Toilettenkultur in Japan: Lass Deinen Po verwöhnen

The Cultural Gap – von den „Donnerbalken“ Europas zur japanischen Podusche und zurück

Ein Gastbeitrag von Petra (Blog myworldsalad)

Es gibt eine Besonderheit japanischer Kultur, die ich Lesern meines Blogs nicht vorenthalten möchte. Ohne unappetitlich werden zu wollen, zitiere ich an dieser Stelle mal einen deutschen Altbundeskanzler, der mal gesagt hat : „Entscheidend ist, was hinten rauskommt“.

Nun, ob entscheidend, das lass ich mal dahingestellt. Und das „was“ soll hier keinesfalls zur Sprache kommen, aber die Umstände des „wie“ sind hier in Japan unbedingt der Erwähnung wert. Nämlich – die

Besonderheiten der japanische Toilette!

In Japan ist ja wenig Platz. In Tokyo noch weniger. Alles ist klein, fast immer fein. Die Gästezimmer in unserem Ryokan sind gerade so groß, dass zwei Tatamimatten nebeneinander passen und exakt ein geöffneter Koffer. Das Foyer unseres Gästehauses hat ungefähr 25 Quadratmeter und dient als Rezeption, Büro, Küche, Gepäckaufbewahrung, Bibliothek, Aufenthaltsraum und Frühstückszimmer.

Die Duschen sind ebenfalls winzig. Planvolles Handeln ist gefragt. Ich brauche mehrere Anläufe bis ich den Dreh raushabe und mich auf dem ca 40 cm breiten Raum zwischen Tür und Duschkabine aus- und ankleiden kann, ohne dass einerseits nur ich und nicht meine Kleider nass werden, von anderen Kalamitäten mal ganz abgesehen.

Die Eigenheiten einer japanischen Toilette schließlich stellt den Besucher wieder vor neue Herausforderungen. Die in unserem Ryokan hat ungefähr Konfektionsgröße 38. Woher ich das weiß? Ganz einfach. Ich habe ungefähr Konfektionsgröße 38, und ich passe gerade eben so hinein in die Kabine. Also in der Höhe ist noch Platz. Aber in der Breite kann ich bequem beide Außenwände der Kabine mit meinen Ellenbogen berühren. Umfallen könnte man hier nicht. Zusammensacken, ja, das ginge, umfallen aber nicht.

Kaum hat man sich auf dem stillen Örtchen eingerichtet, erste angenehme Überraschung: die Klobrille ist beheizt auf wohlige Körpertemperatur. Nach der angenehmen folgt wieder eine unangenehme Überraschung.

• Wo ist die Spülung?
• Was sollen all die Knöpfe und Tasten?
• Wo bitte ist eine englischsprachige Übersetzung für all die „Features“, die sich links und rechts neben dem Toilettensitz befinden?

Zum Glück helfen kleine Piktogramme, dennoch hat es mich Tage gedauert, bis ich wagte ein paar der Knöpfe zu drücken. Aber dann, Erkenntnisgewinn!  Die Gimmicks der japanischen Toilette umfassen: eine Sitzdusche für Damen, eine für Herren und eine, die beiden Geschlechter nützlich sind.

Wassertemperatur und Wasserdruck können frei gewählt werden. Ein Warmluftgebläse ist ebenfalls vorhanden. Zarten Gemütern, denen die Geräusche, die ein Toilettenbesuch zuweilen mit sich bringt, unangenehm sind, können per Tastatur schönere Klänge einspielen lassen.

Je nach Stimmung und Temperament stehen dem Toilettenbenutzer der Sound von schnöder Klospülung, Gebirgsbach oder sanftem Wassergeplätscher zur Verfügung. Sollte man zufällig bei seinem Toilettenbesuch ein Kleinkind bei sich führen, befinden sich sichere und recht komfortable an der Wand befestigte Kindersitze in öffentlichen Toiletten, nebst Gebrauchsanleitung in Form schöner Piktogramme.

Selbstverständlich reinigt sich die Klobrille nach Verlassen des Örtchens von selbst.

Auf dem Heimflug von Japan nach Europa verlässt man nicht nur eine faszinierende Welt, sondern reist gewissermaßen zurück Richtung europäischer Donnerbalken. Diese kulturelle Lücke gilt es zu schließen. Zwar kostet so ein edles japanisches Sanitär so viel wie ein Kleinwagen, ich werde aber mal mit meinem Vermieter sprechen.

Reisetipp: Hier die Bedienungsanleitung in englisch – zum Ausschneiden, falls sie vor Ort fehlt

Zum Ausklang noch ein Warnhinweis:

Danke an Petra vom Blog Myworldsalad