England: Immer links vom Meer unterwegs am South West Coast Path

Translation with Google
Titelbild Immer Links vom Meer - copyright Doris Hollnbuchner
 
Infobox
Autor:Doris Hollnbuchner
Reisezeit:01. Mai 2023 – 23. Juni 2023
Art der Reise:Wanderreise
Lesezeit: 6 Minuten
 

Kurz und knapp: Worum geht es hier?

Falls Du wenig Zeit hast: Hier eine kurze Zusammenfassung dieses Beitrages:

Der Reisebericht „Immer links vom Meer“ beschreibt die Erfahrungen der Autorin, Doris Hollnbuchner, während ihres zweimonatigen Wanderabenteuers auf dem South West Coast Path in Südengland. Der Bericht erzählt von den Herausforderungen, Landschaften und persönlichen Erlebnissen entlang des 1014 Kilometer langen Wanderwegs. Doris Hollnbuchner möchte mit diesem Reisebericht ihre eigenen Erlebnisse und Eindrücke teilen, die Leser an ihren Abenteuern teilhaben lassen und möglicherweise andere dazu inspirieren, ähnliche Reisen zu unternehmen. Das Publikum, das sie anspricht, sind daher Reiseliebhaber, Wanderer und Abenteuerlustige, die sich für Fernwanderwege und persönliche Reiseerlebnisse interessieren.

 

Buchvorstellung England: Immer links vom Meer unterwegs am South West Coast Path

Als Frau allein reisen? Gleich für zwei Monate? Und dann auch noch um die 1000 Kilometer wandern? Gastautorin Doris Hollnbuchner hat es gemacht, sich den Rucksack umgeschnallt und ist im Mai und Juni 2023 den gesamten South West Coast Path in Südengland erwandert.

 

„Am liebsten würde ich in eine Papiertüte atmen.“

Nicht, dass ich das schon mal gemacht hätte. Aber angeblich soll es ja helfen, wenn man sich beruhigen will. Und ein bisschen Beruhigung könnte ich gerade wirklich gut brauchen.

Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, meine Knie zittern und ich bin ein kleines bisschen außer Atem. Dabei bin ich noch nicht einen einzigen Schritt gewandert. Ganz im Gegenteil. Ich stehe immer noch am Wiener Hauptbahnhof am Bahnsteig, nach außen hin völlig gelassen, und schlürfe meinen zweiten Kaffee des Tages aus einem Pappbecher.

»Ich muss jetzt los«, habe ich frühmorgens zum fürsorglichen Freund gesagt und meinen Rucksack geschnappt. »Immerhin muss ich noch mindestens eine halbe Stunde nervös am Bahnhof rumstehen und mich reinsteigern.«

Genau das habe ich dann auch gemacht.

Aber das ist nicht wirklich der Anfang dieser Geschichte. Eigentlich beginnt sie ein ganzes Jahr vorher …“

So beginnt mein Buch „Immer links vom Meer“ und so begann auch meine Reise nach England Ende April 2023. Nach Monaten der Vorbereitung hatte ich endlich meinen Rucksack gepackt und war unterwegs, um für ganze zwei Monate am South West Coast Path zu wandern. Einen Auszug aus meinem Buch und meinen Erlebnissen findet ihr hier.

Der South West Coast Path – Englands längster Fernwanderweg

Auf schmalen Pfaden geht es immer am Meer entlang

Auf schmalen Pfaden geht es immer am Meer entlang

 

1014 Kilometer (oder 630 Meilen) ist dieser National Trail lang und somit der (derzeit noch) längste ausgeschilderte Fernwanderweg Großbritanniens. Er beginnt in Minehead und führt immer an der Küste entlang durch die vier Grafschaften Somerset, Devon, Cornwall und Dorset bis nach Poole bzw. bis zum offiziellen Ende des Path in South Haven Point.

Wer bei der Bezeichnung Küstenwanderung jetzt aber an meilenweite flache Sandstrände denkt, sollte sich von dieser Vorstellung besser schnell wieder verabschieden. Ganze 35.000 Höhenmeter müssen auf diesem Wanderweg nämlich überwunden werden, bis zu 1400 Höhenmeter kommen dabei auch schon mal auf eine einzige Etappe.

Ich selbst bin den Weg in 54 Tagen gegangen – mit allen Höhen und Tiefen.

Es kann losgehen – Start am 1. Mai 2023 in Minehead

 

Guter Dinge am offiziellen Startpunkt in Minehead

Guter Dinge am offiziellen Startpunkt in Minehead

 

„Und dann ist es endlich so weit. Das breite Grinsen bekomme ich schon beim Frühstück nicht aus dem Gesicht. Ist aber auch egal, sollen die Leute ruhig von mir denken, was sie wollen, ich bin ohnehin gleich weg.

»Hey, du läufst in die falsche Richtung!«, ruft mir der ältere Fischer zu, der mit dem weißen Bart und der dunklen Mütze eine gewisse Ähnlichkeit mit Käpt’n Iglo aufweist.

Ich weiß, aber ich muss noch schnell die 100 Meter vom Hotel zum offiziellen Startpunkt zurück, um dort ein Foto von mir schießen zu lassen.

Woher ich bin, will er dann noch wissen.

»Aus Österreich«, verrate ich.

»Österreich? Aber ihr habt doch genug Berge dort!« Mir ist in dem Moment noch nicht klar, wie oft ich diesen Satz noch hören sollte.

»Schon, aber das Meer nicht«, gebe ich zurück, was auch in allen noch kommenden Gesprächen dieser Art meine Standardantwort sein wird.

Keine zehn Minuten später ist mein offizielles Startfoto im Kasten und ich überschreite feierlich die weiße Linie mit der am Gehweg aufgedruckten Eichel, das Symbol des Path. Sie wird mir die nächsten Wochen den Weg weisen und mich begleiten. Dann wollen wir mal.“

Schritt für Schritt geht es auf und ab und selten auch mal nur geradeaus

Gleich an den ersten Tagen müssen zahlreiche Stufen überwunden werden

Gleich an den ersten Tagen müssen zahlreiche Stufen überwunden werden

»Jetzt kommt dann bald das langweilige Stück«, wurde ich ein paar Tage zuvor schon mehrmals von anderen Wanderern gewarnt. Und ich gebe gern zu, dass ich mich nach all dem Auf und Ab der ersten Tage bereits ein kleines bisschen auf das »langweilige«, flache Stück gefreut habe. Was genau mich bei meiner Planung aber denken ließ, dass es eine gute Idee wäre, an Tag 6 noch mal schlappe 30 Kilometer in Angriff zu nehmen (ob flach oder nicht), kann ich mir mittlerweile auch nicht mehr erklären. War es nicht.

Die erste Herausforderung des Tages besteht schon mal darin, am Morgen in die noch nassen Schuhe zu schlüpfen. Gefrühstückt wird heute spartanisch unter dem Vordach auf dem Tesco-Parkplatz, und dann geht es im Nieselregen raus aus Braunton und immer schnurgerade einer stillgelegten Eisenbahnlinie entlang. Die nassen Schuhe quietschen, der Rucksack drückt auf die Schultern und meine Laune ist nicht gerade die beste, aber da der Weg tatsächlich keine technischen oder konditionellen Schwierigkeiten bereitet, komme ich zumindest gut voran. […]

Nach den ersten 13 schnurgeraden Kilometern habe ich den Regen dann aber endgültig satt. Außerdem habe ich keine Ahnung mehr, ob ich hier überhaupt noch richtig bin. Recht viele Möglichkeiten, sich zu verlaufen, gab es meines Wissens ja nicht, aber mit eingezogenem Kopf kann man durchaus auch mal eine Abzweigung übersehen. Außerdem muss ich aufs Klo. Wildpinkeln ist bei kilometerweiter Sicht und riesigen Brennnesselstauden links und rechts des Weges nicht wirklich eine Option. Ich muss also nicht allzu lange überlegen, als entlang der Strecke das Fremington Quay Café auftaucht, und beschließe, in die warme und trockene Stube zu fliehen.

Wetter, Wegbeschaffenheit oder die eigene Laune – jeder Tag bietet eine neue Herausforderung

Vor dem YHA Elmscott – nass und schmutzig, aber glücklich

Vor dem YHA Elmscott – nass und schmutzig, aber glücklich

„Auf über 20 Kilometern gilt es heute knapp 1400 Höhenmeter zu überwinden, mehr als an jedem anderen Tag bisher. Kaum nähere ich mich von Elmscott wieder der Küste, pfeift mir außerdem schon der Wind um die Ohren und klatscht mir meine Rucksackbänder ins Gesicht. Das sollte auch den restlichen Tag so bleiben, aber immerhin regnet es heute nicht. Allein das reicht mir schon für ein absolutes Glücksgefühl. Und ich genieße es sehr, die Strecke heute mal wieder allein zu wandern, ganz in meinem eigenen Tempo, allein mit meinen eigenen Gedanken. Immer wieder bin ich von mir selbst erstaunt und davon, wozu ich offensichtlich fähig bin.

Über glitschige Steine einen Fluss überqueren? Check!

Im ständigen Auf und Ab mehr als zehn Täler durchschreiten? Check!

Steile Abstiege meistern und den Abhang im wahrsten Sinne des Wortes links (oder in meinem Fall rechts) liegen lassen? Check!

Im Wind die Klippe entlangspazieren (und nicht hinuntergeweht werden)? Doppelcheck!

Ganz ehrlich, hätte ich im Vorfeld konkret gewusst, worauf ich mich hier einlasse, und nicht geflissentlich sämtliche Warnungen und Berichte darüber ignoriert, ich hätte die Reise wahrscheinlich nicht angetreten. Zu anstrengend, zu unsicher und viel zu gefährlich. Jetzt aber ist das alles Teil des Path, es gehört dazu und ich mach’s einfach. Viel anderes bleibt mir oft auch nicht übrig, denn wenn der einzige Weg über den Fluss über diese Trittsteine führt, dann geht man eben darüber. Und wenn man nach dem achten steilen Abstieg genauso steil wieder hinaufmuss und der einzige Ausweg aus der Misere die Flucht ins offene Meer wäre, dann beißt man halt die Zähne zusammen und stemmt sich hoch. Nicht, dass es mir leichtfallen oder mich nicht immer wieder eine ordentliche Portion Überwindung kosten würde. Aber vielleicht bin ich ja doch mutiger und stärker, als ich gedacht hätte.“

Die schlechten Tage erzählen später die besseren Geschichten

 

Manches Mal verschwindet der Weg zwischen Felsbrocken, über die geklettert werden darf

Manches Mal verschwindet der Weg zwischen Felsbrocken, über die geklettert werden darf

„Nicht nur Paddy [Anm.: Paddy Dillon, Autor des Reiseführers], auch die Facebook-Gruppe verspricht mit der Strecke zwischen St. Ives und Pendeen eine der schwierigsten Etappen des ganzen Path, ich bin also von vornherein auf das Schlimmste eingestellt. Und sollte ausnahmsweise nicht enttäuscht werden.

Die Gässchen der Touristenhochburg St. Ives sind um acht Uhr morgens noch angenehm leer und lassen sich auf dem Weg von der Unterkunft zurück zum Path im Vorbeigehen erkunden. Aber schon kurz nachdem ich aus St. Ives draußen bin, wird der Path zunehmend felsiger und uneben und erfordert meine volle Konzentration. Statt der wunderbaren Aussicht (die mit Sicherheit irgendwo da draußen ist) sehe ich also in erster Linie meine eigenen Schuhe und meine Wanderstöcke, wenn ich vorsichtig einen Schritt nach dem anderen mache und mich bemühe, dabei nicht das Gleichgewicht zu verlieren oder umzuknicken. Manchmal verschwindet der Weg auch komplett zwischen riesigen Felsbrocken, über die man klettern muss und bei denen selbst die Wanderstöcke keine Hilfe mehr sind. Und wo keine Felsen sind, sind oft noch breite Schlammfelder über den Weg verteilt, und das, obwohl es seit Tagen nicht mehr geregnet hat. Paddy warnt davor, dass dieser Abschnitt bei Schlechtwetter »äußerst beschwerlich« werden kann. Ernsthaft? Ich würde mal sagen, er ist auch bei Schönwetter nicht gerade ein Zuckerschlecken.

Auf etwa halber Strecke passiert es dann auch. Trotz aller Vorsicht rutsche ich zwischen zwei Felsbrocken aus und liege der Länge nach im Dreck. Genau das habe ich noch gebraucht. Und da weit und breit niemand ist, der mich bemitleiden könnte, erledige ich das eben auch selbst, setze mich auf den nächsten Felsen und heule erst mal ein paar Minuten vor lauter Wut und Erschöpfung. Gut. Hätten wir das also auch erledigt. Danach geht es mir tatsächlich etwas besser und Wut und Trotz geben mir den nötigen Antrieb für die restliche Strecke. Wir werden ja sehen, wer hier wen zuerst fertig macht: der Path mich oder ich den Path.“

Verschwitzt, verdreckt und völlig fertig – angekommen im Wandersleben

Zumindest werden die Strapazen immer wieder mit gewaltigen Ausblicken belohnt

Zumindest werden die Strapazen immer wieder mit gewaltigen Ausblicken belohnt

„Mein innerer Soundtrack für den nächsten Tag ist quasi vorprogrammiert. Tatsächlich sollte ich irgendwann im Laufe des Tages die 500 Meilen knacken und summe daher fröhlich die Melodie von »I’m Gonna Be« der Proclaimers vor mich hin. Allerdings nicht lang, denn schon bald brauche ich meine Lungenkapazität wieder für Wichtigeres. Überleben, zum Beispiel. Nach den vielen eher kürzeren Strecken der letzten Tage habe ich beinahe schon wieder vergessen, was es heißt, über acht Stunden am Path unterwegs zu sein und völlig fertig, verschwitzt, mit hochrotem Gesicht und zerkratzten Beinen über die Hügel zu kriechen. Auch das ist Weitwandern. Und auch das ist für mich bereits völlig normal geworden.“

Lust aufs Weiterlesen bekommen?

Durdle Door

Durdle Door

„Immer links vom Meer“ kann sowohl als E-Book als auch als Taschenbuch im lokalen Buchhandel bestellt werden. Signierte und gewidmete Exemplare gibt es direkt bei der Autorin unter www.immerlinksvommeer.at

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Immer links vom Meer von Doris Hollnbuchner – Am South West Coast Path 1014 Kilometer durch Südengland

Beschreibung
1014 Kilometer zu Fuß durch Südengland! Für Doris klingt das erstmal nach Freiheit, Herausforderung und einer willkommenen Abwechslung zum Schreibtischjob.Aber kann man wirklich einfach den Pausenknopf drücken und aus dem Alltagskarussell aussteigen? Und ist es schlau, sich mit Höhenangst ausgerechnet auf eine Klippenwanderung zu begeben?Mit dem Rucksack am Rücken und dem Zweifel im Gepäck reist Doris für zwei Monate auf den … mehr davon hier

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Immer links vom Meer: Am South West Coast Path 1014 Kilometer durch Südengland (ebook)

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Immer links vom Meer (eBook, ePUB) von Doris Hollnbuchner – Portofrei bei bücher.de

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1014 Kilometer zu Fuß durch Südengland! Für Doris klingt das erstmal nach Freiheit, Herausforderung und einer willkommenen Abwechslung zum Schreibtischjob. Aber kann man wirklich einfach den Pausenknopf drücken und aus dem Alltagskarussell aussteigen? Und ist es schlau, sich mit Höhenangst ausgerechnet auf eine Klippenwanderung zu begeben? Mit dem Rucksack am Rücken und dem Zweifel im Gepäck reist Doris für zwei Monate auf den South West Coast Path, um Antworten auf diese Fragen zu erhalten. Was sie dort findet,… mehr davon hier

Über Doris Hollnbuchner

Doris Hollnbuchner ist im Spätsommer der späten Siebziger zur Welt gekommen und schreibt Geschichten, seit sie einen Stift halten kann. Sie lebt in Graz, arbeitet als selbstständige Texterin und Übersetzerin, trinkt zu viel Kaffee und hat ein unerklärliches Faible für Einschübe in Klammern (warum auch immer). Das Weitwandern hat sie 2020 für sich entdeckt, als die geplante Spanienreise pandemiebedingt ins Wasser fallen musste und sie sich stattdessen mit ihrer Schwester vier Tage lang auf einen Pilgerweg begab. Das Wandern ist geblieben. In Spanien war sie immer noch nicht.

 


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