Odyssee nach Westafrika: Suche nach unserem Platz in der Welt

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Marokko-Sahara-Atlas-Berge - Foto copyright Markus Steiner - für Reisefreaks Reisemagazin
  

 

Infobox
Autor:Gastautor Markus Steiner
Reisezeit:Februar 2019
Art der Reise:Selbstorganisiert
Lesezeit: 3 Minuten
  

Mara ist fort. Ihre Liebe lässt Markus nicht los. Er beschließt nach Westafrika aufzubrechen und die Sahara zu durchqueren, um Mara im 4.500 Kilometer entfernten Guinea-Bissau wiederzusehen. Geschichten aus vermintem Niemandsland, von Wüstennomaden und Abenteuerlust, die politische, soziale und kulturelle Realitäten in Westafrika beleuchten. Und vor allem eine Geschichte, die von Liebe und Freiheit erzählt, und von der Sehnsucht unterwegs zu sein.

Ohne Pass in der Sahara: Autowracks im verminten Niemandsland und Grenzgebiet zwischen Marokko und Mauretanien

Ohne Pass in der Sahara: Autowracks im verminten Niemandsland und Grenzgebiet zwischen Marokko und Mauretanien

»Als ich aufblicke, ist Mojo plötzlich weg. Und mit ihm mein Pass. Der Schreck schießt durch meine Lunge, also ziehe ich den Kopf wieder ein, denn ich bin jetzt allein. In diesen Pulk lärmender Männer gepresst. Wie soll ich aus dieser verdammten Wüste wieder herauskommen? Und wie Mara finden?

Alles, was ich sehen kann, ist einen Mann im Pelzmantel auf dem Dach der kleinen Grenzstation. Er wiegt ein Schaf auf seinem Arm. Anschwellende Rufe, unvertraute Laute, fremdes Geschrei. Mein Hals schmerzt, weil mein Herz darin hämmert. Alles pulsiert hier, denke ich. Das Licht ist grell, die Häuser sind in Gelb getaucht und staubig. Wind wischt übers Gesicht. Ich spüre Euphorie, unterwegs zu sein. Wie sie in mir aufsteigt. Ein geiles Gefühl. Ich muss grinsen. Aber nur für einen Augenblick. Dann ist das vorbei. Jetzt fühle ich Angst. Ich will nach Mojo rufen. Und dann denke ich, dass er es einmal mehr besser wusste. Verschwinde

Wie ein Sandkorn auf einer Düne: Bei einem Anhalterstopp in der Wüste, die berühmte Stille der Sahara

Wie ein Sandkorn auf einer Düne: Bei einem Anhalterstopp in der Wüste, die berühmte Stille der Sahara

»Jeden Glücklosen zermürbt die Sahara. Sie ist ein erbarmungsloser Landstrich. Mit greller Gleichgültigkeit bemächtigt sich die Wüste jedem, der sie durchqueren will. Seit Tagen schon nackter Horizont. Überflutendes Licht. Ein Himmel, der giftig glüht. Beim Schlucken schmecke ich den Sand.

Trocken klebt die Zunge an meinem Gaumen. Das wunderbare Gefühl des Nichtwissenwollens, dem man sich unterwegs mit ausschweifendem Vertrauen hingibt, weil es Freiheit bedeutet, ist fort, verschwunden, wie ein Sandkorn, das man auf eine Düne gelegt hat. Jetzt will ich wissen. Denn ich muss weiter. Oder umkehren. Auch wenn ich Mara nicht wiedersehen werde. Nichts bewegt sich. Nur der Sand. Ich habe Sehnsucht, mich zu bewegen. Das ist die schönste Freiheit von allen. Sich zu bewegen, versichert einem, dass man existiert. Wie ein tiefer Atemzug.«

Der Fischmarkt in Nouakchott: Auch die Meere sind bald leergefischt. Der Fang geht nach Europa, die Mauretanier gehen fast leer aus

Der Fischmarkt in Nouakchott: Auch die Meere sind bald leergefischt. Der Fang geht nach Europa, die Mauretanier gehen fast leer aus

»Mauretanien versinkt im Sand. Doch vor der Küste gibt es unschätzbaren Reichtum: Meeresplankton. Vor dem siebenhundertfünfzig Kilometer langen Küstenstreifen tummeln sich hungrige Fischbestände. Doraden, Sardinen, Thunfisch, Tintenfische. Mahmud fährt jede Nacht hinaus. Er schüttet einen Eimer auf die Ladefläche eines Pick-ups. Nur wenige Fische plumpsen aus dem Bottich. Zehn, vielleicht zwanzig.

„Die großen Fangboote nehmen alles weg“, sagt Mahmud. Die Regierung hat Abkommen mit der EU und großen internationalen Unternehmen geschlossen. Sie saugen das Meer leer wie Staubsauger. Der Klimawandel zwingt die Menschen aus der Wüste an die Küste zu kommen. Denn hier gibt es noch Arbeit. Aber bald wird auch das vorbei sein.«

 

Guinea-Bissau ist eine ehemalige portugiesische Kolonie. Vor der Küste gibt es achtundachtzig Inseln, einige davon sind bewohnt, wie die Hauptinsel Bubaque.

Guinea-Bissau ist eine ehemalige portugiesische Kolonie. Vor der Küste gibt es achtundachtzig Inseln, einige davon sind bewohnt, wie die Hauptinsel Bubaque.

»Die Hütte war nur ein Haufen Blech und Schrott. Aber im Paradies. Vor der Küste von Guinea-Bissau gibt es achtundachtzig Inseln. Viele davon unbewohnt. Ich sehe uns auf den Inseln durch die Dörfer streunen und an den endlosen Stränden ins Wasser rennen. Wie wir endlich wieder sind, wie wir sein sollten. Das Boot kommt nicht. Es wird auch nicht mehr kommen.

Es dämmert schon. Ich werfe einen Stock ins Wasser. Er geht unter. Es scheint keine Krokodile zu geben. Oder sie sind gerade nicht hungrig. Ich lausche und höre den Dschungel. Plötzlich kommt das Fieber. Die Hitze walzt durch mich hindurch. Dann friere ich wie nackt in der Arktis. Das also soll Freiheit sein. Ich will mir Mara schnappen und losziehen. Alles liegt noch vor uns. Ich muss nur wieder von dieser Insel runter.«

Markus Steiner. Foto copyright Bob Sala

Markus Steiner. Foto Copyright Bob Sala

 

Markus Steiner

Markus Steiner, geboren in Lünen, lebt in Lissabon. Nach verschiedenen Stationen ließ er eine Karriere im Marketing hinter sich, um die Welt zu bereisen und zu schreiben. Seine Reisereportagen erschienen u. a. bei Spiegel.de, National Geographic und Geo. Als Co-Autor von The Travel Episodes und Autor des Longsellers Weltherz teilt er seine Geschichten auf Lesungen und Veranstaltungen europaweit.

 

 

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Odyssee nach Westafrika: Eine Suche nach unserem Platz in der Welt

Mara ist fort. Ihre Liebe lässt Markus nicht los. Er beschließt, nach Westafrika aufzubrechen, um sie in Guinea-Bissau wiederzusehen – eine Reise voller Abenteuer durch die Extreme des Kontinents.

Auf seinem 4.500 Kilometer langen Roadtrip begegnet Markus faszinierenden Menschen: Zakaria träumt von Europa, Samira kämpft ums Überleben in Tanger, und ein Drogenkurier nimmt ihn per Anhalter mit in die Berge Marokkos. Seine Route führt ihn durch die Weiten der Sahara, über vermintes Niemandsland in Mauretanien und mitten … – mehr davon bei Amazon

 

 

 

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