Im Heißluftballon über Südafrika: Dein Abenteuer mit Urkunde

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Mit dem Heißluftballon unterwegs

Minus 1 Grad zeigt die elektronische Laufschrift eines Elektriker- Geschäftes am Stadteingang von Pretoria, als ich zu früher Stunde die Autobahn verlasse. Anfang Juni, das bedeutet in Südafrika Winterzeit. Es ist fünf Uhr morgens. Funkelnd glitzern die Sterne in dieser eiskalten Nacht.

Als allmählich die Morgendämmerung die ausgetrocknete Landschaft Transvaals (jetzt: Northwest Province) leicht rötlich zu färben beginnt, habe ich bereits die Ausläufer des westlich der Hauptstadt liegenden Hartbeespoortdams, eines Stausees, erreicht.

Der Startplatz des Heißluftballons liegt, mit dem Wagen recht gut zu erreichen, in einem Tal zwischen den Magaliesbergen, die zu den ältesten Gebirgen der Welt zählen, und einer anderen, weiter südlich gelegenen Hügelkette.

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Bill Harrop, seines Zeichens Besitzer des gleichnamigen Ballon-unternehmens „Original Balloon Safaris“, verläßt für einen Augenblick seine Arbeit: Im Hintergrund wird soeben ein knallbunter Heißluftballon mit einem überdimensionierten Ventillator aufgeblasen- zunächst noch ohne Heißluft.

Bill, traditionsgemäß als Ballonfahrer mit einem Bart geschmückt, in warmer Kleidung und Fellmütze, zieht einen Handschuh aus, reicht mir die Hand und heißt mich herzlich willkommen. Seine Frau Mary hat inzwischen auf einem Klapptisch Tee, Kaffee und Knabbereien vorbereitet. Die Temperatur ist immer noch recht frisch. Heißer Tee wärmt uns Hände und Magen.

Eine kleine Schar von erwartungsfrohen Mitfliegern, bzw. -fahrern, die soeben mit einem VW-Bus angekommen sind, reiben sich fröstelnd die Hände. Wie sich herausstellt, sind fast alle Berufsflieger. Stewards und Stewardessen von Lufthansa, Gulf Air und Qantas, daneben auch ein junger deutscher Tourist, der mit dieser Ballonfahrt seine drei Monate Südafrika gebührend abschließen will.

 

 

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Der Heißluftballon wird mit Leben gefüllt

 

Nun wird es ernst. Alle Mitfahrer müssen anpacken. Wir halten die Ballonhülle fest, und Bill mit seinem schwarzen Helfer lenkt die meterlange Flamme aus dem Brenner in das Dunkel der Ballonhülle. Der zuvor durch das Gebläse waagrecht gehaltene Ballon richtet sich langsam auf. Haushoch steht er über uns in der dünnen Morgenluft. Die Kunst ist es nun, die Hülle nicht verbrennen zu lassen.

Da der Ballon keinen Anker hat, halten alle Anwesenden den Korb, in dem 6 Fahrgäste Platz haben, fest. Unsere Gruppe ist zu groß, deshalb will Bill zweimal fliegen. Er tröstet die Zurückbleibenden: Beim zweiten Mal können wir höher fliegen, und weiter. Ein schwacher Trost, denn unsere Füße werden in dieser Kälte zu Eisklötzen. Die jungen Leute der Lufthansa- Crew mosern herum, als sie von Flug 1 auf Flug 2 umgebucht werden. „Da hätten wir ja eine Stunde länger schlafen können“, schimpft eine müde Stewardess leise. Es war eine lange feuchte Nacht gewesen!

Langsam und majestätisch hebt der Heißluftballon von der Wiese ab. Wir unten am Boden applaudieren, um warme Finger zu bekommen, und fotografieren den mächtigen Ballon im orangen Licht der Sonne.

Beinahe hätte „Flug Nr. 1“, wie auf dem Ticket steht (jeder hat eines bekommen), die Baumwipfel gestreift. Aber nur beinahe, denn Bill, seit 12 Jahren im Geschäft, weiß, wie er seinen Ballon fahren muß! Bill besitzt drei Ballons, die 6 – 8 Passagiere per Flug befördern. Wenn er nicht gerade selbst fliegt, helfen ihm qualifizierte und erfahrene Kapitäne. Wie er mir erzählt, führt er jährlich über 1000 Passagiere durch die Lüfte des Highveldes. Dabei fährt er nicht nur in der Gegend der Magaliesberge, sondern auch über einem Wildreservat im nördlichen Transvaal (Touchstone Game Ranch), wobei die Touristen vom Ballon aus Wild beobachten können. Ein besonderer Leckerbissen also!

 

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Perlhühner findet man allenthalben in Südafrika

 

Bill empfiehlt gute Schuhe für den Flug, Freizeitkleidung, und für die Winterzeit warme, „schälbare“ Kleidung, denn es wird schnell warm. Nicht zu vergessen sind eine Sonnenkappe und evtl. Sonnencreme, denn der Flug dauert ca. 1 bis 1 1/2 Stunden. Die komplette „Safari“ dauert ca. 6 Stunden, von der Abholung am Hotel bis zur Wiederablieferung des Gastes. Am Ende des Fluges gibt es ein verlängertes Frühstück (Brunch) im Hause des Chefs in Fourways (bei Johannesburg). Bill fliegt an jedem Tag der Woche, soweit das Wetter mitspielt. Bei der Buchung bin ich gefragt worden, ob ich von einem 60 cm hohen Stuhl hüpfen kann. Das ist tatsächlich die einzige Bedingung für den Flug (außer der Bezahlung natürlich). Bill erzählt, daß bisher sein ältester Passagier 89 Jahre alt war, sein jüngster drei.

Bill Harrop versteht sein Handwerk. Als die Zeit von Flug Nr. 1 ungefähr abgelaufen ist, landet Bill genau von der anderen Seite her sanft und wohlbehalten auf der Wiese. Die erste Fluggruppe scheint es genossen zu haben. Laut knallt ein Korken aus der Champagnerflasche. Fotoapparate klicken. Ausgelassene Stimmung.

Wir beobachten die Szene kritisch, da unterkühlt. Einer nach dem anderen werden die Passagiere ausgetauscht, damit sich der Ballon, den es immer noch nach oben zieht, nicht selbständig macht.

Und schon geht es weiter. Während man unten am Boden lebhaft die Eindrücke der Ballonfahrt bespricht, treiben wir schon in einer sanften Brise dem Staudamm und der Morgensonne entgegen. Schnell sind wir in großer Höhe, da öffnet Bill die nächste Flasche Schampus und verteilt durchsichtige Trinkbehälter: „Kristallglas, als Plastikbecher getarnt“, erklärt er augenzwinkernd.

Die Landschaft unter uns zeigt allmählich ihre wahre Farben: Bräunlich-gelb liegt das Tal unter uns. Das Rot der aufgehenden Sonne ist verschwunden. Leuchtend grüne Kreise dort unten am Boden machen mich aufmerksam. Das muß ich fotografieren. „Kein Problem“, sagt Bill, und zieht an einer Leine, die vom hausgroßen Ballon über uns herunterhängt. Sachte dreht sich der Ballon, und ich kann ausgiebig das mit fahrbaren Rohrleitungen kreisrund bewässerte Feld fotografieren. Die bunten Farben des sich über uns blähenden Ballons heben sich vom knallblauen Highveld- Himmel ab. Natürlich ist kein Wölkchen am Himmel. Es wird warm.

 

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Landschaft bei Pretoria (Bushveld)

 

Ich möchte wissen, warum Bill in kurzen Abständen aus dem Ballon spuckt. Eine dumme Angewohnheit? Nicht ganz, erfahre ich. Er erkennt auf diese Weise die Windströmungen, die er geschickt nutzt. Jetzt zum Beispiel treiben wir auf die südliche Hügelkette zu, sind schon beinahe drüben. Das gefällt Bill nicht, denn das unter uns fahrende Begleitfahrzeug muß sonst einen großen Umweg machen, um uns wieder an Bord zu nehmen.

Also läßt er etwas Heißluft ab. Der Ballon senkt sich. Nur noch wenige Meter trennen uns von den Baumwipfeln, da erfasst uns eine genau entgegengesetzte Luftströmung, und Bill strahlt. „Genau das habe ich jetzt gebraucht. Jetzt heißt es aufpassen, damit wir in dieser Strömung bleiben!“

Und wir bleiben. Langsam treiben wir zurück in das Tal, aus dem wir gekommen sind. „Mary, mach Dich zur Landung bereit“, nimmt Bill über Funk mit seiner Frau dort drunten im VW- Bus Kontakt auf. „Ich möchte direkt auf dem Anhänger landen“, gibt er durch.

Von oben her dirigiert er das Bodenfahrzeug zu seinem Landeplatz. Alles hätte so schön geklappt! Doch ein vorwitziger riesiger Armeehubschrauber bringt seine Pläne durcheinander. Er umkreist uns erst neugierig, bleibt dann stehen, und erzeugt mit seinem mächtigen Rotor soviel Wind, daß wir weit abgetrieben werden. Bill macht gute Miene zum bösen Spiel, und bedeutet dem Hubschrauber- Piloten, sich aus dem Staube zu machen. Die Vernunft siegt, und die Riesenhummel zieht ab.

Langsam verliert unser Ballon an Fahrt. Kurzer Sprechkontakt mit Mary. Wir landen! Zu schnell! Der leichte Aufprall läßt uns in die Knie gehen, schwupp, ist der Ballon schon wieder in 10 m Höhe. Macht nichts, meint Bill. Wir schaffen’s schon! In mäßiger Geschwindigkeit treiben wir auf den gelben VW- Bus zu. Der Wind ist mit uns! Er wandelt sich zur Brise, und sanft setzt der Ballon 5 Meter vom Anhänger entfernt auf. Viele Hände ergreifen den Korb, und ziehen ihn auf den Anhänger, während Bill die Flamme spielen läßt. Der Korb mit den inzwischen leeren Gasflaschen ist enorm schwer. Ihn ohne Unterstützung durch den Ballon auf den Hänger zu heben ist nur mit sehr viel Kraft und Aufwand zu erreichen.

Heil gelandet! Der schwarze Helfer zieht die Spitze des Ballons nach unten, während alle Ventile geöffnet sind. Die heiße Luft entweicht, und schon bald liegt eine bunte runzlige Riesenwurst auf dem staubigen Boden. Schnell ist die Ballonhülle zusammengerollt und auf dem Hänger verstaut. Wir fahren zur Startwiese, und von dort nach Fourways, wo wir ein reichhaltiges Brunch zu uns nehmen.

So um die Mittagszeit beendet Bill diesen herrlichen Ausflug mit einem Handschlag und der offiziellen Überreichung einer wertvoll aussehenden Urkunde, in die mit roter Tinte und geschwungener Handschrift liebevoll der Name des „tapferen und mutigen Bezwingers der milden südafrikanischen Lüfte“ eingetragen ist. Die Schrift ist in Ballonform aufs Papier gesetzt. Eine bleibende Erinnerung an diese Fahrt! Ich habe die Urkunde hinter Glas an die Wand gehängt, direkt neben der vom Cap Agulhas, der Südspitze Afrikas.

 

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Urkunde, natürlich …

 

 

 

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