Litauen intensiv: Pilgerstätten, Küstenparadiese und militärische Geheimnisse
Translation with Google
Autor: | Wolfgang Brugger |
Reisezeit: | Anfang August 2025 |
Art der Reise: | Pressereise |
Lesezeit: | 16 Minuten |
Nach unserem ausführlichen Erkunden von Vilnius (Reisebericht Litauen 2025, Teil 1) erreichen wir schon bald
Šiauliai
Šiauliai ist die viertgrößte Stadt Litauens und wird auch als „Stadt der Sonne“ bezeichnet. Touristen besuchen dort vor allem den berühmten Berg der Kreuze, einen einzigartigen Wallfahrtsort mit tausenden von Kreuzen aus aller Welt. Sehenswert sind neben dem Kreuzberg die Kathedrale der heiligen Apostel Peter und Paul sowie der Fußgängerboulevard mit zahlreichen Skulpturen und Brunnen. Die Stadt bietet ein breites Museumsangebot, darunter die Chaim Frenkel Villa, das Schokoladenmuseum und das Fahrradmuseum. Naturfreunde schätzen die Spazierwege am Talksa-See, den botanischen Garten und den Sonnenuhrplatz, der das Stadtbild prägt.
Chaim Frenkel Villa-Museum
Die Villa-Museum von Chaimas Frenkelis mit Park und Brunnen ist ein außergewöhnlicher Ort in Šiauliai. Chaimas und Dora Frenkelis erbauten die Villa – ein zweistöckiges Wohnhaus – 1908 neben ihrer florierenden Lederfabrik.

Sie ist einzigartig, eines der wenigen Gebäude moderner Architektur (Sezession, Jugendstil) des frühen 20. Jahrhunderts in Litauen. Die Fassade vereint Elemente verschiedener Stile, das authentische Interieur besticht durch Holzdekorationen und kunstvolle Stuckarbeiten. Die Ausstellungen der Villa präsentieren die Kultur der litauischen Provinzgüter und der Zwischenkriegsstadt Šiauliai sowie das jüdische Erbe.

Der Museumsbesuch wird durch Exkursionen und thematische Schulungen, die das Lederhandwerk, den Lebensstil auf dem Gut usw. vorstellen, abwechslungsreich gestaltet. In der Villa finden Ausstellungen, Konzerte, Buchpräsentationen, Filmfestivals und andere Veranstaltungen statt. Ein moderner Park steht den Besuchern offen, in dem 2018 anlässlich des 100. Jahrestages der Wiederherstellung der litauischen Staatlichkeit ein Rosengarten mit tausend Rosen angelegt wurde. Jeden Sommer findet im Park das Internationale Sommerfestival der Chaim-Frenkels-Villa statt, bei dem verschiedene Kunstformen präsentiert werden. Die erste Etage der Chaim-Frenkels-Villa ist für Museumsbesucher mit eingeschränkter Mobilität zugänglich. Für meine Leser, die barrierefrei brauchen: es gibt einen Aufzug.

Wir machen hier Pause und lassen uns ein vorzügliches Mittagsmahl munden:




Berg der Kreuze in Šiauliai – Geschichte und spirituelle Magie
Etwas außerhalb der Stadt kommst du zum Berg der Kreuze.
Stell dir vor, du fährst durch die weite, flache Landschaft Nordlitauens – plötzlich beginnt am Horizont etwas aufzuragen, das sofort deine Neugier weckt: der Berg der Kreuze. Je näher du kommst, desto deutlicher erkennst du tausende von Kreuzen, ganz große und ganz kleine, die sich eng aneinanderreihen und im Sonnenlicht wie ein geheimnisvolles Meer aus Holz und Metall schimmern.

50 Störche begrüßen uns auf den Wiesen vor dem Parkplatz zu den beiden Kreuzhügeln. Der Besucherandrang ist gerade noch zu ertragen. Wir haben das Glück, dass wir genau die Viertelstunde zwischen 2 Schauerfronten Zeit haben, die imposante Erscheinung des Volksglaubens in uns aufzunehmen. Vor mir, am Fuß des Hügels, ein älteres Ehepaar, das je ein ca. 20 cm großes hölzernes Kreuz in den Boden steckt und dies jeweils, vermutlich für die Anverwandten und als Erinnerung, fotografiert.

Wenn du den schmalen Pfad hinaufgehst, hörst du das Knirschen des Kieses unter deinen Schritten, während sich links und rechts eine überwältigende Vielfalt an Formen auftürmt: einfache Holzkreuze, kunstvolle Eisenarbeiten, kleine handgemachte Erinnerungen von Reisenden. Manche Kreuze glänzen noch neu, andere stehen windschief, von Moos überzogen – als ob sie seit Jahrzehnten Geschichten bewahren, die niemand mehr laut erzählt.

Vielleicht weht dir ein leises Klirren entgegen, wenn der Wind Ketten und Rosenkränze zum Schwingen bringt. Beim näheren Hinsehen entdeckst du kleine Zettel, eingerollte Botschaften, sogar Fotos – stille Zeichen von Hoffnung, Dank oder Verlust.
Und dann begreifst du: dieser Ort ist mehr als ein Hügel, er ist ein Symbol. Einst Burgberg, später geheimes Widerstandszeichen, trotzte er in der Sowjetzeit allen Versuchen, zerstört zu werden. Jedes Mal, wenn Kreuze niedergerissen wurden, stellten Menschen neue auf – und gaben dem Hügel so Kraft, die bis heute spürbar ist.

Heute strahlt der Berg eine Mischung aus Magie und Geschichte aus, die dich nicht mehr loslässt. Vielleicht biegst du vom Hauptweg ab in einen schmalen Seitenpfad und hast das Gefühl, auf Schatzsuche zu sein – hinter jedem Schritt offenbart sich ein neues Detail.
Am Fuß des Hügels kannst du im Informationszentrum mehr erfahren oder im kleinen Laden ein Souvenir mitnehmen. Doch das Wertvollste, was du mitnimmst, ist das Bild dieses Ortes, der sich tief in dein Gedächtnis eingräbt.
Ob du wegen deines Glaubens hierhergekommen bist, wegen der Geschichte oder einfach aus Neugier – der Berg der Kreuze wird dich begleiten, lange nachdem du ihn hinter dir gelassen hast.
Palanga und die Kurische Nehrung: Natur, Kultur & Ostseestrände
Palanga ist ein Ort, an dem du Natur, Kunst, Kultur und Meeresrauschen perfekt miteinander verbinden kannst.
In Palanga, einem beliebten litauischen Badeort an der Ostseeküste, erwarten dich lange, feinsandige Strände, die perfekt zum Sonnenbaden und Schwimmen sind. Du kannst hier Wassersportarten wie Kite- und Windsurfen ausprobieren oder einfach gemütlich am Meer spazieren gehen.

Wie nicht anders zu erwarten, finde ich schon bald einen Kanaldeckel mit „corporate identity“ – also mit Stadtnamen darauf. Wieder einer für mein „dirty hobby“.

Direkt am Strand lädt die lebhafte Promenade mit vielen Cafés, Bars und Restaurants zum Verweilen ein, besonders abends pulsiert hier das Leben mit Musik und Tanz. Ein Besuch im faszinierenden Bernsteinmuseum taucht dich ein in die Geschichte und Bedeutung des „Goldes des Nordens“. Der angrenzende Botanische Park bietet dir eine Oase der Ruhe mit Teichen, Springbrunnen und einem duftenden Rosengarten.
Birutės Berg mit seiner kleinen historischen Kirche verspricht einen schönen Ausblick und einen Hauch lokaler Legenden. Kunstinteressierte freuen sich auf das Museum des Künstlers Antanas Mončys mit seiner modernen Sammlung. Für Familien lockt der Sommerpark mit bunten Attraktionen und viel Spaß im Freien.
Wer Palanga im Sommer besucht, kann zudem an verschiedenen Festivals und Konzerten teilnehmen, die der Stadt ein lebhaftes Flair verleihen.
Mercure Vanagupe Resort
Wir lassen uns für zwei Tage im Mercure Vanagupe Resort* nieder.


Barrierefrei vom Parkplatz über das Zimmer bis zum Swimmingpool


Statt einer Massage, für die wenig Zeit bleibt, schaue ich mir die Sauna an (Achtung: hier wird mit Badekleidung gesaunt, also nimm dein altes Zeug mit in die Sauna, wenn du nicht willst, dass sie bei 95° auseinander zu fließen beginnt), das Dampfbad und den Innenpool mit Blubberbad: Wie mir scheint, ein rechtes Kinderparadies. Wer Ruhe will, muss wohl außerhalb der hiesigen (langen) Schulferien wiederkommen.
Stadtrundgang
Kirche Mariä Himmelfahrt
Die Kirche Mariä Himmelfahrt in Palanga beeindruckt mit ihrer neugotischen Architektur und wurde vor über hundert Jahren gebaut. Im Inneren erwarten dich eine kunstvolle Kanzel sowie drei Altäre mit Flachreliefs aus französischem Marmor, darunter ein Mittelaltar mit einem Gemälde der Mutter Gottes aus dem 17. Jahrhundert. Die Kirche wurde 1897 nach Plänen des schwedischen Architekten Karl Eduard Strandman errichtet und löste eine ältere Holzkirche ab, die zuvor an gleicher Stelle stand.

Besonders spannend ist die Aussichtsplattform im 21,4 Meter hohen Kirchturm, von der aus du einen beeindruckenden Panoramablick auf Palanga und das Meer hast und die große Kirchenglocken sowie das Uhrwerk aus nächster Nähe bewundern kannst. Ein Besuch ist kostenlos möglich, allerdings ist der Turm während Gottesdiensten und Zeremonien nicht zugänglich.


Слава Україні / Slawa Ukrajini: Ob vorne der Schriftzug am Linienbus oder als Aufdruck auf T-Shirt oder Pullover: es festigt sich der Eindruck, als seien Litauer mit dem Vorgehen des Machthabers und seiner Clique in Moskau nicht einverstanden, um es vorsichtig auszudrücken. Die Angst geht um und äußerst sich in Protesten und deutlichen Zeichen.
Močiučių (Großmutter) Restaurant
Im Močiučių Restaurant in Palanga (Achtung: Es gibt davon zwei mit fast gleichem Namen. Das hier beschriebene Restaurant Močiučių rezidencija ist hier, Adresse: J. Basanavičiaus g. 24A) findest du vor allem klassische litauische Hausmannskost, die ganz bodenständig und traditionell zubereitet wird. Auf der Speisekarte stehen typische Gerichte wie Cepelinai (gefüllte Kartoffelklöße), Koldūnai (gefüllte Teigtaschen) und verschiedene Eintöpfe, die oft mit Sauerkraut oder Pilzen verfeinert sind. Viele Gerichte erinnern an Großmutters Küche und bieten einen authentischen Einblick in die litauische Esskultur.

Die Zutaten sind einfach, aber frisch, und es wird viel Wert auf heimische Rezepte gelegt, die seit Generationen weitergegeben werden. Wer Lust auf etwas Herzhaftes und Bodenständiges hat, findet hier eine Auswahl, die definitiv sättigt und zugleich die Aromen der Region widerspiegelt. Das Ambiente des Restaurants ist unprätentiös und erinnert an eine ländliche, familiäre Atmosphäre, was den Fokus ganz auf das Essen legt.




Kurische Nehrung
Von Palanga aus fahren wir nach Klaipeda. Dort setzen wir mit der Fähre über das Haff und müssen noch eine ganze Weile durch einen Wald fahren, bis wir zum Endpunkt der Nehrung kommen, der Parnidis Düne.

Kurische Nehrung (engl. Curonian Spit – was nichts mit „spucken“ zu tun hat, siehe unten) bezeichnet einen schmalen, langgestreckten Landstreifen aus Sand und Kies, der das Kurische Haff von der Ostsee trennt. Solche Landformen entstehen durch Ablagerung von Sedimenten, die durch Küstenströmungen transportiert werden.
Das deutsche Wort „Nehrung“ stammt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet „Enge“ oder „schmaler Landstreifen“. Es ist heute vor allem ein Fachbegriff der Geografie. Im Englischen heißt diese Landform „spit“, was ursprünglich „Spieß“ oder „Stab“ bedeutete – wegen der Form, die wie ein schmaler Ausläufer ins Wasser hineinragt. „Curonian Spit“ ist also die wörtliche Übersetzung von „Kurische Nehrung“.
Du stehst vor einem Naturwunder, das über Jahrtausende vom Wind, Meer und den Menschen geformt wurde: der Kurischen Nehrung, auch Neringa genannt. Dieser schmale Landstreifen zwischen dem Kurischen Haff und der Ostsee ist eine Krönung litauischer Natur, reich an Pflanzen und Tieren.
Freu dich auf unberührte, lange Silberstrände, beeindruckende Wanderdünen und dichte, duftende Wälder – ein wahres Paradies für Entdecker und Wanderfreunde. Hier kannst du nicht nur die spektakuläre Landschaft genießen, sondern auch viel über die Geschichte der Region erfahren, die durch Fischfang und die Entstehung der vier Fischerdörfer Nida, Juodkrantė, Preila und Pervalka geprägt ist.
Weil die Dünen durch Eingriffe bald instabil wurden, entstand im 19. Jahrhundert ein Dünenkamm als Schutzmaßnahme – eine Arbeit, die bis heute weitergeführt wird und das Landschaftsbild bestimmt.
Als Tourist vor Ort hast du vielfältige Möglichkeiten: Radfahren entlang der Küste, Schwimmen im Meer, Wanderungen durch Wälder und Dünen oder sogar Wakeboarden auf dem Haff – der Natur sind kaum Grenzen gesetzt. Dieser Ort lädt dich ein, die Seele baumeln zu lassen, neue Kraft zu tanken und die Schönheit einer einzigartigen Landschaft auf dich wirken zu lassen.
Parnidis-Düne
Wenn du die Parnidis-Düne auf der Kurischen Nehrung besuchst, erwartet dich ein einmaliges Naturerlebnis: Hier kannst du beobachten, wie die Sonne morgens aus dem Wasser der Ostsee aufgeht und abends wieder darin versinkt – ein magischer Moment, der dich tief berühren wird.
Von dem über 50 Meter hohen Aussichtspunkt hast du einen beeindruckenden Panoramablick auf die bewegte Landschaft unter dir. Die Düne wandert jedes Jahr durch Westwinde bis zu zehn Meter nach Osten, sodass du mitten in einer fast wüstenartigen Sandwelt stehst.
Die Riesen des Sandes

Auf der Kurischen Nehrung erzählt man die Legende von den Riesen, die einst in Harmonie mit den wandernden Dünen lebten, die ihnen Schutz vor Stürmen boten. Doch als die Riesen diese Gnade zu sehr ausnutzten, rebellierten die Dünen und begannen, die Häuser und Siedlungen unter sich zu begraben. Die Riesen, die wir selbst sind, haben die tobenden Dünen gezähmt, doch wir tragen die Verantwortung, diese fragile Landschaft zu bewahren. Jeder Schritt von uns bewegt Tonnen Sand, die vom Wind weggeweht werden, weshalb wir achtsam handeln müssen, damit die Schönheit der Nehrung für zukünftige Generationen erhalten bleibt.
Die
Skulptur „Prieš vėją“ (Gegen den Wind)
basiert auf einem Foto von Antanas Sutkus aus dem Jahr 1965, das Jean-Paul Sartre in Nida zeigt. Das Bild wurde während des Besuchs der französischen Schriftsteller und Philosophen Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir auf der Parnidis-Düne aufgenommen. Diese Skulptur erinnert an den kulturellen Moment und die bedeutende Begegnung auf der Kurischen Nehrung.

Hinter einem Wald versteckt liegt das idyllische Städtchen Nida mit seinem malerischen Leuchtturm, der fast wie aus einem Märchen wirkt. An klaren Tagen reicht dein Blick bis zur breitesten Stelle der Nehrung, dem Horn von Bulvikis, und weiter zur Landzunge Ventės ragas am Horizont.
Du kannst die Düne auf einem rund zwei Kilometer langen Rundweg bequem erkunden und dabei die Ruhe und Weite dieser einzigartigen Landschaft in aller Gelassenheit genießen.
Ein besonderes Highlight ist die monumentale Sonnenuhr, an der du inne halten und die Zeit für einen Moment symbolisch anhalten kannst.
Besonders eindrücklich ist auch die Nähe zur russischen Grenze: in einiger Entfernung erblickst du die Überwachungstürme, die an die geopolitische Bedeutung dieser fragilen Region erinnern und dem Ort zusätzlich eine spannende, fast geheimnisvolle Atmosphäre verleihen.
Oben auf der Parnidis-Düne, mit bestem Blick auf die Grenze zu Russland, versuchen einige Drohnenpiloten, die Flugobjekte zu starten.

Doch es klappt nicht so recht. Nicht wegen des Windes, der um die Spitze der Düne pfeift, sondern, so wird vermutet, weil von russischer Seite das GPS-Signal blockiert wird, das die Drohne zum Fliegen braucht. So wird die Drohne unverrichteter Dinge wieder eingepackt.
Nida
Vom Gipfel der Parnidis-Düne spazierst du auf Treppen den sanften Sandhang hinab, während der weite Blick auf das glitzernde Kurische Haff dich wie magisch anzieht. Die frische Meeresbrise trägt den Duft von salziger Luft und feuchtem Kiefernwald zu dir, während deine Füße im warmen Sand versinken. Hier, auf der Leeseite der Düne, ist es deutlich angenehmer, fast schon windstill heute, während oben auf der Düne schon feste Kleidung und lange Hosen angebracht waren.



Unten angekommen, öffnet sich vor dir das stille Wasser des Haffs, das sanft gegen den schmalen Uferstreifen plätschert und eine beruhigende Ruhe ausstrahlt. Über dem Wasser ziehen vereinzelte Möwen ihre Kreise und spiegeln sich in der glatten Oberfläche, die wie ein Spiegel die pastellfarbenen Hütten von Nida reflektiert. Hier spürst du den Zauber der Kurischen Nehrung – eine einzigartige Verbindung aus Land, Wasser und Geschichte, die tief im Herzen bleibt.



Nida wirkt wie ein kleines, fast verträumtes Fischerdorf, das von einer engen Gemeinschaft aus Einheimischen und Künstlern bewohnt wird, die die Ruhe und Abgeschiedenheit des Ortes schätzen. Die bunten Holzhäuser mit ihren liebevoll gepflegten Gärten verleihen dem Dorf einen charmanten und lebendigen Charakter, der zugleich Tradition und Gelassenheit ausstrahlt.


Hier geht alles ein wenig langsamer, und das Leben scheint im Einklang mit der Natur zu pulsieren. Wenn du durch die schmalen, ruhigen Straßen schlenderst, spürst du die friedliche Atmosphäre, die viele Besucher auf der Suche nach Entschleunigung anzieht. Nida ist ein Ort, an dem du dich zurückziehen und tief durchatmen kannst – eine perfekte Oase fernab vom Trubel der Städte.

Thomas-Mann-Gedenkmuseum
Das Thomas-Mann-Gedenkmuseum erinnert an den berühmten deutschen Schriftsteller und Nobelpreisträger, der zwischen 1930 und 1932 drei Sommer in seinem Sommerhaus in Nida verbrachte. 1933 musste die Familie Mann ins Exil gehen und kehrte nie wieder zurück. Das Haus wurde in den Nachkriegsjahren stark beschädigt, aber in den 1950er Jahren restauriert. 1996 erfolgte eine umfassende Renovierung des Gebäudes. Heute zeigt die Ausstellung das Leben Thomas Manns und vermittelt die besondere Atmosphäre seiner Sommerzeit in Nida.



Ausblick vom Thomas-Mann-Gedenkmuseum aufs Haff
Museum des Kalten Krieges
Das Cold War Museum liegt verborgen inmitten des idyllischen Žemaitija Nationalparks nahe Plokščiai im Landkreis Plungė und war einst Teil einer streng geheimen sowjetischen Raketenbasis. Zwischen 1963 und 1978 standen hier vier SS-4 Mittelstreckenraketen, ausgerüstet mit zwei Megatonnen starken Sprengköpfen, die eine unmittelbare Bedrohung für ganz Europa darstellten. Wenn du das Museum betrittst, tauchst du in die düstere Realität des Kalten Krieges ein, einer Ära, in der die Welt am Rande eines Atomkriegs stand. Die engen Korridore, einst gesäumt von Raketentreibstoffrohren, führen dich durch restaurierte Sicherheitssysteme, die unter Hochdruck funktionierten. Du stehst in Kontrollräumen, in denen durch einen einzigen Knopfdruck das Schicksal ganzer Länder entschieden werden konnte – ein beklemmendes Gefühl der Macht und Verantwortung, das hier spürbar wird.

Beim Rundgang lernst du die technische Konstruktion der SS-4 Raketen kennen und erhältst Einblicke in die komplexen Abläufe der Startanlagen. Nicht nur die kalte Technik steht im Fokus, sondern auch die politische Propaganda, die damals gezielt genutzt wurde, um Angst und Kontrolle zu verbreiten. Auf historischen Fotos und Videos bekommst du einen Eindruck davon, wie eng das Leben der Menschen mit dem Wettrüsten verwoben war und wie tief die Furcht vor einem Atomkrieg ihren Schatten warf.

Die unmittelbare Nähe von Litauen zu Russland und Belarus, beides Länder mit starker Militärpräsenz, macht diesen Ort heute noch eindrucksvoller und verdeutlicht die geopolitische Brisanz der Region. Das Museum ist ein Mahnmal für die fragilen Zeiten des 20. Jahrhunderts und lässt dich die bedrückende Atmosphäre einer ehemaligen militärischen Festung hautnah erleben. In etwa einer Stunde Führung erlebst du hier nicht nur geschichtliche Fakten, sondern eine emotionale Reise in eine Vergangenheit, die uns alle betrifft.

Mit Eintrittspreisen ab rund 10 Euro ist der Besuch erschwinglich und das Museum täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet – eingebettet in die ruhige Natur des Nationalparks bietet es dir einen einzigartigen Ort der Erinnerung und Auseinandersetzung. Wenn du Interesse an Geschichte hast oder dich für die politische Spannung jener Zeit begeisterst, wird dieser Besuch dich tief bewegen und zum Nachdenken anregen. Die Mischung aus Technik, Geschichte und unmittelbarer Nähe zu potentiell feindlich gesinnten Nachbarn macht das Cold War Museum zu einem faszinierenden und wichtigen Ausflugsziel in Litauen.

Statt einer SS-4 Rakete findest du im Silo nichts – außer, tief unten, Fontana-Trevi-mäßig eine Menge Münzen. Darüber ein Netz, damit es nicht – nach dem Abzug der Waffen – doch noch Leichen gibt.
Aussichtsturm Siberija

Der Aussichtsturm Siberija auf dem Silberberg ist ein echter Geheimtipp für deine Litauenreise. Wenn du dort oben stehst, hast du einen atemberaubenden Blick auf das Südufer des Plateliai-Sees und die weitläufige Natur des Nationalparks Žemaitija. Die Landschaft, die du siehst, ist nicht nur schön, sondern auch historisch faszinierend: Vor Tausenden von Jahren war hier ein Meer, und riesige Gletscher haben die Form der Gegend durch Schmelzen und Gefrieren geprägt. Heute findest du hier Moorlandschaften und den riesigen Plateliai-See, den größten See in Samogitien.

Vielleicht fühlst du dich beim Anblick genauso inspiriert wie der litauische Schriftsteller Antanas Vienuolis oder der berühmte Maler und Komponist M.K. Čiurlionis, die die Umgebung zu ihren Werken bewegt hat. Der Turm ist etwa 15 Meter hoch und steht auf einem Hügel, sodass du weite Teile des Nationalparks überblicken kannst. Für den Aufstieg solltest du schwindelfrei sein, aber die Mühe lohnt sich auf jeden Fall.
Wenn du magst, kannst du den Nationalpark Žemaitija auch zu Fuß erkunden: Es gibt schöne Wanderwege, die dich durch Wälder, Moorgebiete und entlang des Sees führen.

Zum Thema „Barrierefreiheit„: es sollte klar sein, dass Menschen mit Gehbehinderung (fast) jeder Art die Aussicht von hier oben nicht genießen können. Allein schon die vielen Treppen von der sumpfigen Ebene bis zum Fuß des Turmes können schon Schwierigkeiten verursachen. Ich selbst muss nach dem Aufstieg bis zum Fuß (!) des Turmes passen, kann dann aber trotzdem einen schönen Blick über die Naturlandschaft genießen und, liegend auf einer der Bänke rundherum, den anderen der Gruppe beim Hochsteigen zusehen.

Der lange Rückweg
Der Flughafen in Vilnius macht einen modernen Eindruck. Als ich mein Gepäck, wie auf dieser Tafel gezeigt, mit einem Kofferanhänger versehen und das Gepäck, ohne durch den Check-in zu gehen, aufgeben möchte,

muss ich leider feststellen, dass Air Baltic nicht in diesem System mitspielt, ganz im Gegensatz zu München, wo Air Baltic zusammen mit den Unternehmen der Lufthansa-Gruppe arbeitet. Egal, muss ich halt auf das Öffnen des Check-in-Schalters warten.
Der Flug ist pünktlich und mit knappen 2 Stunden erfreulich ereignislos. Die Koffer kommen in München heil an, die S-Bahn fährt pünktlich, der darauf folgende Regionalexpress ebenfalls, nur in Donauwörth kommen wir erst 1 Stunde später, also weit nach Mitternacht los. Warum dieses? Zuerst muss der AGILIS, weil er der letzte Zug vor der Nacht-Pause ist, auf einen Anschlusszug warten. Wegen einer Person. Dann geht gar nichts mehr. Weil die einspurige Strecke verstopft ist. Wir sind nicht amused. Besonders die nicht, die wohl ihren Anschluss in Ulm nicht mehr erreichen. Die einspurige Strecke Ulm-Donauwörth wird von allen möglichen schnellen Zügen, wie ICE, IC, EC usw mit Beschlag belegt, und Ausweichbahnhöfe gibt es nicht viele. Diese schnelleren Züge können wegen einer Baustelle auf der üblichen Strecke Ulm – Augsburg nicht fahren. Die Fahrgäste haben nichts von dem Umweg – zu (weit nach) mitternächtlicher Stunde können sie die Schönheiten des stockdunklen Donautals leider nicht genießen.
So spät (halb 2 nachts) bin ich schon lange nicht mehr nachhause gekommen. Aber irgendwas ist immer.
Fazit der Pressereise
Litauen ist keine laute Sensation. Aber es ist das sanfte Summen am Ohr, der Bernstein im Schuh, das Gefühl, wirklich angekommen zu sein. Ein Land für Reisefreaks, Genießer und alle, die sich noch überraschen lassen wollen.
Wenn du Litauen suchst, such nicht den schnellen Kick. Such die Momente hinter den Fassaden – und du wirst reich beschenkt.
Beispiel einer 7-Tage-Reiseroute durch Litauen
Tag 1: Vilnius – Altstadt & Užupis
Spaziergang durch die UNESCO-Altstadt: Gediminas-Turm, Kathedrale, Pilies-Straße
Besuch der „Republik Užupis“ mit ihrer skurrilen Verfassung
Abendessen im „Etno Dvaras“ für traditionelle Küche
Übernachtung: Boutique-Hotel „Artagonist“ oder „Hotel PACAI“
Tag 2: Vilnius – Museen & Aussicht
Museum der Opfer des Genozids (KGB-Museum)
Aussichtspunkt „Drei Kreuze“ für Panoramablick
Optional: Europos Parkas – Freilichtmuseum am geografischen Mittelpunkt Europas
Übernachtung: wie am Vortag
Tag 3: Trakai & Fahrt nach Kaunas
Vormittag: Trakai Wasserburg & Kibinai-Mittagessen
Spaziergang am Galvė-See oder Varnikų Moorpfad
Nachmittag: Fahrt nach Kaunas über die Burgenstraße (Landstraße 141)
Übernachtung: „HOF Hotel Kaunas“ oder „Moxy Kaunas Center“
Tag 4: Kaunas – Kultur & Streetart
Altstadt mit Rathaus („Weißer Schwan“) & Burg
Teufelsmuseum & Streetart-Tour
Aussicht vom Aleksotas-Hügel
Übernachtung: wie am Vortag
Tag 5: Klaipėda & Kurische Nehrung
Fahrt nach Klaipėda, Altstadtbesuch & Fährüberfahrt
Hexenberg in Juodkrantė & Spaziergang durch Nida
Besuch des Thomas-Mann-Hauses
Übernachtung: „Nidos Banga“ oder „Hotel Nerija“ in Nida
Tag 6: Dünen & Bernstein
Wanderung zur Parnidis-Düne & Graue Düne im Nagliai-Reservat
Optional: Dutchman’s Cap bei Karkle für Steilküstenblick
Rückfahrt nach Klaipėda
Übernachtung: „Michaelson Boutique Hotel“ oder „Amberton Hotel Klaipėda“
Tag 7: Šiauliai & Berg der Kreuze
Fahrt nach Šiauliai (ca. 2,5 Std.)
Besuch des bewegenden Bergs der Kreuze
Sonnenuntergang am Rėkyva-See
Übernachtung: „Hotel Turnė“ oder „Šiaulių krašto viešbutis“
Zusätzliche Tipps
Beste Reisezeit: Juni–September für lange Tage & mildes Wetter
Mobilität: Mietwagen empfohlen – gute Infrastruktur, aber Landstraßen lohnen sich
Apps: „Maps.me“ für Offline-Navigation, „Lietuvos gamta“ für Naturpfade
Reiseliteratur / Reiseführer
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Links und weiter führende Informationen
Litauen: Vilnius – Kirchen, Kunst und Kulinarik | ReiseFreak’s ReiseMagazin
Reisen nach Litauen
Reiseportal für Litauen | Lithuania Travel https://lithuania.travel/de
Beliebte Litauen (und Baltikum) Rundreisen mit Gebeco*
Baltikum ─ mit Rückenwind entlang der Bernsteinküste*
Sprache
Litauisch gehört zur baltischen Sprachgruppe innerhalb der indogermanischen Sprachen, nicht zu den slawischen Sprachen. Warum findet man so viele lateinische Endungen in litauischen Namen?
Der Eindruck entsteht, weil sowohl Litauisch als auch Latein zu den indogermanischen Sprachen gehören und viele archaische Merkmale dieser gemeinsamen Ursprache bewahrt haben, insbesondere bei den Kasusendungen. Es handelt sich also nicht um eine direkte Übernahme von Latein, sondern um eine gemeinsame, sehr alte linguistische Erbschaft.
Geld
Litauen verwendet seit dem 1. Januar 2015 den Euro (EUR) als offizielle Währung. Der frühere litauische Litas wurde damit abgelöst. Seit dem 1. Mai 2025 gilt in Litauen eine Rundungsregel bei Barzahlungen, bei der Beträge auf den nächsten 5-Cent-Wert gerundet werden; 1- und 2-Cent-Münzen sind zwar gesetzliches Zahlungsmittel, verschwinden aber zunehmend aus dem Alltag.
In Litauen ist das Bezahlen mit Kreditkarte auch für Kleinbeträge weit verbreitet und gesellschaftlich akzeptiert. Während in Deutschland manchmal noch ein schiefer Blick folgt, wenn man kleine Summen bargeldlos begleicht, ist es in Litauen, wie auch in den anderen baltischen Staaten, genau umgekehrt: Bargeld wird zunehmend verdrängt, und Kartenzahlung – auch für sehr geringe Beträge – ist Standard.
Gängige Kreditkarten:
Visa und MasterCard werden nahezu überall akzeptiert – in Supermärkten, Restaurants, Hotels, Tankstellen und auch bei vielen kleinen Händlern.
EC-Karten (Girocards) mit Maestro- oder Cirrus-Logo sowie V-Pay-Karten funktionieren ebenfalls an vielen Terminals.
American Express wird seltener akzeptiert, ist aber in gehobenen Hotels und einigen größeren Geschäften möglich.
Achte auf die Logos am Eingang oder am Kassenterminal, um zu sehen, welche Karten akzeptiert werden.
Kontaktloses Bezahlen mit Karte oder Smartphone ist in Litauen sehr verbreitet.
Für abgelegene Regionen, Märkte oder kleine Betriebe empfiehlt sich dennoch, etwas Bargeld dabei zu haben, da dort Kartenzahlung nicht immer garantiert ist.
Trinkgeld sollte weiterhin möglichst bar gegeben werden.
Mobilfunk-Roaming
Litauen ist Mitglied der Europäischen Union und des Schengen-Raums. Damit gilt für deutsche Mobilfunkkunden der EU-Roaming-Standard: Telefonieren, SMS und mobiles Surfen im EU-Ausland (inkl. Litauen) sind zu den gleichen Konditionen wie im Heimatland möglich, ohne zusätzliche Roaming-Gebühren.
Trinkgeld
Grundsätzliche Gepflogenheiten
Trinkgeld ist in Litauen nicht zwingend Pflicht, wird jedoch für guten Service gern gesehen – vor allem in Restaurants, Cafés und touristischen Dienstleistungen.
Es gilt als eine Form der Wertschätzung für das Personal, da Löhne im Servicebereich meist eher niedrig sind.
Übliche Beträge
Im Restaurant:
Als Orientierung gelten 5–10% des Rechnungsbetrags. In vielen Fällen sind 10% Trinkgeld üblich, besonders bei Zufriedenheit mit dem Service.
Trinkgeld ist oft bereits in der Rechnung als Servicegebühr enthalten. Falls dies nicht der Fall ist, freuen sich Kellner über die genannten 5–10%.
In der Praxis geben viele Litauer zwischen 2 und 5 Euro pro Besuch – unabhängig vom Gesamtbetrag.
Im Hotel:
Kleingeld für das Zimmerpersonal ist willkommen, aber nicht zwingend notwendig. Servicepersonal freut sich dennoch über einen kleinen Betrag.
Im Taxi:
Trinkgeld ist nicht verpflichtend, kleine Aufrundungen werden jedoch gern angenommen.
Bar oder Karte?
Viele Gäste geben Trinkgeld weiterhin in bar. Insbesondere Ältere oder Einheimische neigen dazu, nur dann Trinkgeld zu geben, wenn sie Bargeld dabeihaben.
In größeren Restaurants oder Städten, vor allem in Vilnius, werden zunehmend digitale Lösungen für Trinkgeld angeboten.
Die Höhe des Trinkgelds kann individuell gestaltet werden, abhängig von der Zufriedenheit und von den Umständen – zwingend erwartet wird es jedoch nicht.
Stromstecker in Litauen
In Litauen werden Steckdosen vom Typ C und F verwendet, die mit den deutschen Steckern übereinstimmen. Daher ist kein Reiseadapter notwendig, wenn du aus Deutschland nach Litauen reist. Die Netzspannung beträgt 230V bei 50Hz, was ebenfalls mit Deutschland übereinstimmt.
Transparenzhinweis
Ich war zusammen mit einer kleinen Gruppe internationaler Journalisten von Lithuania Traval eingeladen, einige Sehenswürdigkeiten des Landes zu erleben und darüber zu schreiben. Für die Kosten der Reise kam Lithuania Travel auf.

Bis bald mal wieder, Litauen!

Zum Abschluss ein wahrer Spruch, gefunden als Streetart im Künstlerviertel von Vilnius
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