Bodensee in Hitzewallungen: Flucht hinauf auf Pfänder und Säntis

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3 Länder, 2 Gipfel, 1 Wunsch: Kühle.

Die Hitze dieser Tage veranlasst mich, diesen Beitrag von 2014 noch einmal hervorzuholen. Wir flüchten in höhere Höhen, weil es da (angeblich) nicht so heiß sein soll. Lies selbst:

Ach du meine Güte! Der Wetterbericht an diesem ersten Pfingstferienwochenende verheißt nichts Gutes. Oder des Guten zu viel, so könnte man es auch formulieren. Denn wir wollen ja die Wärme, die Sonne. Aber wenn der Wetterbericht Spitzen in den mittleren 30ern ankündigt (auf deutsch: 35°), dann werfen wir die bisherige Planung komplett um und verziehen uns auf die Berge im Dreiländereck Deutschland – Österreich – Schweiz.

Also verlassen wir den Campingplatz Gitzenweiler Hof in der Nähe von Lindau, wo wir einige Tage in einem Mietcaravan der Marke Eriba nächtigen, bei noch angenehmen Frühtemperaturen und sind schon bald hinter Lindau über ein Flüsschen und damit nach Österreich gefahren. Schön auch für den Geldbeutel, denn die Tankstellen in diesem schönen Land zeigen verbraucherfreundliche Preise, wenn auch kein E10 als Spritsorte angeboten wird, so wie in deutschen Landen.

 

    

Werte 2014: Sprit in Deutschland: Super E10 für 1,629 – Sprit in Österreich: Super für 1,359

 

Frisch getankt ziehen wir ohne viel Stau (der kommt später am Tage) in Bregenz ein und finden, dank guter Ausschilderung, den Parkplatz direkt an der Talstation der Pfänderbahn. Gerade noch 2 Plätze frei. Hoppla, schon alle besetzt. Zusammen mit uns ist noch ein anderer Berg-Fan eingetroffen.

Vor der Kasse ein Mords-Gedrängel. Alle wollen nach oben, und es sind nicht nur Touristen, sondern auch zahlreiche Einheimische, die mit ihren Fahrrädern die Seilbahn nutzen, um bequeme Touren machen zu können.

Schön, dass die Kabine der Pfänderbahn so groß ist: Heute sind unzählige Radler auf dem Weg nach oben

 

Unten liegt der Bodensee mit Blick auf Bregenz, die Rheinmündung und (rechts) Lindau. Der Berg „Pfänder“ mit 1064 Metern Höhe liegt also etwa 660 Meter über dem See. Was nach Adam Riese eine Temperaturdifferenz von knappen 7 Grad ausmacht. Nicht der Rede wert, wird sich mancher denken. Aber zumindest hilfreich an diesem wunderschönen Vormittag, der schon ganz schön Wärme her wirft.

 

Ja was ist denn dieses? Google wieder mal? Oder die NSA? Letzteres kann man nie ganz verneinen, aber ich tippe mal auf die Panorama-Webcam der Pfänderbahn, die uns Tag und Nacht diese oft herrlichen Ein- und Aussichten ins Internet überträgt. Und sinnvolle Daten liefert, wie Temperatur, Luftdruck, Wind, Regen. Samt einer interaktiven Panorama-Ansicht, auf der die umgebenden Berge und Landmarken in die Kamerasicht eingeblendet sind.

Meine eigene Panorama-Aufnahme vom Pfänder, bildschirmfüllend

 

Wir gehen ein paar Schritte weiter zum Alpenwildpark, der nicht nur die kleinen Besucher erfreut. Wir verbringen recht lange am Gehege der Alpensteinböcke. Schon interessant, wie der Rudelführer seine Macht ausspielt. Breit hingefläzt auf einem frisch angelieferten Grashaufen, frisst er  in in aller Ruhe gemütlich, und lässt kein anderes Rudelmitglied an das begehrte Futter. Drohen – fressen – flätzen – drohen – fressen ….

Aus Verzweiflung oder aus Können heraus springen jüngere Rudelmitglieder senkrecht hinauf auf einen Futterspender mit Heu und rupfen und zupfen  von oben her ihr Futter heraus.

 

 

 

Auch kleine Kämpfe müssen sein. In aller Freundschaft. Schrammen bleiben ja in der Familie

 

Die Hirsche halten sich leider in ihrem allzu weitläufigen Gehege hinter einer Baumreihe versteckt. Nicht einmal, als wir das Gehege umrunden, können wir sie augenfreundlich auf den Photochip bannen. Ansonsten kann der Besucher auf dem ca. halbstündigen Rundwanderweg (es geht ziemlich bergab – und in der Folge natürlich wieder bergauf) neben den Hirschen und Alpensteinböcken auch Mufflons, Wildschweine und Murmeltiere bewundern und den natürlichen Lebensraum der Tiere kennen lernen.

Die Kleinen freuen sich natürlich am meisten am Kleintiergehege mit seinen Zwergziegen, Hasen und Hängebauchschweinen. Und wenn alles genügend betrachtet ist, geht es auf den angrenzenden Spielplatz.

Etwa am tiefsten Punkt des Rundgangs befindet sich die Adlerwarte, doch würden wir bis zur Vorstellung / Vorführung der Greifvögel zu lange warten müssen. Weil wir heute noch ein Stück weiter kommen wollen, lassen wir die Adlerwarte von Familie Seylehner für dieses Mal aus und treffen auf Murmeltiere, die zwar scheu sind und beim geringsten ungewöhnlichen Laut in ihrem Bau verschwinden, doch mit ein wenig Geduld doch fotografieren lassen, wenn sie wieder ans helle Sonnenlicht herausschlüpfen.

 

 

Manchmal hat man Glück. Oder es ist Wochenende, da scheint bei gutem Wetter das Standkonzert obligatorisch zu sein. Schon seltsam, wie diese Art der Musikdarbietung selbst bei eingefleischten Gegnern von Blasmusik hoch oben auf dem Berg für gute Stimmung sorgt.

 

Alles gesehen?

  • Alpenwildpark: Check!
  • Adlerwarte: Check! – Jedenfalls von außen. Damit auch jeder den Eintrittspreis bezahlt, ist alles mit einem hohen Holzzaun verrammelt.
  • Pfänderbahn Museum: Nein. Beim nächsten mal dann.

In der Bildmitte oben kann man den Bregenzer Hafen ahnen und links dem Ufer folgend die frei im See „treibende“ Seebühne der Bregenzer Festspiele.

 

Bregenzer Festspiele: Nur noch wenige Tage zum Beginn von Wolfgang Amadeus Mozarts „Die Zauberflöte“, über die ich in einem weiteren Beitrag berichte.

 

Da wir weniger als 3 Stunden für unsere Exkursion auf den Berg benötigt haben, ist der Parkplatz kostenlos. Das finde ich gut und hilfreich und sollte hier lobend erwähnt werden. Unser schwäbisches Herz macht gleich einen Hüpfer, wenn wir mal nicht abgezockt werden.

Die Temperatur verlässt jetzt – gegen Mittag – schon langsam die Wohlfühlzone, so dass wir kurzerhand beschließen, von Österreich in die Schweiz zu fahren. Über den Rhein geht es – ohne Grenzschranken – ins Appenzeller Land. Über Gais und Appenzell und um ein paar Berge, die den Blick auf unser Ziel verstellen, nähern wir uns in einer großen Kurve der Schwägalp. Diese liegt mit 1278 Metern als Talstation der Säntis-Schwebebahn schon weit höher als der Pfänder, von dem wir gerade herunter „gestiegen“ sind.

 

Eine Alm im Vorfeld des Säntis. Die Bergstation der Seilbahn in Sicht.

 

 

Es wird kräftig gebaut und erweitert an der Talstation. Bild von Pfingsten 2014

Der Säntis ist mit seinen 2503 Metern der höchste Berg der Ostschweiz. Schön, dass er ohne Schweizer Autobahnvignette zu erreichen ist. Wir parken kostenlos, und die Behinderten unter uns freuen sich, dass für sie Sorge getragen wurde.

Die Schwebebahn bringt uns in 10 Minuten in die angenehme Kühle von 16,3 Grad, wie die Messwerte im Bild unten zeigen. Da der Wind kaum weht, freuen wir uns über die Erfrischung, die nicht zur Erkältung führt. In die Kabine passen 85 Menschen, und zur vollen und halben Stunde verlässt die „Gondel“ (sagt man heute nicht mehr, das ist schon fast ein „Bus“) die Talstation.

 

 

Oben angekommen sind wir ganz baff: Mehrstöckig angelegte Gebäude, mit Aufzügen für die, welche fußmäßig nicht so gut drauf sind (wie meinereiner), lassen es sogar bei schlechtem Wetter zu, den Berg besucht zu haben. Am Säntisgipfel, in und an der Bergstation des Schwebebahn, sind als Attaktionen die Panorama-Halle, die Appenzeller Event-Halle, die Mineralien-Ausstellung sowie ein Selbstbedienungs- und Panorama-Restaurant zu finden. Zudem Aussichtsterrassen, Gipfelwege, der schon von weithin sichtbare Sendemast, eine Wetterstation, Kommunikationsanlagen und ein kleiner Laden (sorry, das heißt ja jetzt „Shop“).

Wir aber möchten so schnell wie möglich hinaus ins Frische und können schon bald Gleitschirm- und Segelflieger bewundern, die die Gipfel umkreisen.

 

 

Um Buddha willen, was will denn der Chörten hier? Sind wir in Tibet oder anderswo im Himalaja gelandet? Solche Bauten habe ich das letzte Mal im indischen Ladakh gesehen, das an Tibet angrenzt. Das buddhistische Denkmal hier weist auf etwas ganz anderes hin, wie ich gleich nachlesen kann:

„Die Schweiz nahm als erstes Land im Westen ab 1960 tausend tibetische Flüchtlinge auf. Inzwischen fanden hier 2.000 TibeterInnen eine zweite Heimat. Die Tibetergemeinschaft in der Schweiz dankt der schweizer Bevölkerung und Regierung für ihre großzügige Hilfe.“

Das Bild unten hingegen hat nichts mit Buddhismus zu tun, auch nichts mit Islam. Es zeigt den Sendemast im Gegenlicht.

 

 

Gleitschirme nutzen die gute Thermik am heutigen Tag. Sie bekommen Besuch von neugierigen Segelfliegern.

 

 

Sogar ein Hubschrauber zieht zwischen Gleitschirmen und Gipfeln hindurch – meine Anerkennung für diese nicht ganz – für beiden Seiten – ungefährliche Aktion. Der Hubschrauber ist schnell und macht viel Wind, aber der Gleitschirm kann, je nach Thermik,  auch gewaltig schnell steigen. 3-dimensionale Gefahr also.

 

Besuch aus Tibet? Scheint so. Auch der Mönch genießt die Fernsicht. Könnte besser und nicht so diesig sein. Der mitgeführte Regenschirm ist auch bei Sonne hilfreich.

 

 

Der Chörten mit reichlich Gebetsfahnen und ein Rest Schnee. Bei 16 Grad und mehr hat letzterer guten Grund zum Schmelzen.

 

 

Wieder zurück in der Hitze der Talstation. Und bald wird es noch wärmer. Auf dem Weg über Sankt Gallen und dann wieder zurück über Bregenz nach Lindau wird die 36 Grad-Marke geknackt. Das Display unten zeigt noch nicht die Spitzentemperatur. Aber in einem Auto, dessen Klimaanlage seit neuestem kaputt ist, kommt die Erinnerung an meine Fahrten durch die Namib- und Kalahari-Wüsten im südlichen Afrika wieder zurück. Nur ist es hier weniger sandig und staubig  😉

 

 

Wieder zurück in unserem Wohnwagen. Erst mal alle Fenster auf und ein paar Stunden durchlüften lassen, bevor er betretbar ist. Die Hitze draußen ist schon umwerfend, aber im Caravan selbst kann man kostenlos saunen. Schön, wenn man die Dusche nicht weit hat und es sich unter Bäumen auf Liegen gemütlich machen kann.

Morgen werden wir, bei hoffentlich nicht so hohen Temperaturen, von Lindau aus am Bodensee den Radweg entlang nach Westen radeln.

 

 


 

Hilfreiche Links:

Pfänderbahn

Panorama-Webcam auf dem Pfänder

Säntis-Schwebebahn

Webcams Bodensee-Ost

Webcams Bregenz

Unvergesslich: Bregenzer Festspiele 2014. Die Zauberflöte – von Wolfgang Amadeus Mozart

Heiß und hoch hinaus: Schnuppercamping beim Bodensee

 

 


 

Dieser Beitrag wurde ermöglicht mit der freundlichen Unterstützung der Bergbahnen an Pfänder und Säntis.


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Ein Kommentar

  • Gleitschirmflieger

    Es hat mich schon ein wenig geschockt, als ich gelesen habe, dass ein Hubschrauber so knapp an den Gleitschirmen vorbei geflogen ist!