Tunesien, Sidi Bou Said: Ein Farbenrausch – in blau

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Sidi Bou Said, Künstlerdorf in Tunesien

Blauer geht es kaum: Wo Künstler Urlaub machten

Die heimliche Konkurrenz von Santorini, was die Farbe „blau“ betrifft. Nur dass sich hier nicht Kreuzfahrtschiffpassagiere die Türklinke in die Hand geben, sondern – jetzt noch – die Straßenverkäufer und Restaurantbesitzer sich auf jeden einzelnen Touristen freuen, der die steile gepflasterte Straße den Hang hinauf pilgert, um dasselbe Ambiente zu fühlen, das schon die drei Künstler Macke, Moilliet und Klee zu ihrem Kurz-Urlaub, oder war es doch ein Arbeitsaufenthalt, in Sidi Bou Said (mit 2 Punkten auf dem letzten „i“) verführte.

 

Blau und weiß: Jetzt gibt’s etwas auf’s Auge

Streng rhythmisch weiße Hausformen … die Leibhaftigkeit des Märchens

Solcherlei fiel dem Maler Paul Klee ein, als er während einer Reise durch Tunesien 1914 ganz kurz in Sidi Bou Saïd weilte. Was dem deutschen Maler August Macke dazu einfiel, kannst Du leicht in seinen Gemälden herausfinden.

 

Das Geheimnis hinter dem Namen des Dorfes liegt, wie so oft, in der Religion. Die waberte hier offenbar besonders stark, wie vor allem die „Marabouts„, religiöse Einsiedler, erspürten.

 

Der Name des Dorfes ist eine Abkürzung des späteren Heiligen Abou Said ibn Khalef ibn Yahia Ettamini el Beji, der hier gelebt hat und hier ab 1207 den Sufismus entwickelt haben soll. Mehr zum Sufismus auch gerne in unserem Beitrag zu Mevlana Celaleddini Rumi (Dschalāl ad-Dīn Muhammad ar-Rūmī),  einem persischer Sufi-Mystiker und einigen von uns im Zusammenhang mit den „tanzenden Derwischen“ von Konya (Türkei) bekannt.

 

Sidi Bou Saïd und der Hügel, auf dem das Dorf liegt, wird als heiliger Ort verehrt. Das ist offenbar nicht jedem klar, der hier versucht, Touristen mit allen möglichen Tricks in die Läden zu ziehen. A bissl mehr Ehrfurcht, bittschön!

 

 

 

 

Nicht nur die Lage des Dorfes auf einem Bergrücken mit einem unglaublichen Blick auf die Bucht von Tunis lässt den mühevollen Anstieg über gepflasterte Straßen vergessen, sondern eben auch die Farbe blau, die hier offenbar von der Gemeinde vorgegeben alles schmückt, was nicht weiß ist. Nur die Pflanzen lassen sich nicht beirren, die haben nach wie vor grüne Blätter und bougainvilleafarben Blütenblätter in allen möglichen Rotfarben.

 

Und die Türen nicht zu vergessen: Oft sind sie mit großen schwarzen Nägeln in Form von Zypressen, Rosetten oder Fischen verziert.

 

 

 

Nach Macke, Moilliet und Klee haben viele Künstler in Sid Bou Saïd eine temporäre Heimat gefunden, und auch die Begüterten unter den tunesischen Familien haben sich gerne hier niedergelassen, und wenn es auch nur für eine Sommerfrische war.

 

 

Tipp: Einfach mal von der Hauptstraße abweichen, an jedem Haus findest Du eine neue (blaue) Tür in anderer Form und Verzierung, überall siehst Du die „moucharabieh“ genannten Fenstergitter und blauen schmiedeeisernen Verzierungen. Wahrscheinlich wirst Du nicht hinein kommen, aber es sei Dir gesagt, dass hinter manchen der einfachen, weiß getünchten Fassaden richtige Paläste verbergen.

 

 

 

Den schönsten der Paläste kannst Du allerdings betreten. Er gehörte dem Baron Roldolphe d’Erlanger, der 1912 hierher kam und das Dorf lieben lernte. Heute ist sein Domizil ein Museum, wo Du auch Konzerte und andere Veranstaltungen besuchen kannst (Link zur Homepage des Museums).

Andere Häuser wiederum laden als Kunstgalerien oder als Gästehäuser ein. Nämlicher Baron hat sich übrigens ganz besonders um das Dorf verdient gemacht: 1915 wurde es auf sein Betreiben hin unter Denkmalschutz gestellt. Und weil er sowohl Maler als auch Musikliebhaber war, lud er immer gerne Künstler ein, wo sich dann bei geselligen Abenden Kunst, Musik und Literatur trafen und befruchteten.

 

Gaumenfreude

 

Wenn Dir nun nach der vielen Freude für’s Auge der Sinn nach Gaumenfreude steht, kann ich Dir empfehlen, bei den Piraten vorbei zu sehen.

 

Nahe beim kleinen Hafen des Dorfes findest Du den Eingang zum schattigen Garten des „Le Pirate„, wo ich ganz besonders lecker gegessen habe. Als Durstlöscher ein hiesiges Bier, dann ein Wein von tunesischen Weingütern, das macht Freude. Vom Essen gar nicht zu reden.

 

Übernachtungsmöglichkeit

Ich habe im 10 km entfernten Hotel Mouradi* in Gammarth übernachtet.

El Mouradi Gammarth Hotel

Sehr große Zimmer. Wenn Du Glück hast, Richtung Poollandschaft, wenn Du Pech hast (wie ich), mit Balkon auf den Parkplatz hinaus. Reichhaltiges Buffet. Wenn Du sehr früh los musst, gibt es sogar schon Frühstück (mit frischen Croissants).

 

 

Über einen kurzen Fußweg geht es zum Sandstrand, der breit genug für Aktivitäten ist

 

Lobby

 

Hallenbad und Gymnastikraum kostenlos, Spa mit Sauna etc. kostenpflichtig

 

Info und Preisvergleich durch diesen Direktlink* zum Hotel El Mouradi Gammarth

 

Von Deutschland nach Tunesien mit Tunisair

 

Völlig ungewohnt in heutigen Sparzwang-Zeiten auf Mittelstrecke: Leckeres Hauptmenü mit Bier / Wein und anderen Getränken. Und das bei dem Katzensprung übers Mittelmeer! Und nun kommt’s: Es ist kostenlos!

Besonders lobenswert der gemütliche Sitzabstand im A320, der auf beiden Strecken flog. Auch für Leute mit langen Oberschenkeln. Alle Maschinen von Tunisair, die zur Zeit den Himmel kreuzen, findest Duhier bei Airfleets.net.

Die beiden benutzten Flugzeuge, jedes über 24 Jahre alt, aber technisch TOP in Form:

Tunisair TS-IMG (Airbus A320 – MSN 390) – Abou El Kacem Chebbi – Airfleets aviation

Tunisair TS-IMH (Airbus A320 – MSN 402) – Ali Belhaouane – Airfleets aviation

Wenn Du in einem Flieger, der auch Business-Class hat, die Toilette benutzen willst, musst Du mit einem Großteil der Passagiere die Toiletten im Heck nutzen, statt nur ein paar Reihen nach vorne (durch die Business Class) gehen. Das ist verständlich (für die Business Class Leute, die mehr bezahlt haben und ihre Ruhe wollen), aber äußerst unpraktisch, weil sich das Gros der Passagiere auf 2 Toiletten hinten verteilen (und stauen) muss.

Wenn Du Glück hast, und der Flieger nicht ausgebucht, und zudem noch der Mittelsitz frei ist, kannst Du wirklich sehr bequem Deinem Ziel entgegen jetten.

Hast Du die Berechtigung, die Business Lounge im Flughafen Tunis zu betreten (hier: Espace Privilege), hast Du viel Platz, gemütliche Sessel, Esstische und ein ausreichend großes Angebot von Speisen und Getränken.

Du willst wissen, wie pünktlich die Tunisair aktuell fliegt? Wie es scheint, kommt die Airline ganz gut mit ihren Terminen zurecht: Beispiel Rückflug von Tunis nach Frankfurt mit durchschnittlicher Verspätung am Ankunftsort von weniger als 10 Minuten ein ausgezeichneter Wert (Momentaufnahme vom 23. Mai 2017).

Sich in der Luft befindliche TunisAir „Tunair“ (TAR) Flugzeuge hier.

Verkehrsbewegungen (An und Abflug, visualisiert) am Flughafen Tunis.

 

Nicht etwa Monastir, in dessen Nähe unser Hotel liegt, sondern Enfidha – der Flughafen wird von einem türkischen Unternehmen verwaltet –  steuern wir an. Flugzeit zwischen 2:25 und 2:30 Minuten ab Frankfurt.  Entfernung 1.559 Kilometer.

 

Lang ersehnt, kommt die (24 Jahre) alte Dame – gemeint ist  Tunisair TS-IMG (Airbus A320) – ja doch noch in Frankfurt an. Ob sie nun einspringen musste für einen anderen Flieger, der es nicht mehr übers Mittelmeer geschafft hat, oder ob sie anderweitig aufgehalten wurde bei dem halben Dutzend Flügen, die sie täglich absolvieren muss: Die fast drei Stunden zusätzlichen und ungeplanten Aufenthalts am Flughafen Frankfurt haben wir ohne Beanstandung und Randale hinter uns gebracht, nicht zuletzt dank zweier Feuchtigkeitsspenden vom Kiosk. Merci, Tunisair!

 

Bordmenü auf dem Hinweg

 

Rotwein aus Tunesien dazu? Keine Frage, gerne!

 

Heimflug: 1.471 Kilometer von Tunis nach Frankfurt. Flugzeit 2:35.

Golf de Porto, Korsika: (Rück-) Flug Tunis-Frankfurt (Tunisair)

 

Zürichsee: Flug Tunis-Frankfurt (Tunisair)

 

Die passenden Flüge nach Tunesien findest Du hier bei der Flugsuche* von ReiseFreak.de

Weiterführende Links

Mehr zum Thema Tunesien hier im Sammellink meiner Tunesien-Beiträge

Tunesien: Tweets aus einem fabelhaften Urlaubsland

Tunesien: Tore, Türen und Portale. Hauptsache bunt

 

100 Jahre Tunisreise – Mitten ins Märchen – Sidi Bou Said -Tunesien schönstes Dorf

100 Jahre Tunisreise: Vor hundert Jahren begann die Tunisreise der Maler Macke, Moilliet und Klee. Eine Spurensuche

 


 

Behind the scenes

Wieder ein Beitrag aus Tunesien. Weitere werden folgen. Dort muss ich auf jeden Fall noch einmal hin. Mit einer Kamera, die funktioniert.

Denn meine bisherige machte nach der Ankunft noch 3 Bilder, dann war sie aus, die Maus.

Schön blöd, wenn nach nur 2 Jahren und ein paar Monaten (also kurz nach der Gewährleistungszeit) ein erhofftes und erwünschtes Qualitätsprodukt (LUMIX DMC-TZ36*) den Geist aufgibt.

Noch blöder, wenn so etwas auf einer Pressereise passiert, wo für den ReiseBlog ansprechende Bilder gefragt sind. Mit Zeiss-Linse, Zoom und allem pi-pa-po.

Die Smartphone-Kamera mit dem Fixfocus-Objektiv kann da nicht mithalten.

 


Die Kosten für die Reise nach Tunesien 2017 wurden zu einem großen Teil vom Fremdenverkehrsamt Tunesien sowie von der Fluggesellschaft Tunisair übernommen.

Meine Berichterstattung in diesem und den anderen Tunesien-Artikeln wird davon jedoch nicht beeinflusst.

 


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2 Kommentare

  • Daidi Hecht

    Wow die Stadt ist ja ein Traum!

    Ich war selbst vor so 5 Jahren mal auf Derbja und da hat es mir sehr gut gefallen. Bin jetzt aber seit neuestem nicht mehr der Pauschal-Urlaubs-Typ sondern möchte mehr sehen und Kultur erleben und suche da nach einem schönen „Arabischen“ Land.

    Habe zuerst an Marroko gedacht, ich finde von den Berichten die ich gelesen habe, ist das auch echt schön dort. Jetzt habe ich hier deinen Bericht über Tunesien gefunden und finde das auch sehr ansprechend.

    Vielleicht bin ich da etwas zu ängstlich, aber es gab doch mal vor ein paar Jahren irgendwelche Terroristen an einem Strand? Ist da etwas im Moment in Tunesien zu sehen? Ist man da sicher?
    Vielleicht mache ich mir auch nur zu viele Sorgen…

    Danke und liebe Grüße Daidi

    • Servus Daidi,

      Terror kann überall stattfinden. Wo immer sich ein verblendetes Hirn dazu hinreißen lässt, ihm Unbekannte massenhaft zu vernichten, ist es unsicher. Ob Du nun gerade in Tunesien auf den Terror triffst, oder auf dem Bahnhof Deiner Heimatstadt, ob in Nizza, Berlin, Paris, Manchester oder am Strand in Tunesien, das entscheidest nicht Du, sondern der Depp, der meint, möglichst viel Unheil anrichten zu können.

      Daher: Ob Sinai, ob Sousse, ob nach Tunesien oder Ägypten: Fahr einfach hin! Freu Dich, dass es dort keinen Massentourismus (mehr) gibt.

      Kleiner Hinweis: Das deutsche Außenministerium hat für jedes Land Tipps und Warnungen parat. Lies sie und verhalte Dich danach. Das hilft beim Überleben.

      Gute Reise!