Farbiges Lanzarote: Schwarz, weiß, grün. Und grau.

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Tja, so viel Pech muss der Mensch haben. Da will man dem Winter entfliehen und gerät dann in der einzigen Woche, die man gebucht hat, in eine zwar Schnee-freie, doch recht kühle und, was noch wichtiger in diesem Zusammenhang ist, dunkle Urlaubsgegend. Dunkel nicht nur wegen des dunklen Vulkangesteins, sondern weil es von oben her eben grau erscheint, und nicht blau.

Wobei die Insel Lanzarote im Prinzip ja nichts dafür kann. Man wird schon im Vorfeld darauf hingewiesen: Zwar sei ein gaaaanz ganz dolles Klima dort, besonders auch für Kranke an Lunge und Gelenken (Rheuma), aber die Wintermonate seien nicht unbedingt durchgehend sonnig. Recht haben sie, die Hinweisgeber. Ob die Insel nun gesund ist oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Nach nur 1 Woche schon gleich gar nicht. Dass wir uns einen veritablen grippalen Infekt nach Hause mitgebracht haben, und nicht erst im Flieger aufgefangen, wie sonst, können wir durchaus der kühlen, oftmals windigen Witterung und der grauen Himmel zuschreiben.

 

Dreiradfahrer auf Lanzarote

 

Wer nun glaubt, nur wir sind zu blöd gewesen, um vor der Buchung die einschlägigen Wetterdienste zu konsultieren, dem sei gesagt, dass es auf der Insel von Touristen aus allen Herren Ländern nur so wimmelt. Nicht so viel wie zu den Haupturlaubszeiten, aber doch so viel, dass man rechtzeitig an den üblichen Touristenmagneten vor der Kasse sein muss, um nicht hinter mehreren Busgruppen anzustehen, die immer Vortritt haben.

Trotzdem gelingt es immer wieder Tour-Bussen, unseren Plan zunichte zu machen: Einige Male kommen wir am Parkplatz vor Manriques Touristenattraktionen an – und sehen schon mindestens 10 Busse dort parken. Große Busse. Volle Busse. Und manchmal haben wir einfach Glück, und können gerade noch vor den hereindrängenden Gruppenreisenden einige Minuten Ruhe und Konzentration auf den Ort des Geschehens genießen, bevor dann die übliche Hektik ausbricht.

 

Einzelner Touristenbus am Rande des Timanfaya-Nationalparks bei El Golfo

 

 

Lanzarote: Schwarz, weiß, grün. Und grau.

Doch nun zurück zum Titel: Schwarz wie Lavagestein, weiß wie die vielen weiß gestrichenen Häuser mit den grünen Fenstern und Türen. Weiß und grün übrigens wegen des Multitalents César Manrique, der seine Art der Farbgestaltung zusammen mit der Inselregierung über viele Jahre der Gesetzgebung und damit der Inselbevölkerung aufdrückte, so dass auch heute noch die Farben rot, orange, gelb, blau recht selten auf der Insel sind. Blau, wie gesagt, völlig ungängig während unserer Lanzarote-Woche, weil der Himmel sich entschied, ein schickes Grau zu tragen. Meistens jedenfalls.

 

Yaiza: Wallfahrtskapelle Ermita de los Remedios

 

Wer noch nie auf einer Vulkan-Insel war, dem kann Lanzarote so einiges zu bieten. Von Puerto Calero aus fahren wir über Yaiza, einem gepflegten, recht nichtssagenden, aber reichen Dörfchen, zu der „La Geria“ genannten Landschaft, die vor allem durch Weinanbau bekannt geworden ist.

 

Yaiza: Schwarz, weiß, grün – und grau

 

La Geria

Mitten zwischen Vulkanbergen und rauhen, grobkantigen Lavabrocken, haben die Lanzaroter Weinbauern eine einzigartige Weise gefunden, wie sie ihre sorgsam gepflegten Weinstöcke kultivieren. Das geht so weit, dass das Museum of Modern Art in New York in den 1960er Jahren die Gegend zum Gesamtkunstwerk ausrief.

Halbkreise, bis ganz die Hänge hoch

 

 

 

Um jede Pflanze siehst Du einen Wall von Lavagestein, der den Wind abhält und der Austrocknung vorbeugt, während kleine Lavasteinchen, Lapilli genannt, den Boden bedecken und zweierlei Gründe haben: Erstens die Verhinderung der Austrocknung des Bodens und zweitens die Sammlung von allnächtlichem Tau, der nur nach und nach an den Boden und somit an die Pflanze abgegeben wird.

 

 

 

 

Normalerweise könnte man an solch trockenem Platz – es regnet fast nie in dieser Gegend Lanzarotes – keinen Weinanbau betreiben, doch durch „Enarenado„, den Trockenfeldbau, kann Weinanbau ohne Regen stattfinden.

 

 

Bitte nicht wundern, dass Wein aus Lanzarote etwas teurer ist als der Massenwein aus dem Languedoc oder aus Südtirol. Wenn man einmal diese mühsame Art, aus Lava die begehrte alkoholische Flüssigkeit zu gewinnen, gesehen hat, zahlt man gerne ein paar Euronen mehr. Und im „Duty free Shop“ am Flughafen gerne das Doppelte bzw. Dreifache.

 

 

 

Also lieber hier in einem Supermarkt oder Tante-Emma-Laden kräftig zulangen und schon einmal auf dem Balkon / Terrasse des Hotels eine kleine Weinprobe veranstalten. Alternativ in den Lokalen und Restaurants nach hiesigem Wein fragen, statt den vielleicht billigeren importierten zu konsumieren.

 

Archaische Landschaft am Timanfaya Nationalpark

 

Flechten als Wegbereiter der Landwirtschaft

 

 

Flechten zerlegen das grobe Vulkangestein und helfen, die Gegend fruchtbar zu machen. Doch das dauert halt…

 

 

Die Feuerberge von Timanfaya

 

 

La Geria liegt am Rande des Nationalparks Timanfaya (Parque Nacional de Timanfaya). Seit 1974 darf man hier nicht mehr wahllos kreuzen und queren, sondern zahlt Eintritt und wird mit Bussen über Vulkanberg und Vulkantal gefahren.

 

Hoch oben auf dem Vulkan ein gelber Bus

 

 

 

Blubb: Eine Vulkanblase ist geplatzt. Leider können wir nicht aus dem Bus aussteigen, um ins Erdinnere zu sehen.

 

 

Wie wenn die zähflüssige Lava soeben erstarrt und dann eingerissen wäre

 

 

Ein Tipp, den ich hier gerne weitergebe: Im Bus versuchen rechts zu sitzen. Da soll angeblich mehr zu sehen sein als links. Und so haben wir es gemacht. Das Auto parkt derweil vor dem Restaurant auf der Kuppe eines Vulkans, der es noch kräftig in sich hat: Man grillt dort für’s Restaurant, und wenn Du einen Steak oder ein paar Würstchen mitbringst, kannst Du Dein Essen selbst brutzeln – auf Vulkanhitze!

 

 

Endlich etwas blau: Der Blick von den Feuerbergen hinunter zum Atlantik im Westen

 

 

Feurio am Vulkan! Gestrüpp brennt – von ganz alleine. Moses und der Dornbusch – auf kanarisch.

 

 

Mahlzeit: Grill Dir ein’s ! Über Vulkanhitze zubereitet.

 

 

Auf der Freifläche wird den Besuchern – und den vielen Bustouristen, die hier ankommen – gezeigt, was der Vulkan noch so in sich hat. In regelmäßigen Abständen legt ein Bediensteter eine Büschel Gestrüpp  in ein Loch im Boden, und schon nach kurzer Zeit fängt es Feuer und brennt lichterloh.

 

 

Ein Knabe wird von seinem Vater gebeten, sich neben einer Röhre, die aus dem Boden neben dem Restaurant ragt, zu positionieren. Ein böser Scherz, wie sich herausstellt. Ein Angestellter gießt ein wenig Wasser in die Röhre, und der Bub hält sich entsetzt die Ohren zu, als nach wenigen Sekunden ein mehrere Meter hoher Dampfstrahl tosend mit lautem Fauchen in die Höhe schießt.

 

 

 

Viel Glas im Restaurant

 

 

Manriques Symbol für den Nationalpark Timanfaya: Das Feuerteufelchen

 

 

 

Kaum lässt sich die Sonne sehen, ändern sich die Landschaft stark, durch das Spiel von Licht und Schatten

 

 

 

 

 

 

Ein wenig störend: Kaum Anhaltemöglichkeit zum Fotografieren auf der Ortsverbindungsstraße, die den Nationalpark durchschneidet

 

 

 

Die Gegend um die Montañas del Fuego (Feuerberge) nimmt ein Viertel der Gesamtfläche Lanzarotes ein und kann an wenigen Stellen bewandert werden, teils mit Führung, teils ohne.

 

El Golfo

Zum Beispiel von El Golfo aus, wo man (das heißt ich als Gehbehinderter leider nicht) über einen anfangs (die ersten paar Meter)  gut ausgebauten, dann recht stolperanfälligen Weg am Meer entlang über die grobkantigen rauhen Lavasteine des Parks marschieren kann, dort wo die Krater sich in den Atlantik ergossen.

 

 

 

 

Wanderer mit Muße

 

 

El Golfo, schwarz-weiß

 

 

Wir sehen uns lieber auf der anderen Seite von El Golfo den „Grünen See“ (Lago Verde oder „Charco de los Clicos“) – zusammen mit jeder Menge Bustouristen – an. Der See, hübsch grün (siehe Thema) von der Alge Ruppia Maritima eingefärbt, gilt als Attraktion der Gegend.

 

 

 

Ein wenig später kommen wir, einmal um den teilweise im Meer versunkenen Vulkankrater Montaña de Golfo herum, zu

Los Hervideros

 

 

 

 

Blick in eine Waschmaschine aus Vulkanfels

 

 

An der Steilküste aus Basalt haben sich Höhlungen gebildet, in die der Atlantik mit Wucht hineinstößt, um dann an anderer Stelle wieder unter großem Getöse herauszuspritzen. Der Mensch hat sich das zunutze gemacht, so dass wir ziemlich nahe an das Geschehen heran können. Einige der Zugänge hat das Meer schon wieder entfernt: So gerne es selbst spielt, so ungern lässt es mit sich spielen (siehe Bild unten).

 

Damit hier noch etwas „grün“ hinzukommt, stelle ich kurz das auf jeder Bustour besuchte, 15 m hohe Bauern-Denkmal

Monumento al Campesino

vor, wie schon so vieles von César Manrique gestaltet, diesmal aber von einem Kollegen ausgeführt. Wir besichtigen den unterirdisch (unter-lava-isch?) gelegenen Speisesaal und das einfache Landwirtschaftsmuseum „Casa Museo del Campesino“.

Grau in grau: Mit blauem Himmel sähe das Monumento al Campesino gleich viel besser aus

 

 

 

 

 

 

 


Was man auf Lanzarote unternehmen – und gleich von zu Hause oder vom Hotel per Internet buchen – kann (Angebot unseres Werbepartners):

 

 

 


 

Reiseblogger-Codex:

Dieser Beitrag entstand nach einem selbst organisierten und selbst bezahlten Familienurlaub auf Lanzarote. Ich danke dem Spanischen Fremdenverkehrsamt in München und Berlin für die Versorgung mit Informationsmaterial sowie für die Unterstützung beim Eintritt zum Nationalpark Timanfaya.


 

Mit diesem Beitrag nehme ich an der „Blogparade: Meine ReiseEntpfehlung“ teil. Hast Du auch mal einen schlechten Tag, eine schlechte Woche oder gar eine Deiner Meinung nach schlechte Destination erwischt? Dann mach doch einfach bei dieser Blogparade mit!

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