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Autor: | Olaf Remmers |
Reisezeit: | Ende Mai 2025 |
Art der Reise: | Privat organisiert |
Lesezeit: | 11 Minuten |
Bereits frühzeitig wurden wir im Ruderverein Esslingen mit einem analogen Aushang am Schwarzen Brett (!) auf die Himmelfahrts-Wanderfahrt auf der Saar hingewiesen, so dass sich letztlich 17 Teilnehmer fanden, die je nach Gusto Übernachtungen im Feldbett, im Ruderverein, im B&B-Hotel, im Mehrbettzimmer oder in der Pension „Saartal“ buchten. Gerudert wird in drei Fünfern, d.h. es verbleiben zwei Personen für den Landdienst, um unser Gepäck und die Küchenutensilien zu fahren. (Die Zeiten, in denen es beim Rudern ausschließlich Einer, Zweier, Vierer und Achter gab, sind wohl endgültig vorbei.)
Wie in alten Zeiten wird der Kostenbeitrag aller Teilnehmer beim Start in bar eingesammelt! Entgegen dem Wanderfahrts-Motto unserer Jugendzeit „Berge von unten, Kirchen von außen und Kneipen von innen“, wollen wir uns dieses Jahr auch der Kultur in verschiedenen Formen widmen, worunter allerdings die tägliche Kilometer-Leistung nicht unerheblich leidet und wir letztlich nur gut 100 km rudern werden, was aber den mitrudernden Neulingen mit Sicherheit nicht unrecht ist.
Der Bootswagen mit drei Booten ist geladen und im strömenden Regen geht’s schon bald los [Bild REM]
Die Saar ist der größte Nebenfluss der Mosel. Sie kommt mit ihren beiden Quellflüssen (Weiße und Rote Saar) aus den Vogesen. Ihr Oberlauf in Lothringen ist landschaftlich recht reizvoll, aber für Ruderboote weniger geeignet. Von Sarreguemines bis kurz vor Saarbrücken ist die Saar die Grenze zwischen Frankreich und Deutschland; ab Saarbrücken ist sie dann beidseitig deutsch. Beginnend Ende der 70er Jahre wurde die Saar zwischen Saarbrücken und der Mündung in die Mosel zur Großschifffahrtsstraße incl. Hochwasserschutz ausgebaut. Ab Dillingen begegneten uns immer wieder große Flussschiffe mit bis zu 140 m Länge – nicht zu vergleichen mit den „Schiffchen“ auf dem Neckar.
Die Saar von Völklingen über Merzig und die Saarschleife bei Orscholz sowie Saarburg bis zur Mündung in die Mosel bei Konz
Anreise und Rudern von Saarbrücken bis zur Schleuse Burbach
Am Mittwoch, 28. Mai geht’s los beim Ruderverein in Esslingen. Nach dem morgendlichen Verladen der Boote, das recht flott klappt, starten wir mit zwei geliehenen, dunkelroten Renault-Bussen, die den vollbepackten Bootswagen und den nicht minder vollen Küchenanhänger ziehen und mit jeweils acht bzw. neun Personen besetzt sind, in Richtung Saarland und laden die Boote bei der Saarbrücker Rudergesellschaft „Undine“ ab. Alle sind froh, als wir nach fünf Stunden (!) und zahlreichen Staus tatsächlich bei (leichtem) Sonnenschein in Saarbrücken ankommen.
Das erste Boot ist ruderbereit [Bild RVE]
Und unsere Skulls (Ruder) ebenfalls [Bild REM]
Die Räumlichkeiten der Rudergesellschaft sind fast beeindruckend zu nennen und umfassen neben einer perfekt ausgestatteten Küche, Trainingsmöglichkeiten sowohl für Ruderer als auch für die 2/3 der Mitglieder, die sich ausschließlich an Geräten zum Muskelaufbau betätigen, auch ausreichend Platz für diejenigen unter uns, die bei der Rudergesellschaft übernachten. Die übrigen bevorzugen ein Hotel und finden im nahen B+B ein akzeptables, wenn auch nicht luxuriöses Quartier.
Nach einem gemeinsamen Vesper soll es aufs Wasser gehen, allerdings ist von der Sonne nicht mehr viel zu sehen. Während die Mannschaft im Boot „Schwaben II“ trotz bald einsetzenden Regens losrudert, sind die anderen beiden Mannschaften etwas fauler, aber auch etwas schlauer und entscheiden sich schließlich, gar nicht erst loszurudern. Währenddessen rudert die Schwaben-Mannschaft durch die Stadt Saarbrücken auf der noch recht schmalen Saar und entscheidet sich nach Handy-Abstimmung dann aber auch, im strömenden Regen bei der Schleuse Burbach am Stadtrand Saarbrückens die Boote abzulegen und die Fahrt für den ersten Tag zu beenden. Nach Wartezeit gegenüber der einladenden Kneipe „Bierhölle“ werden sie von einem der Busse abgeholt und zurück zur „Undine“ in Saarbrücken gefahren.
Der Regen am ersten Tag schockt uns (fast) gar nicht [Bild RVE]
Unter der kundigen Anleitung von Wolfram wird Spaghetti Bolognese gekocht und schließlich gegen 21 Uhr mit großem Appetit verspeist. Die verfügbaren Rotweine reichen gerade so und von deren Qualität werden wir in den nächsten Tagen noch träumen, was wir zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht ahnen. Anschließend nutzen wir die Zeit und machen eine „Vorstellungsrunde“, da doch viele Teilnehmer sich gegenseitig noch gar nicht kennen. Dabei lernen wir viele interessante Details aus der persönlichen, beruflichen und ruderischen Erfahrung der Einzelnen kennen.
Die Spaghetti Bolognese sind einfach super! [Bild REM]
Besichtigung UNESCO Weltkulturerbe „Völklinger Hütte“ und Rudern von Schleuse Burbach bis Kanuclub Saarlouis
Der Tag empfängt uns mit Sonnenschein – das ist wunderbar und alle sind happy! Nach dem sehr guten, gemeinsamen Frühstück in den Räumlichkeiten der Rudergesellschaft fahren wir mit unseren Bussen (und ohne Boote) in das nicht weit entfernte Völklingen, um hier das UNESCO-Weltkulturerbe „Völklinger Hütte“ zu besichtigen, wo unser Bernhard dankenswerterweise Tickets und eine persönliche Führung reserviert hat. Während ein Teilnehmer das Ganze als „einen Haufen Schrott“ bezeichnete, stellen wir ganz schnell unter der sachkundigen und humorvollen Leitung eines ehemaligen Mitarbeiters der Hütte fest, welches technische und historische Wunderwerk wir besichtigen dürfen.
In der Völklinger Hütte [Bild RVE]
Hier ist alles einfach etwas größer: Schwungrad im Maschinensaal [Bild REM]
Ein paar Sätze zur Einordung kann ich dem Leser nicht ersparen: Die „Völklinger Hütte“ ist ein 1873 gegründetes Eisenwerk in der saarländischen Stadt Völklingen, das bis 1986 produzierte und dann endgültig stillgelegt sowie als Industriedenkmal unter Denkmalschutz gestellt wurde. 1881 kauften die Gebrüder Röchling die zuvor bereits einmal stillgelegten Anlagen und wenig später konnte der erste von sechs Hochöfen in Betrieb gehen. 1890 waren die „Röchling’schen Eisen- und Stahlwerke“ der größte Eisenträgerhersteller Deutschlands. Während des Ersten Weltkrieges arbeiteten hier über 1400 russische Kriegsgefangene sowie Zwangsarbeiter aus Polen, Belgien, Frankreich und Italien. Mindestens 143 von ihnen kamen in dieser Zeit zu Tode! Nach dem Ersten und nochmals nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die „Völklinger Hütte“ unter französische Verwaltung gestellt. Im Jahr 1965 zählten die gesamten Produktions- und Verwaltungsbereiche der „Völklinger Hütte“ insgesamt wieder 17.000 Mitarbeiter! Die weltweite Stahlkrise erfasste 1975 auch die „Völklinger Hütte“ und so wurde sie schließlich 1986 endgültig stillgelegt. Anfang der 1990er Jahre wurde das Industriedenkmal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Seither finden auf dem Gelände verschiedenste
Kulturveranstaltungen statt. Das Spektrum reicht vom Open-Air-Rockkonzert über Kammermusik bis hin zu Ausstellungen über Mensch, Natur und Technik. Wir haben das Glück, während unserer Besichtigung die Ausstellung „The True Size of Africa“ über die Kolonialgeschichte zu erleben. 1994 erklärte die UNESCO die „Völklinger Hütte“ zum
Weltkulturerbe. Das heutige Welterbe umfasst mit 7,5 Hektar Grundfläche nur einen Bruchteil des rund 260 Hektar großen Völklinger Saarstahl-Areals.
Alle Treppen und Begehungen sind safe, da sie jährlich überprüft und ggfls. ersetzt werden [Bild REM]
In der Völklinger Hütte gab es auch eine Kokerei zur Herstellung der in den Hochöfen erforderlichen Koks [Bild REM]
Ebenfalls in der Kokerei [Bild REM]
Einer der zahlreichen Elektromotoren [Bild REM]
Die dreistündige Besichtigung vergeht wie im Fluge und wir lernen sehr viel über die Technik und die unglaublich schlimmen Arbeitsbedingungen, aber auch über die sozialen Standards und den engen Zusammenhalt der Mitarbeiter, die vielfach über mehrere Generationen hinweg in der „Völklinger Hütte“ ihren Lebensunterhalt verdienten. Ich kann das hier nicht alles wiedergeben und jedem Interessierten nur raten: Fahr‘ hin und schau‘ es Dir selbst an!
In der Völklinger Hütte [Bild REM]
Wie sich der aufmerksame Leser sicherlich erinnert, sind wir ja eigentlich zum Rudern hier! So geht es bei trockenem Wetter ab der Burbacher Schleuse bzw. für zwei der drei Boote sogar ab Saarbrücken saarabwärts bis zur Mittagsrast beim Völklinger Kanuclub. Da es im gesamten Saarland lediglich zwei Rudervereine gibt, die sich auch noch beide in Saarbrücken befinden, sind wir zum Anlegen und Rasten auf die zahlreichen Kanuclubs an der Saar angewiesen, so auch hier in Völklingen. Der Kanuclub ist zwar geschlossen, da wir aufgrund der wetterbedingten Verzögerungen nicht angemeldet sind; aber es gibt wenigstens ein paar Bierbänke, die wir nutzen, um unser Vesper im Sonnenschein zu uns zu nehmen.
Nach der Mittagspause im Kanuclub Völklingen geht’s weiter [Bild REM]
Zwei Boote gleich nach dem Ablegen [Bild REM]
Unser abendliches Ziel, den Kanuclub Dillingen, erreichen wir nicht ganz und beordern den Landdienst zum
Kanuclub Saarlouis um, wo wir schließlich um 19:30 Uhr bei herrlichem Wetter ankommen und von dort mit unseren Bussen nach Saarbrücken zurückfahren, wo wir auch die zweite Nacht verbringen. Wolfram verwöhnt uns auch heute mit seinen Kochkünsten und wir genießen zu fortgeschrittener Stunde Putengeschnetzeltes mit Bulgur – eine ausgezeichnete Kombination, die allen sehr gut schmeckt. Aufgrund des Feiertags konnten die dezimierten Rotweinbestände leider nicht aufgestockt werden und wir tun uns ersatzweise am saarländischen Bier gütlich.
Warten an der Schleuse Rehlingen [Bild REM]
Rudern vom Kanuclub Saarlouis bis Dreisbach an der Saarschleife
Mit Sack und Pack geht es morgens wieder nach Saarlouis, wo wir zum wiederholten Male auf die Truppe vom Aschaffenburger Ruderclub treffen, die parallel zu uns eine ähnliche Tour mit ihren zwei Riemenvierern machen. Bei herrlichem Wetter mit Sonnenschein und leichter Brise geht es durch die relativ ebene Landschaft bis nach Merzig. Hier haben wir das Glück, das an einem der zahlreichen Bootsverleihe gerade ein Fest aufgebaut wird und wir die nagelneuen Teaktische und -stühle sowie Sonnenschirme nutzen können. Leider wird das Fest aber erst am nächsten Tag eröffnet, so dass wir keine Getränke erstehen können. Mit Müh‘ und Not schafft es der Landdienst, uns dann mit eigenen Getränken und Sonstigem zu versorgen.
Unsere Boote während der Mittagspause im Merzig [Bild REM]
Der Landdienst, oder Landkommando wie einige sagen, ist heute etwas im Stress, da er die Anhänger von Saarbrücken bis Saarburg bringen muss, um dann ohne Hänger zurückzufahren zum Mittag in Merzig und schließlich die Ruderer in Dreisbach abholen soll. Aber sie schaffen das!
Wir rudern währenddessen bei anhaltend gutem Wetter und sich drastisch ändernder Landschaft in Richtung der berühmten Saarschleife. Es tun sich immer mehr steile und bewaldete Hügel am Ufer auf, keine Industrie und keine lärmende Autobahn A8 am Ufer stören wie zuvor die Ruhe, außerdem wird es grüner und grüner – richtig herrlich! Schließlich erreichen wir den beschaulichen Ort Dreisbach und sind damit tatsächlich wieder in unserem originalen Plan! Der Ort beherbergt mit dem „Bootshaus an der Saarschleife“ ein saarländisches Ruder-Leistungszentrum, das derzeit von einigen niederländischen Ruderer genutzt wird, die uns das Anlegen leider nicht einfach machen.
Bei Dreisbach vor der Saarschleife mit Blick auf den sogen. „Baumwipfelpfad“ [Bild REM]
Nach einem (mitgebrachten) Bier auf der großen Terrasse im Schatten trifft auch der Landdienst ein und fährt uns auf einer abenteuerlichen Strecke nach Orscholz hinauf, wo wir den 180 m hoch über dem Fluss gelegenen
Aussichtspunkt Cloef erreichen. Die Aussicht auf die gesamte
Saarschleife, die Burgruine Montclair und den einzigen unmittelbar an der Saarschleife gelegenen Ort Dreisbach, zu dem man mit einer Fähre übersetzen kann, ist grandios; unverständlicherweise ist der 1250 m lange
Baumwipfelpfad „Saarschleife“ bereits um 17 Uhr geschlossen. So begnügen wir uns mit der kostenlosen Aussichtsterrasse, die einen ebenso schönen Blick auf die Saarschleife erlaubt, die zu den bekanntesten und am besten vermarkteten Sehenswürdigkeiten des Saarlandes gehört. Hier sind wir darüber hinaus Zeugen eines Heiratsantrages auf Knien und eine junge Dame versucht freundlicherweise, uns alle auf ein Bild zu bekommen. Jetzt ist uns also der Blick von oben vor Augen geführt worden und wir ahnen, was wir morgen beim Durchrudern der Saarschleife erwarten können.
Die Saarschleife vom Aussichtspunkt Cloef [Bild RVE]
Mit unseren Bussen geht es dann nach
Saarburg im benachbarten Rheinland-Pfalz, wo wir im dortigen
Saarburger Ruderclub 1925 die nächsten zwei Nächte verbringen werden. Einige nächtigen direkt in der zweifelhaften Bootshalle des Rudervereins während andere in der
Pension „Saartal“ Quartier beziehen, wo man für wenig Geld sehr gut und sauber unterkommt.
In Saarburg mit Blick über die Saar auf die namensgebende Burg [Bild REM]
Saarburg zur blauen Stunde [Bild REM]
Zu Abend kredenzt unser Wolfram mit seiner Crew heute Tortellini mit einer hervorragenden, pikanten Sauce, die von Pilzen dominiert wird – alle sind begeistert! Und genau gegenüber liegt die eindrucksvolle Burg von Saarburg, die in der blauen Stunde zunehmenden in der Dunkelheit verschwindet, die die Fotografen unter uns zu mehr oder weniger großartigen Aufnahmen inspiriert. Währenddessen lernen wir auf dem Anleger des Rudervereins die ehemalige Weinkönigin kennen, die aus dem nahen Ort Serrig stammt! Ein weiteres Highlight der Tour! Sie schwärmt vom hiesigen Wein – ab der Landesgrenze vom Saarland zu Rheinland-Pfalz gibt es plötzlich Weinbau an der Saar, den wir im Saarland vergeblich suchten. Sie lädt uns zum Weinfest am ersten Wochenende im September ein – wir wollen nicht ausschließen, es wahrzunehmen!
Rudern von Dreisbach (Saarland) bis Saarburg (Rheinland-Pfalz)
Nach dem Frühstück fahren wir morgens mit den beiden Bussen kreuz und quer durch die „Saarschleifen-Gegend“ nach Dreisbach zurück, wo die Boote auf uns warten. Es zeichnet sich schon beim Einsteigen ab, dass heute ein sehr heißer und sonniger Tag wird, den wir mit viel Sonnencreme einläuten – teilweise mit Faktor 100 aus den USA! Wenige Kilometer nach Dreisbach kreuzen wir am Beginn der Saarschleife die einzige (Personen)-Fähre des Saarlandes und sind dann schon bald unterhalb des Baumwipfelpfads, den wir noch lange vom Wasser aus sehen können, da er alle Bäume weit überragt.
Auch ohne Drohne gelang dieses Foto [Bild RVE]
Nach dem Ende der Saarschleife nähern wir uns auch schon der Schleuse Mettlach, die wir gemeinsam mit einer der zahlreicher werdenden Yachten nutzen, ohne groß warten zu müssen. Der anschließende Ort
Mettlach wird nicht nur durch eine stilisierte, grüne Hängebrücke geprägt, sondern auch durch das Headquarter und das Outlet des weltberühmten Porzellanherstellers
Villeroy & Boch. Ob des wenigen uns zur Verfügung stehenden Raumes auf unseren Booten verzichten wir allerdings auf den Kauf eines großen Services.
Wir müssen unser Rudern immer wieder durch Trinkpausen unterbrechen, denn ohne Wasserzufuhr trocknet man bei der aktuellen Hitze schnell aus. Später bilden sich die ersten Wolken am Himmel und in Anbetracht der Gewittergefahr verzichten wir auf eine Mittagspause, sondern rudern tapfer weiter, selbst als der Landdienst uns vom Ufer aus nicht eindeutige Signale sendet. Nachdem wir die Schleuse in Serrig genutzt haben, kommen wir dann trocken und safe am Ruderverein in Saarburg an. Kaum sind unsere Boote an Land, bricht ein mordsmäßiges Gewitter los, das wir vespernderweise in der Bootshalle überstehen.
Einfahrt in die Schleuse Serrig mit Blick auf den ersten Weinberg der Saar, d.h. wir sind in Rheinland-Pfalz [Bild REM]
Nach dem Schleus-Vorgang liegen wir gute 15 m tiefer! [Bild REM]
Nach einigen Nachläufern verzieht sich das Unwetter und wir können unseren Plan verfolgen, die pittoreske Stadt Saarburg mit einer Führerin, die uns die Weinkönigin vermittelt hat, zu erkunden. Saarburg ist eine sehr alte Siedlung, in der bereits lange vor der ersten Jahrtausendwende viele Fischer in einfachsten Unterkünften lebten. Später kam die heute noch das Bild prägende Burg hinzu, die abwechselnd von Fürsten und Bischöfen beherrscht wurde, die sich nicht groß für die Bevölkerung interessierten. Fischerei, Schifffahrt und Lederherstellung prägten neben dem Weberhandwerk das Wirtschaftsleben. Durch die Umlenkung des Leukbaches konnten seinerzeit mehrere Mühlen installiert und betrieben werden, die der Stadt, neben der bis 2002 noch arbeitenden
Glockengießerei „Mabilon“, einigen Wohlstand brachten. Saarburg wechselte mehrfach hin und her zwischen Frankreich und Deutschland (Preußen). Die
Hackenberger Mühlen und der in einen innerstädtischen Wasserfall übergehende Leukbach prägen das Stadtbild mit seinen zahlreichen Restaurants und Biergärten bis heute, die auch unter „Klein-Venedig“ bekannt sind.
Eine der drei Mühlen im Zentrum Saarburgs [Bild REM]
„Klein-Venedig“ ist sehr einladend [Bild REM]
Es werden auch Rundfahrten in Oldtimern angeboten [Bild RVE]
In einem dieser Gasthöfe essen wir dann zu Abend und bewundern insbesondere die aus dem Toilettenfenster zu beobachtenden, steil abfallenden Mauern gegenüber den alten Mühlen mit ihren Wasserrädern. Leider motiviert uns der verbliebene Weinvorrat unserer Küche im Ruderverein nicht, länger zu bleiben. Aber in unserer Pension „Saartal“ gibt es einen Kühlschrank mit gut gekühlten Saarweinen, die uns sehr interessieren (und munden) und an denen wir uns auf der Terrasse vor dem Schlafengehen gütlich tun. Laut der uns bekannten Weinkönigin seien „…
die Saarweine die besten Moselweine“ – wir glauben es einfach bis zum Beweis des Gegenteils.
In diesem alten Gasthof essen wir zu Abend [Bild REM]
Rudern von Saarburg bis zur Saarmündung in die Mosel bei Konz und weiter bis Trier an der Mosel sowie anschließende Rückfahrt
Unser letzter Tag, der 1. Juni, bricht an und die Bewölkung tut der geröteten Haut der meisten Ruderer recht gut. Von Saarburg aus rudern wir die letzten 12 km bis zur Saarmündung in Konz und lassen uns davor ein letztes Mal in einer Saarschleuse mit 15 m Hubhöhe hinunterschleusen („Wir sind tief gesunken.“). Die Saar wird immer breiter, die Hügel ziehen sich zurück und plötzlich befinden wir uns schon in der noch viel breiteren Mosel beim km 200. Der Trierer „Ruderverein Treviris 1921“ liegt nur wenige Kilometer weiter moselabwärts, allerdings müssen wir zunächst noch die Schleuse Trier hinter uns bringen. Mit 7 m Hubhöhe ist sie für uns „erfahrene Saarschleuser“ keine Herausforderung mehr, trotzdem lässt uns der Schleusenwärter ewig warten. Aber schließlich ist auch das geschafft. Und kurz danach nimmt uns bereits der Landdienst am Anleger in Empfang.
Das Vorbereiten der Boote vor dem Start in Saarburg [Bild RVE]
Die Boote sind schwer und alle müssen mit anpacken [Bild RVE]
Start zum letzten Rudertag unterhalb der Burg von Saarburg [Bild REM]
Vor der letzten Schleuse gibt es etwas Wichtiges zu sehen [Bild RVE]
Der Ruderverein Treviris wurde unlängst komplett neu erstellt (der Berichterstatter kennt noch die alten Räumlichkeiten, die abschreckend waren) und glänzt mit tollen Trainings- und Sozialräumen, die allerdings noch nicht 100% fertiggestellt sind. Aber dafür haben wir kaum ein Auge, sondern alle Teilnehmer stürzen sich darauf, die Boote und Küchenutensilien wieder zu verladen, was wirklich im Rekordtempo gelingt – Hut ab! Nach einem Vesper – leider wiederum nur im Stehen – geht’s um 16 Uhr auf die Piste in Richtung Esslingen. Die Strecke über Kaiserslautern, Mannheim und Heilbronn ist trotz der Rückreiseverkehrs nach dem verlängerten Wochenende nicht so verstaut wie die A8 auf der Hinfahrt. So kommen wir dann gegen 20 Uhr im Ruderverein in Esslingen an und nutzen die andauernde Helligkeit dazu, die Boote abzuladen, zu putzen und aufzuriggern, was bis 22 Uhr alles komplett erledigt ist! Das ist eindrucksvoll! Zur selben Zeit kommen auch die jugendlichen Rennruderer von der Regatta in Heidelberg zurück, wo sie 10 Siege errudert haben – wir gratulieren den stolzen Siegern!
Unser Bootstransport kurz vor dem Ziel [Bild RVE]