlichkeiten samt Kronenbourg-1644-Bier und Vin Rosé genießen. Am Nachmittag kommen wir dank der recht stark strömenden Loire flott voran. Übrigens sind die anwesenden Teilnehmer der letzten Loirefahrt (1999) der Meinung, damals sei der Wasserstand deutlich niedriger gewesen als in diesem Jahr und man habe zwischen den Sandbänken teilweise nur die Köpfe der Ruderer anderer Boote sehen können. Teilweise ist die Loire hier sogar etwas kanalmäßig ausgebaut, allerdings fragt sich: Für wen? Schiffe fahren hier ja keine. Schließlich kommen wir am späten Nachmittag am heutigen Etappenziel in Montjean an, legen unmittelbar nach einer weiteren riesigen Hängebrücke an und verstauen unser Boot am Ufer. Der Landeplatz ist von lokaler, moderner Kunst geprägt, so von den Edelstahl-Möwen „Les Sternes“ von Cristophe Batardière, wie uns ein Schild wissen lässt.

Zahlreiche Bojen und eine gute Strömung weisen uns den Weg auf der hier sehr breiten Loire [Bild REM]

Gleich nach dieser riesigen Brücke – die auf weit höhere Wasserstände verweist – legen wir in Montjean an [Bild REM]

Dieser stilisierte Gorilla-Kopf wacht mit Sicherheit heute Nacht über unser Boot [Bild REM]

Die 40 km lange Rückfahrt über kleine Landstraßen und durch zahlreiche Ortschaften zu unserem Campingplatz in Mathurin zieht sich ziemlich hin und wir sind ehrlich erstaunt, in welch kurzer Zeit wir diese Strecke auf der Loire rudernd zurücklegen konnten. Nach dem Abendessen verbringen wir hier die zweite Nacht im Zelt und entscheiden, noch eine dritte zu bleiben, und zwar in den angebotenen Hütten des Campingplatzes, um unser derzeit knochentrockenes Zelt einzupacken, da für die folgende Nacht heftiger Regen angekündigt ist.

Wohlschmeckendes lokales Bier „La Piautre“ (benannt nach dem typischen Steuerruder eines Loire-Kahns) … [Bild REM]

… sowie „Rosé de Loire“ erlauben uns, einen schönen Abend auf dem sehr angenehmen Campingplatz in Mathurin zu gestalten [Bild REM]

Siebter Tag: Montjean – Ancenis – Oudon (vor Nantes) 36 km

Von Montjean und seinen Kunstwerken aus geht es am nächsten Morgen bei gutem Wetter weiter die Loire hinunter. Die Strömung und die Bojen begleiten uns wie am Vortag. Mittag machen wir dann in der größeren Stadt Ancenis, wo der Landdienst die städtische Tischtennisplatte im Park zu einem kleinen Buffett umfunktioniert. Hier sehen wir dann auch das erste größere Schiff, in Form eines vor Anker liegenden weißen Fluss-Kreuzfahrtschiffes. Wir müssen uns dann ziemlich beeilen, da sich ab Ancenis die Tide auswirken soll, die hier angeblich fünf Meter (!) ausmacht und die Wetter-App beim Ablegen prophezeit, es solle in 5 min zu regnen beginnen! Aber glücklicherweise merken wir weder etwas von der beginnenden Flut noch von dem Regenschauer! So kommen wir dann sehr gut und trocken in Oudon an, unserem Ziel dieser Wanderfahrt. Bei einem Bootsverleih nehmen wir unser Boot aus dem Wasser, reinigen es grob vom Sand und Schlick der Loire und verladen es auf unserem Hänger.

Start in Montjean bei wiederum herrlichem Wetter [Bild REM]

Mittag in Ancenis in der Nähe der riesigen „Pont de Loire“ [Bild RVE]

Zurück auf unserem Campingplatz in Mathurin beziehen wir unsere engen, aber sauberen Hütten, bauen das Zelt (immer noch trocken!) ab und machen Abendessen. Ein Pastis und unsere restlichen Wein- und Bierbestände tun ein Übriges für einen gelungenen, letzten Abend.

In solchen Hütten verbringen wir die letzte Nacht in Mathurin [Bild RVE]

Achter Tag Rückreise Teil 1: Mathurin s/ Loire – Chenonceau – Toul

Nachdem alles verpackt und von „unseren Profis für gut befunden wurde“, starten wir in Richtung Chenonceau, wo wir das berühmte, am Nebenfluss Cher gelegene, Château besichtigen wollen. Mit 800.000 Besuchern p.a. ist es nach Versailles das meistbesuchte Schloss Frankreichs!

Das „eleganteste, feinste und originellste der Loire-Schlösser“ wird auch das Schloss der Damen („Château des Dames“) genannt, denn es waren immer Frauen, die seine Geschichte bestimmten. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts kam die ehemalige Wassermühle in den Besitz der französischen Krone. Diane de Poitiers prägte das Aussehen des Schlosses ebenso, wie es ihre berühmte Nachfolgerin Katharina von Medici tat, der die Anlage ihre berühmte „Galerie“ mit dem prägenden schwarz-weißen Boden zu verdanken hat. Böse Zungen sprechen in diesem Zusammenhang auch vom „Zickenkrieg auf Chenonceau“. Nachdem die Gebäude seit Ende des 17. Jahrhunderts aufgegeben und nicht mehr bewohnt waren, gingen sie in den Besitz verschiedener, reicher, bürgerlicher Familien über und sind heute Eigentum des Schokoladen-Fabrikanten Meunier.

Der Besuch des Schlossers Chenonceau kompensiert die vielen von uns nicht-besuchten Schlösser der Loire [Bild REM]

Der eindrucksvolle Festsaal in der oberen Etage des Schlosses [Bild REM]

Zur Schreibweise: Château Chenonceau – ohne „x“ am Ende; der Unterschied in der Schreibweise stammt aus der Französischen Revolution, als die damalige Besitzerin sich durch das Weglassen des Buchstabens vom nahen Ort absetzen wollte. Seitdem wird der Ort mit und das Schloss ohne „x“ geschrieben.

Wir haben wieder Glück mit dem Wetter und begehen zunächst die spektakulären Gärten, die seinerzeit bereits zum Modernsten gehörten und seitdem in dieser Form erhalten werden. Im Inneren beeindruckt uns sehr die sogenannte „Galerie“, ein Festsaal mit 80 x 6 m Größe, der direkt oberhalb des Cher liegt, sowie die Küche und der täglich erneuerte Blumenschmuck in den zahlreichen Vasen.

Er war – natürlich – auch hier: Der „Roi-Soleil“ Louis XIV. [Bild RVE]

Der Fluss Cher, der unter dem Schloss hindurchfließt, wäre sicherlich auch einmal ein tolles Ziel, allerdings wird er durch zahlreiche, funktionsuntüchtige Schleusen unterbrochen [Bild REM]

Nach zwei Stunden drängt bereits der Termin zur Weiterfahrt, da wir heute noch bis Lothringen fahren wollen. Glücklicherweise sind die französischen Autobahnen weitaus weniger befahren als in Deutschland (auch bedingt durch die halbe Bevölkerungsdichte hier in Frankreich im Vergleich zu Deutschland!) und wir kommen gut voran, da sich unsere beiden Fahrer von nichts ablenken lassen. Unterwegs reservieren wir online ein Hotel in Toul, einem Vorort von Nancy, wo wir schließlich um 21 Uhr nach 777 km ankommen und es gerade noch schaffen, in einem chinesischen Restaurant einen Tisch und ein recht gutes Abendessen zu bekommen, nachdem wir sogar einen Parkplatz für unser langes Geschoss gefunden haben. Alles Andere ist bereits geschlossen.

Neunter Tag Rückreise Teil 2: Toul – Esslingen

Morgens frühstücken wir in einer nahen Bar unsere gegenüber gekauften Croissants und setzen unsere Fahrt über Strasbourg und Rastatt in Richtung Esslingen fort, wo wir um 15 Uhr wohlbehalten ankommen und alles gründlich reinigen und aufräumen. Damit endet unsere wunderbare und harmonische Trimmfahrt auf der Loire, die schon so oft geplant und verschoben wurde. Vielleicht dient sie auch als Inspiration für den Einen oder Anderen, diese wunderschöne und so geschichtsträchtige Gegend nochmals per Auto und/oder Fahrrad zu erkunden – es lohnt sich!

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