Durch Bewegung etwas in Bewegung bringen – Pilger-Angebote im Klösterreich
Translation with Google„Das unruhige Herz ist die Wurzel der Pilgerschaft. Im Menschen lebt eine Sehnsucht, die ihn hinaustreibt aus dem Einerlei des Alltags und aus der Enge seiner gewohnten Umgebung“, so beschreiben die Augustiner-Chorherren von Stift Herzogenburg in Anlehnung an ihren Ordensgründer Augustinus das Pilgern. Das Stift in Niederösterreich liegt am Jakobsweg, einem der bekanntesten Pilgerwege. Er wird seit dem 11. Jahrhundert benutzt. Spätestens seit dem Bestseller „Ich bin dann mal weg“ von Hape Kerkeling hat das Pilgern einen wahren Boom erlebt und ist in allen Teilen der Gesellschaft angekommen.
„Viele Pilgernde wollen sich eine Auszeit nehmen oder suchen eine Neuorientierung. Die Motive sind völlig unterschiedlich, manche Menschen haben eine schwere Zeit hinter sich, manche möchten sich etwas Gutes tun“, erläutert Pater Thomas Margreiter aus dem Stift Heiligenkreuz im Wienerwald, das an der Via Sacra von Wien nach Mariazell liegt. „Die einen pilgern aus dem Glauben heraus, die anderen aufgrund sportlicher Ambitionen. Ich empfehle den Pilgernden immer, sich auf den Weg einzulassen und die Zeit zu genießen. Man nimmt die Natur anders wahr und es ergibt sich immer wieder die Chance, zu klaren Entscheidungen zu gelangen, eine gute Richtung zu entdecken. Der Weg hat ebenso wie das Leben Höhen und Tiefen.“
Große Erfahrung mit Pilgernden hat auch Prior Pater Gerwig Romirer. Die Benediktiner des Stiftes St. Lambrecht, von dem aus Mariazell, der bedeutendste Wallfahrtsort Österreichs gegründet wurde, kümmern sich seit Jahrhunderten um die Basilika und die dorthin pilgernden Menschen. „Welches Motiv auch immer zugrunde liegt, beim Pilgern nimmt man auf jeden Fall eine Erfahrung mit, auch, wenn man sich nicht als religiös betrachtet“, weiß Prior Pater Gerwig Romirer. „Allein der Aufbruch von daheim, die Stationen unterwegs, das Rastmachen, das Gehen bei Wind und Wetter und dann das Ankommen – das sind Erlebnisse, die bei jedem irgendetwas auslösen. Beim Pilgern ist man nicht nur äußerlich in Bewegung, es ändert sich auch im Inneren viel – manches löst sich, manches wird wach und bewusst wahrgenommen. Bei unseren Pilger-Angeboten im Stift St. Lambrecht ist das Gespräch, das Reflektieren, was im Laufe des Weges passiert, ein wesentlicher Bestandteil.“
Sein Tipp für die Zeit nach dem Pilgern: „Damit einen der Alltag nicht sofort wieder in den Strudel hineinzieht, ist es wichtig, sich etwas Raum und Zeit zu geben. Die Dinge, die ihnen auf dem Weg bewusst geworden sind, sollten die Pilgernden noch ein Stück weit begleiten. Das kann bei dem einen ein Gedanke, bei dem anderen ein auf dem Weg liebgewonnenes Ritual sein. Ich ermutige die Pilgernden, ein Symbol dafür mitzunehmen – ein Bild oder etwas aus der Natur wie beispielsweise einen Stein. Das dient zu Hause wie eine Art Anker und kann große Symbolkraft entfalten.“
Neben Herzogenburg, Heiligenkreuz und St. Lambrecht liegen viele weitere der nahezu 30 Stifte und Orden von Klösterreich an Pilgerwegen und bieten besondere Angebote für Pilgernde und alle, die das Pilgern einmal ausprobieren möchten, einige Beispiele:
- Mit Lamas auf dem Jakobsweg: In zwei Tagen führt der alte Pilgerweg, der 2004 wiederbelebt wurde, von Stift Göttweig zum Stift Melk. Auf der 44 Kilometer langen spirituellen Reise u. a. durch den Dunkelsteiner Wald entdecken Einsteiger die Faszination des Pilgerns. Wer möchte, kann Lamas als Lasttiere oder das neue Angebot „Pilgerwandern ohne Gepäck“ nutzen.
- An der Via Sacra, Österreichs ältestem Pilgerweg, liegen die Klösterreich-Stifte Heiligenkreuz und Lilienfeld, sie bieten Auszeiten und Tage der Stille für Pilgernde an. Die Gäste haben jederzeit Zugang zur Kirche, dem Kreuzgang, zum Kreuzganggarten und Kapitelsaal und sind zu den Gebetszeiten der Zisterzienser eingeladen. Ein schönes Pilger-Souvenir aus Lilienfeld sind die Lilien aus dem Klosterladen.
- Die Schönheit der Natur wahrnehmen und über die Schöpfung staunen kann man bei Besinnung und Wandern mit Abt Lukas im Stift Schlägl (30.07. bis 4.08.2023). Schweigend gehen und im Schweigen sein, sind dabei wesentliche Elemente des Kurses, täglich wird ca. vier bis fünf Stunden gewandert.
- Durch Bewegung zur Ruhe kommt man bei meditativen Wanderwochen (z. B. 7. bis 12.08.2023) und Pilger-Wochenenden der Benediktiner von Stift St. Lambrecht in den steirischen Bergen. Das „Auszeit-Tagebuch“ und ein Naturlogbuch geben Impulse für die Zeit danach.
- Im Curhaus der Marienschwestern in Bad Kreuzen kann man Wanderungen im Strudengau mit Kneipp’schen Anwendungen kombinieren. Das Curhaus, das zugleich das erste Zentrum für Traditionelle Europäische Medizin (TEM) ist, liegt direkt am Weitwanderweg Donausteig und ist bestens für eine mehrtägige Pilgerrast und eine Wohlfühlauszeit geeignet. Achtsamkeit, Bei-Sich-Ankommen, Entschleunigung, Selbstregeneration und Selbstheilung sind Werte des Pilgerns und der TEM im Curhaus. Wer lieber mit dem Fahrrad unterwegs ist, kann in Bad Kreuzen das Package „Radeln für die Seele“ (ganzjährig für 3, 4 oder 6 Nächte) buchen und mit Rad oder E-Bike das Mühlviertel erkunden.
- Im Stift Kremsmünster wird am 25. August der oberösterreichische Teil des Benedikt-Pilgerweges feierlich eröffnet. Unter dem Motto „Von Kloster zu Kloster“ wurden jeweils 370 km Fuß- und Radpilgerwege geschaffen. Damit kann man von Passau bis Spital am Pyhrn gehen oder den Pilgerrundweg Traunviertel machen. Bereits seit 2009 läuft das Projekt Benedikt-Pilgerweg. Es wurde anlässlich der 200-Jahrfeier der Wiederbesiedelung des Stiftes St. Paul im Lavanttal in Kärnten ins Leben gerufen. Nach der Fertigstellung soll der Weg im Süden bis zum Kloster Montecassino, von dem der Benediktorden ausging, und im Norden bis Pluscarden in Schottland, der nördlichsten Benediktinerabtei, führen und insgesamt 4.000 km lang sein.
Weitere Infos zu den Pilger- und Wander-Angeboten der Stifte und Orden von Klösterreich unter www.kloesterreich.com.