Ukraine: französischer Möbeltischler erreicht Odessa per Fahrrad
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Autor: | Gastautor Bernhard CLASEN |
Reisezeit: | Rund ums Jahr – heute noch andauernd |
Art der Reise: | Fahrrad-Weltreise auf eigene Faust |
Lesezeit: | 3 Minuten |
Und dann hat er es einfach nicht mehr zu Hause ausgehalten. Bastien Holveck, Möbeltischler aus der Stadt Robion, 30 Kilometer von Avignon entfernt, wollte alles hinter sich lassen: seine Depressionen, den Streit mit den Eltern, die bankrotte Tischlerfirma und eine kaputte Beziehung zu einer Frau. Und so zog er mit seinem Fahrrad los, nachdem er sich ein Zelt und zwei gute Schlafsäcke gekauft hatte und sich auch mithilfe eines Psychologen auf eine lange Reise vorbereitet hatte.

Und es wurde eine lange Reise. Sie führte ihn durch Portugal, Spanien, Albanien, Griechenland, Rumänien, Bulgarien und Ungarn. In Budapest lernte er eine Ukrainerin kennen und lieben. Und wenig später folgte er ihr in die Ukraine.
„Es war mitten im Covid-Lockdown“ erinnert er sich. Alle fühlten sich eingeschränkt und unfrei. „Doch ich war frei. Ich konnte reisen, sehr viele Türen standen mir offen.
An Herausforderungen hatte es ihm nie gefehlt. Mit Schrecken erinnert er sich an eine Begegnung mit albanischen Mafiosi. Die hatten ihn auf einer Landstraße angehalten, ihm Kokain angeboten. Nein, wollte er nicht. Man verabschiedete sich und nur so zum Spaß hätten die einige Male mit einer Pistole in die Luft geschossen, berichtet er.

Hart seien auch die Winter in den Karpaten bei mitunter 20° Minus und starkem Schneefall gewesen. Nach Wochen im Zelt wurde er von einer Ukrainerin eingeladen, bei ihr einige Zeit zu wohnen. Die Frau war Psychologin, betreute Soldaten. Und so bekam er über die auch Kontakt zu Soldaten.

Gerade in den malerischen Karpaten, in einem Dorf, wo man Luftangriffe nicht kannte, sei ihm deutlich geworden, wie sehr der Krieg von der ganzen Gesellschaft Besitz ergriffen hat.
„Ich habe erlebt, wie die Psychologin und ihre Freunde für die Soldaten gesammelt hatten: Kleidung, Schuhe, Lebensmittel.“
Und er hatte auch beobachtet, wie die Wehrbehörde TZK immer wieder im Dorf aufgetaucht war und Männer jagte, um sie in den Krieg einzuziehen. „Sobald jemand die TZK-Leute gesehen hatte, wurde unter den Männern eine Telefonkette in Gang gesetzt. Darauf sind die sofort in den Wald geflohen, um sich vor der TZK zu retten.“ Die Angst vor einem Einsatz im Krieg sei groß gewesen. Er hatte mit einem Mann gesprochen, der in den Krieg eingezogen worden ist und dann, nach ein paar Monaten desertiert und in sein Dorf in den Karpaten zurückgekehrt ist.
„Dieser Mann ist absolut traumatisiert. Er traut sich nicht mehr, das Haus zu verlassen, aus Angst vor der Wehrbehörde TZK. Er braucht dringend psychologische Hilfe.“
Erschreckend sei der Krieg. „Krieg ist das Gegenteil von Evolution. Wie viel Geld wird in diesem Krieg verschwendet. Geld, das an anderer Stelle besser eingesetzt werden könnte.“ Viele ukrainische Familien, mit denen er gesprochen hatte, hätten Verwandte in Russland. Aber er hatte auch gelernt, dass vieles anders sei, als es durch die Medien vermittelt werde. „Viele Ukrainer fühlen mit den Menschen in Russland mit. Sie wissen sehr wohl, dass sehr viele Russen nicht so denken, wie Putin und die russischen Machthaber.“
Finanziell kommt er gut über die Runden. Er hat kaum materielle Ansprüche. Als Tischler kann er immer Gelegenheitsjobs finden. Seine Social Media — Veröffentlichungen bringen etwas Geld in die Kasse und online arbeitet er als Coach.

Abenteurer Bastien Holveck – Foto von Bernhard Clasen
Ende des Jahres will er die Ukraine wieder verlassen. Und dann will er weiter. Zunächst nach Rumänien, dann mit einem Schiff nach Georgien. Fernziel ist Indien. Immer auf der Suche auch nach sich selbst, seinem Glück, dem inneren Frieden und authentischen Begegnungen fährt er fort, seinen Kindheitstraum zu verwirklichen.
„Ich habe mich noch nie so frei und glücklich gefühlt wie in diesen fünf Jahren“, sagt Bastien Holveck zum Abschied.
Ein Gastbeitrag von Bernhard CLASEN.

Der Weltreisende Bastien Holveckauf Instagram.
Fotos von Bastien Holveck, wo nicht anders angegeben.