30 Jahre Krieg – Dunkle Zeiten für die Reichsstädte Bad Windsheim und Dinkelsbühl

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Fränkisch-schwäbische Reichsstädte im 30-jährigen Krieg und heute

Unter diesem Motto steht eine Reise, welche ich durch die Geschichte atmenden Reichsstädte Bad Windsheim, Dinkelsbühl, Rothenburg und Nördlingen mache. Die Reise führt mich zurück in eine dunkle Zeit, die wohl in Mitteleuropa als erledigt und abgehakt gelten kann, aber in anderen Gegenden unseres Globusses nach wie vor ähnlich am bloßen Leibe zu spüren ist.

400 Jahre her: Prager Fenstersturz

Ein Blick zurück in die Geschichte: Mit dem Prager Fenstersturz am 23. Mai 1618 begann der 30-jährige Krieg. An jenem denkwürdigen Tag warfen in der Prager Burg Vertreter der protestantischen Böhmen zwei Statthalter des katholischen Kaisers und deren Sekretär aus dem Fenster. Unten war ein Misthaufen aufgeschüttet, der eine weiche Landung ohne Genickbruch ermöglichte; trotzdem begann mit ihrem Sturz ein Konflikt, der von 1618 bis 1648 im Heiligen Römischen Reich wütete, ungezählte Tote forderte und ganze Landstriche entvölkerte. Die einstigen Reichsstädte Dinkelsbühl, Nördlingen, Rothenburg ob der Tauber und Windsheim lagen dabei im Auge des Orkans. Die Schrecken des europaweiten Konflikts brachen sich in diesem kleinen Gebiet im Westen des heutigen Bayerns mit voller Gewalt Bahn und führten zu schlimmen Verheerungen.

Nach dem Prager Fenstersturz näherte sich die Katastrophe langsam aber stetig der Region von Windsheim bis Nördlingen. Zunächst plünderten und raubten sich die Heere auf dem Weg zu den Schlachten durch die Gebiete. So lagen 1624 vor den Mauern Dinkelsbühls kaiserliche Regimenter mit 1200 Mann, deren Führungsstäbe in der Stadt Quartier nahmen. Eine Söldnergruppe verschlang in drei Tagen den gesamten Vorrats- und Viehbestand des spitaleigenen Schafhofes. Beim Abmarsch plünderten sie den Hof, zerschlugen die Fensterscheiben, machten aus dem Fensterblei Schrotkörner und schossen damit die Tauben von den Dächern. Ab 1631 kam es dann auch rund um Rothenburg ob der Tauber und Dinkelsbühl zu Kampfhandlungen und in der Folge zu einem beispiellosen Aderlass in der Bevölkerung.

In den Städten wüteten zudem Seuchen. Bis zu 70 Prozent der Bevölkerung büßten die Gemeinden ein. Die Niederlage der schwedischen Armee in der Schlacht bei Nördlingen am 6. September 1634 führte schließlich zum Eintritt Frankreichs in den Krieg.

Bad Windsheim

Die ehemals freie Reichsstadt Windsheim

Nach 2 1/2 Stunden und 3 mal umsteigen komme ich vom Donautal her in Bad Windsheim an. Beispielgebend sind die beiden Bahngleise. Dillingen, aufgepasst! Während meine Heimatstadt an der Donau den Zug meist auf Gleis 2 einfahren lässt, um dort Radfahrer, Schwerbehinderte, Eltern mit Kinderwagen durch die nur mit Treppen erreichbare Unterführung zu jagen, damit sie in den Ort kommen, macht es Bad Windsheim richtig: Selbst wenn Du nicht auf Gleis 1 (Zugang zur Stadt) ankommst, kannst Du barrierefrei von Gleis 2 einfach über Gleis 1 gehen. Erstaunlich, das funktioniert wirklich!

Hier der Beweis:

 

Ein erster urkundlicher Hinweis auf eine Ansiedlung (genannt „Uuinedisheim“ – Kleinwindsheim) stammt aus dem Jahr 741 mit einer Kirche, die dem Heiligen Martin geweiht war. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich die Siedlung zur Stadt, erhielt Ende des 13. Jahrhunderts eine eigene Gerichtsbarkeit und konnte sich fortan zu den wenigen Städten des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation zählen, die sich Reichsstadt nennen durften. In Franken waren dies Dinkelsbühl, Rothenburg, Nürnberg, Schweinfurt, Weißenburg und Windsheim. Die Reichsstädte waren allein direkt dem Kaiser unterstellt und hatten damit gleichsam eine eigene landesherrliche Hoheit.

Dies war der Grundstock für eine Jahrhunderte währende, bedeutende Stellung Bad Windsheims, die der Stadt und den Bürgern Wohlstand gebracht hat und deren vielfältige architektonische Zeugnisse die Besucher der Stadt heute bewundern können.

 

Fingerfood (Restaurant „SalZa“)

 

Am Tag meines Besuchs zeigt sich Bad Windsheim von seiner freundlichen Seite. Das Wetter passt. Und so wandere ich mit einer Schar Gleichgesinnter und mit Stadtführerin Waltraud Leykauf nach einem köstlichen Mittagsmahl in Form von Fingerfood (Restaurant „SalZa“) vom Vital HOTEL an der Therme durch den größten denkmalgeschützten Kurpark Bayerns zum Marktplatz.

 

Ein echtes Pfund, mit dem der Kurpark wuchert, ist seine Botanik. Von Wildwuchs kann hier keine Rede sein, vielmehr erfreuen neben den prächtigen Baumalleen die tagein, tagaus von den Mitarbeitern der Stadtgärtnerei liebevoll gepflegten Grünflächen und Beete die Besucher des Parks. Allein im Mai brachte die Stadtgärtnerei rund 75 000 Pflanzen im Stadtgebiet aus, die meisten davon im Kurpark.

Das Angebot zum Schauen, Entdecken und Aktivsein ist größer, als es auf den ersten Blick erscheint. Zu den lohnenden Anlaufstellen zählen beispielsweise die Kneippinsel mit Gradierwerk und Wassertretbecken, Rosengarten, Irrgarten, Labyrinth, Tiergehege, Minigolfplatz, Georg-Wilhelm-Steller-Naturerlebnispfad und der Bewegungspark mit seinen Sportgeräten, die auch von Patienten der umliegenden RehabilitationsKliniken genutzt werden. Für Jogger oder Nordic-Walking-Fans ist der Kurpark ein beliebtes Trainingsgelände. Besonders entspannend und erholsam ist es, einfach in der großzügigen Grünanlage spazieren zu gehen und unterwegs auf einen Kaffee oder ein Glas Wein einzukehren.

Im

Reichsstadtmuseum im Ochsenhof

 

 

zeigt uns  Zweiter Bürgermeister Rainer Volkert, was das Museum zum Thema 30jähriger Krieg gesammelt hat. Unter anderem den Inhalt eines Grabes:

Achtung – Zombie-Alarm!

Die ungewöhnliche Anordnung der Knochen des Skelettes lässt auf eine Verlagerung des noch nicht vollständig vergangenen Leichnams schließen. Der Schädel ist zur rechten Schulter
hin verschoben. Die Halswirbel sind von der Wirbelsäule getrennt. Der rechte Arm ist nach außen verdreht, die Hand liegt mit Innenfläche nach oben. Auch der rechte Oberschenkel ist nach außen verdreht, der Unterschenkel ist aus dem Verbund herausgerissen und diagonal nach links gekippt. Der Fuß zeigt nach rechts, das Kniegelenk nach links.

 

 

Der linke Oberschenkel ist ebenfalls nach außen gedreht, der Unterschenkel liegt etwa 10 cm zur Körpermitte verschoben neben dem Oberschenkel. Die Zehen zeigen nach links. Die Lage der Unterschenkel lässt viele Vermutungen bis hin zu einer Fesselung zu. Möglicherweise wurde das Grab geöffnet und der halbverweste Leichnam geschändet. Nur so ’ne Idee: Man hat dem toten Menschen die Beine gebrochen, damit er nicht mehr aus dem Grab zurück zu den Lebenden kommen kann.

 

 

 

Kleine Auszeit am Brauhaus Döbler

 

 

Braumeister Wilhelm Döbler sen. lädt uns, nach so viel Gehen und Geschichte, zur Rast vor seinem Brauhaus Döbler am Kornmarkt ein, um die in seinem Haus erzeugten Gerstensäfte zu verkosten.

 

Einige fotografische Eindrücke aus Bad Windsheim

 

 

 

 

Georg Wilhelm Steller, ein berühmter Sohn dieser Stadt. Er war der erste Europäer, der Alaska betrat, der in Bad Windsheim geborene Georg Wilhelm Steller (1709 – 1746). Er war einer der bedeutendsten Naturforscher des 18. Jahrhunderts. Seine Forschungsberichte über Sibirien und Alaska wirken bis heute nach. Nach ihm sind z.B. die Stellersche Seekuh, die Stellerente (Stellersche Scheckente) und der Stellersche Riesenseeadler benannt.

 

 

 

 

 

 

 

Archäologisches Fenster: Bei der Neugestaltung des Marktplatzes stieß man bei archäologischen Grabungen auf ein Gräberfeld des 8. bis 10. Jahrhunderts und auf Kellerreste hochrangiger Gebäude des 12. bis 15. Jahrhunderts. Der Fundplatz kann durch vier „Archäologische Fenster“ von oben betrachtet werden. Das überdachte Kellerareal beherbergt eine Dauerausstellung über die Grabungsergebnisse und kann im Rahmen einer Stadtführung besichtigt werden. Zu sehen ist unter anderem ein 1408 gebauter und 1820 aufgegebener Brunnen.

 

 

Bauopfer? Beim Bau des Gebäudes gestorben oder was? Nicht ganz: Ein Bauopfer ist ein vor oder während der Errichtung bestimmter Bauwerke dargebrachtes Opfer.

 

Bauopfer: Bei der Mauerkonservierung kam ein Bauopfer zutage, wie es manchmal in mittelalterlichen Gebäuden gefunden wird. Bauopfer wurden zum Schutz des Hauses und dessen Bewohner niedergelegt. Der Fund setzt sich aus Knochen von Zuchtvieh und Fisch sowie Eierschalen zusammen. Auch eine Murmel und ein Stück Bernstein waren dabei. Die sterblichen Überreste von Kleintieren belegen, dass der Zwischenraum darüber hinaus Unterschlupf für Mäuse und Kröten war.

 

 

 

 

Das „Stadtschreiberhaus“ von 1570 ist ein typischer, reicher Fachwerkbau des späten 16. Jahrhunderts.

 

Die Stadtkirche St. Kilian, ist die Nachfolgerin des ältesten Windsheimer Gotteshauses – einer Martinskirche – und wurde wahrscheinlich 1190 bis 1216 erbaut. Die erste urkundliche Erwähnung der Kirche stammt aus dem Jahr 1289. Der heutige, im Kern spätmittelalterliche Bau dürfte im Verlauf des 15. Jahrhunderts entstanden sein und fand wohl mit der von Tilman Riemenschneider ausgeführten Altarausstattung (Choraltar, Chorbogenkreuz, Zwölfbotenaltar) bis 1509 einen vorläufigen Abschluss.

 

Die zum Reformationsfest 1717 erst renovierte Kirche wurde beim Stadtbrand vom 1730 bis auf die Umfassungsmauern zerstört. Einzig erhalten blieb der Zwölfbotenaltaraufsatz von 1506, der sich bis heute im Kurpfälzische Museum Heidelberg befindet. Dort wurde er erst bei Renovierungsarbeiten 1948/50 als Werk Riemenschneiders erkannt. Auf welchem Wege er dort hingelangte, ist bis heute unklar. Eine Kopie des Zwölfbotenaltaraufsatzes ist in der Seekapelle zu sehen.

 

 

Kaum ein Beitrag von mir, in dem kein „gebrandeter“ Kanaldeckel vorkommt. So denn die Gemeinde Geld hat, ihre Kanaldeckel mit ihrem Namen oder Logo zu versehen. Das kennt man auch unter dem Titel „corporate identity“. Hier in Bad Windsheim geht das anders: Es gibt eine Menge von im Pflaster eingelassenen Metallplatten mit Inschrift. Diese hier ist besonders groß und prächtig: Es zeigt die Wappen der Reichsstädte, von denen wir hier auf ReiseFreaks ReiseBlog 4 besuchen.

 

 

 

 

 

FrankenTherme

 

Bevor es im Restaurant „Genusswerk“ (in unmittelbarer Nähe der Therme) zu einem mehrgängigen kulinarischen Erlebnis kommt, haben wir noch Zeit für Entspannung in der Franken-Therme Bad Windsheim – inklusive Schweben im „Fränkischen Toten Meer“.

Tipp: Sei vorsichtig! Durch den hohen Salzgehalt wirst Du automatisch in eine waagrechte Lage gebracht. Die Sole solltest Du nicht in die Augen kommen lassen, das brennt wie Hölle. Wenn es Dir mühsam wird, den Kopf über Wasser zu halten, kannst Du eine der Kopfstützen nehmen, die überall herumhängen.

 

 

Tauche ein und erlebe wohltuende Entspannung in der Thermenlandschaft: Vier Thermal-Sole-Becken mit einer Wasserfläche von insgesamt ca. 1.750 m² erwarten Dich im Innen- und Außenbereich der Badehallen. Die Thermal-Sole-Becken haben unterschiedliche Solekonzentrationen von 1,5% bis 12% und Temperaturen zwischen 32 und 36°C.

Blick vom Balkon des Vital-Hotels aus: Am linken Rand der Wohnmobil-Stellplatz am Teich, rechts das Freigelände der Therme.

 

 

Ergänzend steht in den Badehallen der 70 qm große Dampferlebnisbereich mit Aroma-Dampfbad, Salz-Dampfbad und Erlebnisduschen zur Verfügung.

 

Vital Hotel

Noch ein paar Bilder zum Vital HOTEL an der Therme*. Im Bademantel kommst Du vom Zimmer direkt in die Therme.

 

 

 

Sehr gut: Barrierefreie Dusche

 

Abendessen im Restaurant „Genusswerk“ in unmittelbarer Nähe der Therme

 

 

 

 

 

 

 

 

Zum Frühstück im Vitalhotel (wenn wir gerade beim Essen sind):

 

 

 

 

Unverbaute Aussicht von jedem Balkon: Blick über Wiesen zum nächsten Dorf, zum Wohnmobil-Stellplatz und zum See der Therme

 

Fränkisches Freilandmuseum

 

 

Schon wieder eine Zeitreise: Jetzt durch 700 Jahre fränkische Alltagsgeschichte. Der Rundgang durch das Fränkische Freilandmuseum mit Dr. Herbert May und Ute Rauschenbach offenbart die perfekte Eingliederung von über 100 Häusern in ein sehr großes Areal am Rande der Stadt. Der Übersicht dient ein leicht zu erklimmender Hügel.

 

 

Ein Rundgang durch das Fränkische Freilandmuseum ist wie eine Zeitreise durch 700 Jahre fränkische Alltagsgeschichte: Über 100 Gebäude, Bauernhöfe, Handwerkerhäuser, Mühlen, Schäfereien, Brauereien, Amtshaus, Schulhaus und Adelsschlösschen, Scheunen, Ställe, Back- und Dörrhäuschen laden ein zur Entdeckungsreise in die Vergangenheit. Sie vermitteln, wie die ländliche Bevölkerung in Franken früher gebaut, gewohnt und gearbeitet hat.

 

 

 

 

Von Dorf zu Dorf

Die Häuser stehen in sechs Baugruppen, die nach Regionen und Themen angeordnet sind. So hat man bei einem Rundgang durch das Museumsgelände das Gefühl, von Dorf zu Dorf wie früher zu wandern. Besonders interessant: die Baugruppe Mittelalter sowie die Baugruppe Stadt mitten in der Altstadt von Bad Windsheim, mit der Spitalkirche, dem Alten Bauhof, der Kräuter-Apotheke und dem Museum Kirche in Franken.

 

 

Pflanzen und Tiere

Die zu den Häusern im Museumsgelände gehörenden Nutzgärten, die Felder, Hecken und Wiesen, Hopfen- und Weinbauflächen sowie zahlreiche Wasserläufe sind der alten fränkischen Kulturlandschaft nachempfunden. Angebaut werden auch inzwischen nicht mehr bekannte regionale Obst-, Gemüse- und alte Getreidesorten. Alte Haustierrassen wie Schwäbisch-Hallische Schweine, als Triesdorfer Tiger bekannte Rinder, Fränkische Landgänse und viele andere beleben den bewirtschafteten Bauernhof.

 

 

 

 

 

Ausstellungen, Feste und alte Handwerk

Auch für Dauerbesucher ist das Museum immer wieder eine Reise wert. Wechselnde Sonderausstellungen, Konzerte, Vorträge, Theater, Handwerkervorführungen und Museumsfeste
bieten viel Abwechslung. Der historische Jahrmarkt am Himmelfahrtswochenende, das Kinderfest, die Museumsnacht und der Tag der Volksmusik in Juni, das Freilandtheater
im Juli und August, Sommer- und Herbstfest, die Mittelaltertage Anfang Oktober bieten Unterhaltung und Information zugleich. Reichhaltig ist auch das museumspädagogische
Angebot für alle Altersgruppen und Schulklassen. Führungen, ob allgemein oder zu speziellen Themen, Aktionen zum Mitmachen oder Zuschauen können online
gebucht werden, auch in unterschiedlichen Sprachen.

 

Am Anfang (oder Ende) des Rundganges: Ein bäriger Biergarten unter blühenden Kastanienbäumen. Herrlich!

Spiele und Bücher

Ein Erlebnisplatz bietet für größere und kleinere Kinder mit den Bereichen Hinter der Scheune und An der Obstwiese anregende Abwechslung und in vier historischen Wirtshäusern kannst Du Dich bei einem Rundgang durch das Museum mit fränkischen Spezialitäten stärken. Ein gut sortierter Museumsladen am Eingang rundet das Serviceangebot ab. Hier findest Du auch zahlreiche Publikationen aus dem museumseigenen Verlag.

Kommunbrauhaus

 

 

 

Der Betrieb eines Kommunbrauhauses in Schlüsselfeld, einer kleinen Stadt im Steigerwald, lässt sich bereits für das Jahr 1631 belegen. Mehrere Burger besaßen als sogenannte „Biereigner“ das Recht, ihr Bier in dem gemeinsam genützten Gebäude zu brauen. Der Höhepunkt war 1820 erreicht, als 13 Brauer rund 130 Sude durchführten. 1844/45 wurde das Gebäude von Grund auf saniert, so dass man fast von einem Neubau sprechen kann; in diesem Zustand ist es auch heute noch zu besichtigen. 1902 ging es in den privaten Besitz dreier Brauberechtigter über, 1970 wurde der Betrieb eingestellt.

Das Gebäude ist mit Bruchsteinmaern ausgeführt und besitzt ein Halbwalmdach. Der First trägt einen Lüftungsaufbau, durch den der Dampf entweicht, der beim Abkühlen der heißen Würze im Kühlschiff entsteht. Am straßenseitigen Giebel ist rechts neben dem Eingang eine heute funktionslose Nische zu sehen. Sie enthielt keine Figur, sondern ermöglichte die Betätigung einer unmittelbar vor dem Haus stehenden Brunnenpumpe, deren Schwengel andernfalls gegen die Wand gestoßen wäre.

Der Brauraum wurde dank eines Sprengwerks im Dach stützenfrei überspannt; im Museum mussten jedoch nachträglich Säulen zur statischen Sicherung eingebaut werden. Die am alten Standort vorgefundene, noch funktionstüchtige Ausstattung entspricht dem technischen Stand der 1950er Jahre und wurde vom Museum übernommen; lediglich das Kühlschiff im Dachgeschoss musste erneuert werden. Der kupferne Sudkessel stammt laut Typenschild noch aus dem Jahr 1852. Tatsächlich wird noch heute mehrmals pro Woche Bier gebraut, das in den Museumsgaststätten ausgeschenkt, aber auch im Handel vertrieben wird.

Wenn Du willst, kannst Du in unmittelbarer Nähe des Freilandmuseums das

Museum Kirche in Franken

besuchen.

 

Tipp: Sehenswürdigkeiten | Bad Windsheim – Wellness, Wein & Wandern in Franken

Dinkelsbühl

 

 

Motto:

Früher war alles besser. Bei uns ist vieles wie früher

 

Wir fahren hinüber nach Dinkelsbühl und stellen unsere Koffer schon mal im hezelhof-hotel* ab. Schön wäre ein behindertengerechter Zugang von der Straße zur Rezeption. Denn ab der Rezeption kannst du barrierefrei ins Zimmer kommen. Da angelangt, falle ich buchstäblich ins Schlafzimmer, weil ich in der dusteren Umgebung die Stufe hinunter übersehen habe.

 

Einige bildliche Eindrücke vom hezelhof:

 

 

 

 

 

Innenhof des Hotels

 

Frühstücksraum – einfach über die Straße gehen

 

Doch jetzt weiter im Text: Wir lassen uns das Mittagessen im Restaurant „Weib’s Brauhaus“ schmecken und warten auf den Gästeführer Thomas Vaas, der uns einen Teil der Stadtbefestigung zeigt.

In Franken scheut man sich nicht davor, den Spargel, die Königin der Gemüse, zusammen mit herzhaftem zu kredenzen. So kam es des öfteren zu dem Angebot, zum Spargel mit Butter oder Sauce Hollandaise eine Bratwurst zu nehmen, oder zwei Schweinelendchen oder auch ein Rinderfilet.

 

 

Später führt er uns zu  seinen Kollegen von der Gruppe „Getreue des Königs Gustav Aldof 1632 e.V.“  in  der historischen Wachstube im Nördlinger Tor. Sie empfangen uns in Uniformen aus der Zeit des 30jährigen Krieges. Natürlich geht es da um Waffen und Söldner und die rohen Sitten in der Zeit vor 400 Jahren, aber auch um das Leid der Bevölkerung. Die Gruppe zeigt uns ihre Ausrüstung: Helme, Brustpanzer, Piken, Hellebarden, Schwerter, Rapiere und Vorderlader. Wir lassen uns informieren über Ereignisse während des Zugehörigkeit Dinkelsbühls zum schwedischen Einflussbereich.

 

 

 

Die Getreuen des Königs Gustav Adolf 1632 e.V.

Die „Getreuen“ sind eine Gruppe von Gleichgesinnten, die sich für die Geschichte des 30- jährigen Krieges interessiert und begeistert. Die Gruppe beschäftigt sich besonders mit den Ereignissen in Franken und als Schwerpunkt mit dem Auftreten der Schweden in und um Dinkelsbühl. Dort hat auch der Verein seinen Sitz.

 

 

Seit 2012 beteiligen sich „Die Getreuen“ in passender Gewandung an historischen Lagerleben, Stadtfesten und Umzügen, u. a. in Dinkelsbühl, Nördlingen, Neresheim, Oettingen, Bopfingen und Schillingsfürst. Dabei bietet das Lager der Getreuen den Einblick in ein Feldlager des 17. Jahrhunderts, mit Lagerfeuer, Zelten, Pikendrill und Würfelspiel.

Eine besondere Attraktion ist die Kanone, die man bei passender Gelegenheit und den entsprechenden örtlichen Voraussetzungen in Aktion erleben kann. Die Stadt Dinkelsbühl vertritt die Gruppe bei den Auftritten als Abgesandte. Das Domizil, den Turm des Nördlinger Tors in Dinkelsbühl, öffnet die Gruppe regelmäßig für die Öffentlichkeit. Dort wird eine historische Wachstube gezeigt.

 

 

Im

Haus der Geschichte

führt uns Museumsleiterin Ingrid Metzner zum Thema „Evangelisch oder katholisch? Konfessionsstreit und Dreißigjähriger Krieg“ durch die Exponate.

 

Aufwändig dekorierter Wasserspeier (Ende einer Dachrinne)

 

 

 

Das Haus der Geschichte Dinkelsbühl – von Krieg und Frieden präsentiert die spannungsreiche Entwicklung der Reichsstadt Dinkelsbühl durch Zeiten von Krieg und Frieden mit über 600 wertvollen Exponaten und effektvollen Inszenierungen. Es befindet sich im Alten Rathaus, von dem aus über 300 Jahre lang die Geschicke der Stadt gelenkt wurden.

 

 

Als Folge des großen Krieges liegt Dinkelsbühl im Windschatten der Politik im Reich. Bedrängt von den erstarkten Nachbarn und gelähmt durch Konflikte im Innern versinkt die Reichsstadt in der Bedeutungslosigkeit. Sie konserviert ihren mittelalterlichen Kern und kommt zu Bayern. Christoph von Schmid, Dichter des Weihnachtsliedes „Ihr Kinderlein kommet“ und berühmter Sohn der Stadt, steht für die Verständigung zwischen den Konfessionen.

 

Christoph von Schmid, Dichter des Weihnachtsliedes „Ihr Kinderlein kommet“, in Dinkelsbühl geboren und in meiner Heimatstadt Dillingen auf die Universität gegangen.

 

Nach dem Ende des Alten Reichs fällt Dinkelsbühl gänzlich in Dornröschenschlaf. Doch Ende des 19. Jahrhunderts entdecken Maler das Städtchen für ihre Motive. In der Dinkelsbühler Galerie wird die Entwicklung der Plein-Air-Malerei als Wegbereiter des Impressionismus nachvollziehbar. Erstmals gezeigt wird die umfangreiche Grafiksammlung ebenso wie eine wertvolle Stadtansicht des Expressionisten Karl Schmidt-Rottluff.

Sponsoring im Münster St. Georg

 

 

Errichtet in den Jahren 1448 bis 1499 nach Plänen Nikolaus Eselers, gilt das Münster als eine der schönsten spätgotischen Hallenkirchen Süddeutschlands. Elf Pfeilerpaare tragen ein abwechslungsreiches Kreuzrippengewölbe und formen einen Innenraum von überwältigender Harmonie. Taufstein, Kanzel und vor allem das Sakramentshaus sind kunstvolles Steinmetzhandwerk aus der Erbauungszeit.

Tatsächlich einmalig ist das Maßwerk des südlichen Chorfensters, das „Brezenfenster“, eine Stiftung der Bäckerzunft. Die Brezen stehen für Bürgersinn und Bürgerstolz und sind noch heute sichtbares Zeichen spätmittelalterlichen „Sponsorings“.

 

Dinkelsbühler Nachtwächter

 

 

Nach dem Abendessen im Restaurant „Weißes Ross“ schließen sich nach Einbruch der Dämmerung einige unserer Gruppe dem Dinkelsbühler Nachtwächter auf seinem Rundgang durch die Stadt an. Das geht in Dinkelsbühl so:

Der Nachtwächter führt die kleine Gruppe kostenlos. Er macht halt bei den Gasthäusern, vor denen Menschen im Biergarten-Ambiente sitzen. Der Nachtwächter sagt sein Sprüchlein, dann kommt Wirt oder Wirtin heraus und überreicht dem Nachtwächter ein Glas Bier oder Wein. Welches der Nachtwächter dann an seine Gäste weiter gibt – er will ja noch die ganze Runde schaffen und nicht auf dem kopfsteingepflasterten Boden zu Fall kommen.

Einige Eindrücke eines nächtlichen Bummels durch die Stadt:

 

 

 

Dinkelsbühler Kinderzeche

Nach dem Frühstück bekommen wir von Hans-Peter Mattausch, Vorstand der Kinderzeche, eine Führung durch das Zeughaus der Dinkelsbühler Kinderzeche. Zeughaus? Da werden alle Utensilien aufbewahrt, die zum Festspiel nötig sind.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das historische Festspiel „Kinderzeche“ findet vom 13.07. – 22.07.2018 statt. Wie man eine Stadt im 30-jährigen Krieg vor der Zerstörung rettet? In Dinkelsbühl war es der Überlieferung nach ein mutiges Mädchen zusammen mit allen Kindern. Damals, so heißt es, wurde die Stadt von Schweden belagert, Plünderung und Zerstörung drohten. Tatsächlich erweicht die Kinderschar das Herz des schwedischen Obristen. Dinkeisbühl wird verschont. Ein schönes Märchen und als Festspielthema ein Dauerbrenner.

„Festlich wogt die bunte Menge, Freude winkt allüberall.“

Die Dinkelsbühler Hymne beschreibt anschaulich die Erleichterung über die Rettung der Stadt, wenn alljährlich im Juli das traditionelle Heimatfest gefeiert wird und sich alle Mitwirkenden zu einem farbenfrohen Festzug zusammen finden.

Weitere Informationen findest du unter: www.kinderzeche.de

Im gesamten Zeughaus kannst Du barrierefrei umherlaufen (Aufzug!).

 

Einige fotografische Eindrücke aus Dinkelsbühl

 

 

 

 

 

 

 

 

Bei der Wanderung der Stadtmauer entlang findet man so manches Schmankerl. So hat der Eigentümer dieses Gartenzaun für sein „Zamperl“ eine Menge Hinweisschilder angeheftet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Zeit läuft recht schnell – unsere muntere Schar wird schon in Rothenburg ob der Tauber erwartet.

Unter diesem Sammellink kannst Du alle Beiträge zum Thema Reichsstädte 1618 (Bad Windsheim, Dinkelsbühl, Rothenburg, Nördlingen) finden.

Hier kommst Du direkt auf die Fortsetzung der Reise: Es geht nach Rothenburg ob der Tauber und ins nordschwäbische Nördlingen:

 

30 Jahre Krieg – Reichsstädte Rothenburg und Nördlingen blicken zurück

 

 


 

Lesbares:

Georg Schmidt: Die Reiter der Apokalypse*. Geschichte des Dreißigjährigen Krieges. Verlag C.H. Beck, München 2018. 810 Seiten, 32Euro. E-Book 26,99 Euro.

„DI SCHWEDEN SENN KUMMA“ | Reichsstädte im 30-jährigen Krieg

Kinderzeche bei Wikipedia

Kinderzeche: Termine und Aktuelles

 

 

Offenlegung: Ich wurde zu dieser Pressereise eingeladen. Die Kosten  übernahm der Veranstalter. Für diesen Beitrag wurde ich darüber hinaus nicht entlohnt.

 


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